Seltene Fischarten in der Förde
S. 854
Bei der Ringwaadenfischerei im Dezember 1922 begab es sich auf dem Fanggebiet in unserer Förde zwischen den Blankfischfängen, dass sich dort eine ganz Menge von den kleinen fingerlangen Schellfischen einfanden. Mit unserer Rignwaade spürten wir eines Tages, beim Suchen nach einen Fischschwarm, 300-400 ab von der schwarzen Spitztonne, die nordwestlich vom Mittelgrund stand, hatten wir einen Dutt Fische am Suchlot, so dass es sich lohnte, auszusetzen. Es stellte sich beim Einholten der Ringwaade aber heraus, dass es keine Blankfische (Heringe, Sprotten, Sielen oder Sekunda) waren, sondern die kleinen Schellfische. Nach unserer Schätzung waren es bei 3.000 Pfund, die wir über die Oberdelle der Waade wieder in die Freiheit schüttelten. Es kam auch bei den Handwaaden vor, dass sie mehrere der kleinen Schellfische zwischen ihren Fängen hatten. Es waren vorher doch nie Schellfische in der Ostsee gefangen worden. Es wurde viel spekuliert, wo nach dem harten Winter diese kleinen Schellfische in solchen Massen plötzlich herkamen. Und diese entwickelten sich in den folgenden Jahren auch gut, in und außerhalb der Förde. Im Herbst 1924 hatten die Schellfische, die mitgefangen wurden, schon ein Gewicht von 1½-2 Pfund. Die, die bei der Schleppnetzfischerei nach Butt und Dorsche außerhalb der Hoheitsgrenze mitgefangen wurden, bei 80-100 Pfund ??? (Schellfische wiegen maximal 28 Pfund)
S. 854
Die Boote, die nachts beim Mondschein fischten, brachten 200-300 Pfund Schellfische mit. Ein Boot versucht es, weiter einwärts zu fischen. Er brachte einen Fang von 1.200 Pfund Schellfische mit an Land. Er hatte sich aber auch einen Steert von 35 mm hinter seine Zeese genäht, was mehrere Kameraden dann auch taten. So steigerte sich an den einzelnen Tagen der Fang an Schellfischen von 200-300 Pfund aufs Boot. Danach kamen aber auch bei der Tagfischerei mehrere Tage, an denen keine Schellfische mitgefangen wurden, und bei der Nachtfischerei nur 70-80 Pfund an Schellfischen mitgefangen wurden. Im Herbst und Winter wurden bei Tag nur vereinzelt Schellfische mitgefangen, die aber schon 2-2½ Pfund das Stück wogen. Bei der Nachtfischerei mit Mondenschein hatten einzelne Boote bis zu 250 Pfund der Schellfische mit. Die Fänge an Schellfischen verringerten sich plötzlich immer mehr, dass nur noch vereinzelt ein Schellfisch mitgefangen wurde. Es war, als wenn sie abgewandert wären. Und es ist tatsächlich so gewesen, denn die Schellfische wurden in großen Fängen längst der Alsenküste gefangen, in kurzer Zeit sollen über 200 Boote von Sonderburg aus nach Schellfischen gefischt haben mit ihren Snörwaaden. Die boote waren von den verschiedenen dänischen Häfen, ja sogar von Nordsee gekommen, wegen der Schellfischfischerei. Es sollen in Sonderburg große Maßen an Schellfisch angelandet worden sein, wie der alte Fischer Peter Mahrt berichtete, der für die Firma Hopp und Rehse Blankfische dort aufkaufte.
S.857
Auf unseren Fanggebieten wurden ganz vereinzelt mal ein Schellfische mitgefangen, die dann auch bis zu 3 Pfund wogen, es waren wohl Einzelgänger, die den Anschluss der Wanderung nach Norden verpasst hatten. Aber vereinzelt wurden auch Schellfische von einem Pfund mit engem Geschirr mal mitgefangen.
Über ein Eelebnis mit Schellfisch von 4-5½ Pfund das Stück 1930 im November im Fehmarnbelt habe ich in einem Bericht der einzelnen Aufzeichungnen von mir vollständig berichtet.
Der „Rücken” war ein Steingebiet von 14-20 m Wassertiefe, etwa Ostnordost von Boknis ab nach Norden zu liegend von 1½ Seemeilen Breite und 1,6 Seemeilen Länge und bei drei Seemeilen von Boknis ab. Als wir 1937 mit ganz engem Schleppnetz nach Sprotten, Heringen und Sielen fischten, im Herbst nach dem Winter zu, hatten wir auf dem Fangplatz unterhalb vom Rücken in den einzelnen Drifts mehrere verschiedene Fischarten mit, die, ebenso wie die Schellfische, sonst nie gangbar waren. Es handelte sich hier um kleine Seezungen von 15-20 cm Größe, wie auch Petermänner, Sardellen und kleine Goldbrassen (Doraden), die bis zu 20 cm groß waren, die auch vereinzelt mit den Handwaaden in der Förde gefangen wurden. Bei der Goldbuttfischerei im Winter hatten wir sehr oft mehrere Limanden (Rotzungen) mit, die bei Dreiviertel Pfund das Stück wogen, wie auch von den Stöckers (Bastardmakrele). Paar Jahre später hatten wir im Fehmarnbelt zwei Seezungen, die 37 und 38cm groß waren.
S. 856
Sowie auch die Wollhandkrabben sich bei uns angesiedelt hatten, aber alle, diese Arten waren ebenso schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen waren. Fr. Daniel