Die Beschaffenheit unserer Förde
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Die Beschaffenheit unsrer Förde an den Küsten wie auf dem Meeresgrund, ihre Strömungen und ihrer Auswirkungen für Fischerei und Hochwasser
Fährt man bei guter Wetterlage entlang der Küsten – einerlei ob Nord oder Süd –, wie auch mitten auf unserer Förde, so bietet die Fahrt einen schönen Anblick nach allen Seiten. Doch wie der Meeresgrund beschaffen ist, ist vielen wohl unbekannt. Daher möchte ich in diesem Bericht etwas über die Beschaffenheit unserer Förde darstellen.
In meinem Bericht über einen Gedanken, wie die Entstehung der Basis oder Grundlage gewesen sein kann, auf der unser Alt-Eckernförde steht, habe ich einige Ausführungen zu Steilküsten und Flachküsten dargestellt. Ich möchte diese Ausführungen hiermit etwas genauer unter die Lupe nehmen.
An allen Steilküsten entlang der schleswig-holsteinischen Ostseeküste liegen im Vorfeld viel Kies, Geröll und Steine. Diese erstrecken sich nach See zu vielfach bis in eine Wassertiefe von 20 Metern und an einzelnen Stellen sogar bis zu 23 Metern, in einer Entfernung von 2 bis 3½ Seemeilen von der Küste. Dort findet man einen mit Steinen und großen Felsen belegten harten Grund, der allgemein als steiniger Grund bezeichnet wird.
Ebenso findet man vor den Flachküsten flache Sand- und Kiesgrundflächen, die bis zu mehrere hundert Meter vom Ufer abliegen. Auch hier setzt sich der harte Grund nach See zu fort, belegt mit Steinen verschiedener Art, die ebenso weit reichen wie die zuvor erwähnten Steingründe.
Die Steingründe haben alle einen harten, festen Untergrund, der aus Sand, Kies und vielfach aus hartem grauem Mergel besteht. An einzelnen Stellen reichen die Steingründe mit großen Felsen bis an und in den weichen Muttgrund hinein. Es kommen auch auf Wassertiefen von 24–26 m, wo etwas festerer Tongrund als Unterlage ist, große Steine vor.
In der Eckernförder Förde gibt es eine besondere Gegebenheit. Vor den einzelnen Steilküsten im Vorland und nach See zu liegt Sand, viel Kies mit grobem Geröll auf hartem Grund mit kleinen und größeren Steinen wie Felsen. Dort ist auch im Untergrund vielfach Mergel zu finden. Diese Formation reicht bis zur absteigenden Schaarkannte zum weichen Muttgrund mit über 20 m Wassertiefe.
An der Nordseite der Förde von Bookniss nach innen zu erstreckt sich der steinige Grund in einer Breite von 8–900 m vom Ufer ab nach Süden. Es gibt kleine Ein- und Ausbuchtungen, bis kurz außerhalb von Langholz, wo die Steilküste mit dem sogenannten Haublock endet und der steinige Grund auf ein paar Meter Wassertiefe abfällt.
Der Name „Haublock“ an dieser Stelle stammt aus alter Fischertradition und war für die Fischer oft von großem Nutzen. Wenn sie auf Fangfahrt von einem Südweststurm überrascht wurden und keine Möglichkeit hatten, unter Segeln nach Hause zu kommen, gingen sie mit ihren Segelbooten unter kleinen Segeln vor dem Wind und suchten Schutz unter dem Haublock. Dort konnten sie dicht unter Land ankern, bis sich der Sturm legte oder auf West bis Nordwest drehte. Dann setzten die Fischer mit ihren Booten entlang der Nordküste ihre Segel nach Hause und wenn sie im Hafen ankamen und gefragt wurden, wo sie sich aufgehalten hatten, lautete die Antwort oft: „Wie leeg’n ünner de Haublock“.
Es gab auch eine kleine Schutzstelle unterhalb von Karlsminde, die von den Fischern als „Lüders“ bezeichnet wurde. Dort gingen sie mit ihren Segelbooten vor Anker, wenn ein harter Weststurm aufkam. Wenn sie dann an Land kamen und gefragt wurden, lautete die Antwort oft: „Wie leeg’n achter Lüders“. Dies sind nur ein paar kleine Geschichten, die längst vergessen und nicht mehr beachtet werden, so wie vieles aus der damaligen Zeit, als die gesamte Fischerei noch auf Segeln und Rudern angewiesen war. So mancher Fischer hat hinter diesen benannten Orten Schutz gesucht und gefunden.
Oft haben meine alten Kameraden, mein Vater und besonders mein Großvater über diese erwähnten Schutzstellen gesprochen, wenn sie ganze Tage oder Nächte dort vor Anker verbracht hatten. Beim niedrigen Wasserstand gingen einige Kameraden an Land, um Wasser aus einem Kessel zu holen und etwas zu essen bei den Leuten, die „Lüders“ hießen. So erzählten sie viel von vergangenen Zeiten, von der Fischerei und den Schwierigkeiten bei stürmischem Wetter. Als jedoch die Motoren in der Fischerei eingeführt wurden, gerieten diese Erinnerungen in Vergessenheit. Sie wurden nur noch bei besonderen Anlässen erwähnt. Dies war ein kleiner Bericht über Ereignisse, die längst der Vergangenheit angehören.
