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Bei Jonnni Thies an Bord

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Bis zum 15. Juli 1918 war ich bei Jonni Thies an Bord. Es war für mich eine sehr gute Zeit, im guten Einvernehmen mit Thies und Lietz. Bei der Goldbuttfischerei mit dem Schleppnetz haben wir gute Fänge erzielt. Vom 25. Mai bis zum 1. Juni mit Heringsnetzen auf ein paar Meilen vor Schleimünde dann auf Vodrups-Flach ? nach Laichheringen, nach Einsetzen eines steifen Nordwindes war die Fischerei dort aber vorbei. Mehrere Boote aus Eckernförde liefen gleich von Vodrup-Flach ? nach Heringen, wir hatten noch 8 Zentner auf unseren Netzen und wollten damit nach Kappeln, es liefen noch 3 Boote mehr nach Schleimünde zu. Von den Booten, die immer vor Schleimünde gefischt hatten, war keines mehr da. Der Lotse Peter Lahs sagte, dass alle nach Hause gefahren seien. Er sagte, alle Maasinger, die eingelaufen seien, hatten abgewinkt, was bedeute, dass nichts gefangen worden sei. Er sagte noch, da habe der Nordwind Schuld dran, es sei noch immer so gewesen. Dann sagte er, dass Henning Wald von den Maasingern noch fehlte, mit seinem neuen Boot mit einem 10-PS-Dan-Motor, das sei seine erste Fahrt, er wäre gestern erst spät nach Veisnitz ausgelaufen. Wir hatten unsere Heringe 20:00 Uhr in Kisten abgewogen, die drei anderen Boote hatten 400-600 Pfund in Kisten, die wir übernahmen und mit nach Kappeln nahmen. Gleich darauf lief auch ein Maasholmer Boot mit Kisten beladen von den Maasholmer Netzfischern ein. Da hörten wir, dass sie über Henning Wald sprachen, der mit einem großen Fang von mindestens 2.000 Pfund Hering in Maasholm eingelaufen sei, als sie gerade ablegen wollten. Um 12:00 Uhr liefen wir wieder nach Schleimünde runter, der Nordost wehte mit 4-5. Es war keine Witterung.

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10-12 Boote der Maasholmer, die ausliefen, kamen nach einer halben Stunde wieder eingelaufen, es war kein Wetter zum Aussetzen der Netze.

Am nächsten Tag liefen wir mit all den Maasholmer Booten nach Veisnitz aus. Es war gutes Wetter. Der Nordost war des Nachts abgeflaut. Am Freitag, den 31. Mai holten wir unsere Netze ein. Es lief ein starker Strom nach Süden zu. Von den meisten Wakers und Weedten sah man nur die Spitzen und etwas von den Flaggen auf den Weedts. Wir hatten auf unseren Weedts überall 2 rote Flaggen dran, die gut 1 Fuß übers Wasser ragten. Der Strom war so hart, dass Thies beim Einziehen der Netze den Motor immer langsam voran laufen ließ. Als wir bei unserer letzten Schicht noch zwei Stücke übrig hatten, kamen zwei Maasholmer Boote bei uns an und fragten, ob wir etwas von ihren Wakers gesehen hatten, da sie ja 120-150 Meter von uns ab ausgesetzt hatten. Wir sagten, dass ein ungemeiner Strom nach Süden setzte. Überall sahen wir die Boote hin und her laufen, die ihre Wakers suchten. Heine Föh kam auch bei uns an und sagte, seine Netze seien gestohlen. Thies und Lietz sagten zu Föh: „Heine, lop dor hen wo du meenst, wo du se utsett hest. Schmiet dor dien Anker ut und tööv beed de Strom sick verlopen hett. Dann kömmt de Weedten weer hoch. Dien Netten sünd ni stohlen, denn de Maasholmer, de dor hen un her lopen, sök ok all er Netten.”

„Nee,” see he, „mien Netten sünd stohl'n!” und er lief nach Eckernförde ab. Die Maasholmer hatten sich alle vor Anker gelegt.

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Als wir unsere Netze an Deck hatten, liefen wir zu Henning Wald, der zwei Schichten nördlicher von uns war. Wir wollten sehen, was beim Einziehen auf seinen Netzen saß. Es war genau wie bei uns. Ganz vereinzelt ein paar Heringe auf einem Stück. Wir liefen dicht heran und Thies sprach mit Wald. Er sagte, es sei acht Tage zu spät, denn die Hälfte von seinem großen Fang habe schon abgelaicht gehabt. Er habe wohl gerade noch den letzten Hochzeitstag der Heringe angetroffen. Wir wollten nach Hause, entschlossen uns aber, nach Sonderburg zu laufen und zu sehen, ob wir dort Netze kaufen konnten bei der dortigen Netzfabrik. Um 20:30 Uhr liefen wir dort ein. Thies und Lietz sprachen mit Ernst Rehbehn. Ich ging zu meinem Onkel, der etwas weiter längs lag. Er war erst zu Weihnachten vom Militär entlassen, weil er über 45 Jahre alt war. Er zeigte mir sein Haus und sagte, geh man mal rüber, was ich dann auch tat, ging aber etwas weiter, und sah, dass hinterm Haus einige Netze hingen. Also musste es doch das Haus sein, mit einmal rief da jemand: „Hallo Fiete, wo kommst du denn her?” Es war meine Cousine Lole, die mich aus einem Fenster gesehen hatte. Gleich danach kam sie mit ihrer Mutter aus der Tür und begrüßte mich. Ich war seit 1913 nicht mehr in Sonderburg gewesen, damals wohnten sie in der Sundstraße, es wurde viel gefragt, wie es bei uns zu Hause ging usw. Dann kam mein Onkel vom Hafen und sagte: „Du kannst man glieks hier bliev'n un bi mi fischen, mi fehlt een Mann.” Ich habe dort Mittag gegessen, danach verabschiedeten sie mich mit vielen Grüßen an Eckernförder und Borbyer.

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Um 15:00 Uhr liefen wir aus nach Eckernförde, wo wir um 21:00 Uhr ankamen. Das Netzekaufen in Sonderburg war ein Fehlschlag. Die Netze, die dort verramscht worden waren, waren ganz enge Netze von 16-18 Milimeter Maschenweite mit sehr vielen Fehlern drin. Deshalb hatte sie die Fabrik ohne Marken verkauft. Meine Netze holte ich des Abends gleich mit den Blockwagen rauf und hängte sie mit meiner Mutter auf zum Trocknen.

Sonnabend, 1.6.1918

Ich hatte schon früh mit dem Blockwagen meine Anker, Taue und Weedten zu unserem Hof gebracht. Ich ging gleich wieder zum Hafen und brachte Thies seine Sachen zu seinem Haus. Dann kamen Lietz' Sachen mit dem Blockwagen zu seinem Haus, dann wieder zu Thies, der hatte das ganze Tuckgeschirr schon auf die Straße hingestellt. Das wurde aufgeladen und zum Boot gebracht. Bis eben vor Mittag hatten wir alles erledigt, um 17:00 Uhr wollten wir am Hafen sein, um das Geld von der Heringsfischerei zu teilen, es waren 105 Mark pro Mann und 20 Mark pro Mann von Christian Möller (De Haas),weil wir ihm bei seinem großen Heringsfang geholfen hatten.

Dienstag, der 2.6.1918

Um 0:00 Uhr liefen wir aus zur Veisnitzer Rinne, besannen uns und liefen „De Hull op veerte Holt” zu, wo wir auf 22½ Metern Wasser aussetzten nach Südosten hin. Wir holten nach anderthalb Stunden auf mit 3½ Stieg guten Butt. Thies rechnete gleich aus: 3½ Stieg zu 15 Pfund das Stieg, waren gut 50 Pfund, wenn wir 10 Drifts machten und die Drifts nicht schlechter wurden, dann gäbe es einen Tagesfang bei 500 Pfund. Es sei gar nicht mal so schlecht.

Lietz sagte: „Wat meent ji dorto: Jonni, laat uns man noch een Drift över düsse Kors maken, dann weed wi, wat los iss.”

So setzten wir nochmals über demselben Bug aus, holten nach 1½ Stunden auf mit vier Stieg Butt, 2 Steinbutt zu 4 Pfund, 26 Pfund Platen und setzten gleich auf Gegenkurs wieder aus. Thies sagte zu Lietz: „Weetst wat mi wunnert, Hannes? Dat Heine Föh bi dat Wetter ni hin is, ümm naa sien Heerngoarns to söken!” Lietz see: „Jonnie, ick heff gestern noch mit emm snackt un to em seggt, he müss doch mol henfohrn un naaseihn. Dor hett he weer seggt, sien Netten weern emm stohl'n.” Thies meinte: „Wat meent ji, wenn wie mol na de Rönn to fischt, um mit de Kieker mol de Geg'n affsökt, sünd ji dormit inverstahn?” „Jo”, sagte Lietz, „aver denn laat uns glieks naa de deepe Rönn tofischen, un as wi 26 Meter an't Lot hefft, doon wi sutje de Kors ob Nordwest ännern.” Das wurde gemacht und wir holten das Geschirr hoch mit mit 5½ Stieg Butt und 32 Pfund Platen. Thies nun: „Hier in de Rönn sünd anschein paar Bütt mehr!” „Jo”, meinte Lietz, „dat is wull so, lot uns man noch een Drift mehr över Düsse Tog maken!” Wir setzen auf Nordwest-Kurs in der Rinne aus, nach einer halben Stunde sah ich durchs Glas zwei Weedten in Richtung eben Land frei von Veisnitz-Huk auf Aerö. Thies nham das Fernglas und bestätigte, was ich gesehen hatte. Als wir weiter nach Nordwesten fischten, sahen wir noch 3 Weedts mehr. Alle drei sagten wir: „Dat sünd Heine Föh sien Heerngoarn!” Thies fragte: „Schall wie se intrecken?” „Nee”, meinte Lietz, „wi seggt em Bescheed, denn kann he sick de sölber hol'n. Ick seih ni in, dat wi för em de Arbeet maakt, un uns sölbst dor üm quält.”

„Jo”, see Thies, „du hest wull Recht, Hannes.”

Wir machten auf diesem Fanggebiet noch fünf weitere Drifts mit 33 Stieg Butt.

Im Süden von uns waren Kriegsschiffe beim Artillerieschießen, im Westen fünf größere Dampfer, bunt angemalt, zu sehen. Thies sagte: „Dor övt se U-Boot-Geleitzug-Angriff.” Nördlich waren mehrere Torpedoboote und jagten herum. Wir hatten einen guten Fang von 42 Stieg Butt, 13 Steinbutt und 2½ Zentner Platen. Um 20:00 Uhr liefen wir nach Hause. Um 00:30 Uhr waren wir im Hafen. Ich musste gleich zu Heine Föhs Haus gehen und ihm Bescheid geben, dass wir 5 Weedten von seinen Heringsnetzen, erst durchs Glas und dann klar und deutlich mit bloßen Augen gesehen hatten. Ich musste mehrmals anklopfen, ehe sich jemand bemerkbar machte. Dann kam seine Frau ans Fenster. Ich erzählte ihr von Netzen, nach kurzer Zeit kam Föh angezogen aus seiner Haustür raus, ich erzählte ihm, dass wir in der tiefen Rinne gefischt und seine Weedts gesichtet hatten.

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Ich sagte, das Wetter wäre gut, sie sollten man gleich hinfahren und die Netze bergen, so lange das Wetter so bliebe. Er sagte nochmals: „Meent ji wirkli, dat dat mien Weedten dor sünd?” Ich sagte: „Sonst harrn wi doch ni Bescheed seggt un weern een Drift fröher utscheidt.” „Denn mutt ick man seihn, dat ick miene Mackers in de Been kreeg, dormit wi in de Gangen kömt.”

Ich ging wieder zum Hafen, wo Thies und Lietz noch dabei waren zu löschen. Ich sagte, dass es lange dauerte, bis sich einer meldete - Föh wollte seine Mackers holen und gleich losfahren. Wir löschten einen Fang von 700 Pfund Butt, 50 Pfund Steinbutt und 250 Platen, hängten Zeese und Leinen auf zum Trocknen, gingen 0:45 Uhr nach Hause, wollten um 7:30 Uhr wieder am Hafen sein.

