User Tools

Neues Boot und Ringwaade

Die nächsten Tage machten wir unser Boot seeklar, füllten die Tanks voll Rohöl. Mein Vater und Fiete Mumm hatten ihr Kojenzeug an Bord gebracht. Wir hörten, dass die Schilkseer gute Fänge mit den Heringsnetzen bei der B.-Bake machten. Also liefen wir am Mittwochnachmittag, als wir unsere Anker und Taue sowie unsere Heringsnetze an Bord hatten, um 17:00 Uhr aus. Unsere Netze steinten wir unterwegs ein. Als wir zwischen Rügen (Dänisch Niendorf) und Bülk waren, sahen wir 3-4 große Heringsstiems an der Oberfläche. Wir wurden uns einig, mit unseren Netzen zu versuchen, einen Stiem umzusetzen. Wir machten 8 Stück Netze dafür klar. Da, wo die Heringe stiemten, waren 5 Meter Wassertiefe. Als wir die erste Schicht mit 7 Netzen umgesetzt hatten, liefen wir ein paar Mal mit großer Fahrt um die Netze herum und sahen, dass schon allerlei auf den Netzen saß. Wir setzten unsere anderen beiden Schichten auf 7-7½ Meter Wassertiefe aus, holten dann unsere erste Schicht ein, die wir um den Stiem herum gesetzt hatten. Es waren 220 Pfund Heringe. Als die Netze wieder klar waren,

S. 510

setzten wir die erste Schicht im Anschluss an die anderen Netze wieder aus, liefen dann unter Land und gingen dort vor Anker für die Nacht. Am nächsten Morgen hatten wir einen Fang von 465 Pfund, also einen Gesamtfang von 658 Pfund, die wir gleich in Eckernförde ablieferten. Des Nachmittags liefen wir nach der B.-Bake vor der Strander Bucht aus, lieferten am nächsten Morgen 375 Pfund Heringe in Schilksee ab, die von der Kieler Fischer-Genossenschaft abgeholt wurden. Am Sonnabendmorgen liefen wir mit 280 Pfund Heringen nach Eckernförde, um die Netze zu trocknen.

Am Sonntag, den 19.9. wehte ein steifer Südost. Es war kein Wetter, die Heringsnetze auszusetzen. Am Montagmorgen verholten wir unser Boot zur Kalkkuhle rüber und nahmen dort unsere Winsch an Bord und gingen anschließend mit unserem Boot zum Binnenhafen. Hier konnten wir unsere Winsch in Ruhe einbauen, wofür jetzt die beste Gelegenheit war, denn der Ostwind wehte mit Stärke 6-7. Als die Winsch eingebaut war, wickelten wir gleich auf jeder Trommel 200 Meter 6 mm Stahldraht auf. Dass die Heringsnetzfischerei durch den Ostwind beendet war, zeigten die schlechten Fänge auf den Netzen nach dem Ostwind. Bei der Schleppnetzfischerei nach Goldbutt brachte der erste Tag ebenfalls nur kümmerliche Fänge von 150-200 Pfund als Tagesfang.

Wir brachten unsere Heringsnetze und was dazu gehörte zum Boden, nahmen anschließend unser Schleppgeschirr für den Buttfang an Bord. Die Handwaaden machten etwas bessere Fänge als vor dem Ostwind.

