Gedanken zum Goldbuttbestand
Anschließend ein Abschlußbericht von 1922, ein Abschluss über die Goldbuttfischerei
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Die Goldbuttfischerei von 1922 war hiermit beendet. Die Fänge auf den nördlichen Fanggründen hatten sich gegenüber dem Vorjahr bedeutend verringert. Für einen Fang, auf den wir 1921 einen einzelnen Tag fischten, mussten wir in diesem Jahr zwei Tage fischen. Aber durch unsere Gemeinschaftsfischerei mit unseren Mackers konnten wir unsern Fischkaufmann P. J. Hansen in Sonderburg mit sehr guter Ware beliefern und seinen Bedarf decken. Dadurch kamen wir mit unseren Mackers in diesem Jahr doch zu einem zufriedenstellenden Abschluss. Hauptsächlich durch die Fänge, die wir zusammen im Fehmarnbelt erzielt hatten. Auf den nördlichen Fanggründen gab es wie auch im vorigem Jahr nirgends ein Anzeichen von Nachwuchs an Goldbutt, obgleich in den Wintermonaten sich immer noch eine große Anzahl von Laichbutt auf den nördlichen Fanggründen sich einfanden. Mein Vater war der Meinung, dass hierfür die Kältebedingungen des Wassers verantwortlich waren und großen Einfluss auf die Entwicklung des Laichs hatten. Vielleicht auch, dass durch zu wenige Milchner zu wenig Laich befruchtet wurde.
Am östlichen Ausgang vom Fehmarnbelt unterhalb Hellekrog sind die letzten Jahre in den Monaten Juli bis zum September immer noch eine große Menge an kleinen Goldbutt (Stieggewicht von 10-11 Pfund) gefangen worden, teilweise S. 760
Tagesfänge von 15-18 Zentnern. Auch auf dem Fangplatz südöstlich von Staberhuk 10-12 Seemeilen seewärts, wo schon 1918 im Sommer und Herbst Tagesfänge von 14-15 Zentnern gefangen wurden.
Das Merkwürdige dabei ist, dass es immer dieselbe Rasse an Goldbutt war. Bis 1918 gab es auf den nördlichen Fanggründen an verschiedenen Stellen diese kleinen Arten von Goldbutt, die sich scheinbar nach der großen Vernichtungsfischerei in den Kriegsjahren auflösten und immer weiter nach dem Osten zuwanderten. Und auf ihren verlassenen Fanggründen stellten sich dann überall größere Butt ein, vor allem auf dem Millionviertel, wo wir im Sommer 1919 die großen Goldbutt von 20 Pfund das Stieg vorfanden und sehr gute Fänge erzielten. So war es auch auf den anderen Fangplätzen, wo die Goldbutt von 15-16 Pfund Stieggeweicht zu fangen waren.
Unterhalb Laaland auf den Muschelgründen waren 1918 sehr viele kleine Goldbutt an Nachwuchs, wovon bis zu 90% unter dem Mindestmaß von 25 cm waren. 1919 in September hatten wir ungefähr 25 Meilen süd-südwestlich von diesen Muschelgründen im Windsgraben gefischt mit großen Fängen von 15-27 Zentnern an kleinen Goldbutt mit einem Stieggewicht von 11-13 Pfund, gefangen mit fünf bis sechs Booten aus Eckernförde. Ein um den andern Tag hatten wir bei einer sehr guten Großwetterlage gefischt. Wir von Eckernförde hatten bis zum 23. September neun oder zehn Reisen gemacht, wo sich nach der letzten Reise eine Schlechtwetterlage nach einem schweren Gewitter einstellte. Von Laboe hatten dort auch sechs oder sieben Boote
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gefischt, hierüber gebe ich auch in meinen Tagebüchern für die ganze Zeit einen großen Bericht.
Von August 1918 an, als mein Vater mit seiner Quase vom Küsten- und Sicherheitskommando Heiligenhafen wie alle größeren Fischerboote der Schleswig-Holsteinischen Ost- wie Westküste für die Zivilfischerei entlassen wurde, hatten wir mit Schleppnetzen gefischt von 50 mm Maschenweite und die letzten Wochen von November und Dezember mit Zeesen von 55 mm Maschenweite. Diese fingen keine kleinen Butt mehr, nicht mal welche, die eben über dem Mindestmaß waren. Hätte man nach der Jahrhundertwende, als die Schleppnetzfischerei mit Segelbooten eingeführt wurde und nach dem Einbau von Motoren sie sich stark vergrößerte für die Schleppnetze eine Maschenweite von mindestens 48 oder 50 mm angeordnet und gleichfalls das Mindestmaß erhöht, was erst geschah, als es schon zu spät war, dann, glaube ich, wäre der Goldbutt-Nachwuchs mehr geschont worden, auch in den Kriegsjahren, dann hätte es auch wohl keine Schweinefutterfischerei an untermaßigen Goldbutt gegeben. Auch sind die mehrmaligen Aufforderungen der nach Goldbutt fischenden Fischers, für die Laichbuttfischerei eine Schonzeit einzuführen, nicht berücksichtigt worden, weil International keine Einigung erzielt werden konnte.
All das hätte vielleicht einen Großteil der Goldbuttbestände erhalten können. Aber man weiß ja auch nicht, was die Natur selbst dazu beigetragen hatte, die Goldbutt zum Aussterben zu bringen in der westlichen Ostsee.
Fr. Daniel