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Letzte Fangerfolge im Fehmanbelt

Wir hatten noch immer unsere Motorwinsch nicht eingebaut, die im Januar bei Carl Lorenzen hergestellt werden sollte. Es lag daran, dass die Gußeisenteile noch nicht geliefert worden seien. So ging die Zeit Monat für Monat vorbei, aber in den nächsten Tagen, so sagte uns Lorenzen, sollen sie ankommen. Es waren noch 4-5 andere Boote, die eine Winde bestellt hatten. Dann konnte die Winde in der nächsten Woche fertig sein.

Nachts um 0:30 Uhr liefen wir zum Fangplatz „De Hull op veerte Holt”, wo unsere Kameraden die letzte Zeit ganz gute Fänge gemacht hatten. Wir fischten uns den Tag einen Fang von 40 Stieg zusammen. Es waren 570 Pfund, das war auch der Durchschnittsfang der anderen Boote auf diesem Fangplatz. Wir machten 3 Touren, doch die letzte Tour waren es nur noch 350 Pfund. Es machte uns doch stutzig, wenn jede Tour 7-8 Boote auf ein und derselben Stelle fischten, welche nur eine kleine Fläche war. Die nächste Tour fischten wir in der Veisnitzer Rinne auf den verschiedenen Wassertiefen, aber die Drifts, die wir machten, brachten nicht mehr als 4-5 Stieg. Ein langer Drift nach Westen brachte 7½ Stieg. Im nächste Drift auf demselben Kurs waren es nur 4 Stieg. Die Butt von diesem Tag waren etwas größer. Wir hatten 37 Stieg.

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Fänge wie diese hatten wir im vergangenen Jahr, wo wir südlich von Fehmarn fischten, oftmals in einem Drift von zwei Stunden Fischzeit. Hier aber, auf den verschiedenen Fangplätzen, waren die gemachten Fänge in den einzelnen Drift überall von 4-5 Stieg. Es war, als hätten die Butt sich gleichmäßig verteilt. Immerhin ein Tagesfang von 400-600 Pfund war für diese Zeit nicht gerade ein schlechtes Ergebnis. Aber wir waren doch durch die vorjährige Buttfischerei von Fehmarn aus doch ziemlich durch die großen Fänge verwöhnt.

Ich sprach mit meinem Vater und Fiete Mumm, wie es mit dem Fangplatz im Großen Belt war. Im vorigen Jahr, als ich mit Thies fischte, hatten die Bagenkoper Fischer um diese Jahreszeit große Fänge erzielt an der Netzsperre. Und mit Thies hatten wir gute Fänge auf dem Fangplatz „Der Feuerturm von Keldsnor am Fakkebjerg” gemacht. Es war etwas später, aber ob wir es nicht noch mal versuchen wollten.

„Wenn die Witterung so bleibt”, sagte mein Vater, „fahren wir dort mal hin, aber nicht zur Sperre, wer weiß was beim Abriss der Sperre am Grund liegengeblieben ist.” Wie wir besprachen, ging es Nachts um 23:30 Uhr los. Das Wetter war sehr gut. Leichter Süd und klare Luft. Um eben nach 5:00 Uhr waren wir am Fangplatz, loteten 21 Meter und setzten nach Südosten aus. nach 50 Minuten wurden wir fest und mussten aufholen. Es hakte nur eine Leine. Es waren 7 Stieg Goldbutt von 18-19 Pfund Stieggewicht im Netz. Wir warfen unser Weedt aus als Anhaltspunkt. wir fischten bei flauem Süd- bis Südostwind, bis Abends um 20:00 Uhr auf diesem Fangplatz. Nach Gulstav-Flach zu konnten wir den ganzen Tag 8-9 Boote ausmachen, die dort fischten. Demnach mussten die Boote dort ja auch etwas fangen.