Montag, der 3.6.1918

Wir teilten unsere Essbutt, 15 Stück am Mann, welche zum Kochen und zum Braten waren. Wir wollten gleich wieder am Hafen sein, Brennstoff übernehmen, und wenn unsere Heringsnetze trocken sind, diese abnehmen und auf den Boden bringen. Aber der Rogen, der noch in den Netzen saß, war noch nicht durchgetrocknet. Wir wollten sie noch eine Tour auf den Stützen lassen. Wir gingen nach Haus und wollten um 17:00 Uhr wieder am Hafen sein. Nachmittags machten wir ab, um 0:00 Uhr an Bord zu sein. Wir wollten gerade auseinandergehen, da kam Heine Föh im Hafen an.

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Wir gingen alle drei zu ihm und sprachen mit ihm. Er bedankte sich bei uns, dass wir ihm Bescheid gesagt hätten. Er erzählte, nach seiner nördlichen Schicht hätte er mit dem Drachen suchen müssen und um die Mittagszeit erst gefunden. Wir sagten, dass wir doch fünf Weedts gesehen hatten. Er sagte, das fünfte Weedt habe blind gestanden, da wäre der Läufer gesprungen, und das nördlichste Weedt

sei verschwunden. Föh sagte, ein Glück, dass gutes Wetter war, es waren noch 3 Kisten frische Heringe auf den Netzen gewesen, die wohl erst die letzte Nacht aufgelaufen sind, da sie noch lebendig waren. Alles, was sonst noch auf den Netzen war, sei vergammelt.

„Een Glück, dat wi de Goarns wedder hebbt. Dat heff ick ju to verdanken!”

Dienstag, der 4.6.1918

Um 0:00 Uhr am Hafen, es war noch kein Boot eingelaufen. 0:15 Uhr legten wir ab, querab von Hemmelberg ? lief uns einer von den Tuckers vorbei. Den nächsten trafen wir bei Karlsminde, den dritten innerhalb von Solterbek. Von Langhöft-Bake liefen wir auf Nordost-Kurs zur Veisnitz-Rinne. Um 3:45 Uhr setzten wir auf 25½ Metern nach Osten aus, so dass wir in die tiefe Rinne hineinkamen, ließen den Drift zwei Stunden gehen. Der Drift brachte zwei Stieg Butt, einen Steinbutt und 28 Pfund Platen und drei Dorsch zu 4-5 Pfund das Stück.

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Wir machten noch fünf Drift auf diesem Revier, mit einem Ergebnis von 36 Stieg Butt. Als wir nach Hause liefen, hatten wir einen Fang von 53 Stieg Butt, 36 Pfund Steinbutt und 234 Pfund Platen. Der Wind hatte auf Nordwest gedreht und auf 3-4 zugenommen. Es war 9:00 Uhr, als wir nach Hause liefen, wo wir bei 13:00 Uhr im Hafen ankamen. Es waren vier Besatzungen im Hafen, die auslaufen wollten. Zwei Boote hatten unter Nordhagen gefischt (Steilufer-Schönhagen) und um die 400 Pfund Butt gefangen. Als sie nach unserem Fang fragten, sagte Lietz: 455 Stieg zu Veisnitz. Sie erklärten, solche Fänge hätten sie auch gehabt. Lietz fragte, wo sie denn gefischt hätten, sie sagten: nördlich vom Steingrund, welcher nördlich vom Veisnitzer Steingebiet war und dann hätten sie zum Kleinen Belt zugefischt. Sie wärmten ihre Motoren und liefen aus.

Wir löschten 773 Pfund Butt, 38 Pfund Steinbutt, 234 Pfund Platen und sprachen noch über die Buttfischerei, dass sich mit einmal überall auf den verschiedenen Fanggebieten einige Butt angesammelt hätten und es sich doch gegenüber der letzten Zeit verbessert hatte. Um 14:00 Uhr gingen wir nach Hause, wollten um 20:00 Uhr wieder am Hafen sein.

Mittwoch, der 5.6.1918

Um 20:00 Uhr am Hafen, es wehte ein steifer und kalter Nordwest - ein Unterschied in der Witterung von einem Tag zum anderen machte sich bei jedem bemerkbar. Thies war bei seinen Netzen gewesen - der Rogen sei noch nicht durchgetrocknet. Er meinte, die Netze müsse man noch hängen lassen.

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Wir brachten unsere Essbutt nach Hause, anschließend nahmen wir Brennstoff über. Zu der Zeit kamen drei der Boote eingelaufen, die über Nacht zum Fang waren. Thies sprach mit ihnen. Sie waren bis zum „Hull aufs Vierte Holz” gewesen, seien dann aber beigedreht. Der Nordwest habe immer mehr zugenommen. Kein Wetter mehr zum Fischen. Sie hatten noch einen Drift bei Nordhagen mit 3 Stieg gemacht, aber auch hier war das Wetter zu schlecht gewesen.

Donnerstag, der 6.6.1918

Es wehte noch ein steifer kalter Nordwest. Wir waren bei unseren Heringsnetzen, zerrieben den Rogen, der immer noch in den Netzen war, brachten am Nachmittag die Netze auf den Boden, hängten sie dort auf, aber so weit es ging auseinander. Jetzt hatten wir erst ma Ruhe. Anker und Tau wurden auch hochgebracht.

Freitag, der 7.6.1918

Der Nordwest flaute etwas ab, auf 4-5 und war mehr auf Nord gegangen. Machten ab, um 11:30 Uhr ab Bord zu sein.

Sonnabend, der 8.6.1918

Als wir zum Hafen kamen, war es windstill und klare Luft und nicht mehr kalt. Wir liefen zur Veisnitzer Rinne. Um 3:00 Uhr loteten wir 24 Meter und setzen gleich zur tiefen Rinne aus. Der erste Drift brachte 5½ Stieg Butt, 24 Platen, der zweite Drift 5 Stieg Butt, einen Steinbutt von 3½ Pfund und 25 Pfund Platen. Der dritte Drift zum flacheren Wasser brachte 7½ Stieg Butt, 2 Steinbutt zu 4 Pfund und 24 Pfund Platen. Der vierte Drift 8 Stieg Butt, 2 Steinbutt zu 5 Pfund und 27 Pfund Platen, der fünfte Drift 8½ Stieg Butt, 1 Steinbutt zu 6 Pfund, aber mager, hatte schon abgelaicht. Machten noch 3 Drifts mehr mit einem Fang von 27½ Stieg Butt, 4 Steinbutt 11½ Pfund und 72 Pfund Platen, liefen dann mit einem Gesamtfang von von 71 Stieg Butt nach Hause. Wir löschten 976 Pfund Goldbutt, 40 Pfund Steinbutt, 258 Pfund Platen. Es war ein sehr guter Fang.

Sonntag, der 9.6.1918

Um 8:00 Uhr an Land, teilten den Essbutt, machten ab, um 23:30 Uhr wieder an Bord zu sein. Der Fang wurde gleich verladen, niemand von den anderen Fischern hat von unserem großen Fang erfahren. Die vier Boote, die vor Nordhagen gefischt hatten, hatten Fänge von bis zu 400 Pfund abgeliefert.

Montag, der 10.6.1918

Um 23:30 Uhr an Bord, liefen 23:50 Uhr aus zum Fangplatz, um 3:00 Uhr loteten wir 22½ Meter. Setzten gleich nach Ost-Südost aus, sahen vier Boote auf uns zukommen. Die waren aber 45 Minuten von uns ab, hatten doch wohl etwas von unserem Fang erfahren. Wir machten in 9 Drifts einen Gesamtfang von 81 Stieg Goldbutt, 13 Steinbutt und 6 Kisten Platen. Wir waren um 13:00 Uhr im Hafen, es war schon nach 14:00 Uhr, als wir nach Hause gingen.

Dienstag, der 11.6.1918

Um 8:00 Uhr am Hafen, flauer Südwest und neblig. Teilten unseren Butt, verkauften noch 32 Pfund Butt, die noch in der Bünn waren, brachten die Essbutt nach Hause, wollten anschließend Brennstoff übernehmen. Thies sagte, er habe mit Peter Kolls gesprochen, die hätten 60 Stieg gehabt. Er sagte, wenn einer euch fragen sollte, dann sagt man 70 Stieg war unser Fang, so habe ich zu Peter Kolls gesagt, die anderen 3 Boote hatten in die 50 Stieg gehabt und die Boote zu Nordhagen an die 40 Stieg, die aber etwas kleiner sind. Wollten um 17:00 Uhr am Hafen sein, machten uns ab wieder um 23:30 Uhr Nachts an Bord, bezweifelten aber, ob es Wetter wäre, denn der Südwest hatte mit Regen immer mehr zugenommen.

Mittwoch, der 12.6.1918

Es war keine Witterung. Es wehte ein steifer Südwest mit Regen, wir gingen gleich wieder nach Hause.

Donnerstag, der 13.6.1918

Keine Witterung, Stürmischer Nordwest

Freitag, der 14.6.1918

Keine Witterung, Stürmischer Nordwest

Sonnabend, der 15.6.1918

Der Wind flaut mehr und mehr ab.

Sonntag, der 16.6.1918

Heute liefen wir um 0:00 Uhr nachts bei leichtem Südwest wieder nach Veisnitz aus, setzten um 3:00 Uhr auf 22 Metern Wasser nach Südosten aus, der Drift brachte 3 Stieg und 22 Pfund Platen. Wir waren enttäuscht. Der nächste Drift über denselben Bug brachte 5 Stieg Butt, 14 Steinbutt zu 2½ Pfund und 25 Pfund Platen. Der dritte Drift auf Gegenkurs brachte 4 Stieg Butt und 25 Pfund Platen. Wir fischten den nächsten Drift auf dem Fangplatz zum „Baum an“. Er brachte 8 Stieg, aber kleinere Rasse, und 34 Pfund große Platen, 2 Steinbutt zu 5 Pfund. Wir liefen dann 10 Minuten nach Südwesten hin,

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fischten von dort nach Nordosten zu. Dieser Drift brachte 12½ Stieg Butt, 2 Steinbutt zu 3 und 3½ Pfund und 42 Pfund Platen. Der letzte Drift nach Südwesten brachte 13 Stieg, 1 Steinbutt zu 4 Pfund. Der letzte Drift nach Südwesten brachte 13 Stieg Butt, 2 kleine Steinbutt, 2½ und 3½ Pfund. Dann liefen wir nach Hause, wo wir um 11:30 Uhr im Hafen waren. Wir löschten 72 Stieg Butt, (890 Pfund) 32 Pfund Steinbutt und 268 Pfund Platen. Wir gingen um 12:00 Uhr nach Hause, von den anderen Booten war noch keines eingelaufen.

Montag, der 17.6.1918

Um 8:00 Uhr im Hafen, teilten unsere Essbutt, brachten sie nach Hause. Gingen gleich wieder zum Hafen, um Brennstoff zu übernehmen. Thies hatte mit P. Kolls gesprochen, sie hatten 58 Stieg gute Butt gehabt. Je nördlicher sie gefischt hatten, je besser die Drifts. Sie hatten bis den Hull über die Oehe gefischt, er hatte 700 Pfund Butt, Krenitz 790 Pfund, H. Mohr 700 Pfund. H. Jürgensen und W. Mumm jeder 1.000 Pfund Butt abgeliefert, die beiden letzten Boote waren noch einen Drift nördlicher gewesen. Ich sagte, dass wir 850 Pfund Butt abgeliefert hatten.

Am Nachmittag besprachen wir, wo wir als nächstes Fischen wollten, „Baum an” oder nach Norden zu, und einigten uns auf „Baum an”. Wir fingen 1.005 Pfund Butt, 30

Steinbutt, 364 große Platen. Wir waren sehr zufrieden.

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Mittwoch, der 19.6.1918

Um 8:00 Uhr am Hafen, brachten unsere zerrissene Zeese zu den Stützen, teilten die Essbutt auf und verkauften noch gut 30 Pfund an einen Fischhändler. Thies und Lietz wollten Brennstoff übernehmen, ich sollte gleich an der Zeese beigehen, wenn wir von zu Hause kamen. Thies wollte mir Netzgarn und Hanfdelle auf seiner Hausdiele zurechtlegen. Ich musste im Unterblatt der Zeese eine ziemlichen Stück Netzgarn als Spuns ? einsetzen und Lietz hatte Brennstoff übernommen. Sie kamen beide zu mir nach den Stützen. Ich zeigte, was ich an Spuns hatte eingesetzt. Thies spleißte ein neues Auge an das Ende meiner Hanfdelle mit der alten Unterdelle zusammen. Genau nach Länge. Ich zählte mir die Maschen ab, stellte danach die Maschen an der Unterdelle ein, Lietz machte neue Bleistücke auf dem neuen Ende der Unterdelle fest. So waren wir um 11:30 Uhr mit der Zeese fertig. Thies freute sich, dass ich mit dem Netzheilmachen so gut umkonnte, und er sich da nicht um quälen brauchte.

