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Über die Verschlechterung der Buttfänge

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Ein allgemeiner Bericht über die Verschlechterung der Fischerei mit Buttgarnnetzen und Schleppnetz nach Goldbutt.

Die Schleppnetzfischerei nach Butt wurde um die Jahrhundertwende herum in Eckernförde eingeführt. Zuerst mit den Segelquasen, mit denen viele Jahre lang die Goldbuttfischerei mit Buttgarnnetzen (Stellnetzen) betrieben wurde, in den Sommermonaten wie auch das ganze Jahr über. Alle Quasen hatten eine Bünn, womit sie ihre Buttfänge lebendig hielten. Als aber Motoren in die großen, neugebauten Quasen eingebaut wurden, diese Quasen hatten alle eine Bünn von 10-12 Fuß Länge, stieg die Anzahl der Schleppnetzfischer rapide an. Nur Maasholm, wo eine große Buttnetzfischerei betrieben wurde, hielt sich von der Schleppnetzfischerei lange Jahre zurück.

Schon 1922 machte sich auf den Fangplätzen für die Goldbuttfischerei zwischen Alsen und Fehmarn die Verminderung der Fänge immer stärker bemerkbar. Da sich die Fischerei nach Goldbutt dadurch immer mehr zum Fehmarnbelt hin verlagerte, wo denn auch viemals noch gute Fänge erzielt wurden. Unterhalb „Hellekrog”, wo noch Tagesfänge von über 1.000 Pfund gemacht wurden. Es waren Goldbutt der kleineren Rasse mit einem Stieggewicht von 11-12 Pfund, wogegen im westlichen Beltbereich die Goldbutt ein Stieggweicht von 15-16 Pfund hatten.

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So war es auch für das Jahr 1923, wo auf den Fangplätzen zwischen Alsen und Fehmarn, wo die Goldbuttfischerei im Allgemeinen sehr zurückgegangen war. Trotzdem wurde doch immer mal von einzelnen Booten auf den Fanggründen es versucht, einen Fang dort zu erzielen. Von uns aus hatten wir zweimal das Glück, einen guten Fang zu bekommen, es war auf dem Millionviertel, wie auch in der Veisnitzer Rinne, wo wir alleine fischten. So machten wir die nächste Tour zu diesem Fangplatz, machten zwei Drifts mit 12 und 14 Stück der großen Goldbutt, die Tour davor hatten wir noch 3-4 Stieg der großen Butt im Drift, es war auf dem Millionviertel. Von dort liefen wir zur Veisnitzer Rinne, setzten auf 26 Meter Wassertiefe nach Nordwesten aus. Der erste Drift brachte 5 Stieg der großen Butt, die 16-17 Pfund das Stieg wogen. Wir machten noch 6 Drifts mit 4-5½ Stieg Goldbutt im Drift.

Wir fischten den anderen Tag dazu, hatten die ersten vier Drifts noch 4-4½ Stieg, dann nahm es mit einem mal ab in den nachfolgenden Drifts, wo die letzten beiden Drifts nur noch 12 und 13 Stück der großen Goldbutt brachten. Es war für beide Tage ein Fang von 56 Stieg Goldbutt, der sich gelohnt hatte, obwohl die letzten Drifts so schlecht waren.

Wir machten die nächste Tour dorthin, machten drei lange Drifts von Nordwesten nach Südosten auf den Wassertiefen von 24-27 Meter. Aber alle drei Drifts brachten ein Ergebnis von unter einem Stieg. So war es hier zwecklos weiter zu fischen und wir liefen von dort aus zum Fehmarnbelt. Auch im Fehmarnbelt gab es oftmals schlechte Fangtage, wo aber viel die Witterung und vor allem die harten Strömungsverhältnisse eine große Einwirkung auf die Fischerei hatte, am meisten auf den westlichen Fanggründen vom Belt. Bei guter Gelgegenheit ließen sich dort auch mäßige bis gute Fänge machen. Auf den östlichen Fanggründen im Belt von Marienleuchte nach Osten und Südosten zu machten wir zeitweise noch gute Fänge an großen Goldbutt wie auch großen Steinbutt, etwas weiter ab nach der Mitte vom Belt waren die Goldbutt etwas kleiner von einem Stieggewicht von 14-15 Pfund. Dagegen weiter nach Hellekrog zu wogen die Butt im Durchschnitt nur 11-13 Pfund das Stieg.

Die ganze Goldbuttfischerei in den 20er Jahren hat sich im Fehmarnbelt am längsten gehalten, wie auch auf dem großen Fangrevier südöstlich von Staberhuk ab. Aber im Großen und Ganzen verlagerte sich diese ganze Fischerei immer mehr nach Osten, bis hin zum Mecklenburgischen Küstenbereich unterhalb von „Buk” und auch unter Heiligendamm, wo wieder Goldbutt gefangen wurden mit einem Stieggewicht von 20 Pfund. Bloß einen Fehler hatte diese Buttart: dass sie kein vitales Leben für die langen Reisen von dort nach Kiel und Eckernförde zum Markt hatte. Diese Fahrt dauerte alleine bis zum Fehmarnsund 4-5 Stunden, dann noch von dort nach Kiel und Eckernförde 8-10 Stunden, bei gutem Wetter dazu kam. Bei schlechtem Wetter kamen noch mehrere Stunden dazu. Dass war für die Butt eine zu große Strapaze.