S. 511

Sonntagnacht um 1:30 Uhr am 26.9. liefen wir auf Buttfang zur Veisnitzer Rinne aus. Die Witterung war sehr gut. Blanke Luft und flauer Westwind. Wir liefen mit halber Kraft. Unser Motor lief wie ein Spinnrad so leise, dass wir in der Kajüte nur ein leichtes Vibrieren bemerkten. Um 5:00 Uhr loteten wir auf dem Fangplatz 22½ Meter Wasser. Es war noch dunkel. Wir setzten unser Geschirr auf Südost-Kurs aus, fischten gut anderthalb Stunden und holten dann auf. Das Aufholen der Scherrbretter mit der neuen Winde ging ohne Schwierigkeiten vor sich. Hatten einen Fang von 4 Stieg Goldbutt, 30 Pfund Platen und 8 Dorsche von 4-5 Pfund. Wir setzten gleich auf Gegenkurs wieder aus. Doch so, dass wir etwas tieferen Wasser bekamen. Beim Schleppen hatten wir den Motor mit weniger als halbe Kraft eingestellt. Hier wirkten sich die langen Propellerflügel der Schraube aus, worauf Bauer uns schon hingewiesen hatte. Der zweite Drift auf 25 Meter Wasser brachte 4½ Stieg Goldbutt mit einem Stieggewicht von 16-17 Pfund, also sehr gute Ware. Außerdem gut 30 Pfund Platen, aber keine Dorsche. In beiden Drifts hatten wir im Schleppnetz keine Muscheln mit. So beschwerten wir die Zeese mit einigen Bleistücken und mit einer kleinen Kette an dem Bogen der Zeese, setzten wieder nach Südost, mehr zur Tiefen Rinne aus. Wir waren ganz alleine auf dem Fanggebiet. es war nirgends ein Boot auszumachen. Auf 26½ Metern Wasser holten wir nach anderthalb Stunden Fischzeit auf mit 5½ Stieg Butt, 1 Steinbutt von 5 Pfund, 36 Pfund Platen. Es waren keine Muschel mit im Netz, womit wir aber gerechnet hatten. Dennoch ist es mit der

S.512

Schleppfahrt beim Fischen alles in bester Ordnung, auf größere Goldbuttfänge hatten wir nicht gehofft, denn nach den Aussagen von den einzelnen Kameraden sind bei der Schleppnetzfischerei nach Goldbutt im ganzen letzten Jahr keine größeren Fänge gemacht worden. Auf allen Fangplätzen hatten sie auch niemals kleine Goldbutt, die als Nachwuchs gelten konnten, mitgehabt. Es war ein sehr schlechtes Zeichen. Die kleinsten Butt waren die Mittelbutt, die bei einem halben Pfund das Stück waren. Und so war es auch mit unseren Fängen, als wir zum ersten Mal wieder mit unser Hauptfischerei nach fast einem Jahr anfingen.

Wir setzten in der Tiefen Rinne nach Nordwesten aus, fischten zwei Stunden mit einem Fang von 6 Stieg Goldbutt, 38 Pfund Platen, 2 Dorschen und 1 Steinbutt von 3 Pfund. Wir setzten gleich auf Gegenkurs wieder aus. Dieser Drift brachte nach zwei Stunden einen Fang von 6 Stieg Goldbutt, 2 Steinbutt von 2 und 4 Pfund und 50 Pfund Platen, wovon ein Großteil die großen Zungenplaten waren. Es wurde nach Westen zu ausgesetzt und zweieinhalb Stunden auf diesem Kurs gefischt. Dieser Drift brachte 7 Stieg Butt, 1 Steinbutt von 3 Pfund, 42 Pfund Platen und 3 Dorsche. Um 18:30 Uhr liefen wir nach Hause. Unser Motor hatte den ganzen Tag ohne Störung gelaufen. Auf dem Weg nach Hause ließen wir ihn mit Dreiviertel Kraft laufen und waren schon um 21:20 Uhr im Hafen fest. So schnell waren wir mit unserem alten Boot noch nie von diesem Fangplatz nach Hause gekommen. Unser Fang belief sich auf 33 Stieg Goldbutt, 15 Pfund Steinbutt, 172 Pfund Platen und 60 Pfund Dorsch. Es war für den Anfang ein guter Fang, mit dem wir zufrieden waren.

S.513

Für die nächste Tour machten mehrere Boote klar, die mit zur Veisnitzer Rinne wollten. Wir hatten Bescheid bekommen, dass unser halbes Netzgarn für die Ringwaade fertig zum Versand sei und in den nächsten Tagen ankomme. Unsere Mackers meinten, dann müssen wir ja auch gleich anfangen, die Waade fertig zu machen und es nicht auf die lange Bank schieben. Fiete Mumm sagte: „Wenn das Netzgarn hier ist, müssen wir anfangen, aber für morgen fahren wir, wenn es Wetter ist, zum Buttfang. Ihr könnte auch ja mitfahren.” Sie sagten, sie wollten es nochmal mit den Heringsnetzen versuchen.

Wir hatten unseren Rohölverbrauch auf unser ersten Tour genau nachgemessen und festgestellt, dass wir bei 120 Pfund Rohöl verbraucht hätten. Es war bedeutend weniger, als was wir auf einer solchen Tour mit unserem alten 8-PS-Motor verbraucht hatten. An Schmieröl konnten wir den Verbrauch ja nicht feststellen, da unser Motor eine Umlaufschmierung hatte.

