Sprottnetzfischerei in Eckernförde
Fiede Daniel ist nicht mehr unter uns. Bis ins hohe Alter hat er sich für die Belange seines Berufsstandes interessiert Den nachstehenden Artikel über die Sprottnetzfischerei fanden wir im Jahrbuch der Heimatgemeinschaft Eckernförde aus dem Jahr 1988. Es ist doch bemerkenswert, was dieser alte Herr an historischem Wissen im Alter von 88 Jahren zu Papier gebracht hat.
Die Stellnetzfischerei mit Sprottnetzen, (Breedelgarn) wurde von Ende Oktober bis zum März hin betrieben, zuerst meist außerhalb der Förde, um irgendwo die größeren Sprottenschwärme aufzuspüren, die sich meistens durch Tümmler, Seehunde und die verschiedenen Seevögel, Alken, Schremels, Möwen anzeigten. Wenn die Sprottenschwärme aufgespürt waren, wurden sie von den Sprottnetzfischern mit ihren Netzen bis in die Förde hinein verfolgt. Wenn keine Sprottenschwärme vor oder in der äußeren Förde aufgespürt wurden, dann rüsteten mehrere Fischer zu, um es auf den Fangplätzen im Norden um Alsen herum zu versuchen. Irgendwo musste man ja mal welche antreffen. Beim Antreffen von gewaltigen, dichten Sprottenschwärmen ist es schon vorgekommen, dass man auf ein Stück der Sprottnetze bis zu 1000 Wall (1 Wall = ca. 80 Stück Sprotten) ca. 2500 Pfund fing. Zum Hieven dieser Mengen aus 28-30 m Wassertiefe gehörte schon ein starkes Netz. Obgleich solche Fänge zu den Ausnahmen gehörten, so brachte die Sprottnetzfischerei recht zufriedenstellende Ergebnisse, vor allem auf den Fanggebieten im Norden.
Die Sprottnetzfischerei war in den Winterzeiten eine strapazenreiche Arbeit. Wenn die Sprotten aus den Netzen waren, wurden diese wieder klargeholt und ausgesetzt. Es galt für die einzelnen Schichten. So ging oftmals der ganze Tag mit der anstrengenden Arbeit dahin. Von dieser Fischerei kann ich etwas Selbsterlebtes berichten. Es war Anfang März 1913, meine beiden Onkel, die Gebrüder Christian und Heinrich Dibbert, hatten mit ihrer kleinen Segelquase auf fünf Sprottnetzen südöstlich der Ringelnatter einen Fang von 120 Kisten je 50 Pfund. Zwei Stücke der Netze hatten sie voll von Sprotten. Auf dem ersten Stück hatten sie nach ihrer Schätzung wohl 400 Wall, auf dem zweiten Stück, welches neu war, bei 800 Wall. Sie mussten sie verstecken, weil ihr Boot schon von den beiden Stücken überladen war. Sie segelten damit zum Hafen, wo sie im Schützstall anlegten, um ihren Fang von den Netzen abzuschlagen. Es war gar nicht so leicht, auf einem kleinen Boot so viel Fische von den Netzen abzuschlagen.
Ich war aus der Schule gekommen, wir warteten auf unseren Vater, dass er zum Mittag käme. Er kam dann auch eben nach 12:30 Uhr. Da erzählte er von dem großen Sprottenfang der Dibberts, wobei er mitgeholfen hatte. Um 13:30 Uhr wollte er mit der Quase los, um die anderen drei Stücke der Sprottnetze, die noch mit einem großen Fang drauf auf dem Fangplatz standen, an Land zu holen. Ich frage, ob ich mitdurfte, mein Vater sagte ja, sollte mir aber gut was anziehen. Keiner war vergnügter als ich. Um eben vor 2 Uhr liefen wir aus. Der Wind kam leicht aus Südwest. Als das Weedtau mit dem Anker gelichtet war, konnte ich beobachten, dass mein Onkel und Fide Mumm schwer am Kokosläufer zogen, bis das Netz weiß wie ein Bettlaken an die Oberfläche kam. Sowas an Sprotten auf dem Netz hatte ich noch nie gesehen. Es dauerte eine ganze Zeit, ehe das erste Stück der Netze an Deck lag. Auf dem zweiten Stück waren am Anfang ebenso viele Sprotten wie auf dem ersten Stück drauf, doch von der Mitte des Stückes an bis zum Ende hatten die Sprotten rapide abgenommen. Es fiel sogar mir auf. Noch weniger Sprotten saßen auf dem letzten Stück der Netze; Mumm und mein Onkel sprachen von 150-200 Wall. Auf dem zweiten Stück taxierten sie 400-500 Wall und auf dem ersten Stück von 700-800 Wall. Ich habe mich nachher gewundert, als die Netze abgeschlagen und die Sprotten in Kisten gefüllt wurden, es waren 65 Kisten je 50 Pfund, dass die Schätzung, die mein Onkel und Mumm gemacht hatten, doch ungefähr stimmte. Auf den beiden Netzen, die mein Onkel mit ihrem Boot eingezogen hatten, hatten sie 57 Kisten voll Sprotten gehabt. Für mich war dieser Nachmittag ein großes Erlebnis gewesen.