Donnerstag, der 20.6.1918

Wie liefen eben vor 0:00 Uhr nachts bei flauem Südwind zu dem Fangplatz „De Boom an”. Es war doch ziemlich diesig. Um eben vor 3:00 Uhr loteten wir 18½ Meter, liefen noch etwas weiter und suchten unseren Weedt. Nach fünf Minuten kam er in Sicht. Von hier aus setzten wir eben nach 3:00 Uhr nach Nordosten aus. Bei zwei Stunden holten wir auf 22 Metern Wasser auf mit 13 Stieg Butt, 2 Steinbutt zu fünf Pfund, 38 Pfund Platen und 5 Dorschen 3-4 Pfund das Stück.

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Wir fischten uns hier bis Mittag um die 60 Stieg Butt zusammen. So lange war es neblig gewesen. Als es aufklarte, sahen wir, dass 10 Boote von Norden her auf uns zuliefen und mit uns sprachen. Wir sagten, dass wir bis jetzt 60 Stieg in der Bünn hatten. Alle Boote setzten aus. Thies und Lietz sagten beide: „Noch een paar Drifts, dann iss dat Fischen hier vörbi!”

Wir fischten hier bis zum Abend noch 45 Stieg Butt dazu, hatten für heute noch einen großen Fang erzielt, wir löschten 1.260 Pfund Butt, 38 Pfund Steinbutt und 306 Pfund Platen und 29 Pfund Dorsch. Während wir löschten, liefen fünf Boote ein. Mit Peter Kolls und August Kreutz sprach Thies noch. Einer hatte da in drei Drifts 27 Stieg und einer 29 Stieg dort noch gefangen. Um kurz nach 14:00 Uhr gingen wir nach Hause.

Freitag, der 21.6.1918

Um 8:00 Uhr am Hafen. Alle Boote waren da. Klare Sicht und warme Luft. Es wehte ein leichter Süd-Südost 2-3. Wie wir hörten, hatten alle Boote gestern Nachmittag in 3 Drifts 25-30 Stieg dort gefangen. Wir teilten unsere Butt. Und danach übernahmen wir Brennstoff. Um 17:00 Uhr wieder im Hafen, gingen wir zu Thies' Haus und teilten das Geld. Der Reinertrag von 3 Touren war 1480 Mark. Mein Anteil war 185 Mark, bekam aber von Thies so viel dazu, dass ich 250 Mark hatte. Ich hatte überhaupt viel Gutes von Thies und seiner Frau. So bekam ich oftmals ein Weckglas voll Schweinefleisch und für jede Arbeit, die ich an Geschirr und Zeesen machte, etwas extra. Ich konnte mich nicht beklagen.

Sonntag, der 23.6.1918

Um 8:00 Uhr morgens holten wir unsere Essbutt rauf, trafen unterwegs Peter Kolls. er fragte, was wir gefischt hätten. Thies sagte, das seien gut 900 Pfund gewesen, wir hätten die ersten Drifts 10 und 11 Stieg gehabt. Kolls sagte, dass sie die ersten Drifts auch noch 8-9 Stieg gehabt, dann aber jeden Drift immer weniger. Nachmittags am Hafen beschlossen wir wieder, um 23:30 Uhr nachts wieder an Bord zu sein. Es sollte wieder zu „Baum an” gehen.

Montag, der 24.6.1918

Zehn vor Zwölf legten wir ab. Wir setzten um 3:00 Uhr auf 19 Metern Wasser nach Nordosten aus. Als wir eine Stunde gefischt hatten, sahen wir vier Boote, die hier zum „Baum an” liefen. Vier Boote waren nördlicher und liefen nach Veisnitz zu. Nach anderthalb Stunden Fischzeit holten wir auf mit 4½ Stieg Butt. „Wat nu?”, fragte Thies. Ich schlug vor: „Lass uns mal mehr nach Nordosten aussetzen. Dann kommen wir bald an die 24-25 Meter heran und können dann zur tiefen Rinne weiter fischen.” Der Drift brachte 5 Stieg Butt, die wie immer bedeutend größer waren als die Butt von „Baum an”.

Von dort aus fischten wir zur tiefen Rinne. Als wir die 26 Meter hatten, drehten wir langsam auf Ost-Südosten zu. Die anderen vier Boote fischten sich auch der Rinne zu. Unser Drift in der Rinne zu brachte 5,4 Stieg Butt, die wieder etwas größer waren. Von hier aus setzten wir nach Nordwesten aus, die Rinne runter. Vier Boote sahen wir in der Marstaller Bucht, konnten aber nicht ausmachen, was für Boote es waren. Nach einer halben Stunde sah ich, dass ein Boot von den vier Booten auf uns zukam. Als das Boot eine gute Seemeile von uns ab war, sagte ich zu Thies: „Das ist ja mein Vater, der da ankommt!” „Geiht ni an!”, sagte Thies und nahm das Glas vor die Augen. „Ick glööv du hest doch Recht!”

Mein Vater lief bei uns längsseits. Keiner konnte sich mehr freuen als ich. Er sagte, er wäre auf Kontrollfahrt und hatte nicht viel Zeit. Es wäre etwas Verdächtiges gemeldet worden. „Aber als ich die Boote hier sah an der Rinne, wusste ich, dass es Boote aus Eckernförde waren.” Er fragte, ob etwas zu fangen war. Thies meinte, dass wir letzte Woche sehr gute Fänge beim „Baum an” gehabt hätten, aber nun, mit zwölf Booten vor Ort, die Fänge nachließen. Der erste Drift heute dort brachte nur 4 Stieg, da wollten wir es in der Rinne noch mal versuchen. Mein Vater sagte, er habe einen Drift in der Marstaller Bucht gemacht mit 6 Stieg kleinen Butt. Aber die Bagenkoper fischten schon eine Zeitlang westlich der Netzsperre und Gulstav-Flach, sie sind die letzten Tage mit 20 Booten dort zu fischen. Mein Vater sagte, er hätte etwas an Bord, was ich mit nach Hause nehmen sollte. Mein Vater gab mir einen ganzen Käse rüber, den er sich in Klausdorf besorgt hatte. Dazu ein Eimer Marmelade, eine Dauerwurst, vier Stück Kommisbrote und eine Kanne mit 25 Litern reinen Petroleums. Ich solle man alle zu Hause grüßen. Jedenfalls in vier Wochen würden sie entlassen. Der Verband sollte aufgelöst werden. Die Boote sollten für die Zivilbevölkerung fischen. Er fragte Thies und Lietz, ob sie mit mir zufrieden wären und gab Thies noch einige Seekarten vom Großen und Kleinen Belt. Dann legte er ab und lief zurück zu den anderen Booten.

Wir holten auf 26 Metern Wassertiefe auf. Der Drift brachte 8½ Stieg große Butt, 2 Steinbutt und 32 Pfund Platen.

Die vier Boote vor uns, die nach Nordosten gefischt hatten, hatten auf Gegenkurs ausgesetzt - ein Zeichen, dass der Drift lohnend gewesen war. Wir setzten auch auf Gegenkurs in der Rinne aus. Als wir rein Deck hatten, schnitt ich für Thies und Lietz ein Stück Käse von einem Pfund für jeden heraus und gab jedem noch ein halbes Stück Kommisbrot und ein Weckglas voll Marmelade. Sie wollten beide nichts haben, ich solle es doch mit nach Hause nehmen. Ich sagte, mein Vater hat mir gesagt, ich sollte etwas davon abgeben an Thies und Lietz. Ich machte erst mal ein paar Schnitten Brot mit Käse und hinterher mit dick Marmelade. Es war ein großer Genuss. Thies und Lietz machten sich auch ein paar Schnitten zurecht. Wir machten hier an der Rinne noch sieben Drifts hin und her, wobei jeder Drift etwa dasselbe brachte.

Von hier aus liefen wir nach 21:00 Uhr mit Kurs nach Eckernförde zu, mit einem Fang von 59 Stieg sehr gute Butt. Um 0:30 Uhr waren wir im Hafen und löschten 920 Pfund Butt, 31 Pfund Steinbutt und 235 Pfund Platen. Ein guter Fang. Die Boote, die auf 24 Meter Tiefe gefischt hatten, hatten auch Fänge von 50-60 Stieg Butt gemacht. Von den anderen Booten, die weiter nach Norden zu gefischt hatten, war noch keiner eingelaufen. Zwei Boote, die zu Nordhagen gefischt hatten, hatten auch bei 40 Stieg gefangen. Ein Ergebnis, das momentan auf den verschiedenen Fangplätzen überall Goldbutt wieder zu fangen waren. Um 2:00 Uhr gingen wir nach Hause, da liefen zwei Boote ein. Wollten um 8:00 Uhr wieder im Hafen sein.

Dienstag, der 25.6.1918

Wir teilten die Essbutt, brachten sie nach Hause, gingen anschließend zur Brennstoffübernahme. Bei der Gelegenheit hörten wir, dass die drei Boote, die vorm Kleinen Belt gefischt hatten, regelmäßig 5-6 Stieg Butt im Drift gefangen hatten, die Butt aber nicht viel größer waren als die im „Baum an”. Lietz sagte: So haben wir doch noch ganz gut abgeschnitten. Des Nachts, als ich nach Hause kam, hatte ich Käse und Brot auf den Küchentisch gelegt, ohne meiner Mutter etwas zu sagen. Als sie es am Morgen sah, war sie richtig erschrocken. Ich erzählte, dass Vater gestern Mittag bei uns auf dem Fangplatz längsseits gewesen war und mit Käse, Brot, Wurst, Marmelade und eine Kanne mit Petroleum übergeben hatte. Ich sollte alle grüßen und in vier Wochen würden sie jedenfalls entlassen werden wegen Auflösung des Kommandos. Alle Boote sollten für die Zivilbevölkerung fischen. Als wir mit unserer Arbeit fertig waren, brachte ich die Marmelade und Petroleum nach Hause, um 17:00 Uhr Nachmittags am Hafen machten wir ab, um 23:30 Uhr wieder an Bord zu sein.

Mittwoch, der 26.6.1918

Um 23:45 liefen wir zum Fangplatz zu Veisnitz aus. Das Wetter war gut. Um eben nach 3:00 Uhr setzten wir auf 24 Meter nach Ost-Südost aus. Sechs weitere Boote kamen in Sicht. Im Süden von uns braute sich vormittags scheinbar ein Gewitter zusammen, es war eine schwüle Wärme und sehr diesig vom Südwesten bis Südosten, wo der Wind aus Süden kam, aber nur leicht. Auf diesem Fangplatz machten wir einen sehr guten Fang von 72 Stieg Butt. Der Südost frischte immer mehr des Nachmittags auf. Das Gewitter war im Osten von uns längsgezogen. Der Südost wurde stürmisch. In unserem Segel setzten wir ein Reff ein und zogen vorausschauend unser Ölzeug an. Lietz ging in die Kajüte. Ich stand bei Thies im Motorraum. Mit halbraumem Wind ließen wir unser Boot nach Hause streichen. Thies sagte zu mir, ein Glück, dass wir gleich ein Reff eingesteckt hätten. Er schaffte was überlang mit dem Segel auf ? , In knapp zwei Stunden hatten wir Boknis querab. Vom Gewitter sahen wir im Osten noch immer die vielen Blitze. Gegen Solterbek kam Lietz aus der Kajüte. Er sagte, es wehe ja ein Kuhsturm. „Jo”, sagte Thies, das sei mindestens Windstärke 7. „Jonni, dat is dat licht!”