Vom sogenannten „Haublock“ landeinwärts erstreckt sich flaches Küstengelände. Entlang des Ufers befinden sich Sand, Kies und Geröll mit einzelnen kleinen Steinen. (Geröll ist grober Kies von Walnussgröße bis zur Faustgröße, in dem alle Arten von Steinen vertreten sind, mit sehr viel Flintstein dazwischen.) Vom Ufer ab nach See zu liegt unterhalb von Langholz ein Sandriff namens „Langholz-Sand“, das im Laufe der Zeit verschiedenen Veränderungen unterworfen war. Vor dem Ersten Weltkrieg konnten in den tieferen Lagen des Sandriffs noch Motorboote von 3 bis 9 Metern Länge vor Anker liegen, und sie suchten nur bei sehr schweren Stürmen den Eckernförder Hafen auf, um ihre Boote zu schützen. Vom Ufer ab bis zur abfallenden Schaarkannte ist es etwa 400 bis 500 Meter breit und fällt ziemlich steil auf über 20 bis 25 Meter Wassertiefe ab. Weiter nach innen verengt sich die Breite des Landgrunds (vom Ufer zur Schaarkannte) auf weniger als 100 Meter, wobei die Schaarkannte noch ziemlich steil abfällt, aber weiter nach innen allmählich flacher wird, bis unterhalb des „Solterbek“ (ein weiß gestrichenes Haus, das zu Ludwigsburg gehörte und von Fischerfamilien bewohnt wurde).
Von hier aus nach außen bis zum „Haublock“ waren, solange die Handwaadenfischerei noch betrieben wurde, 27 Waadenzüge, die von 1 bis 27 bezeichnet waren, mit den Namen „Steinwall“. Das Gebiet erhielt diesen Namen, weil in früheren Jahren weit vor der Jahrhundertwende innerhalb von Langholz als Uferschutz aus Felsen ein Schutzwall errichtet wurde.
Die Waadenzüge vom Steinwall 1-27 konnten alle von der Schaarkannte bis zu 240 Faden nach See zu ohne Schwierigkeiten voll befischt werden. 240 Faden (450 Meter) war die gesetzlich festgelegte maximale Entfernung, bis zu der mit der Handwaade von der Schaarkannte nach See ausgelegt werden durfte. Das Weiteraussetzen der Waade war verboten und wurde vom Verein mit Strafen geahndet. Ab einer Entfernung von 300 Faden von der Schaarkannte, innerhalb der Langhöfter-Tonne bis unterhalb von „Solterbek“, erstreckte sich ein langer Streifen schlammigen Mudgrunds.
Innerhalb der Steinwall-Waadenzüge gab es ein freies Gebiet für die Stellnetzfischerei, das auch einen festen Standplatz für die Bundgarnfischerei der Gebrüder Peter Mahrt und Chr. Mahrt einschloss. Von diesem Gebiet auswärts befanden sich die Waadenzüge, die als „Eichholz“ bezeichnet wurden, von „Eichholz“ 21 bis zum inneren „Eichholz“ 1. Dieser Zug lag unterhalb, wo sich die Flachküste zur Steilküste erhob. Im Gegensatz zu den Steinwall-Waadenzügen, die alle wie bereits erwähnt vollständig befischt werden konnten, stießen einige Eichholz-Züge auf Hindernisse durch schlammigen schwarzen Muttgrund. Daher konnten die Waadenzüge von 21-16, wo die Schaarkannte ziemlich flach verlief, nur bis zu 190 Faden (2te Knopp) genutzt werden. Die Waaden, die weiter ausgelegt wurden, versanken beim Heranwinden zur Küste unweigerlich im schlammigen Muttgrund.
Es war eine schwierige Arbeit, die eingesunkenen Waadenflügel wieder aus dem Schlammgrund herauszubekommen. Die nach innen anschließenden Waadenzüge von 15-10 konnten wieder vollständig bis zu 240 Faden ohne Schwierigkeiten befischt werden, aber die nächsten Züge von 10-8 durften nur bis zu 120 Faden (2. Kopp) abgefischt werden, aufgrund derselben Hindernisse wie bereits erwähnt. Dagegen konnten die Züge 4-1 wieder vollständig befischt werden.
So verschiedenartig war der Meeresgrund auf den „Eichholz“-Waadenzügen. Aus denselben Gründen konnten auch die „Soot“-Waadenzüge, die innerhalb der Eichholz-Züge lagen, nur bis zu 120 Faden befischt werden. Die Sootzüge befanden sich unterhalb von „Bratberg“ von 6-1 nach innen, wo die Steilküste wieder in eine Flachküste überging. Unterhalb von Bratberg gab es viel Kies und Geröll, kleine und größere Steine (Felsen) mit einem kurzen steinigen Grund, der bis kurz vor der Schaarkannte 40-50 Meter vom Ufer ab reichte.
Innerhalb von „Soot 1“ begannen anschließend die Waadenzüge „Knappschaar 6-1“. Die äußeren 6 und 5 konnten auch nur bis zu 130-40 Faden von der Schaarkannte befischt werden, dagegen konnten die Züge 4-1 bis zu 240 Faden („Tampab“) ohne Behinderung befischt werden.
Nach dem Ersten Weltkrieg kam noch der Zug „Knappschaar 0“ hinzu. Dieser Zug konnte nur bis 180 Faden (1. Knopp) befischt werden, da sich hier ein kleiner steiniger Ausläufer vor dem Memmelberg befand. Von „Knappschaar 0“ einwärts bis innerhalb von „Hemmelberg“, direkt außerhalb der „Vohskuhle“, war wieder ein freies Gebiet für Stellnetz und Kleinfischerei sowie einen Standplatz für den Bundgarn von Aug. und Heinr. Maaßen.
Auf dem Landgrund vor Hemmelberg liegen steinige Flächen auf Mergel mit Kies und sandigem Grund bis zu 700-800 Metern vom Ufer entfernt. Von diesem freien Kleinfischereigebiet nach innen kamen die 3 „Apfelbaumzüge“ 3-1, sie konnten bis zu 240 Faden vollständig befischt werden. Anschließend nach innen kamen die Waadenzüge „Fuhlbek“ 4-1, die ebenfalls voll befischt wurden. Zwischen Apfelbaum 2 und Fuhlbek 4 lag etwa 50 Faden entfernt ein größerer Felsen, der laut Taucherberichten ziemlich rund und glatt war und etwa einen Fuß über dem Grund lag. Dennoch kam es gelegentlich vor, dass bei einlaufendem Strom die Waade von „Apfelbaum 1“ fest wurde, ebenso wie bei ablaufendem Strom die Waade auf Fuhlbek 40, aber insgesamt war es ein Zufall, wenn dies geschah.
