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Materialverbrauch der Verschiedenen Netztypen

Kleine Übersicht von Gebrauch und Verbrauch an Materialien in der hiesigen Fischerei in den Jahren um und nach der Jahrhundertwende, als die Fischerei ihren Höchststand an Bootseinheiten erreicht hatte.

In den nachfolgenden Bericht habe ich den Materialverbrauch für die verschiedenen Netzarten sowie die Ausführung der Fischerei mit den einzelnen Netzarten – wie ebenso die große Arbeitenförderung bei der Herstellung der Netze – vollständig nach eigenen Kenntnissen aufgeführt, sowie einige Geschehnisse der damaligen Zeit.

Zur Herstellung und Ausrüstung einer damals in Betrieb befindlichen Handwaade (Zugnetz) gehörte zuerst Hanftauwerk. Dieses bestand aus bestem russischen Hanf, der aus den Rokitno-Sümpfen über Minsk als Rohware in alle Welt exportiert wurde. In Eckernförde wurde er von den Reepschlägern weiterverarbeitet, per Hand versponnen zu meist dreischäftigem Tauwerk – je nach Zweck und Anforderung.

Für die Anfertigung einer neuen Waade wurde etwa 220 Meter Tauwerk von 20–22 mm Querschnitt als Unterdelle für beide Arme (Flügel) verwendet, ebenso 220 Meter von 18–20 mm Querschnitt als Oberdelle. Hinzu kamen 220 Meter Flottholzleine von 10–12 mm mit Linksschlag sowie an die 60 Meter für Unter- und Oberzinns des Hamens. Das gesamte Tauwerk wurde in zweckmäßigen Stärken hergestellt und in echtem schwedischen Holzteer gekocht, um es widerstandsfähig und haltbar zu machen. So fand es als Rahmen für die Waade Verwendung.

Das gesamte Netzgarn von 12–13 mm Maschenweite wurde modellgemäß der Waade entsprechend zurechtgeschnitten und an die Unter- und Oberdellnetzstreifen angenäht. Diese waren um eine Nummer stärker im Garn als das gewöhnliche Netzgarn und hatten Maschenweiten von 14–15 mm.

An die Unter- und Oberdellenstreifen wurden handgeknotete Sohlmaschen mit 30 mm Maschenweite und 5–6 Maschen Breite aus dreifach gesponnenem Baumwollgarn angenäht – über die gesamte Länge der Waadenarme(Flügel), sowohl unten als auch oben. Danach wurden die Sohlmaschen mit dem restlichen Netzgarn nach gebräuchlichen Maßen an Unter- und Oberdelle eingestellt und festgemarlt.

Waren beide Arme (Flügel) fertiggestellt, wurde der für sich agefertigte Hamen an die Arme angenäht und die Handwaade zur betriebsfähigen Einheit zusammengefügt. Dass dies viel Zeit und Arbeit erforderte, ist verständlich.

Zu jeder Waade gehörten zwei Boote von 8–9 Metern Länge und etwa 3 Metern Breite. Jedes Boot war mit einer Handwinde ausgerüstet, die quer von Bord zu Bord im achteren Drittel des Boots verlief. Sie war mit einer festen und einer losen, aus Eschenholz gedrechselten Speiche bestückt.

Auf jeder Winde war eine hart geschlagene, 14 mm starke, in Teer gekochte Hanfleine von je viermal 60 Faden (je 110 Meter), zu insgesamt 240 Faden (440 Meter) zusammengespleißt. Diese Länge entsprach den gesetzlichen Vorgaben für Handwaaden in unserer Förde.

Zur Ausrüstung der Waade gehörten – zusätzlich zu den 480 Faden Waadleinen – je Boot ein bis zu 30 Faden langes Ankertau aus 5 cm starkem Kokostau. Außerdem ein Dwarstau aus dem gleichen Material von 20 Faden Länge. Die aus Kokosfasern hergestellten Taue waren elastisch und seewasserbeständig.

