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Die Wanderwege der Heringe / Nooröffnung

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Die Wanderwege der Heringe zu ihren uralten Laichplätzen

Vor vielen Jahrhunderten vor der heutigen Zeit war unser Noor noch vor seiner Entstehung der innerste Teil der Förde. Genauso wie die Einbuchtungen an der Nordküste der Förde und die Einbuchtung vom Goossee noch Teile der Förde waren. Der innerste Teil sowie die größeren Einbuchtungen schnürten sich in langer Entwicklung durch die Versandung von See her ab und bildeten die Landseen. Jedenfalls waren sie, solange sie mit der offenen See in Verbindung standen, von jeher große, vor den Unbilden der Witterung geschützte Laichplätze für verschiedene Fischarten, insbesondere die Heringe.

Wie überall in Förden und Einbuchtungen an den Küsten sind seit jeher Heringe im Frühjahr zum Laichen in die Schlei bis zum innersten Teil gewandert. So auch in die Trave mit ihren Nebengewässern. So wird es auch bei uns gewesen sein, als 1895 der K.W. Kanal fertiggestellt wurde. Die Schleusen von Holtenau wurden für die Schifffahrt geöffnet. Bei Durchfahrten nahm man im ersten Frühjahr nach der Eröffnung wahr, dass in großen Mengen Laichheringe durch die Schleusen bei ihrer Öffnung in den Kanal wanderten, um dort an günstigen Plätzen zu laichen.

Jedes Jahr im Frühjahr wandern die Heringe in großen Mengen, mal mehr, mal weniger, zu ihren Laichplätzen. Allerdings sind die Heringe, ob Frühjahrs- oder Herbstlaicher, in den letzten 40-50 Jahren durch die moderne und große Raubfischerei so stark dezimiert worden, dass internationale Maßnahmen getroffen wurden, um sie vor dem Aussterben zu bewahren.

Während der Laichzeit lassen sich die Heringe nicht aufhalten oder stören auf ihren Wanderungen zu ihren uralten Laichplätzen, egal wo diese sich befinden. Es ist wie bei allen Fischarten der Urtrieb, zur Geburtsstätte zurückzukehren, sobald sie laichreif sind, um dort zu laichen. Wenn man an die Lachse denkt, die große Strapazen auf sich nehmen müssen, um ihre Laichplätze zu erreichen, wird deutlich, wie stark dieser Urtrieb ist.

Bei uns in Eckernförde hat man Mitte der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts den alten Verbindungsweg zwischen Förde und dem Noor für die Laichheringe durch den Bau des Steindamms versperrt. Von den Fischern der damaligen Zeit wurde vor dem Bau erklärt, dass sie nichts gegen eine feste Landverbindung für den Verkehr hätten, vorausgesetzt, dass im Bau eine Öffnung von einer Breite enthalten war, die es ihnen ermöglichte, mit einem Gespann von zwei Booten nebeneinander ein- und auszufahren. So hätten auch die Laichheringe ihren Wanderweg zu ihrem Laichplatz behalten können.

Die Fischer wurden durch die Machenschaften einiger Ratsbürger und Fischer, die als Beobachter beim Bau dafür verantwortlich waren, dass man die Forderungen der Fischerei erfüllte, verschaukelt und vor nackte Tatsachen gestellt. Die Öffnung war als eine flache und schmale Tunnelanlage mit einem Schleusentor nach draußen vorgesehen, zur Regulierung des Wassers im Noor.

Durch diese Maßnahme war der Weg zum Noor für Fischer und Fische gleichermaßen versperrt. Alle Proteste der Fischer blieben ergebnislos.

Diese Angelegenheit wurde oft von dem alten Fischer Peter Frank (Sternkieker) erwähnt. Sein Haus lag direkt an der rechten Seite, wo der Steindamm in die Gäthjestraße einmündete. Er sprach viel über die Fischerei in früheren Zeiten, besonders darüber, wie es vor dem Bau des Damms war. Er erzählte, dass er von seinem Haus aus, wo er einen Steg zum Anlegen der Boote hatte, direkt vor seiner Haustür fischen konnte.

Im Frühjahr, zur Laichzeit der Heringe, fing er viele Fische. Auch sonst im Jahr gab es dort viele Struffbutt, Aale und andere Edelfische zu fangen. Am Nachmittag überprüften die Fischer oft ihre Boote, die unterhalb des Stegs lagen, um sicherzustellen, dass alles in Ordnung war. Danach standen sie meist hinter den Gebäuden, geschützt vor dem stürmischen und kalten Ostwind, und unterhielten sich über Wind und Wetter.

Der alte Peter Frank kam dann oft von seinem Haus über den Steindamm und gesellte sich zu den Fischern. Er unterhielt sich gerne mit ihnen. Seine ersten Worte waren oft: „Nu staht jie hier un luurt op anner Witterung. Dat harrn wie fröer, as de Luus Damm dor noch nie weer, nie nödie, wie kunn to jede Tied, ok wenn de Ost stürm de, naa’d Noor tofischen!“

Dann sprach er weiter über die Zeit, in der es noch keinen Damm gegeben hatte. Seine Brüder wohnten auf der Stadtseite am Steg, ebenso wie mehrere andere Fischer, darunter auch die Langmänner. Sie alle hatten einen eigenen Steg für ihre Boote.