Innerhalb von „Fuhlbek“ kamen unterhalb des Ohrthuks die beiden Waadenzüge „Ohrt 1 und 2“, innerhalb dieser Züge kamen der „Louisenzug“ und der „Pfahlenzug“, und weiter nach innen kamen die Züge „Wiek 1 und 2“. Alle genannten Züge konnten vollständig bis zu 240 Faden befischt werden.
Bei den letzten 4 Waadenzügen, die innerhalb des Ohrthuks lagen, hatten ihre Probleme beim Aufankern. Hier war ein sehr schlechter Ankergrund, der weich und schlammig war. Vielfach musste beim Ankern der Waadboote ein 100-Pfund-Lot an oder vor dem Anker angebracht werden. Trotzdem gab es immer noch Schwierigkeiten mit wiederholtem Aufankern beim Einholen der Waade zum Land hin.
Vor der Hafeneinfahrt gab es früher während der Segelzeit auf jeder Seite der Einfahrt einen Waadenzug – nördlich die „Möhlnkuhle“ und südlich die „Kuhle“. Dieser Zug erstreckte sich vom damaligen Brückenhaken, wo später die Mole begann, bis zum äußersten Punkt der alten Steinmole, oder genauer gesagt, des alten Wellenbrechers. Der Zug konnte nur 60-70 Faden (ca. 130 Meter) in Richtung Krulls-Hotel (Grauerthaus) abgesetzt werden. Im Februar 1919 machten wir dort noch einen Zug mit unserer Waade und hatten einen kleinen Fang, aber der Zug wurde aufgrund von Hindernissen bei der Hafeneinfahrt aufgegeben. Der Zug „Möhlnkuhle“ war bereits vor dem Ersten Weltkrieg aufgegeben worden, aufgrund von Hindernissen für die Hafeneinfahrt.
Anmerkung: Der alte Waadenzug „De Kuhle“ wurde im Ersten Weltkrieg schon nicht mehr befischt, als der Außenhafen für die Marine in Anspruch genommen wurde. Er wurde jedoch noch auf den Waadenzetteln mit genannt, bevor er endgültig aufgegeben wurde.
Anmerkung: Vor dem Ersten Weltkrieg, als der Fischer Lorenz Neumann seinen Badesteg hatte, der auf jeder Seite mit festen Badekabinen ausgestattet war – einmal für Nichtschwimmer und etwas weiter entfernt für Schwimmer –, konnte der Waadenzug „Luchskuhle“ nördlich oder südlich davon ausgesetzt werden.
Der erste Zug von der Hafeneinfahrt nach Süden war „De Keeteltog“. Er lag unterhalb des heutigen ersten Abschnitts der Neubauten. Danach kam der viel umstrittene Zug „Steenacker“. Um diesen Zug wurde schon seit dem 18. Jahrhundert zwischen Stellnetz- und Waadenfischern gestritten, und auch nochmals vor dem Ersten Weltkrieg, bis dieser Zug aufgegeben und ein kleines, nicht sehr bedeutendes Freigebiet für die Kleinfischerei wurde. Wie ich zu Hause gehört und erfahren habe, soll in früheren Jahren dieses Zugs ein kleines Sandriff mit kleinen Steinen belegt gewesen sein. Es kam vor, dass sie dort beim Waade-Ziehen immer einzelne kleine Steine mit an Land brachten. Der Zug „Steenacker“ lag ungefähr unter dem heutigen zweiten Bauabschnitt.
Nach Süden folgte dann der Waadenzug „Luchskuhle“, der unterhalb des Platzes zwischen Hofacker und dem Ruderklub lag. Dieser Waadenzug hatte viel Spielraum und konnte auch etwas südlicher ausgesetzt werden, ungefähr dort, wo das Strohdachhaus steht und dem Vorplatz der Stadthalle. Weiter anschließend kam „De Deeptog“. Dieser Zug muss unterhalb vom Exer gewesen sein und wurde schon nach der Jahrhundertwende aufgegeben, wahrscheinlich um mehr Platz für weitere anschließende Waadenzüge zu schaffen.
Es folgten nach Süden zu die Züge „Schaar“ und „Bektog“, die unterhalb der Südseite vom Exer und unter dem Soldatenfriedhof lagen. Diese beiden Waadenzüge waren von den bisher genannten Zügen vor dem Westwall die erfolgreichsten in Bezug auf Fänge. Dazu kam noch der Zug „Niebek“, der sich diesem Erfolg anschließen konnte.
Im April 1907 gelang es auf den beiden Zügen „Schaar“ und „Bektog“, von 2 Waaden in einem Zug, jeweils einen Fang an Heringen und Sälingen von insgesamt 100.000 Pfund zu machen. Auf „Schaar“ war es die Waade der Jauler (die Gebrüder der Franken), die angeblich 15 Boote voll an Land brachte. Auf „Bektog“ war es die Waade von K. Sifferlin, die einen ebenso großen Fang in seiner Waade hatte, aber aufgrund bestimmter Umstände nicht einmal die Hälfte des Fangs an Land bringen konnte.
Nach „Niebek“ kamen noch die beiden Waadenzüge „Hut“ und „Mütze“ hinzu. Die alten Waadenzüge wie „De Kuhle“, „Keeteltog“, „Steenacker“, „Luchskuhle“, „Deeptog“, „Schaar“ und „Bektog“, sowie „Fuhlbek“ und „Kronsort“, wurden bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts erwähnt.
