Veränderungen in Küstenbereich der Förde
Veränderung in Küstenbereich der Förde. Im Jahr 1913 wurde die Torpedo-Versuchsanstalt am Südeil unserer Innenförde gebaut. Mit Brücke und Hafen wurde ein seefestes Bollwerk geschaffen. Die Brücke war von Land ab nur eine kurze Strecke auf flachem Wasser offen.
Durch dieses Bollwerk soll sich eine Veränderung der Küstenströmung eingestellt haben, das die vielfache von Süd nach Nord setzende Strömung gestört wurde. Nach der Südseite von diesem Bollwerk hatte sich in den vielen Jahren längst den Küstenbogen nach Kiekut zu viel Strand mit einem breiten Vorstrand nach See hin entwickelt.
Als der 2. Weltkrieg beendet war, musste der neue und massiv gebaute Schießstand mit seinen Anlagen gesprengt und bis auf die Grundelemente zerstört werden. Noch immer liegen einige Trümmer an der gewesenen Stelle.
In den frühen 1950er Jahren wurden die Überreste der T.V.A.-Brücken und des Hafens auf Pfählen und Felsen geräumt. Ein Großteil der Felsen wurde am Nordende vom Dang zwischen dem Sturmsignalmast und der alten Tranbrennerei zur See hin abgelagert, und eine Sichelmole wurde errichtet. Bald darauf änderte sich erneut die Strömung entlang des Strandes, die sich bis zur Sichelmole erstreckte und dort aufgefangen und umgeleitet wurde.
Bei stärkerem bis stürmischem Ostwind setzten sich große Mengen von Sand im südlichen Küstenbogen in Bewegung und lagerten sich entlang des gesamten Küstenstreifens ab. Dies machte sich besonders an der Sichelmole bemerkbar.
Der östliche Wind von Stärke 3 bis 5 mit normalem und etwas erhöhtem Wasserstand, der die Buhnen unter der Küste nicht überspülte, brachte dem Strand immer Vorteile, hauptsächlich der Südostwind. Bei Windstärken über 5, die zu steigendem Wasser führte und mehreren Tagen anhielten, nagte der Rücklauf der Brandung mit seinem starken Sog den ganzen Strand ab – an einigen Stellen sogar bis zum Äußersten. Doch diese Sandmassen lagerten sich im Vorstrand bis zur Schaarkante wieder ab, wurden aber durch den Küstenstrom immer weiter nach Norden verfrachtet. An einzelnen Stellen flachte die Schaarkante ab und verlängerte sich nach See, so dass sich der Vorstrand gegenüber den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg bis in die 1950er Jahre mehr und mehr verbreiterte.
Als die Handwaadenfischerei noch bis Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre vereinzelt in Betrieb war und im Frühjahr die Waadzüge vor dem Südstrand mitbefischt wurden – wie zum Beispiel die Waadenzüge „Schaar“, „Bek“ und „Neubek“, wobei der Zug „Schaar“ nördlich von Christoff Markwardts Anlegesteg und die Züge „Bek“ und „Neubek“ südlich davon waren – erstreckte sich das Landgebiet von südlichen Boeren bis zum südlichen Ende des Schlachthauses (heute von Ake-Nulle bis zum südlichen Ende der Schwimmhalle).
Auf diesen drei benannten Züge war beim Abstieg zur Schaarkante, wo die Handwaade, wenn sie an die Küste herangewunden war, mit der Hand eingezogen wurden, eine Wassertiefe bei normalem Wasserstand von 3-3½ Faden (5½ bis 6½ Meter). Die feste Landmarke für diese drei Züge zum Abstieg der Schaarkante war, wenn der Sturmsignalmast sich mit der westlichen Kante vom Feuerturm am Hafen schnitt. In den 1970er Jahren war hier nach den Landmarken nur noch eine Tiefe von knapp einem Meter bei normalem Wasserstand, so ist der Unterschied längst den ganzen Küstenstreifen nach Norden zu gewesen.