Um 11:30 Uhr liefen wir im Hafen ein. Es war da verdammt spökelich. Die Boote, die vor uns eingelaufen waren, hatten den alten Nielsen geholt, um die Holzbrücke zu öffnen. Sechs Boote waren durch die Brücke gegangen. Wir waren eine halbe Stunde zu spät gekommen. So machten wir unseren Anker klar, legten nochmals ab, um diesen auszubringen, lagen dann aber ganz gut am Bollwerk, dass wir underen Fang dort löschesn konnten. Wir löschten 1.065 Pfund Butt, 27 Pfund Steinbutt und 299 Pfund Platen. Die Boote hinter der Holzbrücke mussten sich die Kisten mit der Karre holen. um 13:30 Uhr ging es nach Hause.

Donnerstag, der 27.6.1918

Der Südost hatte etwas nachgelassen. Auf 5-6. Wir teilten unseren Butt. Verkauften noch 27 Pfund aus der Bünn heraus, wollten noch Brennstoff übernehmen. Die Boote, die mit uns gefischt hatten, auf flacherem Wasser, wo wir in der tiefen Rinne fischten, hatten auch Fänge bis zu 800 Pfund gemacht. Als wir mit allem fertig waren, gingen wir nach Hause, wollten aber um 17:00 Uhr noch mal am Hafen sein. Um 17:00 Uhr wehte der Wind noch mit gleicher Stärke, so verabredeten wir uns für heute Nacht.

Freitag, der 28.6.1918

Der Südost hatte auf Ost bis Nordost gedreht und wieder zugenommen bis auf sieben Windstärken. Auf diese Nacht haben wir verzichtet.

Sonnabend, der 29.6.1918

Der Nordost war auf 3-4 abgeflaut und nahm im Laufe des Tages noch mehr ab. Wir beschlossen, um 23:30 Uhr Nachts mobil am Hafen zu sein. Unser Fangertrag für diese Woche in drei Touren war bei 1.400 Mark. Ich hatte für meinen halben Anteil 200 Mark für mich. Ein guter Wochenlohn.

Sonntag, der 30.6.1918

Windstille. Um 0:00 Uhr liefen wir aus zu unserem letzten Fangplatz in der Veisnitz-Rinne. Nach 1½ Stunden Fischzeit holten wir mit Spannung auf - denn nach mehreren Tagen anhaltenden stürmischen Ostwinden war meistens die Buttnetzfischerei für mehrere Touren vorbei. Hinzu kamen auch noch die schlechten Strömungsverhältnisse. So war es auch heute. Der Drift brachte knappe 2 Stieg Butt. Wir setzten in der Rinne nach Nordwesten aus. Dieser Drift brachte nur 1½ Stieg Butt. Drei Boote hatten auf 24 Metern längs gefischt und scheinbar auch nichts gefangen. Sie kamen auf uns zugelaufen und fragten nach unserem Fang und wo wir fischen wollten. Thies sagte: „Wi wüllt irst mol düsse Drift to enn maken.” Die drei Boote liefen nach Nordwesten ab. Als wir unseren Drift nach anderthalb Stunden aufholten, waren wieder knapp 2 Stieg drin. Wir beratschlagten, was wir tun sollten. Ich sagte: „Wie wäre es, wenn wir zum Großen Belt liefen, wo mein Vater sagte, dass die Dänen die letzte Zeit dort fischten?” „Dor seggst du wat!”, sagte Thies, „Wat meenst Du, Hannes?” Lietz sagte: „Lot uns mol henfohrn un versöken. Wenn dor nichts is, löpt wie no „de Füürturm op de Fakkebjerg.” Thies: „Dann lot uns man erst mol no de Westkant vun de Nettsperr henlopen.”

Als wir anderthalb Stunden auf unserem Kurs zum Großen Belt gelaufen, sichteten wir eine ganze Anzahl Fischerboote voraus. Das mussten die Bagenkoper sein, die westlich der Sperre fischten. Der Anzahl der Boote zufolge musste dort ja doch was zu fangen sein. Es waren 20 Boote, die dort fischten. Es war dänisches Hoheitsgewässer und für uns tabu. Wir machten zwischen den Booten einen uns bekannten Bagenkoper Fischer aus, liefen ihn an um mit ihm zu sprechen. Da es stilles Wetter war, gingen wir längsseits. Der Fischer erzählte, dass sie 3-5 Stieg große Butt im Drift hätten, aber vor dem Ostwind sie 8 Tage lang sehr gute Fänge gemacht hätten mit Drifts von 9-12 Stieg.

S. 84

Wir erzählten, dass wir zu Veisnitz in der Rinne vor dem Ostwind bis zu 1.000 Pfund am Tag gefangen hätten. Aber heute nur 1.5-2 Stieg in langen Drifts. Lietz fragte, ob das Regierungsschiff „Falke” in Bagenkop oder Marstall sei. Er sagte nein, sie sei auf Inspektionsfahrt im Kattegat und käme erst im Juli wieder, wir sollten man ruhig aussetzen. So machten wir noch vier Drifts bis die Sonne unterging mit 15 Stieg der großen Butt, die bei 20 Pfund das Stieg wogen. Die dänischen Fischerboote liefen alle rechtzeitig nach Bagenkopp ab. Um 18:00 Uhr war kein Boot mehr zu sehen. Wir waren ganz allein. Da wir am nächsten Tag hier weiterfischen wollten, liefen wir für die Nacht auf Gulstavs-Flach zu und ankerten auf 4½ Faden Wassertiefe, um ein paar Stunden zu schlafen, so dass wir beim Tagwerden gleich wieder am Fangplatz waren. Als wir so vor Anker lagen, merkten wir, dass der Strom hier auf dem Flach sehr hart nach Nordosten setzte, eine Fledermaus-Laterne banden wir am Backbordwant fest, als Ankerlaterne. Es war nirgends ein in Fahrt befindliches Fahrzeug zu sehen, mit Ausnahme des Wachschiffs und einiger Vorposten-Fahrzeuge, die am Südende der langen Netzsperre lagen. Die Netzsperre lag außerhalb der dänischen Hoheitsgrenze in den Großen Belt hinein, am Nordende noch ein Minenfeld. Am Südende lag als Wachtschiff ein Fahrgastschiff der Kiel-Korsör-Linie „Prinz Siegesmund” oder „Prinz Waldemar”. Dazu noch ein Fischdampfer, auf dem Max Jensen aus Eckernförde Kaptein war. Dann noch etliche Fischerboote der Seesicherungsgruppe „Heiligenhafen“. Dazu gehörten ein großer Teil der Fahrzeuge aus Eckernförde.

Wir hatten beim Vorankergehen besprochen, dass wir von der Schiffahrt auf unserem Ankerplatz ungestört liegen konnten. Alle Schiffe, die von Flensburg, Sonderburg und aus dem kleinen Belt kamen und nach Osten fuhren, mussten das Wachschiff südlich der Sperre ansteuern. Ebenso die Schiffe, die von Osten kamen, auch Kurs zum Wachschiff nehmen mussten. Der Schiffsweg lag von unserer Ankerstelle 5 Seemeilen entfernt. Obgleich ein schmaler Durchlass querab von Keldsnor in einer Breite von 40-50 Meter war, wurde diese Durchfahrt nur von Fischerbooten benutzt und nur bei Tag zu befahren, denn nachts war die Markierung nicht sichtbar. Von diesen Erwägungen über unseren Ankerplatz legten wir uns alle drei Mann ruhig für ein paar Stunden zum Schlafen hin … doch diese Sorglosigkeit wäre uns bald zum Verhängnis geworden!

Als wir sorglos schliefen, ich lag auf einer Holzpritsche zwischen den beiden fest verbauten Kojen, wurde ich plötzlich von einem ohrenbetäubenden Knall geweckt! Das Boot krängte fürchterlich, aber im Nu war ich an Deck. Dichter Nebel umgab mich, dennoch konnte ich sehen, dass das Boot so weit nach Steuerbord über lag, dass das Deck unter Wasser stand. Dann sah ich an Backbord eine hohe dunkle Wand vorüberrutschen. Unser Backbordwant, mitsamt unserer Laterne, war zerstört. Dann sah ich plötzlich über meinem Kopf eine Laterne hin und her schwenken und hörte jemand rufen. Und das letzte, was ich sah, war ein großes Ruderblatt von dem Fahrzeug, dass uns gerammt hatte. Dann war der Spuk vorbei. Der Nebel war so dicht, dass man nicht von vorne bis achtern sehen konnte, Ich hörte aber ein Nebelsignal. Es war in Sekunden vorbei. Die Lenzpumpe war mein erster Gedanke. Mit 40 Schlägen war achtern unser Boot gelenzt. Thies war in Unterhose im Maschinenraum und wärmte den Motor an. Er sah gleich nach dem Kompass und sagte mir, in welcher Richtung das Ungetüm verschwunden war. Lietz besah sich den Schaden. Unser Setzbord an Backbord war eingedrückt und total zersplittert, das Scheuerbrett von zwei Zoll Dicke, für die Waadenfischerei angebracht, hatte wohl einen größeren Schaden verhindert. Sonst konnten wir im Dunkeln nichts weiter sehen. Im Boot war kein Wasser mehr. Als der Motor lief, gingen wir Anker auf und setzen Kurs auf die Spur des Übeltäters. Wir wollten doch wissen, wer uns da gerammt hatte. Nach einer knappen halben Stunde hörte ich voraus ein Nebelsignal. Nach kurzer Zeit, es wollte schon Tag werden, sah ich voraus etwas Dunkles im Nebel auftauchen. Als wir nahe waren sah ich das große Ruderblatt. „Das ist unser Freund”, sagte ich zu Thies und Lietz. Wir liefen längsseits, riefen und tuteten ins Nebelhorn. Da kam ein Mann aus dem Ruderhaus von dem Leichter hinaus. Ich rief ihm zu, er solle unsere Leine wahrnehmen und belegen. Als die Leine fest war, sagte Thies, ich solle an Bord steigen. „Frog mol naa de Naam vun de Schlepper un de Kaptein, wie ok de Reederei!” Der Rudergänger war ein älterer Mann von über 60 Jahren, wie er sagte. Er erzählte, dass er gemerkt und gesehen habe, dass der Leichter gegen etwas angelaufen sei. Als er aus dem Ruderhaus kam, habe er ein Licht gesehen, welches gleich wieder verschwunden war. Er habe sogar seine Laterne geholt und damit hin und her geschwenkt und gerufen, ob etwas passiert, dann sagte er, sei alles im Nebel verschwunden gewesen, was solle man da unternehmen, er habe ja wegen des dicken Nebels keine Verbindung zum Schlepper. Er erklärte mir, dass sie gleich nach dem Passieren vom Wachtschiff in eine dichte Nebelwand geraten seien. Weiter sagte er, dass sie von Stettin kommen würden und nach Sonderburg sollten. Der Schleppzug bestand aus Schlepper mit zwei großen 250-Tonnen-Leichtern, die jeweils mit einer 80 Meter langen Schlepptrosse verbunden waren. Ich fragte, wie es möglich sei, dass der Schleppzug so weit vom Kurs abgekommen sei. Er meinte, dass der Schlepperkapitän wegen des dichten Nebels auf langsame Fahrt gegangen war und so von Schiffahrtskurs ausgeschoren sei. Ich erklärte ihm, dass wir auf Gulstavflach vor Anker auf 4½ Faden Wassertiefe gelegen und allerlei Schaden durch die Rammung erlitten hätten und eine Meldung machen würden. Er meinte, das sei wohl auch richtig, aber er könne nichts an der Sache ändern. Er wolle mir den Kapitäns-Namen vom Schlepper wie Reederei mit Datum und Zeit aufschreiben und bestätigen, dass ein Zusammenstoß geschehen sei. Sein Name wäre Karl Drögemann. Er schrieb mir die Reedereiadresse wie Namen von Schlepper und Kapitän auf. Ich schrieb unsere Namen und Heimathafen auf. Der alte Mann sagte noch einmal, er freue sich, dass nichts Größeres passiert sei und wir gleich hinterhergelaufen seien und mit ihm gesprochen hätten, denn er habe sich schon Sorgen gemacht, ob da etwas Ernstes geschehen sei. Er erwähnte noch, wenn die Schlepptrosse zwischen den beiden Leichtern über uns weggegangen oder unser Anker erfasst und wir vor den Bug des Leichters gekommen wären, dann, so meinte er, wäre es mit uns aus gewesen und wir hätten an Grund gelegen, ohne dass jemand uns hätte helfen und retten können, denn der Schlepper vorne konnte nichts davon merken und wissen. Ich sagte noch, dass ich gesehen hätte, dass mit der Laterne hin und her geschwenkt worden sei, wie auch das Rufen gehört aber nichts verstanden hätte. Der ganze Spuk sei ja in Sekunden vorbei gewesen. Er habe die ganze Zeit kein Steuer bei der langsamen Fahrt im Leichter gehabt, er sei von einer zur andern Seite hin und her gependelt. Deshalb habe er das Ruder mittschiffs festgezurrt. Ich verabschiedete mich vom alten Mann und wünschte ihm noch gute Reise. Es wollte schon Tag werden, als ich von Bord ging. Thies und Lietz hatten in der Zeit nach weiterem Schaden gesucht.