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Es waren Boote aus Bagenkop. Wir sahen, wie ein Boot nach dem andern dort hin lief. Sonst machten wir in der ganzen Umgebung kein Boot aus. Wir waren beim Fischen mehrmals, trotz unseres Weedts, festgehakt und hatten in einem Drift ins Unterblatt der Zeese ein ziemliches Loch bekommen, so dass wir eine andere Zeese nehmen mussten. Wir fischten uns aber bis zum Abend doch noch einen guten Fang von 76 Stieg der großen Butt zusammen. Um halb drei liefen wir bei uns im Hafen ein, löschten anschließend 1.345 I, 4 Steinbutt 19 Pfund, 70 Pfund große Platen. Bloß dieser Fangplatz war ein unberechenbarer Faktor, der nur bei einer bestimmten Witterung und bestimmten Stromverhältnisse sich ergiebig zeigte, dann aber auch mit bester Ware. Aus diesem Grund fuhren wir zu dem Fangplatz vorm Großen Belt immer mal wieder hin. Kleine Butt sind hier niemals mitgefangen worden. Unsre nächste Tour dorthin, wo Jonni Thies und Fr. Rolfs auch mitfuhren, war dort trotz guten Wetters leider nichts zu fangen. So liefen wir mit den anderen beiden Booten nach den dänischen Booten südlich von Glustav Flach hin. Dort angekommen sprachen wir mit einem bekannten Bagenkoper Fischer über den Fang. Er sagte, sie hätten hier eine Zeitlang wie auch auf dem Millionviertel gefischt, mit Fängen von 5-6 Stieg der großen Goldbutt im Drift, aber die letzten Tage hatte es abgenommen. Sie fingen nur noch 2-3 Stieg im Drift und erklärten, dass sie zum ersten Mal auf dem Millionviertel große Butt gefangen hatten von 19-20 Pfund das Stieg, doch vorige Woche war es mit einmal wieder aus gewesen.

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Doch die Buttnetzfischerei fing an, an der Nordostseite vom Millionviertel auf dem steinigen Grund machten sie 20-25 Stieg der großen Goldbutt auf jeder Tour.

Wir setzten mit einem Dänen nach Süd-Südwest aus, er hatte uns noch gewarnt, nicht all zu südlich zu kommen, sie hatten dort einige Bojen ausgelegt, denn es war vieles von der Netzsperre einfach so versenkt worden. Das war, was mein Vater meinte, als wir über dies Fanggebiet sprachen. Wir 3 Boote aus Eckernförde machten auf diesem Fangplatz noch 6-7 Drifts und jeder machte einen Fang von 25-27 Stieg der großen Goldbutt. Um 19:30 Uhr abends liefen wir nach Eckernförde ab.

Wir fischten noch immer mit Leinen, denn unsere Motorwinde war noch immer nicht fertig. Das Material war aber gekommen, nach 8 Tagen, meinte Otto Großkreuz, konnte er uns die Winde einbauen, so tröstete er uns. Als wir unsere Mackers erzählten, dass die Dänen am Millionviertel auf den Buttnetzen gute Fänge machten, rüsteten sie gleich mit ihren Buttnetzen zu. Denn auf sonstigen Fangplätzen für die Schleppnetzfischerei sah es schlecht aus, die Tagesfänge brachten nur 200-300 Pfund. Nur die 3 Boote, die am Gulstav-Flach gefischt hatten, brachten noch 500-600 Pfund der großen Butt nach Hause.

Wir machten unser nächste Tour mit noch vier Booten mehr nach Gulstav-Flach hin. Franz Zett, Peter Kolls und J. Dankwardt liefen mit ihren Buttnetzen zum Aussetzen nordöstlich vom Millionviertel hin, diese Tour hatten wir noch 460 Pfund. Die andern Boote 350 bis 400 Pfund. Franz Zett und seine Mackers machten die erste Tour mit ihren Buttnetzen einen Fang von 38 Stieg. Das waren bei 600 Pfund der großen Goldbutt. Es rüsteten noch einige Boote

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mehr mit ihren Buttnetzen zu. Wir hatten da auch schon drüber gesprochen.

Wir bekamen von Großkreuz Bescheid, dass er unsere Motorwinde einbauen wollte. Für uns war es ja auch die günstigste Zeit, doch dauerte das Einbauen länger als vorgesehen.

Die Buttnetzfischer hatten Fänge von 31-37 Stieg gemacht. So entschlossen wir, uns auch die Buttnetze einzusteinen und Franz Zett und seine Mackers sollten sie mitnehmen zum Aussetzen. Fiete Mumm sollte dazu mitfahren, so brauchten wir das Einbauen der Winde nicht zu unterbrechen, denn den nächsten Tag wollte Großkreuz auch mit dem Einbau fertig sein.