Ein weiterer Beweis für diese Tatsache ist zum Beispiel vor dem Ersten Weltkrieg, wo der Fischer Lorenz Neumann seine See-Badeanstalt von seinem Grundstück aus hatte. Ein Steg führte zu den Badekabinen. Die ersten Kabinen waren für Nichtschwimmer von 1-2 Meter Wassertiefe, wobei bei 2 m er einen Schwimmbalken verankert hatte. Dann führte der Steg weiter zu den äußeren Kabinen, wo eine Tiefe von 3½ bis 4 Meter war mit einem reinen weißen Sandgrund mit vereinzelten Stellen von Seetang.
Vor jedem Saisonbeginn räumte Neumann von seiner Jolle aus mit einer Kette den wachsenden Seetang vom Grund weg, dort wo die äußeren Kabinen waren, ist heute bei normalem Wasserstand nur noch eine Tiefe von einem halben Meter.
Bis 1923 hatte mein Großvater vor seinem Grundstück nach See zu einen Netztrockenplatz von 4 Reihen die 20 Meter lang waren. Die letzte Reihe stand bei 7 m von der Hochwasserschutzmauer aus Felsen, die 1897-98 gebaut wurde. Von der letzten Reihe bis zum Ufer bei Normalwasser waren es noch 8-9 Meter. Sobald das Wasser stieg, musste er vorher seine Netze abnehmen, da der Trockenplatz dann unter Wasser stand. Dasselbe galt für alle Netztrockenplätze längs dem Strand unterhalb vom Exer bis dorthin, wo Timm sein von einer Felsenmauer geschütztes Holzlager hatte und die letzten Reihen der Trockenplätze dicht am Ufer waren.
Unter dem Jungfernstieg, vom Pastorengang bis zum Töpfergang, befand sich ein großer Netztrockenplatz für über 20 Berufsfischer. Er erstreckte sich 6-7 Meter von den östlichen Lindenbäumen bis zum Ufer, wo der Strand auslief. Nach jedem Oststurm mit höherem Wasserstand mussten die Fischer den Platz bis dorthin wieder auffüllen, wo das Wasser Sand und vor allem die Holzkohleschicht mitgenommen hatte. Dafür war jedoch viel Seetang auf den Platz abgelagert worden. Der Tang, der um die einzelnen Holzpfähle herum in Haufen lag, wurde über das betroffene Gebiet verteilt. Hierüber wurde Sand und anfälliger Bauschotter ausgebreitet, bis alles wieder eben war. Dann wurde eine 10 Zentimeter dicke Schicht Holzkohlenschlamm aus den Räuchereien darüber gelegt und glattgestrichen, als ob man mit einem Plätteisen arbeitete. Wenn dann alle Holzstützen wieder an ihrem Platz standen, war der ganze Trockenplatz bis zum nächsten Hochwasser in Ordnung. Die betroffenen Fischer waren froh, dass sie ihre Plätze wieder benutzen konnten.
Im Jahr 1910 begann man, eine Schutzmauer aus Beton gegen Hochwasser zu bauen, beginnend von Timms Felsenmauer nach Süden bis zur Betonmauer von Fischkaufmann Heinr. Neumann. Seine vorherige erste Mauer kippte bei Nordoststürmen mit einem Wasserstand von 2 Metern und mehr nach See um. Am 31. Dezember und 1. Januar 1904 stand das Wasser am Jungfernstieg über die Straße bis an den Häusern.
Als die Mauer fertig war, wurde der gesamte Netztrockenplatz der Fischer von der Stadt aus gekündigt. Sie mussten ihre Stützen vom Platz nehmen und sich überlegen, wie sie ihre Netze trocknen konnten, was jedoch nicht so einfach war. Denn es waren 8-900 Holzstützen, die anderweitig wieder eingegraben werden mussten. Erst einmal wurden 4-5 zöllige Nägel auf beiden Seiten der Lindenbäume entlang des Jungfernstiegs eingeschlagen. Einige Fischer belegten den Platz hinter den Holzschuppen, der bis an die neugebaute Schutzmauer heranreichte, für ihr Räucherholz.