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Wir liefen zurück zum Fangplatz. Es klarte bald immer mehr auf. Die Sonne kam durch. Die See war spiegelblank, alles schien, als wenn nichts gewesen wäre. Aber für uns hätte es das Ende sein können. An diesem Tag fischten wir uns noch 35 Stieg der großen Butt zusammen. So hatten wir mit den Butt von Gestern 50 Stieg Butt, 2 Steinbutt a 5 Pfund und 135 Pfund Platen. Es war trotz allem ein guter Fang. Um 19:00 Uhr liefen wir vom Fangplatz nach Hause, wo wir um 00:30 Uhr endlich im Hafen waren.

Es waren mehrere Bootsbesatzungen im Hafen, die auf Fangfahrt wollten. Wir wurden gefragt nach unserem Fang und wo wir gefischt hatten. Wir nannten Fang, Fangplatz und was uns passiert sei. Es schien, als ob niemand Interesse hätte, dort hinzufahren. Wir löschten 972 Pfund große Goldbutt, 9 Pfund Steinbutt und 135 Pfund Platen, hingen Leinen und Zeese auf, gingen dann um 2:00 Uhr nach Hause.

Dienstag, der 2.7. 1918

Morgens 8:00 Uhr am Hafen teilten uns jeder 15 Stück der großen Butt, brachten sie nach Hause, gingen anschließend gleich wieder an Bord, mussten unser Boot durch die Brücke verholen zur Glasau-Werft, um unseren Schaden ausbessern zu lassen und was sich sonst noch rausstellte. Karl Neumann übernahm von Thies das Geschehen in der Stettiner-Reederei, den festgestellten Schaden und Verdienstausfall in Ordnung zu bringen, denn Thies wollte erst auf eine Klage verzichten. Für mich war die Sache ein Erlebnis. Ich konnte mir auf einmal vorstellen, was alles auf See plötzlich und unverhofft auf einen zukommen kann, und welche unvorhergesehene Dinge, bei noch so großer Vorsicht sich alle doch ereignen können. Thies sagte zu der Sache nur das eine: „Nie wieder werden wir uns auf See vor Anker legen, sondern stets zur Küste laufen, wenn ein Vorankergehen nötig sein sollte.” Nach vier Tagen auf der Werft war unser Schaden behoben. Ein neues Setzbord auf der Backbordseite, eine ganze Anzahl Nieten in den Planken auf dieser Seite, die gesprungen waren, durch neue ersetzt. Ebenso wurde das Scheuerbrett, dessen Unterkante zersplittert war, ausgebessert. So konnten wir am vierten Tag für eine Fangreise wieder zurüsten.

Freitag, der 5.7.1918

Um 22:00 Uhr abends waren wir mobil am Hafen. um 22:30 Uhr liefen wir aus zum letzten Fangplatz westlich der Netzsperre. War dort nichts mehr zu fangen, wollten wir uns den Fangplatz „De Füürturm vun Kielsnoor am Fockbjerg” vornehmen. Friedrich Rolfs wollte mit uns zum Fangplatz, wollte aber später fahren und abwarten, was die andern Boote, die nach Mitternacht einlaufen sollten, für Fänge brachten.

Die Tage, als wir auf der Werft waren, hatten die Boote auf verschiedenen Fangplätzen nur Fänge von 30-40 Stieg Butt mittlerer Qualität angelandet. Thies und Lietz sagten beide, um diese Jahreszeit gäbe es immer eine Periode mit schlechten Fangergebnissen.

Als wir bei Sonnenaufgang auf dem Fangplatz ankamen, waren schon vier Boote aus Bagenkop da, die dicht an der Sperre ausgesetzt hatten. Wir setzten auf Nord zu Ostkurs aus. Der Drift brachte 2 Stieg Butt. Es kamen keine weiteren Boote von Bagenkop. Wir liefen etwas von der Sperre ab auf Nordkurs. Nach einer halben Stunde sichteten wir von Westen kommend ein Boot. Es war Friedrich Rolfs. Nach einer Stunde holten wir auf mit zwei Stieg Butt. Rolfs kam auf uns zugelaufen und legte sich bei uns längsseits. Sie fragten, wie der Fang sei. Thies sagte: „Gute sechs Stieg der großen Butt in 3 Drifts. 20 Stieg konnten am Tag gefangen werden. Das sind 400 Pfund.” Friedrich Rolfs sagte, sie seien spät ausgelaufen, ehe die Boote einliefen, die im Kleinen Belt gefischt hatten mit einem Fang bis zu 40 Stieg. Alles sei nur Mittelbutt gewesen. So seien sie zum Kleinen Belt gelaufen, besannen sich und seien hier hergelaufen.

Dann sagte er, dass es gutes Wetter sei und dass wir man zusammen zu „De Füürturm an de Fakelbjarg” laufen sollten um zu sehen, wie es dort war. „Hier könnt wi jo jümmer weer herkom.” So liefen wir mit beiden Booten dorthin. Nach einer ¾stunde loteten wir 21 Meter, liefen noch etwas weiter, bis die Landmarken übereinstimmten. Wir setzten nach Südosten aus, nach einer ¾stunde waren wir fest, ich lotete 23 Meter, danach hatten wir etwas Stromversetzung nach Südwesten gehabt. Der Drift brachte 7 Stieg gute Butt mit ein Stieggewicht von 17 Pfund. Rolfs hatte druchgefischt mit 8,4 Stieg. Wir liefen etwas östlicher hin und setzten nach Nordwesten aus. Dieser Drift brachte in einer Stunde 9 Stieg Butt. Wir setzten gleich auf Gegenkurs wieder aus. Der Südost hatte aufgefrischt und am Ende des Drifts schlug durch den Seegang unsere Schraube mehrmals blind. Den Drift hatten wir 7 Stieg Butt. Wir setzten gleich wieder vorm Wind aus. Auch hier schlug die Schraube immer wieder blind. Der Drift brachte 5 Stieg. So gut Thies' Boot auch war, hatte es den großen Fehler, dass bei Seegang die Schraube sehr oft blindschlug. Es wirkte sich beim Fischen stark auf den Fang aus. Da wir nicht mehr gegenan fischen konnten, mussten wir nach jedem Drift vor’m Wind ungefähr eine halbe Stunde gegenanlaufen, ehe wir unser Geschirr wieder vorm Wind und See aussetzen konnten. Dadurch ging uns viel Fangzeit verloren. Der Südost hatte noch mehr zugenommen. Da wir einmal hier waren, wollten wir bis zur Dunkelheit durchhalten. Wir machten noch 3 Drifts vorm Wind, mit zweimal vier Stieg und einmal 3 Stieg. Als wir den letzten Drift einholten, war die Sonne schon längst untergegangen. Wir mussten ja noch die Lücke in der Sperre suchen. Das war im Dunklen und bei dem Seegang gar nicht so einfach. Die Durchfahrt war 50 Meter breit und links und rechts durch Spierentonnen mit 7-8 cm Durchmesser und 1½ m Höhe über dem Wasser markiert. Wir beschlossen, noch einen Tag mehr zu fischen. Dann würde sich die Reise lohnen. Wir liefen zu Friedrich Rolfs, der noch beim Aufholen war. Es war schon düster. Wir teilten ihm mit, dass wir die Durchfahrt aufsuchen und mit der Laterne winken wollten, wenn wir sie gefunden hatten. Er rief etwas rüber und winkte, als ob er verstanden hätte. So liefen wir ab zur Sperre. Die Sperre selbst war mit großen Spitztonnen bezeichnet, die das große, tiefe Stahlnetz trugen. Die einzelnen Tonnen waren mit einer starken Stahltrosse verbunden. Bei stillem und gutem Wetter konnte man bei Tag es riskieren, mit ausgekoppeltem Motor in der Mitte zwischen zwei Tonnen darüber hinweg zu kommen. Der südost hatte noch mehr zugenommen. Trotz mitlaufendem Stromes war doch allerlei Seegang. Mehrmals liefen wir in Sicht der großen Tonnen nach Norden und Süden hin und her. Mit dwars laufender See längs der Sperre konnten wir aber die Lücke nicht finden. Als wir wieder nach Süden fuhren, sahen wir Rolfs mit Segel und Motor mit großer Fahrt direkt auf die Sperre zuhalten. Wir waren wohl 150-200 Meter von ihm ab, schwenkten immer mit der Laterne hin und her um ihn zu warnen. Aber wahrscheinlich sah er uns nicht, da er seinen Kurs beibehielt. Wir sagten uns, das kann ohne ein Malheur nicht gutgehen. Und schon sahen wir, wie das Boot in der Fahrt aufstoppte, das Segel überging und gleich danach die Piek ? gefiert wurde und das Boot dwars in der See in Lee der Sperre lag.

Wir sahen, dass die Sperrtonnen weit auseinander lagen. Demnach muss die Verbindungsstrosse gesprungen sein. Wir liefen mit ausgekoppeltem Motor vorsichtig zwischen den Tonnen durch. Rolfs war schon über 100 Meter von der Sperre abgetrieben. Wir winkten mit einer Laterne. Wir liefen zu ihm hin und fragten, ob etwas geschehen sei. Sie riefen uns herüber, dass sie ihr Ruder verloren hätten und ein Want gebrochen sei beim Übergehen vom Segel. Sie riefen uns zu, dass wir nach ihrem Ruderblatt suchen sollten, Es müsste irgendwo in der Nähe treiben. Auch die Pinne sei mit über Bord gegangen. Viel Zweck hatte das im Dunklen bei dem Seegang natürlich nicht. Wir suchten eine halbe Stunde vor der Sperre, stellten die Suche dann ein und liefen wieder zu Rolfs, der mittlerweile eine Seemeile abgetrieben war. Sie hatten sich in der Zwischenzeit einen Bünndeckel auf ihren Sprietbaum genagelt. Sie meinten, es würde als Ersatzruder zum Steuern genügen.

Seite 95

Die Fahrt nach Bagenkop verlief ohne Schwierigkeiten. Als wir Land querab der Steilküste von Langeland sagen, war es, als ob der Wind abflaute. Als wir südlich von Bagenkop dicht unter Land vor Anker gingen, merkten wir nichts mehr von Wind und Seegang. Es war schon 0:30 Uhr. Wir stellten den Wecker auf 4:00 Uhr, legten uns alle drei gleich hin, um ein wenig zu schlafen. Wer wusste, was der nächste Tag brachte.

Sonnabend, der 6.7.1918

Um 4:30 Uhr lief unser Motor, gingen gleich Anker auf und liefen nach Friedrich Rolfs zu, der 50-60 Meter von uns ab vor Anker lag. Er selbst war an Deck. Thies und Lietz besprachen mit ihm die Sachlage. Unser Schwenken mit der Laterne hatten sie nicht beobachtet. Sie hatten das Deck und das Geschirr aufgeklart, waren der Meinung gewesen, noch lange nicht an der Sperre zu sein. Plötzlich hatte es einen starken Ruck im Boot gegeben. Das Boot stoppte die Fahrt. Zur gleichen Zeit ging das Großsegel über. Und dabei war ein Want gebrochen und wir lagen quer von See und Wind, ihr Ruder mit Pinne war verschwunden. Rolfs sagte, es wäre alles so schnell gegangen, sie hatten keine Tonnen und nichts gesehen, sich aber gleich gedacht, dass sie gegen den Verbindungsdraht der Sperrtonnen gelaufen seien, dieser aber, ehe er zerriss, das Ruder aus den Ruderösen gerissen hatte. Rolfs sagte, sie hätten viel Glück gehabt, dass sonst nichts passiert sei.

