Die Geschichte der Fischerei in Eckernförde bis 1930
Friedrich Daniel verfasste die folgenden Ausführungen 1983 anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Eckernförder Fischervereins. Nach späteren Angaben meines Vaters bestand damals angeblich kein Interesse seitens des Vereins oder anderer Stellen an dieser Niederschrift. Die Originale wurden meines Wissens später von meinem Vater der Heimatgemeinschaft Eckernförde übergeben und dürften sich noch dort befinden. Da ich diese Fassung aus teilweise unvollständigen Entwurfsunterlagen zusammengestellt habe, können Abweichungen von den ursprünglichen Handschriften möglich sein.
Überblick über die historische Entwicklung
Zur geschichtlichen Entwicklung der Fischerei in Eckernförde wurden in der Vergangenheit mehrere Abhandlungen, wissenschaftliche Untersuchungen und andere Publikationen veröffentlicht. Besonders in den Heimatbüchern des Kreises Eckernförde (alte Ausgaben) und den Jahrbüchern der Heimatgemeinschaft findet sich viel Wissenswertes über die Fischerei und die damit verbundenen Gewerbe. Es ist daher möglich, dass die folgenden Ausführungen Wiederholungen enthalten. Dieser Bericht soll jedoch keine Zusammenfassung bereits Bekanntem sein. Vielmehr wird die Entwicklung der Fischerei aus der Perspektive eines Beteiligten geschildert, der am Jungfernstieg geboren wurde, dort aufwuchs und noch heute in Eckernförde lebt.
Ich war selbständiger Fischermeister und gehörte über Jahrzehnte dem Berufsstand der Fischer an. Meine Vorfahren waren ebenfalls über Generationen Fischer. Diese Niederschrift basiert größtenteils auf meinen Tagebuchaufzeichnungen sowie auf Erzählungen von Eckernförder Altfischern aus den 1920er-Jahren. Es handelt sich also überwiegend um eigene Erlebnisse und Berichte von Augenzeugen.
Frühentwicklung der Fischerei bis zum Mittelalter
Bereits in Urzeiten war der Fischfang neben der Jagd eine der Hauptnahrungsquellen der Menschen. Daher ist es nicht überraschend, dass die ersten Ansiedlungen häufig in der Nähe von Gewässern entstanden, um den „Segen des Meeres“ – bestehend aus Fischen, Muscheln und Schalentieren – zu nutzen.
Auch im Raum Eckernförde weisen vorgeschichtliche Funde, wie die Muschelhaufen unterhalb von Carlshöhe am Windebyer Noor, auf die Nutzung der Gewässer zur Nahrungssicherung hin. Dies deutet auf einen Grund für die Ansiedlung in dieser Region. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass das Noor bis in die Neuzeit kein eigenständiger See war, sondern ein Teil der Eckernförder Bucht. Erst durch Sandablagerungen vor etwa 2000 Jahren wurde das Noor abgeschnürt, wodurch die Halbinsel Alt-Eckernförde entstand. Der heutige Süßwassersee entstand erst Mitte des 19. Jahrhunderts durch den Bau eines Dammes.
Leider ist über die frühen Besiedlungen dieser Halbinsel und damit über die Gründerzeit Eckernfördes kaum etwas bekannt, da entsprechende Dokumente vermutlich bei der Niederbrennung der Stadt 1416 im Zuge des Rückzugs von König Erich von Pommern vernichtet wurden. Die erste erhaltene Urkunde mit einem Hinweis auf Eckernförde stammt aus dem Jahr 1197, in der „Godescalcus de Ekerenvorde“ erwähnt wird. Es bleibt daher der Fantasie überlassen, wie unsere Vorfahren Fischfang und Fischverarbeitung betrieben. Sicher ist jedoch, dass Fischerei und Seefahrt in den ersten Jahrhunderten der Ansiedlung eine bedeutende Rolle spielten. Im Mittelalter war das Fischereigewerbe vermutlich bereits von großer Bedeutung für die Stadt. So wird 1587 die „Fischerstrasse“ („vysche stratten“) als Straßenname erwähnt. Zu dieser Zeit dürfte man sich auch mit der gewerbsmäßigen Verarbeitung von Fischen beschäftigt haben. Es ist anzunehmen, dass ein überregionaler Handel mit Fischprodukten – haltbar gemacht durch Salzen, Trocknen und vermutlich Räuchern – bestand.
Die Fischerei im Mittelalter
Die Hauptfanggebiete im 16. Jahrhundert waren das heutige Noor, der Hafen und der Bereich vor dem Weststrand (vom Hafen bis etwa Aschau). Aufgrund der Fangplätze vor dem Strand gab es bereits Mitte des 16. Jahrhunderts Streitigkeiten mit den umliegenden Adeligen über die Strandnutzung durch die Fischer. Um 1554 wurde dieser Streit beigelegt, indem den Fischern gegen eine Abgabe die Strandnutzung gestattet wurde. Diese Abgabe, der sogenannte „Mattfisch“, bestand darin, dass jeder 20. gefangene Fisch (vor allem Dorsch, Butt und Aal) an den jeweiligen Strandherrn abgeliefert werden musste. Um 1600 schlossen sich etwa 20 Fischer dieser Vereinbarung an und leisteten den „Mattfischeid“, der jährlich vor dem Rat der Stadt erneuert wurde. Fischer, die den Strand nicht nutzten, waren von dieser Abgabe befreit.
Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 bestanden die Gutsherren von Windeby und Marienthal auf ihren Rechten und stellten entsprechende Schilder am Strand auf. Auch vor Gut Noer galten bis zu diesem Zeitpunkt Strandrechte. Wenn Waadenfischer das Gebiet vor Noer befischten, forderte der Fischer von Noer oft einen Tribut an Fischen für das fürstliche Gut. Bei Nichterfüllung drohte eine Anzeige beim Fischereiamt, das den Fischer mit einer Geldbuße belegte. Nach Kriegsende 1918 hörte man nichts mehr vom „Mattfisch“.
Als Fanggeräte wurden im Mittelalter neben Stellnetzen, Reusen und Angeln auch die Waade eingesetzt. Die Waade war ein Zugnetz, das von zwei Booten genutzt wurde. Es wurde im Fanggebiet ausgesetzt und von den Booten zum Strand gezogen. Über Fangergebnisse oder Zusammenschlüsse der Fischer (z. B. Zünfte) ist bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts nichts bekannt.