Es kam dadurch, dass die Stadt den ganzen Platz vom 2 m östlich der Lindenäume bis hinunter zur Schutzmauer verpachtet oder verkauft hatte an die Kieler Holzfirma Esselsgrot u. Söhne. Diese legten hier eine Filiale für den Holzhandel an. Als der Platz erst von einer 2½ hohen Holzplanke umsäumt war, gab man einigen Fischern die Erlaubnis, die Planke zum Trocknen ihrer Netze zu nutzen.
Als die Betonmauer fertig war, hatte sie von der Seeseite her eine Höhe von über 2 Metern. An der Innenkante der Mauer wurde der Boden aufgefüllt bis ¾ Meter frei von der Oberkante der Mauer. Unter der Auffüllung lag entlang der ganzen Mauerlänge viel Schmulltang nach Norden zu. Nach Timms Mauer reichte er bis zu einer Stärke von 1½ mtr. und einer Breite von 10-15 Metern.
Für uns Jungs und Mädchen vom Jungfernstieg, Hinterstraße und den Nebenstraßen war es gar nicht so einfach, wenn wir waten oder baden wollten. Es war schon schwer, den Abstieg zum Strand zu bewältigen, aber über die Mauer wieder nach oben zu kommen, war noch schwerer. Doch es dauerte nicht lange, da hatte man entdeckt, dass hinter der Mauer nach See zu ein wunderbarer Schuttberg war.
An mehreren Stellen wurde hier ein Schutt- und Müllplatz geschaffen, der sich in kurzer Zeit so füllte, dass er bis zur obersten Mauerkante reichte. Man konnte ohne weitere Mühe über die Mauer und den Schuttberg hinweggehen, bis der Nordostwind mit einem höheren Wasserstand den Schuttberg hatte verschwinden lassen, bis auf die schweren Sachen wie Mauersteine, Zementstücke, Eisenteile und sonstiges. Aber alles Schwimmbare, was in den Schuttberg gelagert war, vor allem auch der viele Holzkohlenschmull aus den Räuchereien, wurde mit ihren Schottschenkarren voll über die Mauer hinweggeschüttet. Diesen Holzkohlenschmull konnte man nach dem Unwetter entlang dem Strand bis zum Bahnübergang wiederfinden, ein Beweis dafür, dass die Strömung nach Süden gesetzt hatte.
Ein weiterer Beweis war, wenn innerhalb des Ortes, vom sogenannten „Schiettruk“, bei hohem Wasserstand und einem schwachen Nord- oder Nordostwind, die abgelösten Schmulltanginseln von 20-30 Quadratmetern Größe und einer Stärke von ½ bis ¾ Metern erst mit dem einlaufenden Oberflächenstrom direkt zum Hafen trieben. Sobald diese Inseln etwa 3-400 Meter vom Hafen entfernt waren, wurden sie von dort aus vom nach Süden setzenden Strom und dem Winddrift zu uns am Dang getrieben. Dann begann für uns Jungs vom Dang ein Wettstreit auf den kleinen Inseln mit Staken und Bootshaken, um entlang dem Strand zu schippern und herauszufinden, wer am weitesten nach Süden gelangen konnte.
Aber meistens dauerte der Kampf nicht lange, denn durch das Gegeneinanderankämpfen bröckelten die Inseln, die von Moosen und allerlei Grünzeug bewachsen waren, schnell ab. Dann standen einige von uns Jungs bis an den Hüften im Wasser. Jeder musste sehen, dass er nach Hause kam, um trockene Kleidung anzuziehen. Als Belohnung gab es dann zu Hause meistens noch eine ordentliche Tracht Prügel dazu.
Bis in die 20er Jahre, wenn bei östlichem starkem bis stürmischem Wind sehr viel Seetang an den Strand entlang der Küste angetrieben wurde, besonders bei hohem Wasserstand, wurde nur wenig Strandsand durch den Rückzug der Brandung ins Meer gesogen. Denn meistens lag entlang des gesamten Strandes eine 10-15 Meter breite Schicht aufgerollten Seetangs, die durch den Seegang in Bewegung blieb und die ankommende Brandung aufhielt, wodurch der Strand erhalten blieb.