Die Buttnetzfischer machten noch mal einen Fang von 30 Stieg. Das waren immer noch 600 Pfund. Unsere Netze waren mit ausgesetzt. Nachmittags kam ein schweres Gewitter auf, mit nachfolgendem, stürmischem Südwest, der des Nachts auf Nordwest drehte und am Tage auf Windstärke 7-8 aufbriste.

Wir steinten gar nicht erst unsere anderen Netze ein, denn mein Vater und Fiete Mumm sagten, dass gebe so viel Schiet an Rotkraut in den Netzen, wo wir tagelang am zu arbeiten hätten, die Netze wieder rein zu kriegen. Das kennen wir von früher her auf diesem Fangplatz. Den übernächsten Tag flaute der Nordwest am Morgen mit einmal ab. So liefen wir mit den anderen 4 Booten mit den Buttnetzen zum Fangplatz aus. Es war so, wie mein Vater und Fiete Mumm sagten: Als wir zurückkamen, waren tatsächlich keine Netze vor lauter Rotkraut zu sehen.

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Wir hatten genug zu tun, um die Netze beim Aufhängen von Rotkraut rein zu bekommen und waren dabei, bis es dunkel wurde, die größten Flocken abzuspielen, um mit der Fegrute noch zu fegen, wir hatten gleich die Nase voll von den Buttnetzen.

Den übernächsten Tag machten wir uns wieder klar für die Tuckerei mit dem Schleppnetzgeschirr. Wir wickelten unseren Stahldraht von 150 Metern Länge und 6mm Stärke auf die Windentrommeln. So machten wir an unseren Scherrbrettern eine Steuerleiste. Das Aufwinden des Drahts ging gut - aber wie wird es, die Scherrbrettern vom Grund an Bord zu hieven? Wir waren gespannt, ob die Winde es schaffen würde. Ein Lederriemen war nicht aufzutreiben, so mussten wir es mit einem Kamelhaar-Kunststoff-Riemen mit Riemenverbinder versuchen. Vorsichtshalber nahmen wir unsere Schleppleinen mit an Bord, wenn es nicht funktionieren sollte. Denn die Fischerei mit Draht als Schleppleinen auf der Winde war ja nur ein Versuch, der sich erst noch bewähren musste. Auch der Umgang und die Handhabung desselben sollten erst noch geübt werden.

Wir machten die ersten Versuche südlich von der Ringelnatter, indem wir die Scherrbretter mit den eingeschäkelten Draht über Bord aussetzten und 60-70 Meter Draht ausliefen. Das erste Mal ging es gut, das zweite Mal fing der Riemen, als die Bretter vom Grund kamen, an zu schlieren, beim dritten Mal mussten wir die Bretter einzeln einhieven, weil der Riemen sich gestreckt hatte

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und nicht mehr ziehen konnte. Großkreuz war ja selbst bei den Versuchen. Er verkürzte den Riemen. Beim nächsten Versuch konnten wir die Bretter wieder einhieven. So liefen wir zum Hafen ein. Wir waren sehr skeptisch, ob es auf See bei Seegang au tiefem Wasser und mit den Wischenleinen hinter den Scherrbrettern überhaupt die Möglichkeit bestand, auf diese Art unser Geschirr wieder an Bord zu bekommen. Großkreuz hatte Bedenken. Er überlegte, es mit einem Spannhebel als Riemenspanner zu versuchen. Er musste sich aber erstmal überlegen, wo dieser anzubringen war. Großkreuz meinte, wir sollten man erst mal damit auf Fang fahren und etwas vom Riemenwachs mitnehmen. Er nahm sich einige Maße und wollte selbst den Spannhebel anfertigen. Die Boote, die mit der Tuckerei auf Buttfang fischten, hatten auf den verschiedenen Fangplätzen 30-40 Stieg am Tag gefangen. Butt mit einem Stieggewicht von 12-14 Pfund. Also mittelmäßige Qualität.