S.96

Er fragte Thies, da das Wetter gut war, ob wir noch mal hinlaufen konnten, sein Ruder zu suchen, denn er meinte, sein Ruder müsse frei treiben. Wenn sie ihr provisorisches Ruder gestärkt und gefestigt hatten, würden sie nachkommen. Wurde sein Ruder nicht gefunden, mussten sie ja sowieso sehen, dass sie mit ihrem Behelfsruder nach Hause kämen. Lietz sagte, was sie denn gefangen hätten, er sagte, gute 47 Stieg alles große Butt. Wäre der Südost nicht gekommen, wäre der Fang wohl sehr gut geworden und sie wären heute am Markt gewesen und nicht hier als Wrack gelegen. Wir liefen ab, dem Belt zu, es war windstill, aber es lief noch eine ziemliche Dünung. Als wir Gulstav-Klint probiert und in den Belt einliefen, setzte ich mich vorn auf die Kajütkappe und suchte mit dem Fernglas die See vor uns ab. Als wir 20 Minuten vom Klint abgelaufen waren, konnte ich die Sperrtonnen sehen, die sich in der Dünung auf und ab bewegten. Nach 5 Minuten sah ich an Backbord voraus etwas Dunkles in der Dünung auf- und abtauchen. Wir liefen darauf zu. Als wir näherkamen, war es der Ruderkopf mit Pinne. Unser Suchen hatte sich gelohnt! Wir liefen längsseits und versuchten, mit Taustropp das Ruder zu bergen und es an Deck zu bekommen. Es war gar nicht so einfach, da wir querab zur Dünung lagen. Das Ruder war schwer und hüpfte in der Dünung immer auf und ab. Als wir den Stropp festhatten, versuchten wir mit drei Mann, es überzunehmen. Es war unmöglich. Ich fragte Thies, ob es nicht ginge, wenn wir den Stropp im Klaufall einschäkelten, einen Tampen um den Ruderkopf legten und am Klampen vorne belegten, dann mit dem Motor in die Düning voraus gingen, den Unterteil vom Ruder unterhingen, mit zwei Mann das Ruder mit der Leine dann an Deck zögen. Thies sagte, dass sei eine Möglichkeit. Wir machten es für den Versuch klar. Es gelang uns im ersten Anlauf, das schwere Ruder heil und unbeschädigt an Deck zu bekommen. Lietz sagte, dass wir nicht gleich auf die Idee gekommen sind - dann hätten wir diese ganze Plagerei nicht nötig gehabt. Das Ruder fanden wir mindestens eine Seemeile von der Sperre ab. Ich fragte Thies ob wir mal zur Sperre liefen, um zu sehen, wo Rolfs über die Sperre gegangen sei und wie weit es vom Übergang ab sei. So liefen wir zur Sperre und fanden die Stelle, sahen keine 300 Meter ab die Spierentonnen für die Sperrlücke stehen. Wir liefen nach Gulstav-Klint zu, wo uns ein Fahrzeug entgegenkam. Es konnte nur Friederich Rolfs sein. Als wir bei ihm waren, liefen wir beide vor der Dünung längsseits und gaben Rolfs sein unbeschädigtes Ruder über. Es klappte alles gut. Sie bedankten sich, wollten unter Land versuchen, das Ruder wieder achter zu kriegen. Wir liefen gleich zum Fangplatz ab, um noch ein paar Drifts zu machen. Eine halbe Stunde später setzten wir auf 21 Metern nach Südosten aus. Mir war aufgefallen, dass Lietz sich mehrmals mit der Hand im Rücken fühlte. Ich fragte ihn, ob er es im Rücken bekommen hatte, er sagte ja, er hatte ziemliche Schmerzen, ich sollte aber ja nichts zu Jonni sagen. Den halben Tag, den wir noch auf See waren, würde es noch gehen. Ich sagte, dass es wohl besser wäre, dass er Thies es sagte. Ich könnte beim Aufheben die vordere Leine nehmen und er die Achterleine und beim Brett konnte Thies ihm dann helfen, dann brauchte er sich doch nicht so anstrengen, ich würde es vorne schon schaffen.

Nach einer Stunde holten wir auf. Der Drift brachte 7½ Stieg. Lietz hatte so viel Schmerzen im Rücken, dass er sich nicht mehr bewegen konnte. Er musste sich in die Koje legen. Wir setzten gleich auf Gegenkurs wieder aus. Dieser Drift brachte 7 Stieg. Thies sagte: „Was nun? Wir müssen uns entscheiden!” Ich sagte warum denn, sie hätten, ehe ich mitkam, ja auch immer mit nur zwei Mann gefischt, dann würde es jetzt auch wohl mit zwei Mann gehen. Überhaupt, wo hier doch gute Butt in den Drifts zu fangen seien. Er fragte, ob es mir nicht zu schwer würde. Ich sagte, mir könne es bei solch guten Fängen nicht schwer werden. Damit war die Sache abgemacht. Wir machten noch 4 Drifts mit 7-8 Stieg. Um 18:00 Uhr sagte Thies: „So, Frie, nu is Utscheeden. Ick heff naarekent, wi mütt bi 90 Stieg Butt in uns Bünn hebben.” Ick see: „Dat stimmt, de Bünn is bald full, dat ward Tied to Huus to fohrn.”

Wir hatten einen großen Fang in der Bünn. Waren ja auch 2 Tage. Letzte Nacht hatten wir auch ja man zwei Stunden Schlaf bekommen, waren weit über 40 Stunden im Gang, wir setzten immer Segel. Es war ein leichter Südwind 2-3, der uns gut zupass kam, ich klarte unsere Leinen auf und machte rein Deck. Inzwischen war Lietz aus der Koje gekrabbelt und hatte Feuer angemacht, um frischen Kaffe zu kochen. Er sagte, etwas Schmerzen habe er noch, aber es ginge. Die Stunden, die er gelegen, hätten ihm gut getan. Ich erzählte ihm, dass wir gut 90 Stieg in der Bünn hatten. Er sagte, dann hätten wir noch gut zugefischt. Dann sagte er, dass es sich die Schmerzen im Rücken beim Wühlen mit dem Ruder weggeholt habe. Als der Kaffe fertig war, brachte ich unserem Schiffer heißen Kaffe und seinen Proviantkorb nach achtern. Er fragte, was Lietz machte, ich sagte, er habe Kaffe gekocht und mit den Schmerzen ginge es. Da kam er auch schon selbst aus der Kajüte nach achtern. Er meinte, er hätte mehrere Stunden gelegen und wollte den Rudertörn übernehmen, unser Schiffer meinte: „Jo Hannes, wenn du meenst dat geiht, denn man to, Frie un ick köönt denn jo poor Stünn slopen, dat Weer is jo god!” Lietz see: „Nu legg di man daal.” Um 0:00 Uhr waren wir im Hafen und löschten 1.500 Pfund großen Butt, 2 Steinbutt und 134 Pfund Platen. Es war ein großer Fang, wenn auch unter schwierigen Umständen in zwei Tagen. Thies hatte Lietz gleich nach Hause geschickt, als wir im Hafen waren. Nach 2:00 Uhr gingen wir nach Haus. Thies sagte, um 14:00 Uhr ist es früh genug, wieder am Hafen zu sein.

S. 100

Sonntag, der 7.7.1918

Um 9:00 Uhr am Hafen, Thies teilte 15 Stück Essbutt pro Mann, ich musste Lietz seine mit raufnehmen: „Frie, för hüüt is Fierobend. Morg'n fröh üm halbig acht weer an Bord, ümm Rohöl to nehm, un denn wüllt wi twee nie Zeesen torecht maken”, sagte Thies.

Der alte Lietz lag im Bett, hatte viele Schmerzen, er musste doch einen ziemlichen Knacks bekommen haben.

Montag, der 8.7.1918

Um 8:00 Uhr am Hafen. Gleich danach kam Thies. Wir wollten gleich Rohöl übernehmen, dann auf den Hof gehen um zwei neue Zeesen zu machen. Thies erzählte, dass er gestern mit Fr. Rolfs gesprochen habe, dass sie ihr Ruder nicht anbringen konnten, weil jedenfalls mit der untersten Ruderöse etwas nicht stimmte. Rolfs wollte sein Boot heute aufslippen, um auch zu sehen, ob sonst noch Schäden am Boot seien. Nachdem wir Rohöl genommen hatten, holte Thies Netzgarn, Nähgarn, Hanfleinen für Ober- und Unterdelle, runde Korken von seinem Boden runter, dann ging das Zurechtschneiden der einzelnen Unter- und Oberblätter der Zeesen vor sich. Ich freute mich auf diese Arbeit ganz besonders, denn ich hatte als Junge schon meinem Vater zugesehen und geholfen, wenn er neue Zeesen zuschnitt, zusammennähte und einstellte. So wollte ich hier zeigen, dass ich wusste, wie eine Zeese gemacht wurde, denn Böten und Nähen hatte mir mein Vater schon mit zwölf Jahren beigebracht und ich hatte selbst für diese Arbeiten viel Interesse und Lust gehabt, bei jeder Gelegenheit auf unserm Netzboden an alten Butt- und Heringsnetzen versucht, mein Können zu verbessern. Es hatte oftmals eine Rüge von meinem Vater gegeben, wenn Maschen hakten, zu klein oder zu groß waren. Ich war immer wieder von meinem Vater darauf hingewiesen worden und angehalten, meine Versuche genau zu machen.

Dass ich Böten und beim Ausbessern von zerrissenen Zeesen gut mit der Bötnadel umgehen konnte, hatten Thies und Lietz längst festgestellt. Sonst hätten sie mir wohl auch nicht überlassen, die beschädigten Zeesen, ob an Bord oder an Land, alleine wieder in Ordnung zu bringen. So war es auch heute Vormittag. Wir hatten zwei mal zwei Zeesenbläter aus 48mm Maschenweite Baumwolle zugeschnitten und zusammengenäht. Thies hatte für beide Zeesen, die Ober- und Unterdellen aus Hanftauwerk abgemessen und Augen eingespleißt, auf die Oberdellen eine bestimmte Anzahl Korken aufgeströppt, so dass die Zeesen nur noch eingestellt werden mussten. Als es Mittag war, fragte Thies, ob ich nach dem Essen nicht anfangen wollte, die Zeesen einzustellen. Er wollte sich ein paar Stunden hinlegen. Ich bekam noch einige Anweisungen und Thies sagte, dass er sich auf meine Arbeit verlassen konnte, dass es richtig und sorgfältig ausgeführt wurde.

Ich sagte: „Thies, Sie können sich auf die mir anvertraute Arbeit verlassen.” Beim Mittagessen zu Hause war ich so aufgeregt, dass meine Mutter es auffiel. Sie fragte, was mit mir los sei. Ich sagte, dass ich mich so freue, dass Thies mir das Vertrauen schenke, dass ich alleine heute Nachmittag anfangen solle, die beiden Zeesen einzustellen. Meine Mutter sagte: „Denn pass blots op dat du keen Fehler makst un Thies enttäuschen deihst.” Ich segg blots: „Mudder, dor brukst keen Bang to hemm.” Als Thies um 3:30 Uhr auf den Hof kam, war ich bei der 2. Zeese an der Unterdelle beim letzten Ende einzustellen. Er sagte kein Wort, überprüfte die fertige Zeese, besah sich meine Arbeit. Er zählte und verglich die eingemardelten Maschen an Ober- und Unterdelle, überprüfte die Maschen an dem Bogen. Er sagte noch immer kein Wort, legte die fertige Zeese wieder zusammen. Dann klopfte er mir auf die Schulter und sagte: „Frie, legg mol de Naadel dol, wi wüllt irst mol Kaffe drink'n.” Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, ich hatte nämlich Durst bekommen. Es war sehr warm auf dem Hof, aber über meine Arbeit sagte er kein Wort. Im Stillen dachte ich darüber nach, wo ich etwas falsch gemacht haben könnte. Als ich am Tisch saß, sagte er zu seiner Frau: „Maria, nu schnitt de Fiete een grod Stück vun din Pudding aff, denn dat hett he sick verdeent, dat will ick di seggen. So een genaue un gode Arbeed as de Jung bi de Zees makt hett - ick bünn spraklos, so god heff ick dat niemols sülvst mokt!”

„Jonni, ick heff Fiete mehrmols dör dat Fenster seihn, as he bi weer to meten und to mardeln. Jonni, wenn de Arbeed för di tofreden utföhrt is, denn schasst emm ok man paar Mark extra tokom loten!”