Vor dem Ersten Weltkrieg wurde von dem Arbeiter Karl Schröder aus der Mühlenstraße, der bei dem Fisch-Großhändler Heinr. Neumann arbeitete, in diesem aufgerollten Seetangfeld vor der Küste bei einem stürmischen Ostwind ein Seeaal gefangen, der rund 30 ℔ schwer war. Dieser war noch lange Jahre ausgestopft in der Bahnhof-Wirtschaft zu sehen. Die Fundstelle befand sich dort, unterhalb, wo heute das Bootshaus der Bauschule steht.
Nach der Entstehung des Baggersees unterhalb Aschau hatte sich dort eine andere Strömung um den Kronsorterhuk herum eingestellt. Innerhalb des Huks war vorher alles Kiesgeröll von der Grasnarbe bis zum Ufer, bevor der Baggersee entstanden war.
Der Handwadenzug Au 4 war bis Anfang der 1930er Jahre direkt innerhalb des Huks. Hier konnte man mit den Wadebooten bis zu einem Meter vom Ufer entfernt herankommen. Sollte hier ein Zug mit der Wade gemacht werden, wurden nach dem Aussetzen der Wade die Boote bis zum Ufer gerudert, wo sie mit dem Kiel im Geröll fest saßen.
Dann legten die Fischer vom Boot aus die Riemen zum Land auf das Geröll und ein Mann ging darüber ans Land, um den Anker an Land zu ziehen und bis zur Grasnarbe zu bringen, wo er den Ankerflügel fest stampfen musste. Dasselbe musste er auch mit dem Anker des zweiten Bootes tun. Erst dann konnte das Herumwinden der Wade beginnen.
War die Wade bis ans Boot gewunden, musste ein Mann wieder an Land, um die Anker zu verlegen, je nachdem, wie die Wade durch die Strömung lag – entweder den äußeren oder den inneren Anker. Dann kehrte der Mann wieder an Bord zurück und die Wade wurde mit der Hand eingezogen.
Dieser Wadenzug Au 4 war von 144 Wadenzügen, die entlang der Küsten unserer Förde verteilt waren, der schwierigste und umständlichste, aber dennoch oft sehr ergiebig bei einem Fang.
Nach der Entstehung des Baggersees versandete um den Kronsorterhuk herum das Geröll. Eine breite Sandschicht mit Vorstrand bildete sich dort, sehr veränderlich auch mit der Zeit auf den äußeren Waadenzügen vom Scheidezaun und den innersten Zügen von Lindhöft.
Hier war von der Küste ab ein breiter Vorstrand mit einem Knüll, der mit einer steilen Schaarkante 40-50 Meter weiter ins tiefere Wasser reichte als bei den Waadenzügen außerhalb, vor allem aber gegenüber den Waadenzügen innerhalb.
In den breiten Vorständen von den genannten Wadenzügen waren stellenweise 2-3 tiefe Lagen mit einem Wasserstand von 1½-2½ Meter Tiefe, gegenüber den Sandbänken, die zwischen den Lagen waren, wo nur ½ bis 1 Meter Wasser drauf war, in der Zeit, als die Wadenfischerei noch in der Blüte war.
Als der neue Torpedoschießstand Süd Ende der 50er Jahre gebaut wurde, hatte man erst auf Pfählen vom Ufer ab in Höhe der bestehenden Böschung ein Podest gebaut mit einer größeren Plattform, worauf man einen hölzernen Kran montiert hatte, mit Anlegemöglichkeiten nach Osten und Süden zu. Unten war ein weiteres Podest für das Anlegen von Booten gemacht. Der Wasserstand um das Podest nach Osten lag bei gut 3 Meter, an der Südseite auch 3 Meter bis nach Westen zu mit gut 2½ Meter. Von dort aus bis zum Fuß der Böschung sind es wohl 5-6 Meter gewesen.
