Das fischreichste Jahr
S. 762
Nachdem sich die Witterung gebessert hatte, liefen die Hand- und Ringwaaden alle wieder zum Fang aus. Die Handwaaden, die in der Innenförde fischten, erzielten Fänge bis 400 Pfund. Einzelne Fänge waren zur Hälfte mit Sprotten vermischt. Die Ringwaade suchten das ganze Revier von der Grenze bis Boknis querab und von der Grenze bis mitten der Förde und bis in die Südkehle rein, ohne einen Schwarm ans Suchlot zu bekommen, so liefen sie enttäuscht zum Hafen zurück.
Von Travemünde kam die Nachricht, dass die vier Ringwaaden, die vor Weihnachten hier bei uns gefischt hatten, an einem Tag nach Neujahr Fänge von 10.000-15.000 Pfund erzielt hätten. Daraufhin rüsteten alle Ringwaaden von der Lübecker Bucht zum Fang. Am nächsten Tag wurden 165.000 Pfund insgesamt in Travemünde angelandet. Hier bei uns verliefen die ersten 3-4 Tage für die Ringwaaden wieder erfolglos. So auch für die Maasholmer, wie auch die Ringwaaden der Kieler Förde, die inner- und außerhalb zusammen mit den Eckernförder nach Fischschwärmen gesucht hatten. Ohne Ergebnis, wie ich schon erwähnte. Dagegen erzielten Handwaaden bei uns in der Innenförde alle Tage gute Fänge. So waren also genug Fische in unserer Förde, innerhalb der Ringwaadengrenze, deshalb aber für die Ringwaaden nicht erreichbar.
S. 763
So bereiteten sich auch mehrere Ringwaaden von uns wie von Maasholm-Kappeln und der Kieler Förde darauf vor, nun nach Travemünde auszulaufen. In der ersten Hälfte des Januars verliefen die Fänge in Travemünde noch gut, verringerten sich aber doch zusehens nach den Meldungen. Es waren dort um die 40 Ringwaaden von der ganzen Ostküste Schleswig-Holsteins im Einsatz. Durch die großen Anlandungen waren die Preise weit unter die Hälfte abgesunken. Ja, mehrere 10.000 Pfund wurden nicht verkauft und mussten an die Düngerfabriken abgeliefert werden.
Mitte der zweiten Januarwoche, nachdem zwei Tage der Nordwest stürmte und am drittten Tag morgens etwas abflaute, liefen die vier noch hiergebliebenen Ringwaaden wieder zum Fischen aus. In der Mitte der Nordkehle, eben außerhalb der mittleren Meilentonne, setzten alle vier Waaden zur gleichen Zeit aus. Jeder hatte einen guten Schwarm am Lot gehabt, aber keiner bekam einen Fang. Die Boote besprachen sich untereinander über das Geschehen, machten ihre Waaden wieder klar und setzten ihre Jollen zum Suchen wieder aus. Es dauerte eine Viertelstunde, und alle vier Waaden setzten wieder aus. Drei Waaden hatten wieder keinen Fang, die vierte einen Fang von 4.000 Pfund Heringe und Sielen. Die Waaden wurden wieder klargemacht und das Suchen ging wieder los. Das Aussetzen war ungefähr 700 Meter weiter nach innen war als das erste Mal, denn die Schwärme waren weiter in die Förde hineingewandert. Der Nordwest nahm immer
S. 764
mehr zu, deshalb ließ ich beim dritten Mal aussetzen, als ich einen Dutt am Lot hatte. Ich ließ ich die Waade ungefähr 40-50 Meter hinter der Jolle aussetzen, wollte doch mal sehen, ob es diesmal klappte, den Dutt zu kriegen. Es schien sich gelohnt zu haben, denn nach kurzer Zeit beim Einhieven der Ringe zeigten sich an der Netzwand überall Heringe und Sielen. Der Zug brachte ins einen Fang von knapp 9.000 Pfund. Die andren drei Waaden hatten diesmal auch Fänge von 7.000 Pfund von derselben Rasse.
Am nächsten Morgen wehte noch ein steifer Nordwest. Alle vier Waaden setzen innerhalb der Langhöft-Tonne ihre Jolle zum Suchen aus. Als wir 300-400 Meter außerhalb der Langhöfter Tonne waren, bekam ich einen guten Dutt ans Lot und ließ wie gestern den letzten Zug hinter der Jolle aussetzen. Die anderen Boote, die noch etwas weiter raus suchten, kamen, als wir aussetzten, wieder weiter reingelaufen und fingen innerhalb von uns an zu suchen. Zwei Boote setzten nach kurzer Zeit innerhalb von uns, aber etwas südlicher aus. Das dritte Boot lief wieder innerhalb der beiden Waaden und setzte dann auch gleich aus. Wir hatten einen Fang von gut 7.000 Pfund.