Er erzählte, dass es oftmals Streitigkeiten um die beengten Fangplätze gab, besonders in der Zeit, wenn die Heringe von der See ins Noor wanderten, um dort zu laichen. Einige Fischer bedrohten sich gegenseitig mit den Speichen ihrer Winden. Die Langmänner sollen dabei die großen Radaubrüder gewesen sein – so hat Frank es oft erzählt.

Wenn der Ostwind mehrere Tage anhielt, trieb bis in den Anfang der Zwanzigerjahre eine Unmenge von Seetang von der See in den Hafen. Der Seegang rollte diesen Seetang zu einer festen Masse zusammen, die sich bis zum innersten Teil des Tonnenhafens und weiter bis zur Fischerstraße und manchmal noch weiter ausdehnte. Im Binnenhafen war vom Seegang dann nur ein leichtes Rollen im Seetang wahrzunehmen.

Als der Krieg 1914–1918 zu Ende war und unser Hafen von allen während des Krieges hier stationierten Marineeinheiten befreit war, konnte er wieder für die hiesige Fischerei verwendet werden. Es stellten sich jedoch auch Probleme ein, wie man den Hafen für die Schifffahrt, die sich letzten Endes doch wieder entwickeln würde, besser gestalten und ausrüsten sollte.

Ein großes Projekt wurde besprochen, das unter den Fischern Zustimmung fand. Man wollte die kleine Einbuchtung in der Rehtwiese (Borbyer Gildeplatz unter dem Louisenberg), die einst ein Teil unserer Innenförde gewesen sein soll, aber mit der Zeit verschlammt war, zu einem Fischereihafen ausbaggern lassen. Rundherum auf dem hohen Gelände sollte eine große Fischersiedlung gebaut werden. Der Staat sollte die finanziellen Mittel hierfür bereitstellen, als Ausgleich für die von der Marine zerstörte Grasbank im Hafen.

Weiterhin wollte man den Hafen auf beiden Seiten zu einem Handelshafen ausbauen, aber leider wollte oder konnte der Staat für diese Projekte keine Mittel aufbringen, da er noch mit den Folgen des Kriegsgeschehens überlastet war. Der gewählte Landtagsabgeordnete Jürgen Jürgensen hatte sich sehr für diese Angelegenheit eingesetzt, ebenso wie für die Fischerei, um alle Probleme, die sich nach Beendigung des Krieges einstellten, zu bewältigen.

Vor allem setzte er sich für die Wiedereröffnung des Noores im Interesse der Eckernförder Fischerei ein. Mit derselben sollte ein Projekt verbunden werden, das vorsah, vom Noor aus einen Kanal von 6–7 Kilometer Länge zur großen Breite der Schlei anzulegen, um die gesamte Wirtschaft sowohl in Eckernförde als auch in Schleswig zu fördern. Dasselbe galt auch für ein weiteres Projekt: einen Kanal vom Goossee zum Wittensee, der dann zum Kaiser-Wilhelm-Kanal östlich von Rendsburg führen sollte.

Aber leider blieben diese gut gemeinten Pläne nur Träume, denn wer hätte all diese großen Projekte finanzieren sollen? Hätte man die erörterten Pläne jedoch durchgeführt, wären vielleicht durch die nachfolgende Inflationszeit die Finanzen dafür aufgebracht worden. Vielleicht wäre es doch ein Vorteil für Eckernförde gewesen – wer weiß?

An diesen Anregungen kann man erkennen, dass sich nach dem Ersten Weltkrieg Menschen dafür einsetzten, Pläne zu entwickeln, die realisierbar gewesen wären, um Arbeit zu schaffen und die Wirtschaft in Eckernförde zu stärken. Als der Versuch, durch den vorgelegten Plan eines Kanals vom Noor zur großen Breite der Schlei die Nooröffnung perfekt zu machen, scheiterte, beschloss der Stadtrat Ringer, das kleine Noor, welches vom Steindamm bis zum Eisenbahndamm reichte, zuzuschütten. Dies geschah auch, weil immer mehr Unrat von einigen Bürgern im kleinen Noor versenkt wurde.

Die Pläne, über die ich im letzten Abschnitt berichtete, wurden damals mit dem Landtagsabgeordneten J. Jürgensen, dem Stadtrat F. Ringer sowie den fünf Fischern, die als Abgeordnete der Stadt gewählt waren, aufgestellt und besprochen. Man hoffte, auf diese Weise durch den Kanalbau zur Schlei die Öffnung des Noors zu erreichen, da auf anderem Wege keine weitere Möglichkeit mehr bestand. Alle Proteste der Fischerei, die Nooröffnung wiederherzustellen, waren gescheitert – hauptsächlich wohl wegen der Reichsbahnverwaltung und deren Gleisanlagen.

Die Pläne fanden bei den Fischern viel Zuspruch, bis auf einige wenige, die davon nichts wissen wollten. Für die Fischerei und auch für die Stadt selbst wäre es wohl ein großer Erfolg gewesen, wenn die Pläne umgesetzt worden wären.

Mein alter Macker, der zu den fünf Abgeordneten gehörte, hat mit meinem Vater und mir viel über diese Angelegenheiten gesprochen. Ebenso erinnere ich mich an die Gespräche des alten Fischers P. Frank, die er immer wieder bei den Treffen mit den Fischern erzählte. Ich habe all diese Geschichten in mir aufgenommen, genauso wie die Gespräche der anderen alten Fischer, wenn sie über die Fischerei in ihren jüngeren Jahren sprachen. Für all dies hatte ich großes Interesse und konnte dadurch vieles schriftlich festhalten.

Fr. Daniel

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