1958 war ich mit meinem Kutter Ecke 34 von der A.E.G. gechartert für Versuche mit einem Gerät. 1959 war der Wasserstand um das Podest herum schon ½ Meter weniger und 1964 war es schon weit über 1 Meter. An der Südseite nach Westen zu waren es 1½ Meter. Denn wenn ich dort anlegen musste mit einem Torpedo-Fangboot, kam ich mit dem Vorschiff auf Grund.
Mehrmals musste ich mein Boot umdrehen, dass ich mit der Schraube nach Westen lag, um hiermit den Sand wegzuspülen. Es war aber immer nur für eine kurze Zeit, dann war es wieder so. Hier konnte man sehen und spüren, wie die Strömung den Sand nach Norden zu längs der ganzen Küste beförderte.
Wenn die Buhnen nicht gewesen wären, hätte nach meiner Meinung unser Strand mehr Vorteile von den Sandwanderungen gehabt als mit den Buhnen. Denn durch den Strömungssog, der bei starkem Ostwind längs der Südseite der Buhnen lief, ist sehr viel Sand nach See zu befördert worden. Der sich größtenteils dort ablagerte nach der Schaarkante zu, wo der Wasserstand sich nach den 50er Jahren an den ganzen Küstenstreifen um 2½-5 Meter verringert hat. Wo die Schaarkanten sich abgeflacht und stellenweise von 10-15 Meter nach See zu verlagert sind.
Die Feststellung kann man wahrnehmen bei jedem niedrigen Wasserstand, erst recht bei außergewöhnlichem Niedrigwasser. Ebenso hat sich an der Nordseite durch die Hafenanlagen der Marine die Strömung verändert. So habe ich mehrfach beobachtet, dass sich der einlaufende Oberflächenstrom in Richtung der Außenmole beibehält und vorm Südstrand in die nach Norden setzende Strömung einläuft und so den Sandfluss nach Norden mit verstärkt.
Wenn man in vielen Jahren für all diese Angelegenheiten großes Interesse gehabt hat, merkt man sich immer wieder all die besonderen Vorkommnisse und Veränderungen, die sich mit der Zeit einstellen. So habe ich mehrmals Versuche gemacht bei einem stürmischen Südost mit erhöhtem Wasserstand, der gewöhnlich für eine längere Zeit anhält, mehrmals über eine Woche und länger. Inzwischen flaut es auf 3-4 ab, der Wasserstand wird von Tag zu Tag niedriger, bis weit unter dem normalen Wasserstand.
Dann zeigte sich inmitten von 2 Buhnen stellenweise eine längere, trocken liegende Sandbank. So habe ich am Südende der Sandbank einen Holzpflock über einen halben Meter tief eingeschlagen, um festzustellen, wie sich die Sandbank verändert und nach Norden verlagert.
Den ersten Tag von nachmittags 4 Uhr bis zum nächsten Tag 4 Uhr hatte die Sandbank sich über 2 Meter nach Norden zu verlagert und in der Form auch etwas verändert. Die Länge dieser Sandbank war mit 32 Schritten dieselbe geblieben, auf der Südkante war sie etwas schmaler, dafür an der Nordseite etwas breiter geworden. Den nächsten Tag war der Südost noch etwas mehr abgeflaut, die Sandbank war nochmals bis 1½ Meter nordwärts gewandert. Danach war die Sandbank bei Windstille, aber auflaufendem Wasser, untergetaucht.
Mehrmals habe ich den Sog an der Südseite der Buhnen, vor allem die Buhne unter der Seelustbrücke, wie die nächstfolgende Buhne unterm Denkmal, gemessen, indem ich ein Stück Brett 4-5 Meter vom Ufer ab bei stürmischem Ostwind, wo die Buhnen noch eben über den Wasserstand lagen, in den Sogtrudel reingeworfen habe. Mit einer Stoppuhr abgestoppt, wenn das Brett die 30 Meter der Buhne passierte, war es bei 10-11 Sekunden.