S. 765
Wir liefen gleich mit unserem Fang ein, wollten ihn sortieren, da allerhand Vollheringe dazwischen waren. Die anderen drei Waaden kamen auch eine nach der anderen eingelaufen mit denselben Fängen wie wir. Sie hatten aber an Vollheringen etwas weniger mit. Unser Fang belief sich auf 2.640 Pfund Vollheringe, 5.300 Pfund Sielen. Die anderen drei Waaden hatten Fänge von 1.500-2.000 Vollheringe in ihren Fängen. Die Handwaaden hatten heute morgen auch Fänge von 2.000-5.000 Pfund gemacht, auf den Waadenzügen von Fuhlbeek bis Knappschaar auf der Nordseite und auf den Kronsortzügen auf der Südseite. Sie hatten aber einige Sprotten dazwischen. Den nächsten Tag fingen alle vier Ringwaaden an der Grenze an zu suchen, wo wir eine Waade nach der anderen auf dem halben Weg zur Langhöfter Tonne aussetzten. Wir waren am nördlichsten von den Booten. Der Wind kam aus West 2-3, sehr gutes Wetter. Ich ließ die Waade eben vor der Jolle aussetzen. Alle vier Ringwaaden machten einen Fang zwischen 6.000-7.000 Pfund. Es waren nicht so viele Vollheringe dazwischen, aber immerhin waren es noch 1.200-1.400 Pfund Vollheringe.
Am 22. Januar, Montagmorgen, wehte ein Nordwest 2-3, aber sehr kalt. Wir suchten alle vier Ringwaaden von der Grenze ab nach draußen zu, bei 10 Minuten hatten alle vier Boote ausgesetzt und machten Fänge von 5.000-7.000 Pfund, wieder mit Vollheringen vermischt. Danach waren die Fischschwärme
S. 766
wieder weiter nach innen gewandert. Alle vier Waaden machten wieder klar und 200-300 Meter außerhalb der Grenze setzten alle vier Boote wieder aus mit Fängen von 3.000-4.000 Pfund. Alle Ringwaaden liefen ein. An Bord der Ringwaaden waren sich die Besatzungen darüber einig, dass für die nächsten Tage keine Fänge mehr zu erwarten waren, wenn die Schwärme weiter ihren Kurs nach drinnen beibehielten. Am Dienstag, den 23. Januar, wurde nirgends an der Grenze bis zur Nord- und Südkehle eine Spur von Fischen gefunden. Die Handwaaden dagegen machten in der Innenförde sehr gute Fänge mit bis zu 12.000 Pfund mit einem großen Anteil von Sprotten vermischt. Einige Fänge waren sogar reine Sprotten, andere mit Heringen und Sielen vermischt.
Über eine Woche wurde von den vier Ringwaaden kein Fang mehr an Land gebracht, ja sie hatten nicht mal eine Spur am Suchlot gehabt. Die Handwaaden brachten täglich ihre Fänge an Land. Einmal mehr, einmal weniger, ob es auf der Nord- oder Südseite der Förde war. Die äußerste Grenze des Fangbereichs lag von Mitte Eichholz bis zum Scheidezaun auf der Südseite. Innerhalb dieser Grenze wurden die Handwaaden-Fänge gemacht, es war ungefähr 1.500 Meter innerhalb der Ringwaadengrenze.
Unsere Handwaade fischte auch sehr gut, machten am 5. Februar auf dem Louisenzug innerhalb von Ohrthuk einen Fang von 12.800 Pfund reine Sielen. Im Morgenzug hatten einige Waaden
S. 767
auf den Zügen Apfelbaum und Fuhlbek Fänge von bis zu 20.000 Pfund gehabt. Diese Züge lagen eben außerhalb von Ohrthuk.
In Travemünde wurden die Fänge auch weniger. Die vier Ringwaaden, die hier noch waren, hatten ihre Waaden zum Trocknen auf die Trockenkoppel gebracht. Die Besatzungen überholten an den Ringwaaden, was nötig war, denn einzelne Kleinigkeiten stellten sich bei einem so großen Netz von 500 Metern und mehr und über 30 Meter Tiefe doch mal ein. Vier Tage lang wehte ein steifer kalter Ost-Südost 6-7, auch die Handwaaden fuhren nicht aus. Am 15. Februar brachten wir unsere Ringwaade wieder an Bord, am nächste Morgen liefen wir bei flauem Südwest zum Fang aus, suchten von der Grenze ab nach draußen zu alles ab, aber es war wieder vergebens, ohne eine Spur von Fischen. Den anderen drei Ringwaaden ging es genauso. Die Handwaaden hatten auf der Südseite bei den Zügen Aue, Kronsort und Scheidezaun Fänge an Mischware von 1.000-3.000 Pfund, die Handwaaden auf der Nordseite nur Fänge von 300-500 Pfund. Alle hatten geglaubt, dass nach dem Ostwind die großen Fischschwärme sich nach draußen in Bewegung gesetzt hatten, aber es war nicht so. Am nächsten Tag war unser Suchen außerhalb
S. 768
der Ringwaadengrenze wieder vergebens. Um 10 Uhr lagen die Ringwaadenboote schon wieder im Hafen, die Handwaaden hatten auf beiden Seiten der Förde keine größeren Fänge als am Tag zuvor.
Nachmittags, eben vor 13:30 Uhr, kam Peter Föh, der mit bei meinem Vater auf der Handwaade fischte, zu mir nach Hause. Er sollte fragen, ob ich mitkommen konnte, denn Karl Lohse sei plötzlich krank geworden, so fehlte ein Mann. Ich sagte zu, machte mich klar. Föh sagte, wir sollten nach Kronsort 3. Es würde Zeit, dass sie hinkämen. Als ich zum Hafen kam, lief der Motor schon. Ich stieg ins Boot und ab ging die Fahrt. Den Motor ließ mein Vater gleich auf voller Fahrt laufen. Wir waren die letzten, die nach der Süd ausliefen. Bis zum Scheidezaun waren, wie wir sehen konnten, alle Züge mit Waaden besetzt. Innerhalb von Kronsort 4 war nur eine Waade, die dort eben außerhalb der Schwarzkante hin und her pendelte. Es war die Waade von Max Neumann. Als wir bei ihm waren, riefen seine Besatzung und er selbst uns zum, dass eine Unmenge von Fischwark eben ab von der Schaarkante stand. Er rief uns noch zu, ob wir nicht gleich zusammen Ablaufen wollten zum Aussetzen, wir sagten, die Uhr wäre noch 14:45 Uhr. Er winkte ab und rief: „Was macht das, ich habe Kronsort 1!”