Wir liefen des Nachts nach Veisnitz zu und setzten bei Tagwerden auf 22½ Metern Wassertiefe nach Südosten zu aus. Mit dem Aussetzen ging es ganz gut. Nach anderthalb Stunden Fischzeit holten wir ein. Unsere Bretter bekamen wir, da gutes Wetter war, glatt an Bord, den Drift hatten wir 6½ Stieg. So setzten wir gleich auf, Gegenkurs wieder aus. Beim zweiten Drift mussten wir beim Einhieven der Bretter etwas nachhelfen, aber beim dritten Drift hatten wir Mühe, die Bretter einzeln an Bord zu bekommen und mussten den Riemen verkürzen, dann ging es beim nächsten Einholen wieder gut.

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Die folgenden Drifts mussten wir wieder nachhelfen. So musste der Riemen wieder gekürzt werden. Wie sollte das bei schlechtem Wetter werden? Wir konnten doch nicht 3-4 mal am Tag den Riemen kürzen. Sonst ging es ja ganz gut mit dem Draht beim Aussetzen wie das Aufwinden vom losen Draht. Es war ja, wenn alles funktionierte, eine große Erleichterung gegenüber dem Einholen der Schleppleine mit den Händen. Diese Tour hatten wir 41 Stieg. Der Fang war ganz gut - wir mussten aber doch versuchen, irgendwo einen Lederriemen zu bekommen.

Am nächsten Tag besprachen wir die Angelegenheit mit Großkreuz, dass eine Änderung geschehen müsse. Er wollte sich sofort mit der Sache befassen, denn das Problem des losen Riemens für den Antrieb der Winde müsse sofort gelöst werden und es sei nur mit einem Riemenspanner zu lösen, sagte Großkreuz. Er ging nochmals mit meinem Vater an Bord, um etwas auszumessen. „Nächste Tour ist die Sache in Ordnung, da könnt ihr Euch drauf verlassen!”

Mumm und ich gingen nach Hemmemann, um mit ihm über die Beschaffung von einem Lederriemen zu sprechen. Er empfahl uns 2 Firmen in Kiel, die hierfür zuständig waren. Wir machten uns reisefertig, um mit dem Mittagszug nach Kiel zu fahren. Dort gingen wir zur Firma Franz Ritter und hatten das Glück, einen Lederriemen 3½ Meter lang und 8 cm breit zu bekommen. Er kostete 140 Mark. Das war viel Geld, aber wir mussten den Riemen haben. Wir machten noch eine Tour mit der Anlage, da etwas Seegang war, mussten wir einzeln unsere Scherrbretter vom Grund einhieven und ein paar Mal

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den Riemen verkürzen. Das war große Scheiße und wir wurden uns einig, nicht eher wieder auf Fang zu fahren, ehe es mit dem Riemenspanner ganz in Ordnung sei. In den folgenden zwei Tagen hatte Großkreuz die Anlage umgebaut, so dass der Antriebsriemen durch den Riemenspanner eingeschaltet wurde. Wir schäkelten an jedem Drahtende ein Zentnergewicht ein und warfen diese im Hafen über Bord und hievten sie wieder ein. Die Versuche machten wir 5 mal, ohne dass am Riemen etwas verändert wurde. Es klappte jedes Mal. So glaubten wir, die Krankheit überwunden zu haben, was sich auf unserer nächsten Tour auch bestätigte. Da uns diese Tour man 30 Stieg brachte, wollten wir unsere nächste Tour mal wieder zum Großen Belt, den „Fakkebjerg am Feuerturm von Keldsnor” machen. Auf der Fahrt dorthin trafen wir 10-12 Boote, die von Bagenkop kamen und zum Millionviertel liefen. Wir gingen bei einem dieser Boote längsseits und sprachen mit der Besatzung, die erzählten, dass gestern einer ihrer Kameraden auf dem Millionviertel einen Fang von 8 Zentnern großen Rødspætte gehabt hätte, deshalb wären sie alle auf dem Weg dorthin. Wir liefen gleich mit zum Fangplatz und machten an dem Tag einen Fang von 46 Stieg Goldbutt, die ein Stieggewicht von 19-20 Pfund hatten. Es wären auf diesem Fangplatz, wie mein Vater wie Fiete Mumm sagten, immer nur kleine Butt gefangen worden. So sei es ein Wunder mit den plötzlichen Fängen an großen Goldbutt.