Jedes Boot hatte zwei Masten (Groß- und Vormast), zwei Sprieten für Groß- und Vorsegel, zwei Riemen von 24 Fuß Länge, sowie einen 50 Pfund schweren, speziell für die Waadenfischerei gefertigten Anker mit einem Ankerstiel von 1,10 Metern.

Zu jeder betriebsfähigen Waade gehörten bis zu 53 naturgewachsene Granitsteine zwischen 6 und 20 Pfund Gewicht. Diese waren glatt und in zweckmäßiger Form. Durch 15 mm breite, durchgehende Löcher – per Hand mit dem Steinbohrer gebohrt – wurden Steinbänder gesteckt, welche an der Unterdelle in Abständen von 2 Faden angebracht waren. Die Bänder wurden über die Steine geströbt, sodass sie in festen Schlingen hingen.

Der Kehlstein – am Ende der zusammenlaufenden unteren Waadenarme beim Hamen befestigt – war der schwerste Stein, oft über 20 Pfund. Durch das Gewicht dieser Steine am hinteren Teil der Waade wurde ein Aufschwimmen verhindert, wenn sich größere Fischmassen im Hamen befanden und durch deren Auftrieb der wichtigste Teil der Waade vom Grund abgehoben wurde. Dadurch hätte ein Großteil des Fanges verloren gehen können.

Nach der Jahrhundertwende wurden die alten, 16 Längen langen Handwaaden auf 10–12 Längen verkleinert. Man verwendete leichteres Netzgarn und stellte die Netze etwas gestreckter an Ober- und Unterdelle ein. Der große, schwere Ringhamen wurde durch einen leichteren Hamen mit Keilschnitt ersetzt. Dadurch war die neue Handwaade leichter zu handhaben und brachte ebenso gute Fangergebnisse wie die alte, schwer bedienbare große Waade.

Multipliziert man den Materialbedarf einer einzigen Waade mit 70, kann man sich vorstellen, welche Mengen an handgefertigten Gebrauchsgütern allein in der Handwaadenfischerei Verwendung fanden.

Für jede einzelne Waade wurden etwa 500 Meter Tauwerk verschiedenster Art benötigt – bei 70 Waaden also 35 000 Meter. Dazu kamen über 60 000 Meter an Waadleinen, die auf den Winden aufgewickelt waren. Außerdem weiteres Tauwerk, 140 Boote mit 280 Segeln, Masten, Sprieten und Riemen sowie rund 3710 Steine. Alles, was zu einer betriebsfähigen Waade gehörte, musste in der Saison – oft mehrmals täglich – unter schweren Bedingungen von der Besatzung mit ihren Händen und ihrer Kraft bedient und bewältigt werden.

Große Mengen an geteertem Hanftauwerk wurden für die Stellnetze der Sprotten- und Heringsfischerei benötigt. Wenn man für die damalige Zeit etwa 1500 Stellnetze dieser Arten im Besitz der Eckernförder Fischer rechnet, so ergibt sich eine ungeheure Länge an Tauwerk. Dieses fand für Ober- und Unterdelle sowie die Seitensims Verwendung – wobei jedes eingestellte Netz eine Länge von 40–45 Metern besaß.

Auf fünf Netze dieser Art kamen rund drei Anker mit je etwa 20 Pfund, dazu je ein 3–3½ cm starker Kokosläufer als Ankertau mit 25–30 Faden Länge. Hinzu kam weiteres Tauwerk für Weedtau usw. (Weedtau = Tauwerk für Netzzeichen).

Für Stellnetze der Goldbuttfischerei wurden zwei und drei Garne für Ober- und Unterdelle aus bestem Flissen (Flachs) hergestellt, welches aus Italien importiert wurde. Ebenso wie Segelgarne, die auch für Steertbänder zum Aufbinden des Flottholzes aus Papelborke dienten, welches die Fischer selbst zurechtschnitzten.