„Dat sowieso, Maria”, see Thies. In dem Moment klingelt die Haustür, Frau Thies ging hin und kam mit in die Küche, sie sagte: „Op Waader fohrn ward hüüt wull nichts, denn Hannes kann ni mit, he kann sick ni röhr'n. Ick heff em all een Plaster holt, aver för de irst paar Daag ward dat to Waader fohrn wull nichts!”

„Jo”, see Thies, „denn gröt Hannes man un lod emm sick man irstmol örnli utkureern!” Damit ging Frau Lietz aus der Tür. Als Frau Thies wieder zur Tür nach der Küche reinkam, sagte Thies: „He hett een lütten Knacks wegg, dat mog sien. Over dat wie hüüt Nacht un de nächste Daag to Waader fohrt orrer ni, dat bestimm doch wull jümmer noch ick!”

„Jo, Jonni, wie wisst dat den anstelln?” meen sien Fru. Thies seggt: „Dat is doch wull keen Probleem, wat meenst du dorto, Frie?” Ich freute mich, über meine Meinung befragt zu werden und sagte sogleich: „Ick segg, wenn Lietz nich mit dorbi ween kann, dann sünd wi jümmers noch twee Mann an Bord, de dat schaffen könt!” Thies seggt: „Maria, hest dat hört?” „Jo, is dat ni to veel, du muss dat jo weeten, Jonni.”

„Maria, dat weet ick ok! Hüüt obend Klock teihn geiht dat los, wat is dien Meenung, Frie?”

„Dat is ok mien Meenung”, anter ick.

„Sühst wull, Marie, so iss allens klor, un nu, Frie, wullt wi de Zeesen ferdig moken!”

So gingen Thies und ich zum Hof, ich stellte den letzten Rest an der Zeese ein, Thies holte einen Kasten mit Blei und Kettenstücken aus seinem Stall. Thies fing an eine bestimmte Anzahl Bleistücke um die Unterdelle der fertigen Zeese zu befestigen wie ebenso paar kurze Ketten brachte an den stelzen an. Thies sagte: „Düsse Zees wullt wi mitnehm un soll forts bruk warn, denn du muss doch weten, ob de Zees de du makt hest ok fischt!” Ich freute mich über den Vorschlag.

Als die Zeesen fertig waren und der Hof aufgeklart, brachten wir die neue Zeese an Bord. Thies steckte ihm gleich in die Bünn rein, damit die Baumwolle sich voll Wasser zog. Wir machten unser Geschirr gleich fangklar, schäkelten Schlepp- und Wischenleine an die Scherrbretter, so brauchten wir nur noch die Zeese anzustecken. Ich holte noch Kessel und eine Kanne voll Frischwasser. Thies machte den Motor soweit klar, dass er nur angewärmt werden musste. „So”, sagte Thies, „nu wüllt wi ropp uns Geld deeln, dann geihst to Huus und leegst di noch een paar Stünn daal, Klock 10 hüüt abend geiht dat los” Ick dee to Thies seggen: „No Obendbrot gah ick naa dat Boot un leeg mi in de Koje. Wenn se denn kömt, weed se al Bescheed.” „Is in Ordnung, Frie, nu komm dat wi't Geld deelt.” Es war für mich auf halben Part 80 Mark. Thies legte noch 20 Mark zu. So hatte ich 100 Mark. Ich freute mich, und zu Hause meine Mutter auch. Ich wusste, dass sie von dem Geld was ich ihr gab, immer etwas für mich zurücklegte. Eben vor 8:00 Uhr war ich an Bord, legte mich gleich in die Koje, trotzdem es ziemlich warm in der Kajüte war. Ich war rechtschaffen müde und schlief wohl gleich ein. Als ich aufwachte, schlug die Kirchuhr gerade 23:00 Uhr. Thies war eine Stunde später zum Hafen gegangen. Wie der Motor anlief, hatte ich alles klar zum Ablegen. Es war eine klare Nacht und windstill. Der Mond kam gerade auf, als wir aus dem Hafen liefen. Thies fragte, ob ich den ersten Rudertörn übernehmen wollte. Ich sagte ja. Er stellte den Motor auf volle Fahrt, sagte mir nochmal den Kurs O.N.O. und ermahnte mich, bei zwei Stunden den Boschöler nachzufüllen. Gut aufpassen und wenn etwas besonderes sein sollte, ihn gleich wecken. Ich sagte zu Thies, er könnte sich richtig hinlegen, ich werde wie es sich gehört aufpassen, dass alles klargeht.

Wir waren querab vom Bratberg, als Thies zur Koje ging, es war eine Freude, dass ich das Boot alleine führen durfte.

Wir machten bei 6 Seemeilen Fahrt und mussten nach fünfeinhalb Stunden am Fangplatz sein vorm Großen Belt. Unser Kurs war so abgesteckt, dass wir ene halbe Seemeile östlich das Wachschiff, welches am Südende der Netzsperre lag, an Backbord passierten.

Wir waren zwei Stunden gelaufen. Ich hatte den Öler nachgespült und wir passierten eben danach die vierte Bake vom Stollergrund. An Backbord hatte ich mehrere Lichter gesehen, aber plötzlich war alles im Nebel eingehüllt. Ich drosselte den Motor auf halbe Fahrt und etwas später auf langsame Fahrt. Wollte gerade nach vorne um Thies zu wecken, als ich dicht bei mehrere Lichter ganz schwach durchschimmern sah und eine Nebelglocke läuten hörte. Ich koppelte den Motor aus, ließ unser Boot nach Steuerbord ausscheren, da kam Thies auch schon aus der Kajütenkappe raus und fragte, was los sei. Ich erzählte, dass wir plötzlich im dichten Nebel waren und ich schon eine ganze Zeit mit langsamer Fahrt gelaufen war, ich vom Ruder aber nicht wegkonnte, da ich, als es noch hell und sichtig war, mehrere Lichter auf unserem Kurs in Sicht waren, ich gerade ein Hecklicht von ein vor Anker liegenden Kriegsschiff mit drei Schornsteinen passierte. Thies meinte, es wäre ja nirgends ein Licht zu sehen. Ich sagte, es liegt höchstens 100 Meter achterraus. Da erscholl wieder die Nebelglocke. Thies übernahm das Ruder, koppelte den Motor ein und lief mit langsamer Fahrt auf Gegenkurs. Nach kurzer Zeit kam das Licht trübe in Sicht und hörten wieder die Glocke.

Von hier aus liefen wir mit halber Fahrt auf unserem alten Kurs zum Fangplatz weiter. Ich saß vorne auf der Kajütenkappe und gab alle Augenblicke mit dem Nebelhorn ein Signal.

Wir hatten eine halbe Stunde gelaufen, da hörte ich wieder eine Glocke läuten an Backbord voraus. Wir hielten Kurs und Fahrt bei, nach 20 Minuten hörte ich noch eine andere Glocke läuten an Backbord voraus. Nach kurzer Zeit kam ein schwaches Licht voraus in Sicht. Thies koppelte den Motor aus und hielt nach Steuerbord ab. So scherrten wir keine 20 Meter an einer großen Schießscheibe vorbei, sahen noch ein schwaches Licht an Backbord und passierten mit langsamer Fahrt die 21. Scheibe. Als wir diese umrundet hatten, liefen wir auf unserem Kurs zum Fangplatz weiter, ohne dass wir noch etwas hörten oder sahen. Nach einer halben Stunde fing es an zu tagen. Der Nebel war aber noch sehr dicht. Nach einer weiteren Stunde lichtete sich der Nebel etwas auf bis auf 1000 Meter Sicht, hörten an Backbord voraus eine Ankerglocke und kurz danach ein Nebelsignal von einem in Fahrt befindlichen Schiff. Nach unserer Zeit mit den Unterbrechungen müsste das Läuten der Glocke vom Wachschiff sein, welches an der Südkante von der Sperre lag. Wir liefen etwas nördlicher und bekamen nach einer Viertelstunde das Wachschiff an Backbord in Sicht. Der Nebel lichtete sich mehr und mehr auf, die Sonne kam ab und zu zum Vorschein. So liefen wir mit voller Fahrt parallel der Sperre unserem Fangplatz zu. Nach einer guten halben Stunde erreichten wir die Spierentonnen der Netzlücke, gingen von hier auf Südostkurs und loteten nach 20 Minuten 21½ Meter Wassertiefe. Wir waren auf dem Fangpatz, über Langeland lag noch dichter Nebel. So konnten wir keine Landmarken ausmachen, setzten nun Geschirr aus, mit Loten der Wassertiefe hielten wir uns auf dem Fangplatz, da dieser rundum von Steingrund umrundet und die Versetzung, der im Belt stets hart laufenden Strömungen, ohne Sicht der markanten Landmarken schlecht zu schätzen war. Nach einer halben Stunde Fischzeit wurden wir fest und mussten aufholen, hatten am Lot 23 Meter. Danach waren wir etwas nach Südwesten versetzt. Beim Einholen des Geschirrs merkten wir, dass der Strom hart nach Westen setzte. Es löste sich die Leine beim Aufholen von der Hakstelle. Als die Zeese an der Bordkante war, sahen wir allerlei Butt in dem Netz sitzen. Wir hatten einen Fang von 12 Stieg großen Butt in unser halben Stunde. Es war ein sehr guter Drift mit der neuen Zeese. Die Butt hatten ein Stieggewicht von 18 Pfund. Alles große Butt, einer wie der andere. Wir liefen etwas östlicher ab, loteten 22 Meter und setzten auf Gegenkurs aus, fischten diesen Drift 40 Minuten und wurden fest. Beim Aufnehmen löste sich die Leine, nach einigem Hin und Her konnten wir unsere Zeese heil an Bord bringen. Es war ein Fang von 16 Stieg Butt darin. Wir mussten einen guten Fangtag erwischt haben. Am Lot hatten wir wieder 23 Meter. Über Langeland lag noch immer dichter Nebel, wir konnten keine Landmarken ausmachen. Ich sagte zu Thies: Wer weiß, wofür der Nebel gut ist, denn in dieser Ecke wo wir fischen, liegen doch eine Menge Butt. Thies war derselben Meinung. So haben wir immer wieder ausgesetzt und eingeholt, mal nach 30, mal nach 40 Minuten, einmal nach 10 Minuten und einmal gleich nach dem Aussetzen. So verlief die Zeit, wir merkten es kaum, nur an unseren Händen spürten wir es. Die schmerzten wie verrückt.

Aber der gute Fang, den wir jeden Drift von 30-40 Minuten hatten, ließ uns alles vergessen. Nachmittags um 17:00 Uhr hatten wir schon 85 Stieg der großen Butt in der Bünn. Es kam endlich Langeland klar in Sicht, aber die Landmarken von unserem Fangplatz, auf dem wir fischten, stimmten ganz und gar nicht mit den Landmarken vom sonstigen Fangplatz überein. Wir waren weit südlich vom alten Fanggebiet. Thies fragte, was ich meinte, nach den alten Landmarken mal hinzulaufen. Ich sagte: hier in diesem Loch, wo wir jetzt sind, sei doch eine Menge Butt zu fangen und was auf dem alten Fanglatz zu fangen sei, sei doch fraglich. Wir sollten doch hier wieder aussetzen, wenn möglich etwas östlicher als sonst.

S. 110

So fischten wir diesen Drift 50 Minuten und wurden wieder fest. Ich lotete 23 Meter. Der Drift brachte um 20 Stieg. Mussten 3 gute Quäste übernehmen. Es war der beste Tagesfang. Den ganzen Tag war es still gewesen, plötzlich kam ein frischer Südost durch und brieste schnell auf. Über Fehmarn zu türmte sich eine große Gewitterfront immer höher auf, wir setzten auf Gegenkurs aus, mussten gleich wieder aufholen. Wir saßen fest. Als unser Geschirr an Bord war, liefen wir etwas ab auf 22 Meter, nach 5 Minuten waren wir wieder fest. Diesmal war es die Zeese, wir konnten sie auf keine Weise wieder loskriegen. Wir belegten beide Leinen und ließen das Boot vorm Wind schwojen. Nach kurzer Zeit kam die Zeese endlich wieder frei. Als wir die Zeese an der Bordkante hatten, sahen wir, dass das ganze Unterblatt der Zeese total zerrissen und ganz rostig war. Es hatte hinter einem Wrackstück gehakt. Aber es war doch merkwürdig, dass an der Unterdelle alles heil war. Es war schade um die neue Zeese, gleich am ersten Tag nach guten Fängen zu zerreißen.

