Resümee 1918
Über die Zeit vom 28. Juli bis zum 20 Dezember 1918 habe ich 22 Kladden und sonstige Schulhefte vollgeschrieben. Über jeden Tag, den wir diese Zeit von Burgstaaken auf Fehmarn gefischt, gefangen und angelandet hatten, wie ebenso die sonstigen Geschehnisse in dieser Zeit. Wir hatten Abends immer Zeit genug, dass ich alles, was der Tag mit sich brachte, in den Büchern als Tagebuch aufgezeichnet habe, im Beisein meines Vaters und Mumms.
Von Januar 1918 an habe ich 20 Jahre lang Tag für Tag meine Aufzeichnungen über Fang, Fanggebiet, Wetter und sonstige Ereignisse geführt. Auch danach noch, aber nur noch über besondere Ereignisse und Ausnahmefälle bei der Fischerei.
Alle vollgeschriebenen Hefte hatte ich in einem Karton aufbewahrt. Als ich mit 65 Jahren Rentner wurde, fing ich an, mit Tinte die Hefte in Reinschrift abzuschreiben, von den Tagebuchaufzeichnungen von 1918 bis 22, 23. Die meisten waren an Bord mit Bleistift oder Tintenstift geschrieben und während der langen Liegezeit im Karton waren in einigen Heften einzelne Seiten
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schlecht lesbar geworden. Aber bei Selbsterlebtem springt dann die Erinnerung ein, als wäre es erst vor Kurzem gewesen. In der Reinschrift habe ich alles wieder hinbekommen, wie es war.
Wenn meine Tagebuch-Berichte einmal einem Fischersmann der heutigen Zeit zu Händen käme, würde er bestimmt mit dem Kopf schütteln und sich sagen: Unmöglich und kaum zu glauben - da sie nicht wissen, dass die Goldbuttfischerei in der westlichen Ostsee längst der Schleswig-Holsteinischen Küste von den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts bis zum Anfang der 20er Jahre dieses Jahrhunderts vom Mai bis zum September von den meisten Fischer mit ihren Stellnetzen betrieben wurde, sowie nach der Jahrhundertwende bei uns in Eckernförde auch per Schleppnetzfischerei mit Segelquasen und dann ab 1902 auch mit den neugebauten 12-14 Meter großen Motorquasen außerhalb der Hoheitsgewässer von drei Seemeilen. Für mehrere Fischer, die mit den Stellnetzen nach Goldbutt fischten, es das ganze Jahr betrieben haben. Die Goldbuttfischerei war in der damaligen Zeit für den Fischer trotz der vielen Arbeit mit den Buttnetzen die segensreichste Fischerei längst der Küste. Sp auch für die Fischerei der Eckernförder Fischer nebst der großen Waadenfischerei von September bis zum letzen April jedes Jahres. Alles. was ich als Selbsterlebtes zu Buch gebracht habe, ist eine Tatsache, denn die Fischerei nach Goldbutt von Burgstaaken auf Fehmarn aus, haben wir viereinhalb Monate lang ganz alleine betrieben. Drei Tage war Jonni Thies und 1 Tag Karl Rehbehn dort gewesen und kommten sich überzeugen, waqs wir dort gefangen hatten. Sonst hatte kein Eckernförder Fischer die damals auch mit dem Schleppnetz nch Goldbutt fischten den Mut gehabt, mit uns nach Fehmarn zu fahren, um dort die auergewöhnlichen Fangmöglichkeiten mit auszunutzen.
In meinen Tagesberichten habe ich mehrfach das Verhalten unserer Berufskameraden dargestellt. Sie waren in ihrem Zweifel an unserer Glaubwürdigkeit immer erst zufriedengestellt, wenn sie Einsicht in unsere Abrechnungen der Fangerträge bekommen hatten. Und sie wiesen stets darauf hin, dass wir dort hungern mussten. Wir drei aber glaubten, dass kein Eckernförder Fischer zur damaligen Zeit, als wir auf Fehmarn waren, so gut gelebt hat und so sorglos mit seiner Versorgung war wie wir. In allen Berichten habe ich geschildert, wie gut wir über die Runden gekommen sind. An jedem Monatsende sind wir für 3-4 Tage nach Hause gefahren, um unsere Wäsche zu wechseln, einen Tagesfang mitgebracht und vor allem, was wir an Lebensmitteln mitbrachten, die wir übergespart und dann getauscht hatten.
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Wenn wir in Eckernförde von Fehmarn ankamen, standen sie am Hafen und pöbelten über uns her vor Abgunst. Aber uns hat ihr ganzes Gehabe nicht gestört. Gaben diesen Leuten zu verstehen, dass sie auch ja nach Fehmarn fahren konnten, um dort zu fischen. Mein Vater und uns Macker Fiete haben sie darauf hingewiesen, wenn sie Angst hatten, vor dem Lebensunterhalt sollten so dort zu fischen fahren und mit ihren Tagesfang nach Eckernförde fahren, aber leider passte diesen Nörgler das auch nicht.
Gewiss ist es für manchen nicht leicht gewesen, sich wegen der Ernährungslage zu der Zeit für die Goldbuttfischerei südlich von Fehmarn zu entscheiden, mein Vater wie auch Mumm hatten mit unseren Kompaniekameraden der Waade, wie Franz Zett, Peter Kolls und Jürgen Dankwart. Franz Zett war vom Militär für die Fischerei freigestellt worden, er wäre auch gerne mit uns nach Fehmarn gefahren, wäre ncht die Proviantsorge gewesen. Denn Fiete Mumm hatte selbst gesagt, wenn ich nicht an Bord gewesen wäre, dann war es fraglich, ob sie es auch so lange durchgestanden hätten, denn er hatte mit mir zusammen mehrere Touren zum Tausch nach Burg mitgemacht, aber nur Butt mitzunehmen und die tauschwar mit an Bord zu bringen, den ganzen Tauschhandel von Haus zu Haus hätte ich gemacht, wie auch Touren über Land mit mehreren Stunden Fußmarsch, vollbepackt hin und auch wieder zurück.
Hier ist nun ein Kalenderblatt aus dem Jahr 1985 zu sehen.