Christian Mahrt war mit seinem Motor auch zufrieden. Unsere Mackers klagten, dass etwas nicht ganz in Ordnung sei mit dem Regulator, sie wollten mit dem Boot nach Laboe hin.

Dienstag, den 28.9. liefen wir um 2:00 Uhr morgens mit 3 Booten aus zur Veisnitzer Rinne. Das Wetter war gut, Südwest 2-3. Um eben nach 5:00 Uhr setzten wir auf 25 Meter Wassertiefe längst der Rinne nach Südosten zu uns, ebenso die anderen beiden Boote, Kreutz und Lietz. Sie holten nach einer Stunde auf, wir ließen unseren Drift anderthalb Stunden gehen.

S.514

Kreuz und Lietz hatten beide wieder nach Westen ausgesetzt, ehe wir aufholten. Unser Drift brachte 5½ Stieg Goldbutt, 1 Steinbutt von 3½ Pfund, 36 Pfund Platen und 5 Dorsche. Wir setzten auf Gegenkurs wieder aus. Alle drei Boote fischten hier mit Segeln. Bei uns war es das erste Mal, dass wir auf unserem Boot das Segel gesetzt hatten. Der Südwest hatte etwas zugenommen und es fing an zu nieseln. Es war etwas Seegang, der uns beim Aufholen der Scherrbetter nicht störte und keine Schwierigkeiten brachte. Unseren nächsten Drift ließen wir zwei Stunden gehen. Er brachte gut 7 Stieg Butt, 1 Steinbutt, 42 Pfund Platen und einen Dorsch. Wir hatten versucht, durch Winken mit den beiden Booten in Verbindung zu kommen, aber es glückte nicht. Wir machten diesen Tag noch 4 Drifts von 1½ bis zwei Stunden auf 26-27 Meter Wassertiefe an und in der Rinne mit Fängen von 6-7 Stieg im Drift. Nach Mittag frischte der Südwest immer mehr auf. Das machte auch wohl, dass die beiden anderen Boote um 16:00 Uhr ausschieden und nach Hause liefen. Wir machten noch einen Drift mehr und liefen erst um 18:15 Uhr nach Hause. Es ging am Wind nach Nordhagen zu, gingen dann unter Land nach Boknis hin. Wir machten unser Segel dicht und liefen von hier direkt gegen Wind und See an. Der Südwest hatte auf 5-6 zugenommen. So konnten wir gleich erleben, wie sich Boot und Motor bei schlechtem Wetter und Seegang bewährten. Wir liefen mit gut halber Kraft gegenan. Unser Boot benahm sich wie eine Möwe und flog leicht über jede See hinweg. Von Langhöft-Tonne an

S.515

gaben wir dem Motor etwas mehr Brennstoff. Desto besser machte sich unser Boot. Nicht einmal, dass es in eine See hineinstückte - es war immer obenauf. Von der Langhöft-Bake ab hatten wir nach der Uhr gesehen. Als wir einliefen, war eine Dreiviertelstunde vergangen. Es waren ja immer 5½ Seemeilen. Es lag doch wohl an den langen Schraubenflügeln, die nie im toten Wasser arbeiteten. So hatten Boot und Motor sich gut bewährt. Wir konnten ihnen vertrauen, auch bei schlechtem Wetter. Wir hatten einen Fang von 38 Stieg Goldbutt, 6 Steinbutt, 196 Platen und 7 Dorsche, der Fang war etwas besser als die erste Tour.