Anmerkung: Der „Bektog“ wurde auf den Waadenzugzetteln als „De Bek“ bezeichnet, ebenso wie der Zug nach Süden als „Niebek“.
Anmerkung: Unterm Seegarten, wo früher eine erhöhte Holzbrücke über die Eisenbahnschiene zum Strand führte, befand sich eine ähnliche Badeanstalt wie die von Neumann in Richtung See. Der Besitzer war „Teichert“.
Nach Süden zu vom Zug „Mütze“ hatten die Gebrüder Wilh. und Joh. Dibbert in den 1920er Jahren einen Bundgarn aufgestellt. Von hier aus in einem großen Bogen, vorbei an der T.V.A. (die 1913 erbaut wurde), entlang der Küste mit stellenweise viel Steingrund, kamen die nächsten Waadenzüge an der Südseite der Förde, unterhalb der Mövenberge. Es waren die 3 Züge „Mövenberg 1-3“, die jedoch vor dem Ersten Weltkrieg längst wieder aufgegeben worden waren wegen Streitigkeiten zwischen Kleinfischern und Waadenfischern, da dieses Gebiet stets frei für die Kleinfischerei gewesen war.
Die nächsten Waadenzüge waren unterhalb des Aschauergebiets. Es handelte sich um die Züge „Aue 1-4“, die vollständig bis zu 240 Faden von der Schaarkante ab befischt werden konnten. Die Züge „Aue 1-3“ wurden in Richtung Hemmelmark mit der Waade ausgesetzt, während der Zug „Aue 4“ innerhalb der Kronsorter Huk in Richtung der Borbyer Kirche ausgesetzt wurde. Durch den Bogenverlauf der Küste blieb zwischen „Aue 3“ und „Aue 4“ ein freies Uferstück von 400-500 Metern.
Alle Waadenzüge auf der Südseite der Förde von „Aue 4“ auswärts über „Kronsort 3“ und Kronsort 1-6, anschließend die Züge „Scheidezaun“ 1-6, benannt nach dem Zaun der lotrecht zur Küste von Süden nach Norden verläuft und das Gebiet nach Osten hin abgrenzt. Die konnten voll bis 240 Faden befischt werden von der Schaarkannte ab, die auf den äußeren 3 „Scheidezaunzüge“, sowie die inneren 3 „Lindhöftzüge“ ziemlich steil abfiel.
Anschließend kommen die „Lindhöftzüge“ 1-15 am Ufer unterhalb der Lindhöfter Steilküste. Dort gibt es viel Kies, Geröll sowie kleine und größere Steine. Diese werden jedoch nach See hin von einer größeren Sandfläche abgegrenzt und haben keinen Einfluss auf die Fischerei. Von Lindhöft 15 nach außen kommen die Züge „Hegenwold“ 1-15 unterhalb der bewaldeten Steilküste. Dort findet man Sand, Kies, Geröll sowie kleine und größere Steine, die auch nach See hin bis zu 150 Meter vom Ufer entfernt liegen. Sie stellen jedoch keine Störung für die Waadenfischerei dar, da hier die Schaarkannte etwas flacher verläuft. Einige der äußeren „Hegenwold“-Züge konnten nur bis zu 180 Faden (1. Knopp) abgefischt werden, aufgrund schlammigen, weichen Muttgrundes. Die Züge weiter im Inneren konnten jedoch voll befischt werden. Insgesamt wurden die Hegenwoldzüge wenig befischt, hauptsächlich während der reichen Sprottenjahre 1912 und 1913, als die großen Sprottenschwärme auf der Südseite der mittleren Förde standen. Das gesamte Gebiet unterhalb des „Hegenwold“ war zuvor ein freies Gebiet für die Stellnetz- und sonstige Kleinfischerei.
Außerhalb der Hegenwoldzüge kamen die Züge unterhalb von Noer, die auch danach benannt wurden. Von „Noer“ 1-18 konnte man alle Züge vollständig befischen.
Auf den Waadenzügen Noer 2-5 fiel die Schaarkante ziemlich steil ab, ähnlich wie bei den „Steinwallzügen“ unterhalb Langholz. Von den Noerzügen wurden meistens nur die innersten Züge von 1-8 für die Waadenfischerei genutzt, da die äußeren Züge nur befischt wurden, wenn größere Sprottenschwärme in der Südkehle standen. Bei den meisten Noerzügen war vom Ufer bis zur Schaarkannte ein reiner Sandgrund.
Außerhalb der „Noerzüge“ war ein breiter Landgrund, wo unterhalb Krusendorf die sogenannte „Kohhake“ steinig ist. Ebenso ist der Ufernähe mit großen Steinen unter der Steilküste belegt. Die Steilküste hat eine Unterbrechung vor Surendorf, wo sich ein guter Badestrand befindet. Entlang der weiterlaufenden Steilküste bis nach Dänisch-Nienhof und dann im Winkel nach Bülk zu finden sich entlang der ganzen Küste am Ufer sowie nach See hin Sand, Kies, Geröll, kleine und große Steine (Felsen). Dieses Gebiet verbreitert sich nach Dänisch-Nienhoff von 400-800 Metern und wird von dort nach Bülk zu bis zu 2 Seemeilen breit, gerechnet vom Ufer aus.
In der Mitte der Außenförde liegt der große Mittelgrund – eine sich erhobene Fläche von 7-8 m Wassertiefe, bedeckt mit kleinen und großen Steinen. Diese Fläche fällt nach allen Seiten bis auf 15-17 m Wassertiefe ab. Sie ist von einem steinigen Grund umgeben, der sich ungefähr 3 Seemeilen lang erstreckt und eine Breite von ½-¾ Seemeilen hat.