S. 769
Wir riefen, wir hätten Kronsort 3 und wollten warten bis 15:00 Uhr, die rechtmäßige Aussetzzeit. Als wir auf unserm Zug Kronsort 3 waren, drehten wir nach Nord ab. Eben außerhalb der Schaarkante nahm ich das Suchlot. Peter Föh machte auf dem anderen Waadboot aus sein Suchlot klar, beide suchten wir unseren Zug nach abwärts ab, bis zu 60 Faden hatten wir keine Spur von Fischen, aber eben innerhalb vom zweiten Knopp (120 Faden) kamen zuerst einzelne, dann aber immer mehr Fische ans Suchlot, als wir übers zweite Knopp kamen, hatten wir an beiden Suchloten die Fische knüppeldick. Wir holten die Suchlote ein und liefen mit halber Fahrt nach Land zu, denn die Uhr war 5 Minuten vor 3, als wir wieder an der Schaarkante lagen. Max Neumann, er war wohl 100 Faden von uns ab, hatte, als wir die ersten Fische ans Suchlot bekamen, eine Waade auf Kronsort 2 ausgesetzt, ungefähr 10 Minuten vor 15:00 Uhr. Um 15:00 Uhr liefen alle Waaden auf ihren Zügen zum Aussetzen ab. Merkwürdig, bald alle Waaden setzten nur 60-70 Faden ab aus. Als wir 120 Faden ab waren, ließ ich auf unserem Motorboot das Suchlot noch mal runter, sucht auf dem Ablaufkurs weiter, hatte zuerst keine Fische am Lot, bis 150-160 Faden ab. Dann waren zuerst einzelne, je weiter wir abkamen, immer mehr Fische am Lot, bis sie wieder knüppeldick waren. Ich holte mein Suchlot auf, lief noch ungefähr 40-50 Faden ab, drehte bei und setzte die Waade aus.
S. 770
Als wir Land hatten, war noch eine knappe Scheibe Leinen auf der Winde, die Waade war ungefähr bei 220 Faden ausgesetzt.
Wir hatten eine Viertelstunde an unserer Wunde gewickelt, da hatte Max Neuman seine Waade schon vor, ging Anker auf und brachte sie auf flacherem Wasser dichter nach seinem Mackerboot hin, wie auch dieser dasselbe tat. Wir hatten noch keine 120 Faden Leine auf der Winde, da hatten die Waaden außerhalb von uns, die auch nur 60-70 Faden abgesetzt hatten, ihre Waaden vor. Ein paar Waaden auf den äußeren Schedezaun-Zügen haten ebenso wie wir weit abgesetzt. Bei uns an Bord hatten wir die ganze Zeit die Lage besprochen, dass nach unseren Suchergebnissen die Fischschwärme im Abziehen von der Küste waren. Das bewies auch unser Suchergebnis, ehe wir aussetzten.
Wir beobachteten Max Neumann biem Einziehen seiner Waade, es sah nicht danach aus, dass sie einen Fang erzielen würde, denn es war kein Laut zu hören, als sie die Pinne übernahmen, waren nach unserer Schätzung nicht mal 50 Pfund drin. Das einzige war, dass sie jetzt anfingen, sich gegenseitig zu beschimpfen. Wir bemerkten auch, dass die Waaden nach draußen zu ihre Züge beendet hatten ohne einen Fang erzielt zu haben. Denn alle liefen gleich zum Hafen ein, bis auf die beiden Waaden auf dem Scheidezaun.
S. 771
Als die Waaden außerhalb von uns einliefen, hatten wir noch 40-50 Faden Leine einzuwinden. Nur Max Neumann blieb auf seinem Zug liegen, wollte anscheinend abwarten, was wir in unserem Zug an Fang hatten. Als wir anfingen, die Waade einzuziehen, bemerkte ich gleich einige Fische im Netzgarn/Bössen zu Bestick, welche sich immer mehr steigerten, ebenso mussten sie im Mackerboot bei vier Längen ihr Bestick gleich überholen, es waren alles Sprotten. Als Neumann es sah, lief er gleich ab, um den zweiten Zug zu machen, den er 240 Faden absetzte. Wir hatten auf den letzten sechs Längen von der Waade sehr viel Bestick an Sprotten. Als wir anfingen, den Hamen aufzuschlagen, zeigte sich, dass wir einen sehr guten Fang gemacht hatten. Der Laderaum von unserem Motorboot wurde klar gemacht. Ein Quast voll Sprotten nach dem anderen brachten wir auf der Backbordseite ein. Je mehr Schlagseite unser Boot bekam, desto leichter wurde das Einbrechen und die Quäste konnten vergrößert werden, so lief denn über die Bünntute auch allmählich die Steuerbordseite voll. Wir waren mit acht Mann beim Einbrechen, die anderen fingen an, von einem Flügel der Waade den Bestick abzuschlagen. Als wir den Fang endlich im Boot hatten, holten wir den Anker auf und liefen auf den Hafen zu. Unterwegs schlugen wir das Bestick vom anderen Flügel der Waade ab.