Wir holten unser Segel auf und nahmen Kurs nach Hause. Wir hatte einen Fang von 107 Stieg in der Bünn. In der zerrissenen Zeese waren in den 5 Minuten noch 2 Stieg Butt drin gewesen. Wir waren beide schachmatt. Die Hände schmerzten durch das viele Aufholen in kurzen Abständen. Es war fünfzehn Mal geschehen. An den Scherrbrettern hatten wir keine Plagenleine ? , wie sonst alle Schleppnetzfischer hatten.

S. 111

Sie mussten so aufgeholt werden. Nach so viel Aufholen merkt man dann abends, was man getan hat.

Um eben vor 19:00 Uhr liefen wir vom Fangplatz ab, und waren um Mitternacht im Hafen. Wir hatten eine flotte Heimfahrt, der Südost hatte bis um 21:00 Uhr immer mehr aufgefrischt und flaute nachdem ebenso schnell plötzlich wieder ab, als sich das Gewitter über Fehmarn und Laaland austobte.

Im Hafen waren mehrere Besatzungen, die auf Fang wollten. Wir sagten, dass wir einen steifen Südost bis eben nach 21:00 Uhr gehabt hatten, der dann aber plötzlich abflaute. Sie erkundigten sich nach Fang und Fangplatz. Als wir anfingen zu löschen, staunten sie über unsere großen Butt. Sie berieten sich, aber keiner hatte scheinbar den Mut, dorthin zu fahren. Wir löschten einen Fang von 2.000 Pfund an großen Butt, 70 Platen, es war, solange ich bei Thies war, der größte Fang an Gewicht. An Stieg hatten wir selten mehr gehabt, aber wenn, dann nicht solche große Ware.

Mittwoch, der 10.7.1918

Um 8:00 Uhr morgens wie immer am Hafen, Thies hatte die Essbutt 15 Stück der großen Butt pro Mann, wir brachten unsere Butt nach Hause. Ich musste Lietz seinen Anteil mitnehmen. Er hatte noch immer Schmerzen. Er freute sich, dass ich sein Anteil Essbutt mitgebracht hatte. So fragte er, wie es uns ergangen sei. Ich erzählte von unserem großen Fang. Er meinte, dass wir einen guten Fangplatz erwischt hatten, aber auch bei 15 Mal Aufholen es eine Strapaze gewesen sein musste. Ich sagte, ich hätte nur an die großen Butt gedacht, aber als wir unsere Segel gesetzt hätten, es erst richtig gemerkt, wie schwer der Tag gewesen sei.

Es wehte heute morgen ein steifer Südost.

Nachmittags um 17:00 Uhr waren wir am Hafen und gingen mit mehreren Booten durch die Holzbrücke, da der Südost immer mehr zunahm. Ich ging mit Thies zu seinem Haus. Seine Frau hatte das Geld für den Fang geholt. Sie sagte: Jonni, solchen Betrag aus einem Buttfang hast Du noch nie gehabt. Er sagte: Maria, das ist eine Ausnahme, die nicht oft vorkommt. Unsere zerissene Zeese wollten wir morgen Vormittag auf Thies' Hof heilmachen. Es musste bald ein neues Unterblatt eingesetzt werden. Ich bekam aus diesem Fang den ganzen Part, sowie Lietz auch. Es waren 250 Mark.

S.113

Ich freute mich im Stillen wie ein König. Es war wirklich eine ganze Menge Geld für einen Tagesfang.

Donnerstag, der 11.7.1918

Um 8:00 Uhr am Hafen, nahmen wir die Zeese ab und brachten sie zu Thies' Hof. Er selbst hatte schon neues Netzgarn zum Ausbessern vom Boden geholt. Das Loch in der Zeese war nicht nur zerrissen. Es fehlte im Unterblatt ein großes Stück Netzgarn. Was wir schon gestern festgestellt hatten. Thies schnitt alles, was vom Netz verfitzelt war, einigermaßen so aus, dass meistens gerade Maschen nachblieben. Ich fing an, die einzelnen Ecken bis zu den geraden Maschen auszuböten. Dann setzten wir einen Spuns von 72×56 Maschen ein, an der Unterdelle war keine Beschädigung, das war uns ein Rätsel, dass mitten in der Zeese das große, zerrissene Loch war. Als die Zeese fertig war, brachten wir sie zu den Stützen zum Trocknen.

Der Südost setzte steif mit 5-6 Windstärken. Thies sagte, heute brauchen wir uns um nichts mehr zu kümmern, morgen Vormittag kannst ja bei mir reinsetzen.

Freitag, der 12.7.1918

Immer noch steifer Südost

Sonnabend, der 13.7.1918

Morgens noch steifer Südost, der Abends etwas abflaute.

Sonntag, der 14.7.1918

Der Südost war abgeflaut und auf Süd gedreht. Stärke 1-3. Ich bei 10:00 Uhr zu Thies hin. Als ich eintrat, war der alte Lietz auch bei ihm, um sich zu erkunden, wann es auf Fangfahrt losgehen sollte. Es wurde abgemacht, heute Abend um 23:00 Uhr am Hafen zu sein.

Montag, der 15.7.1918

Um 23:00 Uhr am Hafen, es waren sieben Bootsbesatzungen dort, die mit uns zum Großen Belt wollten. Es war klares Wetter und Windstille. Um eben vor 5:00 Uhr setzten wir auf 21½ Meter Wassertiefe aus, nach den alten Landmarken für diesen Fangplatz. Alle Boote holten nach einer Stunde auf. Es war für alle eine große Enttäuschung. Es waren keine Butt mehr da. Im ersten Drift 16 Stück, im 2. Drift 18 Stück, nach diesem Drift liefen alle 7 Boote sie mit uns hier hergefahren zur Sperrlücke ab. und änderten von dort ihren Kurs nach Veisnitz zu. Thies sagte, wenn wir den Tag mit dem großen Fang unser Weedt ausgesetzt hätten, dann hätten wir doch einen Anhalt gehabt.

Wir setzten auf 22½ Meter nach Südosten nochmals aus. Nach fünf Minuten wurden wir fest und holten auf mit zwei Butt im Netz. Wir beratschlagten, was wir tun sollten. Ich sagte zu Thies: „Nach den Marken, die wir ausmachten, als es über Langeland hell wurde und wir den Drift aussetzten, als wir 20 Stieg hatten, müssen wir weiter nach Süd-Südwesten zu.” Thies lief gut 5 Minuten auf diesem Kurs. Als ich sagte, hier müsse es gewesen sein, denn der Feuerturm sei eben nördlich von einer kleinen Baumgruppe. Wenn wir nun 23 Meter im Lot hätten, seien wir richtig. Ich lotete eben über 23 Meter und wir setzten nach Ost-Südost aus. Wir konnten 40 Minuten durchfischen.

Als wir 40 Minuten gefischt hatten, wurden wir fest auf 23 Meter Wasser, doch beim Aufholen sprang die Leine wieder los, so konnten wir unbehindert unser Geschirr aufholen. Dieser Drift brachte auch nur 22 Stück der großen Butt. Danach stellten wir uns die Frage, was nun und wohin. Lietz sagte: „Dor ünner Laaland heff ick een ganze Tied een Fahrtüüg mit Segel op beobachtet.” Wir wurden uns einig, dorthin zu laufen. Als wir nach einer knappen Stunde dort ankamen, stellte Lietz fest, dass es Fischer aus Apenrade waren, die ihm sehr bekannt waren und keinen guten Ruf hatten. Wir wollten längsseits gehen, aber sie riefen schon von weitem, dass hier eine Menge Butt zu fangen seien. Über 100 Stieg im Drift. Wir hatten beobachtet, dass sie es eilig hatten, ihren Fang überzunehmen und alles, was sie am Butt übernommen hatten, sogleich in die Bünn zu schütten und es eilig hatten, wieder auszusetzen.

Lietz sagte: „Jonni, dor stimmt wat ni mit de beeden, de wüllt uns gorni langssied hebben.” Wir setzten unser Geschirr aus mit gleichem Kurs wie die Apenrader, nach 34 Minuten Fischzeit merkten wir, dass unser Geschirr immer enger wurde und holten auf. Der Apenrader hatte schon vorher aufgeholt. Als wir unsere Zeese hatten, sahen wir gleich, dass es alles kleine Butt waren, ja vielmehr Buttkinder, die alle weit unter dem gesetzlichen Mindestmaß von 23cm waren. Wir teilten einen Quast von ungefähr einen Zentner ab und nahmen diese über. Zwischen den ganzen Quastvoll ? sammelten wir 12 Stück Butt aus, die eben übers Mindestmaß waren. Alles ging wieder über Bord. Die Zeese öffneten wir auf beiden Seiten, um alles was im Netz so sorgfältig wie möglich laufen zu lassen. Es waren mindestens 7-8 Zentner davon im Netz. Ich hatte spaßeshalber einen Stieg davon abgewogen, es waren nicht mal 4 Pfund. Jetzt konnten wir uns denken, weshalb die Gebrüder Nissen uns nicht längsseits haben wollten, da sie alles an Butt mitgenommen hatten was in ihrer Zeese drin war. Eine Schweinerei, wie Thies und Lietz sich ausdrückten.

S. 117

Wir machten uns schleunigst auf die Socken, mit Kurs zum Millionviertel. Hier eingetroffen machten wir einen Drift von einer Stunde mit zwei Stieg Butt. Es war zu wenig. Es kam uns so vor, als wenn der Südost alle Butt verjagt hatte. Wir liefen mit Kurs nach unserer Förde zu, trafen auf den Dampfer-Kurs mehrere Laboer Boote an. Wir liefen bei einem längsseits und fragten, was sie hier fingen. Der Laboer erzählte, dass sie vor dem Südost hier sehr gut gefangen hatten, 10-12 Stieg pro Drift. Alles gute Mittelbutt von 10-11 Pfund das Stieg, aber heute fingen sie nur das halbe. Wir machten hier auch nach einem Drift mit 4½ Stieg. Mitten im Drift sahen wir Otto Rehbehn (Orche ? ) mit sein Vaters Waadboot dicht an uns vorbeifischen. Er winkte zu uns rüber. Er fischt für eine Marine-Abteilung. Der Fang war uns auch zu wenig, so liefen wir nach Hause. Es war eben eine verlorene Reise. Thies sagte zu Lietz: „Hannes weest wat? Ick glööv dat wi dör uns gode Fänge de letz Tied doch wull beed verwöhnt sünd.”

Um 20:00 Uhr liefen wir bei uns im Hafen ein. Von den Booten, die mit uns ausgelaufen waren, war noch keiner wieder da. Vielleicht hatten die noch irgendwo etwas gefangen. Für mich gab es eine große Überaschung: Meines Vaters Boot zusammen mit mehreren anderen waren für ein halbes Jahr zum fischen für die Volksernährung beurlaubt worden. So erzählten es die Leute am Hafen.

Thies und Lietz meinten, sie hätten sich so an mich gewöhnt, aber nun war Vater wieder da, der würde mich wohl an Bord nehmen. Ich könnte, wenn ich wollte, auch bei ihnen bleiben, denn die Zeit, die ich an Bord gewesen, hätten sie doch eine Menge Butt gefangen, und ich sei eine gute Stütze für sie an Bord gewesen, weil es mit drei Man doch alles leichter sei als mit zwei Mann. Den vollen Part solle ich auch haben, er wolle die Sache gleich morgen mit meinem Vater besprechen.

Dienstag, der 16.7.1918

Mein Vater und Thies sprachen miteinander über mich. Er sagte, am liebsten wollte er mich selber an Bord nehmen, da sie ja sonst einen anderen als dritten Mann an Bord nehmen mussten. Mein Vater erzählte, dass alle Fahrzeuge und Besatzungen, die aus der Fischerei stammten, bis zur Entlassung beurlaubt waren, so auch Thies alter Macker Johannes Wohlgehagen, der bei W. Dibbert an Bord in Krösund beim Küstenschutz war. Der müsse heute noch kommen, da er entlassen sei für die Fischerei. Thies sagte: „Na wenn Johann ok kümmt, denn kann ick jo doch ni anners as em weer an Bord to nehm.”

Nachmittags kamen sie aus Krösund und so war die Angelegenheit gelöst. Ich kam bei meinem Vater an Bord.

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