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Unser Fang war über 900 Pfund Goldbutt und 32 Pfund Steinbutt mit dem Aufwinden der Scherrbretter vom Grund hatten wir den ganzen Tag keine Schwierigkeiten, es hatte tadellos funktioniert.

Hier auf dem Millionviertel hatten wir, noch 6 weitere Boote aus Eckernförde, 4 Boote von Laboe und die Dänen den ganzen Monat August über gefischt und Tagesfänge, je nach Witterung, von 6-8 Zentner der großen Goldbutt gemacht. Bis auf die letzten Tage vom August, als der Fang plötzlich auf 3-4 Zentner absank und die letzte Reise nur 2½ Zentner betrug. Mitte des Monats überraschte uns eines Nachmittags um 16:00 Uhr ein schweres Gewitter mit nachfolgendem Westsüdwest-Sturm. Alle Boote mussten ausscheiden. Wir liefen mit 2 Reffs im Großsegel mit unseren Mackern Franz Zett, Peter Kolls und J. Dankwardt am Wind der Küste der Probstei zu. Es regnete, als wenn’s mit Eimern von oben kam. Als wir nahe der Küste waren, hielten wir zur Kieler Förde ab. Unsere Mackers waren wohl 300-400 Meter etwas in Lee von uns voraus, als plötzlich wieder eine wolkenbruchartige Sturmboe einsetzte, es war dunkel wie bei Nacht. Wir fierten die Piek von unserem Segel weg. Denn unser Boot wurde beim Einfallen der Boe mit der Leeseite unter Wasser gedrückt. Als die Boe vorbei und der Regen nachließ, war unser Macker außer Sicht gekommen. Wir konnten sie nirgends ausmachen. So drehten wir bei und gingen auf Gegenkurs zurück. Nach 10 Minuten sahen wir sie ohne Mast treiben. Wir legten uns in Lee von unseren Mackern und riefen, ob wir ihnen helfen könnten. Sie riefen nein, es sei ja gar nicht möglich, längsseits zu kommen, sie hätten ja bis auf den Mast wieder alles an Bord und seien dabei, den Mast überzunehmen.

Wir blieben liegen, bis sie alles klar hatten und sich in Fahrt setzten. Dass diese Tour die letzte mit ihrer Quase sein sollte, hatte keiner gedacht. Als wir im Hafen lagen, erzählten sie uns, dass sie ein Reff ins Großsegel gesteckt hatten. Als die Boe kam, waren sie gerade dabei, die Piek wegzufieren, da hatte es geknackt, und der Mast war über Bord gegangen, Peter und Jörn hatten sich gerade noch aufs Bünndeck werfen können um nicht vom Mast getroffen zu werden, erzählte Franz Zett.

Nach diesem Gewittersturm war am nächsten Morgen der Sturm auf Nordwest gegangen und stürmte zwei Tage lang. Unsere Mackers hatten sich einen neuen Mast anfertigen lassen. Als sie dabei waren, ihn aufzurickem, kamen W. Föh und Otto Neumann, beide gebürtige Eckernförde, die in Kiel wohnten, an unsere Mackers heran und wollten die Quase kaufen. Sie boten gleich 20.000 Mark in Bar. Unsere 3 Mackers besprachen die Sache um das Angebot mit dem Verkauf. Sie wurden sich einig und verkauften ihr Fahrzeug für 22.000 Mark. Die beiden Kieler wollten die Quase für ein großes Geschäft, das man ihnen angeboten hatte, verwenden. Wie sich nachher herausstellte, war es die Spritschmuggelei von Dänemark aus, wofür sich in kurzer Zeit mehrere Fischer mit ihren Booten hingaben.

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Die Fischer, die mit ihren Fahrzeugen weiterhin nach Goldbutt fischten auf dem Millionviertel, wurden von den Spritschmugglern, wenn sie mit ihrer Ladung von Naskow auf Laaland kamen, angelaufen wurden von ihnen für verrückt erklärt, dass wir uns hier noch mit ein paar Butt abquälten, während sie auf jeder Reise 1.000 Mark rein verdienten.