S. 772
Im Hafen fingen wir gleich mit dem Löschen an. Vom Scheidezaun kommend, hatte Johannes Jasper ein Boot voll und Johannes Wohlgehagen und Niklas Klemmsen mit ihrer Waade beide Boote voll, aber beide Partien hatten überwiegend Sielen und nur vereinzelt Heringe. Jasper hatte einen Knopp und Klemmsen, Wohlgehagen bis Tamp abgesetzt. ?
Wir löschten aus unserem Motorboot 10.650 Pfund und 720 Pfund Bestickfisch. Alles reine Sprotten.
Als wir im Hafen festmachten, war Karl Lohse am Hafen. Er hatte nach dem Mittagessen eine fürchterliche Kolik bekommen, dass seine Frau den Arzt holen musste. Er hatte ein Medikament verschrieben bekommen. Die Schmerzen seien nach dem Einnehmen gleich abgeklungen. Über den Nachmittag sei er wieder in Ordnung gewesen. Die Handwaaden, die nach der Nord gewesen, hatten von Knappschaar bis Eichholz 10 heraus Fänge von 2.000-3.000 Pfund Sielen und Heringe angelandet. Nach den Fängen zu rechnen hatten sich einige der großen Fischschwärme, die wochenlang von der Mitte der Förde bis in die Innenförde sich aufgehalten hatten, in Bewegung gesetzt und waren mehr nach draußen zugewandert.
Am nächsten Morgen (Freitag), liefen wir zusammen mit den drei anderen Ringwaaden zur Grenze aus, verteilten uns beim Suchen über die Grenzbreite und suchten nach draußen zu. Wir waren zur Südwestecke der Grenze gelaufen, suchten bis querab von Noer ohne eine Spur von Fischen. Ich schlug
S. 773
vor, zur Ecke zurückzulaufen. Ich hatte den Glauben, dort doch noch zu einem Fang zu kommen. Ich sagte, vom Scheidezaun 6 bis zur Grenze sind es 15 Waadenzüge, so wie gestern Nachmittag, als das Fischwark von der Schaarkante bis Tamp ab, innerhalb von 10 Minuten abmarschiert war, vielleicht auch nach draußen zu, dann die letzten Wochen hatten die Waaden keine so große Fänge auf dem Scheidezaun gemacht. Wir liefen zur Grenze zurück, hatten untereinander besprochen, etwas innerhalb der Grenze anzufangen zu suchen, um festzustellen, ob in der Grenznähe sich Schwärme aufhielten. Wir wollten aber nicht die Waade aussetzen innerhalb der Grenze. Ungefähr 400 Meter westlich vom Grenzbereich fing ich an nach draußen hin zu suchen. Ich hatte wohl 5 Minuten gesucht mit einzelnen Fischen am Lot, da bekam ich einen größeren, sich lohnenden Dutt ans Lot, es waren keine 300 Meter von der Grenze ab, weiter bis zur Grenze nur noch einzelne Fische. Diese hatte ich bis 200 Meter außerhalb der Grenze, wo ich doch beim ersten Suchen keine Fische am Lot gehabt hatte. Die drei anderen Ringwaaden hatten bis nach Boknis heraus gesucht und kamen von dort wieder reingelaufen. Wir suchten von Mitte Hegenwohld nach der Nordseite zu, doch ohne eine Spur. Die Boote, die von draußen kamen, liefen ohne nochmal zu suchen gleich zum Hafen ein.
S. 774
Als wir gegen Steinwall die Grenze hatten, holte ich unser Suchlot ein und machte die Jolle am Boot fest. Wir besprachen nochmals die Lage. Einige Mackers meinten, es hatte keinen Zweck, heute noch weiter zu suchen. Ich sagte: „Lass uns man noch zwei Stunden warten, dann laufen wir zur Südwestecke und holen uns einen Fang. Ich habe eine solche Ahnung, dass es so wird, nachdem was ich dort innerhalb der Grenze am Lot hatte.”
Um die Mittagszeit setzten wir die Jolle zum Suchen aus. Gleich nachdem ich anfing zu suchen, bekam ich mehrere Fische ans Lot. Nach 200 Metern spürte ich einen größeren Dutt am Lot und ließ sofort aussetzen. Ich sagte, wenn wir die mitbekämen, könnten es 4.000-5.000 Pfund sein. Der Zug brachte gute 6.000 Pfund Sielen mit Vollheringen. Wir machten die Waade wieder klar, liefen bis zur Grenze und ich suchte eben außerhalb der Grenze nach der Nord zu, spürte innerhalb von 5 Minuten einen noch größeren Dutt. Ich ließ aussetzen und dieser Zug brachte 8.000 Pfund mit vielen Vollheringen dazwischen. Der Laderaum des Ringwaadenbootes war voll von beiden Fängen. So liefen wir zum Hafen. Als wir beim zweiten Zug den Fang eingeketschert hatten, kam von der Langhöfter Tonne her ein Fahrzeug auf uns zugelaufen. Wir sagten: „Dat is Heine Brunstamp, de Fischmeester”. Als er bei uns war, fragte er, ob es sich gelohnt hätte, wir riefen im ein „ja” zu. Wir lagen ungefähr 150 Meter außerhalb der Grenze. Er fragte, ob wir alleine draußen gewesen seien.
S. 775
Uns kam sein Verhalten merkwürdig vor, als ob er glaubte, dass wir innerhalb der Grenze gewesen seien. Denn er lief zur südlichen Grenzboje und von dort ungefähr 500 Meter nach Norden längst der Grenze und kam dann zu uns zurück. Fiete Mumm fragte ihn, ob er meinte, dass wir über der Grenze gewesen seien. Er sagte nein, denn wir lägen noch genau so, wie als er angekommen wäre, also hätten wir nicht innerhalb der Grenze liegen können.