An der Nordseite vom Mittelgrund bis innerhalb der Meilentonnen – also nahe dem Landgrund – verläuft die sogenannte Nordkehle mit einer Wassertiefe von 25-29 m und reinem Mudgrund. Auf der Südseite vom Mittelgrund verläuft die Südkehle mit einer Wassertiefe von 24-21 m bis zum Landgrund. Der Meeresgrund besteht größtenteils aus Mudgrund, an einigen Stellen ist dieser mit sandigen Teilen vermischt. Auf der Südseite sind es die Waadenzüge 13-15, die nur 180 Faden (1 Knopf) abgefischt werden konnten, wegen des schlammigen Mudgrunds.
Vom flachen Mittelgrund aus läuft ein steiniger Ausläufer mit 16-18 m Wassertiefe und gut ½ Seemeilen Länge nach Südwesten zu. Um diesen Ausläufer herum befindet sich stellweise ein weicher, schlammiger Mudgrund, größtenteils auf der Nordseite über die gesamte Breite der Förde von Landgrund zu Landgrund mit einer Wassertiefe von 23-26 m. Vom Mittelgrund einwärts besteht der Meeresboden aus reinem Mudgrund, bis auf einige kleinere und größere Stellen, meistens an der Nordseite, wo der Mudgrund schlammig und weich ist.
Durch eine natürliche Gegebenheit in unserer Förde – im Gegensatz zur Beschaffenheit des Küstengebiets außerhalb der Förde – liegen die Schaarkannten in der Nähe des Ufers. Zwischen Ufer und Schaarkannte gibt es steinfreie, reine Sandflächen, die sich außerhalb der abfallenden Schaarkannten oft noch weiter erstrecken und dann in den reinen Mudgrund mit tieferem Wasser übergehen. Dadurch konnte die große Handwadenzug-Fischerei von der Küste aus auf beide Seiten der Förde ohne weitere Hindernisse vollständig durchgeführt werden. Ausgenommen davon sind auf der Nordseite 20 Wadenzüge, die auf verschiedenen Fangplätzen verteilt sind und aufgrund des schlammigen Mudgrunds nur bis zu 120-130 Faden von der Schaarkannte entfernt befischt wurden.
Unsere Förde war für die gesamte Stellnetzfischerei eines der besten Fischereigebiete, egal ob es sich um Sprottnetze, Heringsnetze oder Buttnetze handelte, ebenso wie für die große Ringwadenzug-Fischerei, die 1921 begann. Dies galt außerhalb der festgelegten Sperrgrenze und der 500 m Freizone für die Wadenzug-Fischerei.
Im Jahr 1927 wurde die Schleppfischerei in der Außenförde bis zur zweiten Meilensonne unterhalb von Strandbek für Fahrzeuge bis zu 25 PS freigegeben. In den Jahren nach Kriegsende wurde die Grenze für die Schleppnetzfischerei bis 25 PS nach außerhalb der Linie Bratberg-Kronsorterhuk verlegt, und für größere Fahrzeuge mit starken Motoren wurde die Schleppnetzfischerei bis zur zweiten Meilentonne erlaubt. Leider wurde diese Grenze von den betreffenden Fahrzeugen nicht eingehalten, und sie nahmen sich die Freiheit, bis in die mittlere Förde und sogar weiter zu fischen, ohne Berechtigung. Verantwortlich dafür war die damalige lasche Fischereiaufsicht, denn der große Raubbau an Jungfischen war die Folge dieser Fischerei.
Vor dem Ersten Weltkrieg gab es keine Störungen für die Fischerei in der Förde, aber während des Krieges nahmen die Störungen durch Marineeinheiten immer mehr zu. An der Südseite der Förde wurde die Fischerei oft durch die T.V.A. gestört, aber dies blieb im Rahmen und wurde oft durch verschiedene Hilfsmöglichkeiten ausgeglichen. In den Wintermonaten, wenn sich in der Innenförde Eis bildete und dadurch die Fischerei durch das Eis behindert wurde, mussten die Fischer mit ihren Booten durch das Eis fahren, um in den Hafen zu gelangen.
Vor und während des Zweiten Weltkriegs nahm die Behinderung der Fischerei immer mehr zu, aber nach dem verlorenen Krieg wurde ungefähr die gesamte Förde durch die Versenkung von Kriegsmaterial von innen nach außen und ebenso überall auf den Fanggründen außerhalb der Förde verunreinigt.
Selbst versenkte U-Boote, abgeschossene Flugzeuge, auf Minen gelaufene Schiffe und wahllos verstreute Magnetminen von Flugzeugen trugen zur Verunreinigung bei. Hinzu kam die willkürliche Versenkung von Kriegsmaterial, darunter scharfe Munition und Kisten mit gefährlichen Zündern. Dies führte zu schweren Schäden für die gesamte Fischerei und erhöhte die Gefahr durch Minen und Munition. Mehrere Fischer hatten Minen in ihren Fanggeräten, was zum Verlust von Besatzung und Booten führte und eine konstante Gefahr für die gesamte Fischerei darstellte und immer noch darstellt.
Darüber hinaus möchte ich eine Darstellung meiner Gedanken zu den stellenweise langgestreckten Flächen des schlammigen Mudgrunds in unserer Förde geben. Meiner Meinung nach handelt es sich bei diesen Stellen um ehemals sehr tiefe Rinnen im allgemeinen Meeresgrund der Förde. Im Laufe der Zeit wurden diese tiefen Rinnen durch feine und leichte Sedimente, die sich überall auf dem Meeresboden ablagern, aufgefüllt. Bei schweren Nordoststürmen, die direkt in unsere Förde hineinwirken, wurden diese feinen Ablagerungen durch die starken einlaufenden Tiefenströme in Bewegung gesetzt.