Am nächsten Morgen wehte ein stürmischer Südwest mit Regen. Wir sprachen mit unseren Mackers über die Ringwaade. Das Garn war noch nicht gekommen. Die Manila-Dellen waren da, es waren 5 Rollen a 220 Meter 15-16 mm, ebenso 1.200 Stücke Korkflott. Von den Bleistücken, die Karl Rehbehn für uns gießen sollte, waren für erst mal 600 Stück fertig. Er musste ja für noch 4 Ringgwaaden mehr die Bleistücke gießen. So bekam jeder etwas von den fertiggestellten Bleistücken, die auf die Unterdelle der Ringwaade in einem bestimmten Abstand aufgestroppt wurden. So ging es auch mit den Netzfabriken bei der Herstellung des Netzgarns zu. Es waren von der Schleswig-Holsteinischen Ostküste über 20 Ringwaaden in Bestellung. Unsere Bestellung lag an zweiter Stelle. Zu einer Ringwaade gehören 5-6 Ballen Netzgarn. In jedem Ballen ist ein Netzstück von 100 Meter Länge und 2.000 Maschen in der Tiefe von 13-14 mm Maschenweite aus 30/9, 30/12 und 30/15 Garnstärke. Jedes Netzstück von 100 Metern Länge musste für sich fertiggestellt werden. Das Korkflott wurde mit einer 10 mm starken Leine mit dem Netzgarn und der Oberdelle zusammengemardelt, wie auch die Unterdelle mit den Bleistücken am Netzgarn festgemardelt wurde. Erst, wenn alle Netzstücke im einzelnen fertiggestellt waren, wurden die einzelnen Netzstücke zusammengenäht. Dann war die Ringwaade in ganzer Länge fertig. An der Unterdelle wurden dann die Hahnepoten befestigt, die 3 Meter lang waren und auf 2 Meter Weite festgemacht wurden, so dass ein Meter Spielraum für die Hahnepoten bestand. In der Mitte vom Hahnepot wurden die speziell hergestellten Eisenringe festgemacht, durch die die 10 mm starke Stahlleine durchläuft. Nachdem Ringwaade ausgelegt wird, wird durch das Einziehen dieser Stahlleine über die beiden Spillköpfe der Winde wird die Ringwaade zusammengeschnürt sie wird so weit eingeholt, bis sie die Ringe am Galgen auf dem Deck in einem Bund zusammenhängen. Dann erst beginnt das Einholen des Netzgarns auf dem Vorder- und Achterdeck bis zum mittleren Fischstück, worin sich der Fang befindet. Dieser wird dann mit großen Ketschern ins Boot gebracht.

Als nach ein paar Tagen sich das Wetter besserte, fuhren wir am Sonntag den 3.10. um 3:00 Uhr wieder zur Veisnitzer Rinne, es war als wenn wir ganz alleine auf Tour waren, was sich bei Tagwerden denn auch bestätigte. Eben nach 6:00 Uhr setzten wir unser Geschirr auf 26 Metern Wassertiefe nach Südosten aus. Das Wetter war sehr gut, flauer Nordwest 1-2. Der erste Drift

S.517

brachte 6½ Stieg Goldbutt, 2 kleine Steinbutt von 2 und 3 Pfund, 38 Pfund Platen. Wir setzten gleich auf Gegenkurs wieder aus, machten den heutigen Tag 6 lange Drifts von zwei Stunden Fischzeit in der Rinne. Um 7 Uhr liefen wir nach Hause mit einem Fang von 42 Stieg Goldbutt, 12 Pfund Steinbutt, 195 Pfund Platen und 35 Pfund Dorsche. Es war ein zufriedenstellender Fang für diese Jahreszeit. Um 20:00 Uhr liefen wir im Hafen ein. Unsere Mackers waren heute morgen schon früh mit ihrem Boot noch Laboe gelaufen, wegen ihres Motors.

An Netzgarn für die Ringwaade war noch nichts gekommen. Es war merkwürdig, da wir doch Anfang voriger Woche benachrichtigt wurden, dass unser Netzgarn versandfertig sei. Die Boote Kruse, Lietz, Kreutz und die „Hertha” waren heute auf Fangfahrt. Wenn das Wetter so blieb, wollten wir heute Nacht wieder auf Tour.