Als wir im Hafen beim Löschen waren, kam der eine oder andere und fragte, wie wir an den Fang gekommen seien und fragten: „Ihr habt doch nicht geräubert?” Wir sagten: „Geht zum Fischmeister hin, er kann euch genau sagen, wo wir gewesen sind!” Unser Fang belief sich auf 15.350 Pfund, davon 12.170 Sielen und 3180 Pfund große Vollheringe. Am nächsten Tag, es war Dienstag, der 20. Februar, liefen alle vier Ringwaaden zur Grenze aus, suchten nach draußen zu. Es dauerte keine 10 Minuten und alle vier Waaden hatten ausgesetzt, machten Fänge von 6.000-8.000 Pfund Sielen mit großen Heringen. Einer hatte mehr, andere weniger an Heringen dazwischen. Wir liefen gleich alle zum Hafen, jetzt wussten diejenigen, die uns gestern misstrauten, dass wir die Wahrheit gesagt hatten. Unser Fang war 7.200 Pfund mit 1.740 Heringen. Johannes Lietz hatte gut 8.000 Pfund mit 2.250 Heringen, H. Mohr 6.300 Pfund mit gut 1.400 Heringen und August Kruse 7.800 Pfund mit 1.900 Heringen.
S. 776
Am Donnerstagmorgen, den 22. Februar, waren 20 Ringwaaden am Fangplatz. Eckernförder 10, Maasholmer 4 und von der Kieler Förde 6 Stück. Es wehte ein steifer kalter Nordwest. Alle Waaden suchten von der Grenze ab. Denn nach der Süd zu war es sehr ruppig. 300-400 Meter von der Grenze ab setzten die ersten Waaden aus. Bei einer Viertelstunde hatten alle 20 ausgesetzt. Es wurden Fänge von 6.000-9.000 Pfund Sielen mit großen Heringen gemacht, soweit mir bekannt wurde. Alle Waaden wurden beim Einziehen der Waade von einer schweren Schneeböe überrascht mit Windstärke 7-8. Das Wetter hielt an, so war das Übernehmen des Fanges sehr schwierig. Jeder war froh, wenn er seinen Fang im Boot hatte und zum Hafen ablaufen konnte.
Die Handwaaden hatten Donnerstagsmorgen im Morgenzug auf der Allee und innerhalb vom Steinwall schon Fänge von 2.000-3.000 Pfund von derselben Rasse gemacht. Am Sonntagnachmittag sprang mit einer Schneeböe der Nordweststurm mit einer kurzen Flaute über Norden auf Nordosten. Das Wasser lief so stark auf, ungefähr bis zum Bollwerk rauf. Der Nordost wehte mit Stärke 6-7 mit starker Kälte und Schneeböen. Am Dienstagnachmittag flaute der Nordost etwas ab und ging auf Norden zurück. Aber mit Frost von -8 °C am Tage und des Nachts bis unter -12 °C! Alle Waaden, obgleich mit Matten abgedeckt, waren angefroren
S. 777 und mussten gerebt ? werden. Am Mittwochmorgen, den 28. Februar, wehte ein flauer Nordwest, aber noch herrschte ein scharfer Frost. Alle Boote mussten sich beim Auslaufen durchs Eis quälen, was bei der starken Kälte der letzten Tage sich gebildet hatte. Außerhalb von Ohrt wurde kein Eis mehr angetroffen. Alle Waaden, die ausgelaufen waren, sowie die Waaden von Maasholm, Kappeln und der Kieler Förde fingen von der Grenze an nach draußen zu suchen, bis in die Nordkehle, vorm Mittelgrund und zur Südkehle, aber nirgends kam ein Boot zum Aussetzen, also keine Spur von Fischen. Von den Ringwaadenfischern waren alle der Meinung, dass die Fischschwärme restlos wieder nach innerhalb der Grenze gewandert waren.
Am 1. März, Donnerstagmorgen, war das Wetter gut. Es wehte eine leichte westliche Brise. Die Kälte hatte bis auf -3 °C des Nachts nachgelassen. Die Handwaaden waren zum Morgenzug ausgelaufen, ebenso alle Ringwaadenboote. An der Grenze wurde wieder angefangen zu suchen, ohne eine Spur von Fischen. Die Nordkehle wurde bis querab von Boknis vom Mittelgrund und in der Südkehle bis querab von Surendorf abgesucht. Die Boote von der Kieler Förde waren nicht erschienen. Wie wir nachmittags erfuhren, hatten drei Ringwaaden im Kieler Deep 6.000-7.000 Pfund an Heringen gehabt. Die Handwaaden hatten
S. 778
auf der Nord nur 1.000-2.000 Pfund gefangen, auf der Süd 2.000-3.000 Pfund, mit Sprotten vermischt.
Am 2. März, Freitag, fingen wir an der Südecke der Ringwaadengrenze an zu suchen. Die anderen Waaden suchten an der Nord nach draußen zu, aber nirgends eine Spur von Fischen. So ging es noch drei Tage, an denen nichts am Lot war. Die Handwaaden hatten aber auf beiden Seiten unserer Förde von Knappschaar (Waadenzug innerhalb vom Bratberg) bis Mitte Eichholz (Waadenzüge unterhalb Karlsminde) und von der Aue bis Scheidezaun (Waadenzüge auf der Südseite) gute Fänge bis zu 6.000 Pfund erzielt.