Wenn die feinen Sedimente über die tiefen Rinnen durch den starken Strom getrieben wurden, lagerten sie sich in den Vertiefungen ab. Ich nehme an, dass in den tiefen Rinnen ein selbstständiger Gegenstrom vorhanden war, der die feinen Sedimente nach unten zog. Diese Annahme basiert auf Beobachtungen, die man oft an unserem Strand machen kann. Zwischen zwei Sandbänken gibt es oft eine Senke, die nur 20-30 cm tiefer ist als der Wasserspiegel auf den genannten Sandbänken. In diesen Senken ist ein Gegenstrom spürbar, der entgegen der Strömung verläuft, die über die Sandbänke hinweggeht.
In früheren Jahren, als entlang der Küsten erhöhte Sandbänke vorhanden waren, die bis zu einem Meter über dem Wasserspiegel lagen, gab es Senken mit 1½ bis 2 Meter Wassertiefe dazwischen, selbst bei gleichem Wasserstand. Bei breiteren Sandflächen vom Ufer entfernt gab es oft 2-3 solcher Senken zwischen den erhöhten Sandablagerungen. Bei stürmischen auflandigen Winden veränderten sich die Sandbänke und Senken immer wieder, aber auch hier konnte man oft feststellen, dass in den Senken eine Strömung lief, die entgegen der Strömung über die erhöhten Sandbänke spürbar war.
Durch diese Beobachtungen kam mir der Gedanke, dass die schlammigen Mudgründe sich möglicherweise durch den entgegenwirkenden Strom in den Rinnen mit Sedimenten aufgefüllt haben könnten, bis sie die Höhe des allgemeinen Meeresbodens erreichten. Es ist auch wichtig zu erwähnen, dass diese schlammigen Stellen dort liegen, wo der starke einlaufende Grundstrom am stärksten ist. Diese Tatsache wurde von vielen Fischern erlebt, die an der Handwadenzug-Fischerei teilnahmen und spürten, wie die Strömung ihre Arbeit beeinflusste.
Um das zu verdeutlichen, möchte ich einen typischen Ablauf beschreiben: Wenn eine Waade an den „Steinwallzügen“ oder „Eichholzügen“ (240 Faden von der Schaarkannte entfernt) ausgesetzt wurde, mussten die Boote ihre Waadenflügel entsprechend positionieren, damit die Waade breit vorlag. Die Waadenflügel waren lange Leinen, die in der Segelbootzeit etwa 100 Meter lang waren. Diese wurden aus den Booten gelassen, und jedes Boot ruderte dann in Richtung Land, während die lange Leine von der Winde abgekurbelt wurde. Sobald die Boote den flachen Grund innerhalb der Schaarkannte erreichten, warfen sie ihre Anker aus und lagen etwa 50 Meter voneinander entfernt. Dann begannen sie damit, die lange Leine auf die Winde aufzuwickeln.
Wenn die Boote mit ihrem Achterteil ein Stück innerhalb der Schaarkannte lagen, wurden die Ankertaue belegt. Auf die Waadleine kam Kraft drauf und wurde steif. So begann das Heranwinden der Waade zur Schaarkannte. Da alle Waaden querab zur Küste ausgesetzt wurden, konnte man gleich an der steifen Leine beobachten, dass sie schon ein ganzes Stück in der kurzen Zeit nach innen gewandert war – ein Zeichen dafür, dass bei 240 Faden ab ein harter einlaufender Grundstrom lief.
Beim weiteren Heranwinden konnte man beobachten, wie die Waade nach innen wanderte. Als man den ersten Knopp an der Winde hatte – das war die erste 180-Faden-Marke auf der Leine (wo noch 2 weitere 60 Faden-Marken auf der Waadleine waren, bei 120 Faden und 60 Faden). Die 180-Faden-Marke auf der Waadleine bedeutet, dass die ersten 60 Faden von den 240 Faden wieder auf die Winde gewickelt waren. Die Waadleine vom innersten Boot zeigte jetzt schon nach Südwesten mit den weiteren Aufwickeln der nächsten 60 Faden – das wäre dann der zweite Knopp. 180 Faden waren jetzt auf die Winde gewickelt, und die Waadleine zeigte nach Westsüdwesten. Das äußere Boot hatte jedoch erst 80-90 Faden auf ihre Winde gewickelt.
Es kam daher, dass sowohl die Waadleinen des äußeren als auch des inneren Boots durch das Nachinnenwandern der Waade parallel zueinander lagen. Die Waadenflügel standen nicht mehr auseinander, sondern dicht beieinander. Da das äußere Boot etwa 50 Meter außerhalb des inneren Boots lag, musste es diese Strecke beim Aufwickeln der Leine zurücklegen. Denn wenn das innerste Boot die 120-Faden-Marke auf seiner Winde hatte, musste diese Marke vom äußeren Boot erst querab vom innersten Boot liegen.
Auch das Heranwinden der Waade vom äußeren Boot aus war aufgrund der harten Strömung doppelt so schwer wie beim innersten Boot. Doch diesmal war es so, dass je näher die Waade zur Küste kam, desto leichter wurde das Winden wieder. Dies kam dadurch, dass die Waade plötzlich von einem hart auslaufenden Oberflächenstrom erfasst wurde, der entgegen dem abwärts laufenden Grundstrom verlief. Dadurch wanderte die Waade wieder nach außen. Bei solchen Strömungen ist bei der Waadenfischerei nicht mit einem Fang zu rechnen.
Dieser Bericht war nur ein Beispiel dafür, wie sich eine Strömung auswirken kann und welche Kraft der Grundstrom in tieferem Wasser entwickelt, unabhängig von der Richtung der Strömung, ob sie nach innen oder nach außen setzt.