Abends um 19:00 Uhr kamen unsere Mackers von Laboe zurück. Peter Kolls sagte, im Regulator sei die Feder gebrochen und an der Kopplung zu stumpf abgedreht. Jetzt sei alles in Ordnung. Bauer hatte auch nach uns und nach Dirken Mahrt gefragt. Wir sollten, sobald am Motor etwas nicht in Ordnung sei, nach Laboue kommen, wie auch Mahrt. Jetzt gerade bekamen die Boote von H. Jaspers und H. Rönnau ihr Motoren eingebaut. Dienstag, den 5.10. liefen wir um 3:00 Uhr Nachts wieder zur Veisnitzer Rinne aus. Bei flauem Südwest 1-2 um 6:00 Uhr loteten wir 24½ Meter. Wir liefen noch etwas weiter und setzten dann nach Südosten zu aus, so dass wir in die Tiefe Rinne kamen. Wir fischten zwei Stunden mit einem Ergebnis von 5 stieg Goldbutt und 38 Pfund Platen, setzen gleich auf Gegenkurs wieder aus, fischten zwei Stunden. Der Fang war 3½ Stieg Goldbutt und 30 Pfund Platen. Beide Drifts brachten weniger als die Tour davor. So setzten wir nochmals nach Westen zu aus. Dieser Drift brachte in zwei Stunden 5½ Stieg Goldbutt und 32 Pfund Platen und 1 Steinbutt von 4 Pfund. Wir besprachen, ob wir nochmals nach Westen zu oder auf Gegenkurs aussetzen sollten, machten aber noch einen Drift nach Westen und drehten nach einer Stunde Fischzeit allmählich nach Nordwesten zu. Sollte der Fang nicht besser sein, konnten wir nach der Falshöfter Rinne zufischen. Denn dort hatte wohl keiner in letzter Zeit gefischt, und wir schon mehrmals einen sehr guten Fang erzielt. Der Drift brachte aber auch nur 5½ Stieg Goldbutt, die eben noch größer waren als die Butt aus der Veisnitzer Rinne. Es war noch ein Steinbutt von 7 Pfund und 42 Pfund sehr große Platen im Fang. So setzten wir nochmals zur Falshöfter Rinne aus. Nach zwei Stunden Fischzeit hatten wir die Breitgrund-Heultonne querab. Wir holten auf mit einem Fang von 7 Stieg großen Goldbutt, 2 Steinbutt zu 9 Pfund und über 40 Pfund der großen Platen. Wir liefen noch etwas mehr nach Nordwesten zu und setzten dann auf Gegenkurs aus und fischten, bis es dunkel wurde. Hatten einen Fang von 5½ Stieg Butt, 2 großen Steinbutt zu 8 Pfund, wie 42 Pfund Platen und 5 Dorsche. Es war den Verhältnissen nach ein guter Fang von 35 Stieg Goldbutt, 45 Pfund Steinbutt und 220 Pfund Platen. Im 10:30 Uhr liefen wir im Hafen ein, löschten die Platen und einen Teil der Goldbutt. Den Rest der Goldbutt, wie auch die Steinbutt, übernahm Kielmann. Am nächsten Morgen, als wir unseren Essbutt raufholten, sahen wir, dass fünf Boote auf Buttfang ausgelaufen waren.

S.518

Unsere Mackers waren auch mit, danach musste unser Netzgarn noch nicht angekommen sein. Nachdem wir unsere Essbutt nach Hause gebracht hatten, nahmen wir Brennstoff und einen Sack Brikett an Bord, um für die nächste Tour klar zu sein.

Die Fänge mit der Handwaade waren immer noch sehr gering. Auf den Heringsnetzen wurde auch wenig gefangen, bis auf die Boote, die von Laboe aus mit ihren Netzen am Steiner Sand fischten, die noch 5-6 Zentner pro Nacht hatten.

Nachmittags um 16:00 Uhr bekamen wir von alten Möller Bescheid, dass auf dem Güter-Bahnhof für uns 2 Netzballen angekommen und abzuholen seien. Wir lagerten all unser Zubehör zur Ringwaade auf dem Netzboden von Johannes Mumm, wo wir die Erlaubnis hatten, dort unsere Waade einzustellen und fertig zu machen. Deshalb mussten die Netzballen dort hingebracht werden. Da auf dem Güter-Bahnhof noch weitere Netzballen für die Ringwaaden von Mumm, Mahrt und für Kreuz-Lietz lagerten, passte es gut, dass alle Netzballen auf einmal mit einem Rollwagen-Gespann von Hopp und Rehse abgeholt und zu den Stellen, wo die Ringwaaden hergestellt wurden, abgeliefert wurden.

Des alten Möllers Söhne, die von Laboe aus auf Heringsnetze fischten, wurden angerufen, so waren alle Beteiligten am Donnerstag am Hafen und konnten sich beraten, wann es mit der Herstellung der Ringwaade beginnen sollte. Die Ringwaaden-Kompagnie Madsen-Mumm-Mahrt

S. 520

hatte schon vorherige Woche zwei Netzballen erhalten. Sie hatten gleich mit der Herstellung ihrer Waade begonnen auf Johannes Mumms unterem Netzboden. Daran konnten wir uns ja schon orientieren. Jedes einzelne Netzstück von 100 Metern Länge musste für sich fertiggestellt werden. Es gab viel Arbeit dabei. Inzwischen waren wir mit 5 Mann nach Christianshöhe zum Bauer Probst gegangen, um bei ihm die Tannen zu schlagen, die für die Stützen zum Trocknen der Waade gebraucht wurden. Es waren etliche 100 Stück. Eine Koppel zum Trocknen der Waade hatte der alte Möller vom Bauer Kock Borby erhalten, die aber am 1. Mai geräumt sein musste. Die Koppel hatte eine Länge von gut 500 Metern. So konnten wir unsere Waade dort zum Trocknen gut loswerden.