Nach einer halben Minute war das Brett schon an die 40 Meter außerhalb der Buhne nach Nordnordosten zu ausgewandert. An der Nordseite der Buhnen lief vielfach ebenso ein harter Neerstrom von Norden her, der sich außerhalb der Buhne mit dem Sog von Süden her vereinigte.
Diese Versuche habe ich mehrmals unternommen. Bei den einzelnen Buhnen, die nach Norden standen, wurde der Sog immer weniger, und bei den letzten Buhnen gab es keinen Sog mehr. Diese seewärts gerichtete Sogströmung hat meiner Meinung nach viel dazu beigetragen, den Sandfluss zur Schaarkante zu lenken und dadurch dem Vorstrand eine enorme Menge Sand zuzuführen. Wo vor 30-40 Jahren noch ein Wasserstand von 5-6 Metern war, liegt der Wasserstand jetzt bei normalem Wasserstand unter einem Meter.
Meiner Ansicht nach, nachdem ich die Auswirkungen der Sogströmung bei stärkerem Ostwind beobachtet habe, wäre es besser gewesen, wenn ein oder zwei Buhnen gefehlt hätten. Dann wäre die Kreiselströmung zwischen den Buhnen nicht so stark gewesen, und die Sandströmung hätte sich in größerem Maße dem Ufer und damit dem Strand zugewandt.
Ich habe oft beobachtet, dass bei starken Oststürmen mit hohem Wasserstand die Buhnen weit überspült wurden und sich über die Buhnen ein Stromwirbel bildete. Dieser Wirbel war trotz der Brandungssee bis zu hundert Meter außerhalb der Buhnen zu beobachten. Oft habe ich gedacht, die Buhnen hätten einen halben bis dreiviertel Meter höher und 10-15 Meter kürzer sein müssen. Dann hätte der gesamte Sog entlang den Buhnen nicht so stark gewirkt und ein Großteil des Sandstroms wäre nicht so weit abgetrieben worden.
Auch kam ich auf den Gedanken, dass wenn die Buhnenköpfe eine T-Form von 3-4 Metern nach jeder Seite gehabt hätten, die Wirkung gegen die schwere Brandung und der Einfluss auf die Sandbewegungen vielleicht größer gewesen wäre. So macht man sich doch allerlei Gedanken über diese Dinge.
Bei jedem niedrigen Wasserstand, wo der ganze Vorstrand zum größten Teil trocken liegt, kann man beobachten, wie sich die Sandfläche vom Vorstrand immer wieder verändert. Man stellt fest, dass außerhalb der Buhnen, von unterhalb des Exers bis zur Sichelmole, eine lange feste Sandbank vorhanden ist. Nach Süden sind vereinzelt erhöhte Sandbänke sichtbar, und die etwas tieferen Lagen stehen noch unter Wasser. Nach Norden kann man die einzelnen Lagen bei den Buhnen und innerhalb der langgestreckten Sandbank durch kleine Tümpel erkennen.
Hier sieht man, dass an der Innenseite der äußeren Sandbank an einigen Stellen die Sandbank eine Höhe von 30-50 cm gegenüber den Tümpeln hat, in denen noch Wasser steht. Von Häusler bis zur Sichelmole liegen der Vorstrand und die Ufergrenze des Strandes zusammen und bilden eine Fläche. Den größten Wert für unseren Strand hat die Sichelmole, die als Auffangstelle für den Sandfluss dient und wie ein Sperriegel für die Strömung von Norden wirkt. Der einlaufende Strom, der längs der Nordküste verläuft und vor den Häfen nach Süden einschwenkt, wird dadurch gebremst.
Wenn man keine 50 Meter vom damaligen Ufer entfernt geboren und groß geworden ist, wie auch meine Eltern beiderseits nicht mal 50 Meter vom Ufer entfernt geboren und groß geworden sind, so wie die Großväter als selbständige Fischer bis ins hohe Alter tätig gewesen sind, wie auch mein Vater, und ich selbst 35 Jahre lang als Selbständiger mit eigenem Kutter dabei gewesen bin, wo ich 1918 im November meinem Großvater seinen Anteil von einem 13,80 Meter großen Kutter käuflich übernommen habe, dann kann man sich auch wohl an alles erinnern, wie es einst mal am Dang und Strand sowie am Hafen gewesen ist und sich vieles mit den Jahren verändert hat.