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Die damaligen Boote hatten eine Größe von 10-14 Metern mit 10-25 PS starken Motoren drin, ein Großteil davon ohne Ruderhaus, mit all dem Wasser, das sie übernehmen mussten bei schlechtem Wetter. Es war wirklich so, dass die vorhandenen Goldbuttschwärme immer weiter nach Osten wanderten. So fischten schon mehrere Boote von Kiel in der Kadett-Rinne vor Warnemünde und weiter vor dem Grön-Sund, wo auch die Travemünder Boote fischten und einige davon ihre Fänge an den Kieler Markt brachten. Es waren auch ein paar Boote von Eckernförde, die vor dem Grön-Sund fischten, aber nach einer Reise dann ausschieden, da der Betriebsverbrauch der Motoren auf solchen Reisen zu groß war.

Die meisten Boote von Eckernförde und der Kieler Förde, Laboe, Möllenort, Wellingdorf, Schilksee-Strande, sich auf dem Fangplätzen im Fehmarnbelt und südöstlich 1½-2 Stunden von Staberhuk ab ihre Goldbuttfischerei weiter betrieben, bis auch dort sich das Ende der Goldbuttfischerei immer mehr herausstellte. Wir fischten viel unter Land, wo wir meistens alleine waren, sich bloß im Herbst Enrst Plambeck und die Gebrüder Frie und Wilhelm Voß aus Laboe dort mit auf Dorschfang sehen ließen. Von unseren Eckernförder Kameraden hat sich dort keiner sehen lassen. Die Fänge, die wir dort machten an Goldbutt und Struffbutt und Dorsche waren oftmals sehr gut, wenn wir, was wir oft taten, bei gutem Wetter Tag und Nacht durchfischten und dann mit einem guten Fang nach Flensburg zum Markt liefen. Es waren auch lange reisen.

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Nachdem bei uns in der westlichen Ostsee, vor allem aber auf dem Gebiet zwischen Alsen und Fehmarn, wie auch schon im Fehmarnbelt mit Stellnetzen und Schleppnetz der Goldbuttfang auf dem Nullpunkt angelangt war, und bis Anfang der 30er Jahre fast keine erträglichen Goldbuttfänge mehr möglich waren, wanderten mehrere Fischer von der Kieler Förde nach Sassnitz auf Rügen aus, auch einige Boote von Maasholm, ein Boot von Eckernförde, wie auch Boote aus der Lübecker Bucht und von Heiligenhafen. Ein paar Boote der Stellnetzfischer fuhren mit ihren Takels in den Sommermonaten von Mitte Juni bis zum September nach Sassnitz, um von dort aus zu fischen. So war es auch 1933, als wir mit acht Booten aus Eckernförde dorthin fuhren, um es zu versuchen. Es stellte sich haraus, dass an Butt, hauptsächlich Struffbutt, gute Fänge erzielt wurden, aber die Preise für die abgelieferte Ware waren wir nicht gewöhnt. Sie waren miserabel. 2 Pfennig für kleine Butt, 23 cm waren das Mindestmaß. 10-12 Pfennig für gute Mittelbutt, 15-18 Pfennig für große Butt, die über 30 cm waren, aber was wir dort hörten und erlebten, dass mit den untermaßigem Nachwuchs dort eine große Schweinerei getrieben wurde, hatte viele Fischer der Schleswig-Holsteiner Ostseeküste sehr betrübt. Wir hatten den Fischern dort erklärt,

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dass wenn sie so beibehielten, es dort auch bald keine Plattfische mehr gäbe, genau wie bei uns zu Hause. Einige der Saßnitzer Fischer gaben den Buttnetzfischern die Schuld. Wenn sie auf den steinigen Gründen mit ihren Stellnetzen die großen Butt wegfischten, könnten die ja keine neuen mehr erzeugen. Das, was sie selber mit den kleinen und untermaßigen Plattfischen gemacht hatten, nämlich sie nach jedem Drift auf dem Bünndeck zu horten, um sie dann beim Einlaufen unter Stubbenkammer über Bord zu schaufeln, damit sie auf den Fangplätzen ja nicht den Grund vergifteten, das rührte diese Leute nicht. 1939 war ich 14 Tage im Saßnitz im Juli bis August, sprach dort mit mir bekannten Fischern aus Kiel über diese Angelegenheit, wie denn die Fischerei nach Plattfischen sei. Mit wurde nur geantwortert: „Du hast Recht gehabt.”

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