Es war gar nicht so einfach, für die 500 Meter langen Ringwaaden Trockenplätze zu bekommen. Die Firma Hopp und Rehse, die mehrere Graskoppeln an der Schleswiger Chaussee und an der Rendsburger Landstraße besaß, wollte die Zäune zwischen den Koppeln wegräumen, um so gleich für mehrere Ringwaaden Trockenplätze zu schaffen. Es würden immerhin 10 Kompagnien sein, wenn nicht noch mehr. An der Ringwaade wurde vom 9.10. an jeden Tag gearbeitet. Die Netzballen kamen einer nach dem anderen an. Die ersten Ballen waren noch weiß, die folgenden Netzballen schon geloht. Unsere Ringwaade war Mitte November fertig. Sie war geloht und in einem Stück zusammengenäht, so dass

S. 521

sie betriebsfertig auf dem Boden lag. Möllers Boot war mit allem ausgerüstet, so dass alles klar war, wenn die Ringwaade gebraucht wurde. Mit Handwaade und Heringsnetzen wurden nur kleine Fänge angelandet. Es war ein Zeichen, dass keine großen Fischschwärme bei uns in der Förde standen. Ein Beweis dazu war auch, dass Heinrich Madsen auf der „Anni” zum Suchen nach einen Fischschwarm ausgelaufen war und nirgends etwas gefunden hatte. So machten wir uns mit unserm „L. Probst” wieder seeklar für die Buttfischerei. Wir wollten gleich zur Falshöfter Rinne und liefen nachts um 3:00 Uhr aus. Unsere Mackers wollten erstmal unser Ergebnis abwarten. Die Möllers gingen mit ihren Heringsnetzen wieder nach Laboe. Als wir ausliefen, war die Witterung sehr gut. Flauer Westwind und klare Luft. Um halb 18:30 loteten wir 24½ Meter Wassertiefe. Es war noch dunkel. Wir liefen noch etwas mehr zur Rinne, loteten 25 Meter und setzten von hier aus nach Nordwesten zu aus. Nach einer Dreiviertelstunde passierten wir die Heultonne vom Breitgrund. Wir ließen den Drift anderthalb Stunden gehen. Der Drift brachte 4 Stieg Goldbutt, wovon einige schon recht viel Koller angesetzt hatten. 1 Steinbutt von 11 Pfund und 42 Pfund Platen, sowie 50 Pfund Dorsche. An Butt hatten wir uns etwas mehr versprochen. Es waren aber auch bald 6 Wochen vergangen, als wir zum letzten Mal hier waren. Wir hatten uns hier heute einen Fang von 27½ Stieg Goldbutt, 7 großen Steinbutt, 236 Pfund große Platen und wohl 170-180 Pfund Dorsche zusammengefischt.

S. 521

Um 21:30 Uhr liefen wir im Hafen ein. Den ganzen Fang mit Ausnahme der Platen löschten wir bei Kielmann. Um 23:00 Uhr gingen wir nach Hause.