So stand, ehe man anfing, die Felsen vom alten T.V.A. abzulagern zur Sichelmole, das Wasser an die Felsenmauer vom alten Wellenbrecher ab bis hinter der Tranbrennerei. Von hier aus lag nach Süden zu das Gebiet mit einem Meter hohen Schmulltangstreifen längs Timms seiner Felsenmauer, wo unterhalb seiner Dampfmaschinenanlage der Wasserablauf durch eine hölzerne Spundwand in Zickzackform war.
Von der Mauer bis zum Ufer war die Breite der Tangschicht 5-6 Meter. Bis zum südlichen Ende der Mauer verbreiterte sich die Tangschicht bis auf 7-8 Meter. Trockenen Fußes längs der Mauer zu gehen war meistens unmöglich, denn man sackte an mehreren Stellen bis an die Knie in der morastischen Tangschicht ein, hauptsächlich nach dem Auslauf des Maschinenwassers zu.
Ebenso lagen ungefähr 30 Meter unterhalb der noch stehenden Ulme die Wrackteile eines Segelschiffs. Vorder- und Achtersteven sowie die Spanten ragten aus dem Sand heraus. Innerhalb der Wrackteile lagen noch eine Anzahl Felsen, die zur Ladung gehörten und für den Bau der Timmschen Mauer bestimmt waren. Das Schiff soll in den 1880ziger Jahren gestrandet sein.
Auch hier am Wrack hatte sich von 1905-06 an, soweit man sich von den Kinderjahren her besinnen kann, bis zu der Zeit, wo die Sichelmole fertig war, nichts geändert. Aber nach ein paar Jahren waren die Wrackteile im Sand verschwunden und der ganze Strand von der Sichelmole ab nach Süden zu veränderte sich immer mehr. Die Sandfläche verbreiterte sich und längs den Mauern von Timms Felsenmauer mit der anschließenden Betonmauer, wo man 1930 anfing sie zu bauen, erhöhte sich der Strandsand gewaltig, von Jahr zu Jahr immer mehr.
Trotzdem, wo bei stürmischem Ostwind mit hohem Wasserstand durch die Brandungssee viel Sand abgetragen wurde, lagerte sich dieser aber im Vorstrand ab. Und so füllte sich bei mäßigem Ostwind, aber vor allem vom Südosten her, doch mit doppelter Höhe der Strand längst den Mauern auf.
Die größte Veränderung von unserem Strand hat sich erst nach der letzten großen Sandaufspülung eingestellt, als der Strand enorm zum Vorstrand hin verbreitert wurde. Die Buhnen sind an mehreren Stellen bis zu ihren äußersten Teilen mit Sand überspült worden, sodass sich dort zunächst kein Sog mehr entwickeln konnte. Mit der Zeit stellte sich durch die Natur eine feste Ufergrenze wieder her, die den Vorstrand verbreiterte und auch noch erhöhte. Dieser kehrt langsam zum Strand zurück.
Die Brandungssee bei stürmischem Ostwind hat einen langen Auslauf erhalten. Nur bei außergewöhnlichen schweren Stürmen mit sehr hohem Wasserstand können sich schwere Schäden an unserem Strand einstellen. Aber wer weiß – gegen die Macht und Kraft der Natur, wenn sie außer Rand und Band zuschlägt, ist der Mensch machtlos. Es ist immer so gewesen und bleibt auch so, trotz Wissenschaft und Technik und den sonstigen Fortschritten.
Fr. Daniel
Diesen Bericht habe ich aus einzelnen Teilen, die ich in langen Jahren über diese Angelegenheiten mal aufgeschrieben habe, bis in die Mitte der 70er Jahre jetzt zu einem Ganzen zusammengestellt.