Dienstag, den 6. März, setzten die ersten Ringwaaden aus, gleich nachdem sie angefangen hatten zu suchen, eben hinter der Grenze. Nach einer halben Stunde hatten alle ihre Waade über Bord gebracht. Die Fänge beliefen sich für die einzelnen Waaden auf 6.000-10.000 Pfund Sielen mit Heringen, aber mit weniger Heringen als in den vorherigen Fängen. Die Waaden, die südlicher ausgesetzt hatten, hatten bis zu 1.000 Pfund Sprotten zwischen ihren Fängen.
Am nächsten Tag waren sieben Ringwaaden von der Lübecker Bucht mit auf dem Fangplatz. Die Waaden setzten diesmal bis zu 500 Meter von der Grenze ab aus und erzielten Fänge von 5.000-9.000 Pfund von derselben Sorte wie am Tag zuvor. Donnerstagsmorgen, den 8. März, waren noch acht weitere Ringwaaden von der Lübecker Bucht bei uns am Fangplatz. Es waren insgesamt jetzt 39 Waaden
S. 779
auf dem Fangplatz tätig. Der größte Teil hatte schon am Vormittag einen Fang erzielt, mit dem sie gleich zum Markt liefen. Die Fänge, die in Eckernförde angelandet wurden, beliefen sich von 6.000-12.000 Pfund je Ringwaade mit verschiedenen Sorten. Ebenso hatten einige Handwaaden in der Innenförde Fänge bis zu 7.000 Pfund mit vielen Sprotten dazwischen.
Am nächsten Morgen wurden die Fänge wieder nahe der Grenze gemacht, sie waren aber kleiner als am Tag zuvor. Einige Waaden erzielten auch gar keine Fänge, allen Anschein nach waren die Fischschwärme wieder nach innerhalb der Grenze gewandert. Man musste denken, die Fische wüssten, dass außerhalb für sie Gefahr bestehe. Die Handwaaden machten auf Kronsort in die Aue, binnen Eichholz bis Fuhlbek sehr gute Fänge, auf Knappschaar hatten zwei Waaden bis zu 14.000 Pfund.
Am Sonntagmorgen wurden von allen Ringwaaden keine Spur von Schwärmem aufgespürt, obgleich überall bis weit nach draußen gesucht wurde. Montag, den 12., war es genauso.
Am Dienstag, den 13., setzten sofort sieben Waaden an der Grenze aus mit Fängen von 8.000-12.000 Pfund. Weitere Waaden setzten erst gegen Mittag aus, sie erzielten Fänge bis zu 5.000 Pfund. Einige Waaden hatten erst am Nachmittag das Glück, einen Schwarm umzusetzen mit kleineren Fängen.
S. 780
Das Gros der Fischschwärme stand aber immer innerhalb der Grenze, wie diejenigen erzählten, die dort gesucht hatten, wo es aber zum Aussetzen keine Möglichkeit gab, da zwei Fischmeisterfahrzeuge an der Grenze lagen und das ganze Gebiet überwachten.
Am Mittwochmorgen setzten ungefähr alle Ringwaaden von der Grenze ab bis 1.000 Meter außerhalb derselben aus. Es wurden Fänge von 4.000-6.000 Pfund gemacht. Es war, als wenn die großen Schwärme sich geteilt und aufgelockert hätten.
Donnerstagmorgen setzten die Waaden von der Grenze ab, bis innerhalb von Langholz und quer über die Förde nach Noershake zu aus. Die Fänge bestanden aus verschiedenen Sorten, waren aber nicht größer als 6.000-7.000 Pfund.
Am Freitag war es genauso. Die besten Fänge wurden Mitte der Förde gemacht.
Sonntag, den 18., war es, als wenn alle Fischschwärme wieder Förde-einwärts wanderten, denn die meisten Waaden setzten von der Grenze bis 500 Meter davon ab, die Fänge waren wie am Tag davor.
Am Montag wehte ein steifer und eisiger Südost, trotzdem liefen alle Ringwaadenboote aus, suchten 1.000 und 1.500 Meter von der Grenze ab nach drinnen zur Grenze ohne Erfolg. Es war auch kein Wetter mehr mit Windstärke 6-7 und grober See. Alle Boote liefen ein.
Am nächsten Tag war dasselbe Wetter. Kein Boot lief aus.
Mittwoch flaute es ab. Nachmittags liefen noch einige Boote aus, hatten aber keine Spur von Fischen am Lot. Donnerstag, den 22.3., war schönes Wetter, leichter Süd-Südwest, alle Boote fingen an der Grenze an zu suchen, aber erst eben innerhalb der Linie Langhöft-Tonne nach Noersch-Hake setzten in kurzer Zeit sämtliche Ringwaaden quer über die Förde aus. Es war eine merkwürdige Begebenheit. Den Tag zuvor keine Spur, und heute weit außerhalb der Grenze überall Fische. Die Fänge waren von 8.000-14.000 Pfund Sielen mit Heringen und einige sogar mit Sprotten dazwischen. Die Handwaaden hatten die letzten Tage keine nennenswerten Fänge auf beiden Seiten der Förde erzielt.