Am nächsten Morgen waren wir um 8:30 Uhr am Hafen, teilten unsere Essbutt und nahmen Brennstoff über. Die Handwaaden hatten heute morgen wieder nur kleine Fänge. Her Madsen war gestern den ganzen Tag zum Suchen im Kieler-Tief und bei uns in der Förde gewesen und war wieder ohne eine Spur zurückgekehrt. Wir machten uns ab, um 3:30 Uhr am Hafen zu sein, wir wollten wieder zur Falshöfter Rinne. Etwas vor 4:00 Uhr liefen wir aus. Das Wetter war gut, leichter Südwest, etwas diesig. Die Boote, die gestern auf Buttfang waren, lagen alle im Hafen. Wir liefen von Boknis ab mit Kurs Falshöfter Rinne. Mit Tagwerden setzten wir auf 25 Metern Wasser und nach Nordwesten zu aus. Es war doch ziemlich diesig, denn Land konnten wir nicht ausmachen. Wir fischten zwei Stunden und holten und holten auf 29½ Metern Wasser auf. Die Heultonne hatten wir bei anderthalb Stunden passiert. Der Fang belief sich auf 6 Stieg Goldbutt, 1 Steinbutt von 6 Pfund und 42 Pfund Platen und 7 Dorsche. Wir setzten gleich auf Gegenkurs wieder aus. Der Südwest hatte etwas aufgebrist. Nach zwei Stunden wurde aufgeholt mit 6 Stieg Goldbutt, 2 Steinbutt von 4 und 8 Pfund, 45 Pfund Platen und 4 Dorsche. Nach dem zweiten Drift frischte der Südwest immer mehr auf. Das störte uns aber nicht, da er direkt vom Land abstand. Wir machten noch zwei Drifts von 2 und 2½ Stunden, die zusammen 12 Stieg Butt, 3 Steinbutt von 5, 7, 9 Pfund, 95 Pfund Platen und 19 Dorsche einbrachten. Danach liefen wir nach Hause. Der Wind hatte auf West gedreht. Und das Nieseln war in Schauer übergegangen. Mit dem Fangergebnis waren wir zufrieden, denn mit der ganzen Fischerei war es eine ganz flaue Zeit. Um eben vor 22:00 Uhr liefen wir im Hafen ein. Der Wind hatte auf Nordwest gedreht und es war ziemlich kalt geworden. Wir hatten an der Holzbrücke festgemacht. Kielmann übernahm 200 Pfund Goldbutt, die Steinbutt 40 Pfund und gut einen Zentner Dorsche. Der Rest Goldbutt und Platen kam in Kisten auf den Mark. Es waren 186 Pfund Butt und 180 Pfund Platen.

Am nächsten Morgen wehte ein stürmischer Nordwest mit Hagelschauern, der drei Tage anhielt.

Am 25.11. flaute es allmählich ab und wir beschlossen, um 4:00 Uhr am Hafen zu sein. Um 4:15 Uhr liefen wir wieder zur Falshöfter Rinne aus. Um 7:30 Uhr wurde auf 25 Meter Wasser nach Nordwesten zu ausgesetzt. Wir machten den Tag vier Drifts von zwei Stunden mit einem guten Fang von 27 Stieg Goldbutt, 37 Pfund Steinbutt, 172 Pfund Platen und 180 Pfund Dorsche. Wir freuten uns jede Tour, das mit Boot und Motor alles in Ordnung war. Wie Kielmann sagte, hatten die anderen Boote, die zu Veisnitz gefischt hatten, ganz gute Fänge von 400-500 Pfund je Boot. Er erzählte auch, dass H. Madsen wieder auf Suchfahrt ohne Erfolg gewesen sei. Um 8:00 Uhr am anderen Morgen wollten wir an Bord sein, unsere Essbutt zuteilen und dann Brennstoff übernehmen. Nachmittags machten wir ab, um 4:00 Uhr am Hafen zu sein. Wir wollten noch mal eine Tour zur Falshöfter Rinne machen, da noch keine Aussichten vorhanden waren, die Ringwaade einzubringen. Um der Ringwaadenfischerei Berechtigung zu verschaffen, in den

S. 523

Schleswig-Holsteinischen Hoheitsgewässern die Fischerei auszuüben, hatten sich die Ringwaadenfischer zu einem Verein zusammengeschlossen. Es waren jetzt schon über 20 Ringwaaden fertig für den Einsatz. Noch weitere folgten. Es waren die Ringwaaden-Kompagnien von Wakerballig ?, Maasholm, Kappeln, Arnis, Eckernförde, Strand-Schilksee, Laboe, Mölknow-Heikendorf ? Ellerbek Wellingdorf. Die Hauptgegner waren die Eckernförder Handwaaden-Fischers, die bei der Regierung in Schleswig ein Verbot der Ringwaadenfischerei in der Eckernförder Förde eingereicht hatten. So wurde der Kampf um die Berechtigung der Ringwaadenfischerei mit Pro und Kontra auf höchster Regierungseebene von den beiderseitigen Vertretern geführt. Es handelte sich haupsächlich um die Fischerei in der Eckernförder Förde, da es sich hier um rund 140 von der Regierung festgelegte Waadenzüge handelte, die namentlich benannt und von der Schaarkante bis 500 Meter nach der Mitte der Förde zu vom 1. September bis 30. April jedes Jahr mit keinem andren Gerät befischt werden durften, wenn mehr als 4 Waaden in Betrieb waren. Ausnahme waren die einzelnen Fischereiplätze, die für die Klein- und Stellnetzfischerei an einigen Stellen zwischen den Waadenzügen angelegt waren.