Für die Buttnetze, die sich in den 1910er-Jahren und danach im Besitz der Eckernförder Fischer befanden, wurden Zigtausende Meter Flissengarn verwendet. Etwa 50 Quasen fischten im Sommer mit Buttnetzen. Auf jeder Quase arbeiteten drei Mann. Jeder von ihnen besaß etwa 50 Netze, die im Wechsel in zwei Schichten verwendet wurden: eine im Wasser, eine an Land. So war stets eine Schicht auf dem Fangplatz, während die andere zum Trocknen, Ausbessern und Vorbereiten an Land lag.

Bei der Buttnetzfischerei in den Sommermonaten wurden bei drei Mann an Bord gewöhnlich mit einer Netzschicht von 65 oder 72 Buttnetzen gefischt. Genauso viele waren an Land in Vorbereitung. Insgesamt kamen pro Quase bis zu 144 bzw. 162 Netze zum Einsatz – bei 50 Quasen also an die 17 000 Buttnetze, die alleine von Eckernförder Fischern in der Saison in Bewegung waren.

Für die damalige Buttwaadenfischerei wurde viel geteertes Hanftauwerk gebraucht – teils auch wiederverwendete Leinen aus alten Handwaaden.

Das Netzgarn für die Buttwaade war vielfach handgeknotet mit Maschenweiten von 45–48 mm. Die Arme (Flügel) waren meist bis zu 30 Meter lang.

Auch bei der Bundgarnfischerei wurden Tauwerk und Netzgarn gebraucht. Vor allem aber jede Jahr viele neue Tannenpfähle. Diese wurden – sofern es die Witterung zuließ – im März auf den Bundgarnplätzen eingerammt.

Die nach der Jahrhundertwende eingeführte Tuckerei mit Scherbrettern und Schleppnetz verbrauchte von Jahr zu Jahr immer mehr Tauwerk. Für Schleppleinen von 60 Faden Länge (110 m) wurden geteerte Hanfleinen verwendet, ebenso für die sogenannten Wischenleinen aus Manilla (25–30 Faden). Diese wurden hinter den Scherbrettern angeschäkelt und am anderen Ende mit einer Hahnepote am Tuck (ein vierkantgeschnittenes Schleppnetz) befestigt.

Mit der Zeit wurden die Wischenleinen aus Manila bis auf 40 Faden verlängert. Manila sowie Sisal wurden aus Pflanzenfasern von verschiedenen Agaven hergestellt. Bei der Schleppnetzfischerei war an den Wischenleinen viel Verschleiß.

Die Manillaleinen wurden mit Bastbüscheln bestückt (hauptsächlich nach der Zeese hin), um am Grund die Goldbutt damit aufzuscheuchen. Dies wurde jedoch mit der Zeit abgeschafft, da es beim Fischen auf Fanggründen störte, wo braune Algen und sonstiges Seekraut von den Steingründen sich durch Grundströmungen auf den weichen Mudgründen ablagerte. Das Kraut staute sich an den Bastbüscheln auf, wodurch die Scherbretter ihre Scherkraft verloren. So musste in kurzer Zeit das ganze Schleppgeschirr aufgeholt werden – ohne Fang.

Es ging eben ohne den Bast auf den Leinen besser; die Fänge an Goldbutt hatten sich nicht verschlechtert.

Das ganze Liekgut für alle Segel, die bei der Fischerei in Gebrauch waren, musste aus dem besten Hanf speziell geschlagen werden – mit einer leichten Festigkeit. Dagegen musste das stehende Gut hart geschlagen sein, und das laufende Gut wieder leicht, damit es eine gewisse Geschmeidigkeit besitzt.

Für die Takelung der Quasen und der hier verkehrenden Frachtschiffe wie auch fremder Segelschiffe, die in der damaligen Zeit unseren Hafen anliefen, versorgten sich diese – wenn nötig – bei den Eckernförder Reepschlägern mit Tauwerk der verschiedenen Gattungen.

Fr. Daniel

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