Am 23.3. war leichter Westwind, alle Boote fingen bei der Langhöft-Tonne an zu suchen, keiner hatte eine Spur von Fischen. Es wurde bis weit in die Nordkehle hinein und noch weiter nach draußen gesucht. Wir waren mit unserer Waade am nördlichsten innerhalb der Meilentonne am suchen, da sagte Jörn Dankwardt, eben innerhalb der Meilentonne habe er etwas am Lot, aber es sei wohl Tang gewesen. Ich war nicht mit in der Jolle, hatte mich so erkältet, konnte kaum japsen. Als wir auf dem Weg zur zweiten Meilentonne waren, rief Jörn Dankwardt: „Schleppt mich man wieder zurück bis zum Haublock zu.” Ich sprach mit meinen Mackers und sagte: „Irgendwas stimmt da nicht, lass uns man umdrehen
S. 782
und nochmals von innen suchen, ich steige mit in die Jolle ein, irgendwas ist da unklar.” Wir liefen bis zum Steinwall 27 zurück, querab vom Haublock, wir stiegen gleich in die Jolle und beobachteten, dass drei Boote von draußen kommend auf uns zuliefen. Ich brachte mein Suchlot über Bord und spürte gleich was am Lot, wies meine Mackers darauf hin. Dann erst ließ Jörn Dankwardt sein Lot herab und sagte: „Das sind keine Fische, das ist man Neptuns Gemüsegarten!”, da hatte ich es knüppeldick am Lot und ließ sofort aussetzen. Dankwardt schimpfte auf mich los, wie nur ich die Waade aussetzen lassen könne, denn er habe nichts gespürt. Da sagte Fiete Mumm: „Jörn, nu hör man to. Ick heff sehn, dat he mit eenmal heel bleek in`t Gesick weer. Dat kenn ick an emm, den hett he noch jümmers een Barg Fisch an sien Draht hatt. Töv dat man aff, dann kriggst to seihn, dat he recht hett!”
Als die Waade ausgesetzt und wir von der Jolle an Bord gestiegen waren, setzten zwei von den drei Waaden, die von draußen auf uns zuliefen, bei uns aus, eben südlich von uns. Als wir anfingen, die Waade zusammenzuhieven, ging unsere Oberdelle in der Nordwestecke unter Wasser. Johannes Möller und ich stiegen in die Jolle und ruderten dorthin, wo die Oberdelle abgesackt war, sahen, dass sie ungefähr einen Meter unter der Oberfläche war und eine Unmenge an Fischen nach draußen schwammen. Wir winkten zum Boot, dass sie Einhielten mit dem Einhieven. So kam die Oberdelle wieder hoch und wir konnten sie mit ein paar Strippen an der Jolle festmachen. Das Fischwark, das wir in der Waade hatten, bestand aus reinen Sprotten. Es saß so viel Bestick um Netzgarn, dass soweit wir nach unten sahen, alles weiß wie ein Bettlaken war. Als wir dabei waren, die Oberdelle an der Jolle festzumachen, hatten wir gar nicht darauf geachtet, dass die dritte Waade, die von Peter Willwater aus Schlutup, im Norden von uns aussetzte. Als wir jemanden Schreien hörten, sahen wir, dass er beim Aussetzen direkt auf uns zulief und er uns bald übergelaufen hätte, wenn der Mann, der vorne bei ihm an Bord bei der Drahtrolle stand, nicht so geschrien hätte, er solle hart Steuerbord drehen. Als er abdrehte, lag seine Oberdelle knapp einen Meter von unserer Oberdelle ab. Unsere Mackers von den anderen Ringwaaden hatten alles beobachtet, hatten ihm zugerufen und gewinkt, aber keiner an Bord hatte darauf geachtet. Peter kam angelaufen eben nördlich von uns, stoppte ab, ließ seine Jollle los, und die ganze Besatzung hatte nur nach ihrer Jolle gesehen, weil sie gleich gerufen hatten, sie sollten die Waade aussetzen. Das ganze Wasser um die Jolle war voll von Fischen und Hals über Kopf hatten sie ausgesetzt nach der Nordseite zu lag ihre Waade man nur auf 4 Faden Wassertiefe.
S. 783
Der Mann, der bei seiner Drahtrolle stand, hatte im letzten Augenblick uns in der Jolle gesehen und somit ein Unglück verhindert. Von unserem Ringwaadenboot riefen sie uns zu, wir sollten an Bord kommen. Als wir die Strippen von der Jolle lösten, sackte die Oberdelle gleich wieder ab, wir mussten sie sofort wieder an der Jolle befestigen, so schwer war das Netz von all dem Bestick, das auf diesem Stück Netzgarn saß, es war unser 9/30-Garnstück. Unsere Mackers mussten beim Einholen der Waade in einer Tour das Bestick abschlagen. Ich sagte noch zu Johannes Möller: „Das, was wir hier sehen an Fischen und was sie an Bord abschlagen, ist alles Kraut von Jörn sein Gemüsegarten.” Denn wenn die Waade ausgesetzt wurde und kein Fang drin war, hatte Dankwardt immer gestichelt: „Ihr seid mit euerm Lot wieder in Neptuns Gemüsegarten gewesen!”
Alle Ringwaaden, die um die Spitztonne vom Mittelgrund ausgesetzt hatten, waren so dicht beieinander, dass keine 10 Meter Platz zwischen den Oberdellen der Waaden war. Vor lauter Aufregung waren mein Schnupfen und Erkältung wie weggeflogen, das hatte wohl der Schock gemacht über die Menge Fisch am Lot.