An diesen Beschluss musste sich auch die Fischerei

S. 524

mit der Ringwaade halten. Weiter wurde der Ringwaadenfischerei von der Regierung eine räumliche Begrenzung auferlegt. Die innere Grenze war die Verbindungslinie zwischen diesen beiden Landmarken: Auf der Südseite der Förde die Lindhöfter Mühler am Tannengehölz, und auf der Nordseite der Förde die Stelle, wo das Ludwigsburger Schloss an die Außenkante vom 15er Gehölz grenzte (ein Gehölz, welches zu Karlsminde gehörte, sich aber sehr markant von der See aus ausmachen ließ). Außerhalb dieser festgelegten Linie konnte die Ringwaaden-Fischerei betrieben werden, mit Ausnahme auf dem Gebiet der Handwaadenzüge, von der Schaarkante bis 500 Meter davon ab. Es handelte sich auf der Nordseite der Förde um die Züge Eichholz 15 bis Steinwall 27. Auf der Südseite die Züge vom Lindhöft 15 bis Noer 10, die tabu blieben.

Mit diesem Regierungsbeschluss gab die Vereinigung der Ringwaadenfischer sich dann zufrieden. Es wurde ihnen auferlegt, die Grenzen des zu befischenden Gebietes mit Bojen zu bezeichnen, in der Hauptsache mit zwei Bojen in der Mitte des Grenzgebietes, mit Genehmigung des Wasserstraßen- und Schiffahrtsamtes. Ferner würde dieses Gebiet unter strenger Aufsicht, der Fahrzeuge des Oberfischermeisteramtes Kiel stehen und das Übertreten der Verfügung würde mit Beschlagnahmung des Fanges und mit weiteren Geldstrafen geahndet. Wie für die Eckernförder Bucht wurde auch für die Kieler Förde eine begrenzende Linie festgelegt.

S. 525

Über den Boom der Ringwaadenfischerei mit ihren 50 Stück, die im Winter 1921 im Einsatz waren, der mit der Zersplitterung von Verein und Fischereigenossenschaft in Eckernförde einher ging, habe ich einen ausführlichen Bericht geschrieben.

Bis vor Weihnachten hatten wir, wenn die Witterung es zuließ, die Goldbuttfischerei mit dem Schleppnetz zu Falshöft, Veisnitz und unter Nordhagen betrieben mit zufriedenstellenden Ergebnissen. Ich hatte mehrmals mit meinem Vater und Fiete Mumm gesprochen, dass wir besser getan, wenn wir unsere Finger von der Ringwaade gelassen hätten. Unser Brot hätten wir auch ohne den Verdienst. Der Beweis war ja jede Tour, die wir mit der Tuckerei nach Butt machten. Nebenbei hätten wir unser Geld gespart und wären frei gewesen und nicht gebunden an die große Kompagnie mit der Ringwaade. Wir hatten ja für die Blankfisch-Fischerei immer noch unsere Handwaade, die wir zu jeder Zeit zum Einsatz bringen konnten.

Wenn wir unser großes Fahrzeug mit einem starken Motor ausgerüstet und behalten hätten und somit selbst ein Fahrzeug für eine Ringwaade gehabt hätten, dann wäre vieles anders gewesen. Jedenfalls hätten wir nicht diesen belastenden Albdruck. Beide meinten: ja ja, hätten wir, aber leider haben wir nicht.

Zwischen Weihnachten und Neujahr wurden die beiden ersten fertiggestellten Ringwaaden an Bord gebracht. Am nächsten Tag unterhalb von Hegenwohld versuchsweise ausgesetzt, um alles zu überprüfen. Es stellte sich noch dies und das ein, was noch verändert oder verstärkt werden musste.

This website uses cookies. By using the website, you agree with storing cookies on your computer. Also, you acknowledge that you have read and understand our Privacy Policy. If you do not agree, please leave the website.

More information