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Nordseeschollen für die Ostsee

Ein weiterer kleiner Bericht über Goldbutt. Ich meine, es war 1926 im Monat Dezember, wir fischten bei uns vor der Förde nach Winterbutt (Laichbutt) für einen Meeresbiologen, dem Herrn Doktor Weißnichtmehr. Er war seiner Sprache nach aus Bayern. Er wollte die großen Goldbutt, die pro Stück ein Pfund und mehr wogen, untersuchen. Unserer Meinung nach waren diese Butt Milchner, weil kein Ansatz von Laich zu sehen war. Der Doktor sagte: „Die großen Butt hier sind alle erst um die 2½ Jahre alt, doch alle

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sind sie unfruchtbar.” Das konnten wir nicht beweisen, so zeigte er uns die Gehör- oder Gleichgewichtssteine, die er aus jedem Kopf der einzelnen Goldbutt herausholte und zeigte uns die Erkennungszeichen für das Alter der Butt. Ferner erklärte er uns, dass diese Butt alle aus der Nordsee stammten. Sie seien als kleine Schollen in der westlichen Ostsee ausgesetzt geworden.

Untereinander unterhielten wir uns damals oft über diese Sache. So konnte es angehen, dass wir doch nach dem mehrfachen Aussetzen von Nordseeschollen in der westlichen Ostsee nach Monaten vereinzelt einige dieser markierten Schollen gefangen hatten, aber sie waren wenig größer geworden und sahen manchmal sehr klapperig aus. Der Meeresbiologe erklärte uns, dass es natürlich erst eine längere Zeit dauere, ehe sich die Schollen an die natürlichen Lebensbedingungen der Ostsee gewöhnt hatten, dann aber die Schollen, die diese Gewöhnungsperiode gut überlebten, ungeheuer an Größe und Gewicht zunehmen würden. Wir fragten ihn, ob wir hoffen könnten, dass sich die Goldbuttfischerei für uns noch einmal bessere. Er meinte, das sei sehr fraglich. Ja, wenn diese Butt alle laichfähig wären, aber bis jetzt sei jeder Butt, den er untersucht habe, unfruchtbar gewesen. Wir sagten: „Die Schollen vermehren sich doch auch,

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demnach müssen diese Butt ja nicht von den ausgesetzten Schollen aus der Nordsee sein.” Hier sagte er: „Seht euch das genau an, unter dieser Kopfflosse seht ihr den hellen kleinen weißen Fleck. Das ist das Zeichen für die Nordseeschollen. Seht mal hier, das hier sind Goldbutt der Ostsee, die hier zu Hause sind!” und tatsächlich, diese Butt hatten keine weißen Flecken unter dem Kopflappen. „Und diese Butt sind um die vier Jahre alt und fruchtbar, aber leider, wenn es so bleibt, wird es mit dem Goldbuttbestand bald ganz zu Ende gehen.” Was noch gefangen wurde, waren in den Wintermonaten noch große Laichbutt, aber der Nachwuchs an kleinen Goldbutt fehle. Wir sagten, dass wir dieses Problem schon mehrere Jahre lang unter uns besprochen hatten, deshalb hatten wir von Eckernförde aus mehrere Eingaben gemacht, einmal das Mindestmaß dem dänischen Mindestmaß von 26 cm anzupassen und eine Schonzeit für Goldbutt einzuführen. Aber nichts sei von oben her erfolgt, und es, wenn es noch kommen sollte, womöglich zu spät sei. Er meinte, es sei ein internationales Problem, von allen Osteseeanliegern gemeinsam gelöst werden müsste. Dass sei gar nicht so einfach, denn der eine will dies und der andere will das. Wir sagten, es sei doch merkwürdig, das im Winter immer noch auf den einzelnen Fangplätzen die großen Laichbutt kommen und im Sommer aber keine mehr gefangen würden. Es müsste doch von den Laichbutt sich der Nachwuchs auch mal entwickeln.

Dieser kleine Bericht muss hinter den Kreuzen eingefügt werden, Fr. Daniel

xxx so war das Experiment, mit Brut von Goldbutt junge Goldbutt zu züchten ein Fehlschlag gewesen. Ebenso wie die Aussetzung von Jungschollen in den 20ern zwischen Alsen und Fehmarn ausgesetzt wurden. Deshalb kam es uns auch merkwürdig vor, dass die Winterbutt, die wir vor unserer Förde gefangen hatten, zum Großteil große und fruchtbare Schollen waren, wie uns der Meeresbiologe erklärte.

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So erklärte er uns auch, dass hier sehr viel von den natürlichen Verhältnissen abhänge. Sind überhaupt genug Milchner vorhanden, um den Laich zu befruchten? Dann kommt die Wassertemperatur dazu, wie auch Witterungsverhältnisse und Eisverhältnisse wie die Vereisung der westlichen Ostsee oft bis in den April hinein, ebenso wenn große Dorsche in Massen auftreten und ihnen viel Buttlaich zum Opfer wird. Ein großer Faktor in dieser Hinsicht ist die Schleppnetzfischerei selber, da in den Kriegsjahren sehr viel am Nachwuchsbestand gesündigt worden ist. Wir erklärten ihm, dass hier bei uns in Eckernförde nur marktfähige Ware gefangen und angelandet worden und keine Schweinerei mit dem Nachwuchs von Goldbutt vor sich gegangen war, anders als anderswo, wo mit Plattfischnachwuchs Schweine gemästet worden waren. Wir fragten, wie es denn mit der Buttanstalt in Schilksee sei. Er erklärte uns, dass die ibologischen Verhältnisse bei künstlicher Züchtung und Aussetzung im freien Element für die Butt eine schwere Phase sei für die Entwicklung und das Überleben.

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Der Meeresbiologe hatte uns Fischers, die wir nach Goldbutt fischten, viel Aufklärung gegeben über das Leben und die Entwicklung von den Goldbutt in unseren Gewässern, aber uns keine Hoffnung gemacht für eine Besserung mit der Fischerei.

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