S. 784
Wir hatten einen Fang von 15.000 Pfund reine Sprotten. Wir waren als erste von allen Waaden am Markt. Unser Ware ging flott weg in die Räuchereien. Als wir unseren Fang halb gelöscht hatten, kamen schon einige Waaden mit Fängen von 7.000-12.000 Pfund Sielen mit einzelnen Heringen vermischt. Von den Handwaaden hatten einige auf den Zügen Fuhlbeck und Apfelbaum im Morgenzug 14.000-15.000 Pfund an Sielen gehabt, auf den Eichholz-Steinwallzügen wurden keine Fänge gemacht. Es kamen immer mehr Ringwaaden zum Markt. Die Waaden, die südlich von uns angesetzt hatten, hatten Sielen mit Sprotten vermischt. Die, die nördlich von uns nach Osten zu ausgesetzt hatten, hatten mehr Sprotten als Sielen, so Peter Willwater, der nördlich auf flacherem Wasser fast an uns herangesetzt hatte, und einen Großfang von 35.000 Pfund Sprotten machte. Er brauchte Hilfe von seinem Bruder Johann, der selbst einen Fang von 12.000 Sielen im Boot hatte. Heinrich Madsen mit der „Anni” machte einen Fang von 40.000 Pfund Sielen und bekam Hilfe von der „Märy”, die selbst einen Fang von 14.000 Pfund gehabt hatte an Sielen.
Der Tag brachte eine Gesamtanlandung von 745.000 Pfund. Das war die größte Menge an Fisch, die jemals an einem Tag in Eckernförde gelöscht wurde.
Die Ringwaaden von der Kieler Förde hatten vom selben Fangplatz an dem Tag 278.000 Pfund mit über 40.000 Pfund reine Sprotten angelandet. Der größte Fang davon hatte Emil Ivers aus Heikendorf gemacht, er hatte neben uns in einem Schlauch von 60-70 Metern Breite zwischen zwei Ringwaaden seine Waade ausgesetzt.
S. 785
Das Gesamtergebnis der Anlandungen wurde durch Christian Rehse bekannt gegeben. Die Sielen mit Heringen vermischt wurden alle in Wagons verladen und verschickt.
Am Sonntag, den 25.3., liefen alle Ringwaaden wieder aus, von Langholz ab bis außerhalb der ersten Meilentonne querab von Boknis war keine Spur mehr von Fischen. 2 Möltenorter Ringwaaden hatten außerhalb von Boknis an der Steingrenze noch ausgesetzt. Jeder mit einem Fang von 2.000 Pfund Sielen. Ein größerer Teil von den großen Schwärmen, die den ganzen Winter über meistens von Mitte bis zur Innenförde gestanden hatten, war wohl am letzten Tag weggefangen wurden. Es waren über eine Million Pfund.
Der größte Teil von den Fischschwärmen, die in der Freiheit blieben, sind instinktgemäß ihrem Trieb der Frühjahrswanderung gefolgt, entlang ihrem alten Wanderweg längst der Schaarkante, dann über den Steingrund um Boknis herum nach Nordosten oder Norden zu. Seit jeher ging diese Frühjahrswanderung aus unserer Förde vor sich, vorausgesetzt, dass sich große Fischschwärme in den Wintermonaten dort aufhielten.
S. 786
Wenn in der Nacht oder auch im Morgenzug am 23.3. die Handwaaden auf den äußeren Waadenzügen von Steinwall gewesen, hätten sie ganz gewiss die Möglichkeit gehabt, große Schlagerfänge zu machen. Die Voraussetzung dazu war gegeben, da die Fischmassen längst der Schaarkante und auf den Waadenzügen standen.
Das Jahr 1923 ist mit einem Gesamtertrag von 3,4 Millionen Pfund Sprotten und 1½ Millionen Pfund Sielen und Heringen als das fischreichste Jahr in die Eckernförder Geschichte eingegangen. Sielen und Heringe sind in sonstigen Jahren stets in größeren Massen als Sprotten angelandet worden.
Mit den Handwaaden wurde noch bis in die letzte Woche des Aprils gefischt. Wir machten bei der Kantenfischerei, wo die Waaden nur bis zu 69 Faden ab ausgesetzt wurden, nur noch kleine Fänge von 3-5 Zentner an Vollheringen, Sielen, Sprotten und Sekunda/Juchers. An dem Tag, als die Ringwaaden in der Außenförde den Rekordfangtag hatten, wurden auf den Waadenzügen Fuhlbek, Apfelbaum und Pfahlenzug in der Innenförde von einzelnen Handwaaden Fänge von 10.000-14.000 Pfund erzielt - meistens Sekundaware mit etwas an Sprotten vermischt. Danach musste in der Innenförde noch ein Schwarm verblieben sein. Nach diesen letzten größeren Fängen sind aber keine Fänge dieser Art mehr angelandet worden.
S. 787
Die Ringwaadenfischerei war nach dem Großfangtag mit ihrer Saisonfischerei am Ende. Alle Waaden wurden zu ihren Trockenplätzen gebracht. Dort wurden die nötigen Ausbesserungsarbeiten ausgeführt, mit Erneuerung von ganzen Netzstücken in tagelanger Arbeit. Danach wurden die Waaden zum Hafen gebracht, wo die Loherei mit großen kupfernen Kesseln begann. Danach wurden sie im Ablageraum bis zum nächsten Tag gelagert. Dann wieder zum Trocknen zu den Trockenplätzen gebracht. Sobald die Waaden durchgetrocknet waren wurden sie auf die Trockenböden geschafft, wo sie bis zur nächsten Saison lagerten. Mit denselben Vorgängen wurden auch die Handwaaden behandelt, bis ihre Saison wieder anfing, was in jedem Jahr der erste September war.