Die Auswirkungen mehrerer Tage anhaltender schwerer Oststürme, bei denen sich der hohe Seegang bis auf den Grund bemerkbar macht, sind deutlich sichtbar. Am Oberflächenwasser kann man erkennen, dass über die gesamte Breite der Förde eine hellbraune lehmige Farbe angenommen hat, verursacht durch die Substanzen des Meeresbodens, die durch den Seegang vom Grund aufgewirbelt wurden.
Während der Hochzeit der Stellnetzfischerei in der Förde, ob mit Buttnetzen, Heringsnetzen oder den damals ertragreichen Sprottnetzen, wurden die ausgesetzten Netze durch den Sturm oft mehrere Tage lang am Grund belassen, da es unmöglich war, sie einzuhohlen. Als die Witterung es zuließ, wurden die Netze eingeholt. Sie waren dann total verschlammt und verschmutzt, und der gesamte Fisch, der in den Netzen saß, war bis in die Kiemen verschmutzt. Beim Ausspülen der einzelnen Netze wurde ein großer Teil des Schlammes entfernt, aber die Netze blieben noch voll von den feinen Gespinsten, die als Heede bezeichnet wurden. Es war nicht einfach, diese feinen Gespinstfäden, die die Netzwände von einem Ende zum anderen in den Maschen bedeckten, aus den Netzen zu entfernen.
Die Netze mussten mehrere Tage auf den Stützen durchtrocknen. Dann wurde jedes Stück von den Netzen zusammen genommen und mit den Händen noch einmal von oben bis unten durchgerieben. Dabei kam viel von dem zu Staub geriebenen Gespinst heraus. Jedes Netz wurde danach im Wasser nachgespült. Wenn im Netz an einzelnen Stellen etwas hängen blieb, wurde es mit der Zeit herausgefischt. Aber ohne das Ausreiben der Netze wäre es nutzlos gewesen, sie gleich wieder auszusetzen. Denn ohne Trocknen und Ausreiben hätte man vorerst keine Fische gefangen. Dies wurde von einigen Fischern versucht, jedoch ohne Erfolg. Sie fischten gleich mit den verschmutzten Netzen weiter, ohne zu trocknen und auszureiben, jedoch ohne Fangergebnisse.
Es war gleichgültig, auf welcher Wassertiefe die Netze gestanden hatten, ob auf 20 Metern oder auf 2 Metern. Die Verschmutzung der Netze war überall dieselbe, ein Beweis dafür, dass sich die Auswirkungen schwerer See auch auf tieferem Wasser bemerkbar machen.
Bei uns in der Förde treten verschiedene Strömungen auf: der ein- und auslaufende Oberflächenstrom sowie der Grundstrom, der ebenfalls ein- und ausläuft. Es gibt auch Schichtströmungen in verschiedenen Wassertiefen, die mit den unterschiedlichen Temperaturen im Wasser zu tun haben. Alle Strömungen können sehr stark sein, nicht nur bei stürmischem Wetter, sondern auch bei gutem Wetter. Ihre Wirkungen können erheblich sein, mit Einfluss auf den steigenden sowie auf den fallenden Wasserstand.
Hierzu eine kleine Anmerkung über die Naturkraft der Strömungen in unserer Förde: Die durchschnittliche Breite unserer Förde beträgt 5000 Meter, und die Länge der Förde von der Linie Booknis-Dänisch-Nienhof bis zur Westküste der Förde beträgt rund 17000 Meter. Das bedeutet, dass die Wasserfläche unserer Förde bei 102 Millionen Quadratmetern liegt.
Wenn uns das Wasser durch einen starken einlaufenden Grundstrom oder auch Oberwasserstrom den Wasserstand um einen Meter erhöht, so sind es 102 Millionen Kubikmeter Wasser, die unserer Förde zugeströmt sind.
Wenn nun bei einem Nordoststurm von 8-9 Windstärken und mehr die Kraft von Winddrift sich auch noch mit der Strömung bemerkbar macht, kann innerhalb von ein paar Stunden die erhöhte Wassergrenze erreicht werden und sich noch weiter erhöhen. Wenn zum Beispiel vor dem Nordoststurm mehrere Tage lang starke Südwestwinde wehten und das Wasser aus der Förde bis zu einem sehr niedrigen Wasserstand sozusagen herausgefegt wurde, beginnt der Rücklauf zum Normalwasserstand. Trifft dies mit einem sich entwickelnden Nordoststurm zusammen, besteht die Gefahr einer Sturmflut. Aber zumindest wird für einen sehr hohen Wasserstand gesorgt. Wenn der Wasserstand um 150 Meter über Normal ansteigt, so sind es bei 153 Millionen Kubikmeter, die durch die Strömungen in die Förde eingepresst wurden. Man kann sich vorstellen, welche Kräfte die Natur für eine Zerstörung damit entfalten kann, ohne dass durch menschliches Eingreifen diese Kraft aufgehalten und gemindert werden kann.
Wenn also bei der Sturmflut am 13. November 1872 der Wasserstand durchschnittlich 3,50 Meter hoch war, so waren es damals 377 Millionen Kubikmeter Wasser, die in unserer Förde eindrangen. Ein kleiner Beitrag, um zu zeigen, wie sich der Wasserstand über oder unter dem Normalwert durch Wind und Strömungen im Wasser schnell entwickeln kann.
Nun zurück zu den Stromverhältnissen: Der einlaufende Grundstrom sowie der einlaufende Oberflächenstrom können sich in ihrer Breite bis über die Mitte der Förde ausweiten. Gewöhnlich läuft ein ebenso starker Strom auf der Südseite der Förde wieder nach außen und trifft sich mit dem einlaufenden Strom in der Mitte der Förde, wo kräftige Stromwirbel entstehen. Diese Strömungserscheinung kann aber auch umgekehrt stattfinden.