Es war aber kein Fischer, der sich von dieser Verlockung beeinflussen ließ. Sie blieben bei der Buttfischerei und sagten sich, dass eines Tages das dicke Ende für diese Schmuggler kommen würde. Überhaupt, wenn sie doch in der Öffentlichkeit mit ihrem Verdienen herumprahlten. Wie es denn im nächsten Frühjahr auch soweit war.

Die ersten paar Touren nach dem Sturm fischten wir uns noch bei 40 Stieg am Tag zusammen. Dann nahm es die nächsten Touren aber rapide ab und brachte nur noch 12-15 Stieg pro Tag. Es war die letzte Woche jeden Tag gutes Wetter mit Windstille oder flauem südlichen Wind gewesen. Den letzten Tag auf dem Millionviertel hatten wir am Nachmittag um 17:00 Uhr erst 10 Stieg Butt in der Bünn. So liefen wir H. Kreutz und H. Kruse an und fragten, ob sie denn auch nicht auch mehr gefangen hätten, ob sie keine Lust hätten, mit uns zum Fehmanbelt zu kommen, zu einem Fangplatz, den mein Vater beim Küstenschutz dort entdeckt hatte. Sie waren einverstanden, denn hier, meinten auch sie, hatte es keinen Zweck mehr.

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So liefen wir mit beiden Booten nach Fehmarn zu, um vor der Küste für die Nacht dort zu Ankern, was wir auch unterhalb von Bojendorf taten. Es war um 19:30 Uhr, als sich übers Oldenburger Land ein Gewitter entwickelte, das sich sehr schnell in Bewegung setzte. Wir hatten gerade Abendbrot gegessen, da sprang der Wind, der erst flau von Süden kam, plötzlich auf Nordwest mit einer steifen Brise. Wir warfen beide unsere Motoren an, denn wir lagen ja mit einmal im Leewall, was unterhalb Fehmarn eine unangenehme Sache ist. Als unsere Motoren liefen und wir Anker aufgehen wollten, wurde es mit einmal wieder windstill. Wir ließen aber den Motor noch eine halbe Stunde blindlaufen, stellten dann die Motoren ab. Es blieb still und vom Gewitter und nichts mehr zu sehen.

Am nächsten Morgen um 3:30 Uhr, als wir an Deck kamen, war es dick von Nebel und totenstill. Es war keine 50 Meter Sicht. Wir setzten unsere Motoren in Gang und gingen Anker auf in der Hoffnung, dass es, wenn die Sonne hoch kam, wieder hell wurde. Als wir ungefähr 40 Minuten auf Nord-Nordost gelaufen waren, sahen wir an Steuerbord durch den Nebel ein Fahrzeug vor Anker liegen, welches uns etwas zurief. Es war Theodor Föh aus Eckernförde, der, wie er sagte, uns gestern Abend nachgelaufen war. Er bat uns um eine Anwärmelampe, da seine nicht mehr brannte und er den Motor dadurch nicht in Gang bekäme. Da wir eine Anwärmelampe an Bord hatten, gaben wir ihm diese rüber.

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Theodor Föh fragte nach, wohin wir liefen. Mein Vater sagte, eine gute Stunde von hier nach Nord-Nordost. Da auf 13-13½ Faden Wassertiefe wollten wir es zu versuchen, ob etwas zu fangen sei.