Bei der Handwaadenfischerei wurde oft beobachtet, wie unterschiedlich sich die Strömungen auf den Waadenzügen verhalten. Bei Grundstrom, ob ein- oder auslaufend, kann dies bis zu einer Entfernung von 60-80 Faden von der Schaarkannte auf die Waade spürbar sein. Kommt die Waade jedoch beim Heranwinden zur Küste innerhalb der 60-Faden-Grenze, so kann sich plötzlich der ein- oder auslaufende Kanntstrom bemerkbar machen, der oft entgegengesetzt zum Tiefenstrom verläuft.
Auch außerhalb der 60-Faden-Marke von der Schaarkante hatte die Strömung keinen Einfluss auf die Waade. Doch innerhalb dieser Marke war eine einlaufende Kanntenströmung spürbar. Unter denselben Bedingungen konnte sich auch eine auslaufende Strömung bemerkbar machen und die Waade etwas beeinflussen. Doch sobald sich Fische im Netz befanden, war die Waade nicht mehr gefährdet. Für einen erfolgreichen Fang war es am besten, wenn die Strömung die Waade kaum beeinflusste und sie sich in halbrunder Form von abwärts bis zur Schaarkante heranwandte, denn so bestanden die besten Fangmöglichkeiten. Was für die Strömungen und die Waadenfischerei auf der Nordseite galt, traf auch für die Südseite der Förde auf den Waadenzügen zu.
Wie bei der Handwaadenfischerei zeigten sich auch bei der Ringwaadenfischerei die verschiedenen Strömungsverhältnisse deutlich und hatten oft Einfluss auf den Fang. Die Ringwaadenfischerei durfte nur außerhalb der Sperrgrenze und auf jeder Seite der Förde, jedoch nicht innerhalb von 500 Metern bis zur Schaarkante betrieben werden, wie es gesetzlich für die Handwaadenzüge auf beiden Seiten der Förde festgelegt war. Außerhalb dieser Begrenzung konnten die Ringwaaden bis zum Landgrund hin fischen. Besonders deutlich wurden die verschiedenen Strömungsarten bei der Heringsnetzfischerei mit den Treibnetzen sichtbar. Hier war es entscheidend, dass die Boote ihre Treibnetze auf derselben Tiefe der Netzbojen aussetzten und natürlich auch ausreichend Abstand voneinander hielten, um gegenseitige Störungen zu vermeiden.
Wenn jedoch einige Boote dazwischen waren, die ihre Treibnetze einen halben Faden tiefer an ihre Netzbojen ausgesetzt hatten, kam es oft vor, dass diese Boote mit ihren Treibnetzen einen anderen Kurs einschlugen als die Boote, deren Netze einen halben Faden höher an den Netzbojen hingen. Wurden von einigen Booten ihre Treibnetze in Richtung Mitte der Förde ausgesetzt, kam es hier auch manchmal vor, dass einige Boote mit ihren Treibnetzen in Richtung Südseite trieben und ihre Netze allmählich auch nach außen driften ließen. Dabei blieben einige andere Boote mit ihren Netzen auf ihrem alten Kurs und manchmal auch in Richtung Nordseite, obwohl sie ihre Netze um die Mitte der Förde herum ausgesetzt hatten. So unterschiedliche Spielregeln brachten die Strömungen in unserer Förde mit sich.
Wie stark sich die Strömung bei der Heringstreibnetzfischerei manchmal auswirkte, kann ich hier schildern: Wenn die Boote mit ihren Treibnetzen kurz vor Sonnenuntergang ihre Netze von der Langhöfter Tonne aus in Richtung Norden bis zur Nordkehle und vor dem Mittelgrund aussetzten und gegen halb zwei Uhr begannen, sie wieder einzuhohlen, hatten sie aufgrund eines starken einlaufenden Oberflächenstroms bereits so viel Weg zurückgelegt, dass die innersten Boote schon um 1 Uhr ihre Netze einziehen mussten. Andernfalls bestand die Gefahr, dass ihre Netze mit denen der äußeren Boote in Konflikt gerieten. Die äußersten Boote holten ihre Netze je nach Lage innerhalb oder außerhalb des Bratbergs ein. Wenn sie südlich der Ringelnatter vorbeigetrieben waren, zogen sie gleich danach ihre Netze ein. Als sie ihre letzten Netze einholten, waren sie keine 300 Meter mehr vom Südstrand entfernt. Es war eine Strecke von gut 5 Seemeilen, die sie mit ihren Treibnetzen in einer Zeit von 4 Stunden abgefischt hatten. Es war natürlich eine Ausnahme, die durch einen außergewöhnlich starken Strom verursacht wurde, aber das Halbe dieser Strecke ist mehrfach bei der Treibnetzfischerei vorgekommen, dass sie sowohl nach innen als auch nach außen mit den Netzen abgefischt hatten.
Es gab bei dieser Fischerei noch viele Varianten der Strömungsauswirkungen, sowohl bei der Treibnetzfischerei innerhalb als auch außerhalb unserer Förde. Besonders während der großen Treibnetzfischerei von Mitte September bis Mitte Oktober nach den fetten Herbstlaichern, zwischen dem Großen Belt und dem Fehmarnbelt, habe ich in anderen Berichten über mehrere Jahre hinweg meine persönlichen Erlebnisse bei dieser Fischerei festgehalten.
Ich glaube, dass ich hiermit einen kleinen Einblick in das Innere unserer Förde gegeben habe. Denn das Äußere der Förde haben wir jeden Tag vor uns als ein herrliches Bild, aber das, was unter der Oberfläche vor sich geht, wo sich ungeheure Naturkräfte entwickeln und in der Förde wirken, sowie die Beschaffenheit des Meeresgrundes, wird für manche sicherlich von Interesse sein.
Fr. Daniel