Mein Vater hatte noch die verschiedenen Landmarken für diesen Fangplatz am Windsgraben, östlich vom Bjel ? im Kopf, aber leider nutzten sie ja nichts bei knüppeldichtem Nebel. Wir wollten sonst so hinlaufen, dass der Markelsdorfer Feuerturm über dem Petersdorfer Kirchturm stand und wir 24 Meter Wassertiefe loteten. Von dort wollten wir nach Ost-Nordost fischen. Als wir 90 Minuten gelaufen waren, loteten wir 29½ Meter. Mein Vater sagte, wir müssten noch etwas weiterlaufen. Nach 5 Minuten loteten wir 26½ Meter. So liefen wir noch etwas weiter und loteten 25 Meter. Hier setzten wir auf Ost-Nordost Kurs aus. Kreuz-Kruse waren wohl 100 Meter südwestlich von uns. Sie setzten auf demselben Kurs aus. Wir hatten wohl 10-12 Minuten gefischt und wurden fest. Wir mussten aufholen. Unsere nördliche Leine hakte nur ganz leicht. So konnten wir unsere Zeese ohne Behinderung aufholen. Wir staunten, dass in dieser kurzen Zeit schon über 50 Pfund Butt in der Zeese waren. Wir zählten gut 4½ Stieg Butt, die bei 11-12 Pfund das Stieg wogen, in die Bünn. Kreuz-Kruse wurden nach 15 Minuten fest und hatte 7 Stieg Butt gehabt. Wir besprachen uns und liefen mit beiden Booten noch etwas östlicher aus. Nach 5 Minuten loteten wir 24 Meter. So setzten wir beide aus. Wir fischten 20 Minuten und wurden wieder fest. Kreutz fischte eine halbe Stunde und wurde auch wieder fest. Wir hatten 10 Stieg Butt,

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Kreuz-Kruse 13 Stieg. Wir besprachen uns, ob wir hier einen Weedt aussetzen sollten, da hier doch anscheinend viel Butt zu fangen seien. Kreutz machte ein Weedt klar und setzte es, nachdem wir beide noch etwas östlicher ausgelaufen waren, aus. Unser Weedt wollten wir dann am Ende des Drifts aussetzen, wenn ein guter Fang im Netz war. Es schien, als wenn der Nebel etwas lichter wurde. Beide Boote fischten auf Ost-Nordost-Kurs 1 Stunde ohne fest zu werden. Dieser Drift brachte 24 Stieg. Kreutz winkte uns 22 Stieg rüber. Die Sonne war durchgekommen, die Sicht betrug wohl 1.000 Meter. Wir liefen noch etwas östlicher. Wir setzten unser Weedt aus und auch auf Gegenkurs unser Geschirr. Kreutz hatte gleich auf Gegenkurs ausgesetzt. Nach einer Stunde holten wir auf mit einem Fang von 28 Stieg, setzten gleich wieder auf Ost-Nordost-Kurs aus. Es war 11 Uhr. Kreutz winkte 26 Stieg herüber. Die Sicht wurde immer besser, eine Viertelstunde später kam Thetje Föh bei uns angelaufen. Sie hatten ihren Motor erst nach 7:00 Uhr in den Gang bekommen und hatten nachher nach uns gesucht. Sie setzten jetzt mit nach Ost-Nordost aus.

Mit einmal war es klare Sicht und rundum war überall das Land zu sehen, um die Mittagszeit wurde es sehr warm. Die See war spiegelblank. Es war außer uns dreien nirgends sonst ein Boot zu sehen. Mein Vater sagte, wir seien hier wirklich an der rechten Stelle, wo er oftmals gefischt hatte, mit sehr guten Fängen in den einzelnen Drifts, die er hier, als er beim Küstenschutz und Sicherungsverband „Heiligenhafen” gemacht hatte. Nach den Landmarken, die jetzt, wo es hell geworden war, sehr gut auszumachen waren. Er meinte, wir könnten noch viel weiter nach Osten zufischen, bis wir die Peilung Feuerturm „Flühsand” und „Merkelsdorf” übereinander hatten. So ließen wir den Drift etwas länger gehen, so dass wir ein gutes Stück an unser Weedt vorbei fischten. Der Drift brachte uns 34 Stieg Goldbutt von hier liefen wir noch 7-8 Minuten östlicher aus, bis die erwähnten Landmarken übereinstimmten. Wir setzten dann auf Gegenkurs aus. Kreuz-Kruse war dadurch von uns bald einen ganzen Drift westlicher, ebenso Thetje Föh. Der Drift brachte uns nach einer Stunde 33 Stieg. Die Uhr war eben nach 14:00 Uhr. Als wir wieder nach Osten zu aussetzten, hatten im Bünn schon einen Fang von gut 130 Stieg, wir machten im nächsten Drift 32 Stieg, den weiteren Drift nach Westen 34 Stieg, einen weiteren nach Osten mit 33 Stieg, einen weiteren setzten wir aus, als die Uhr 7 Uhr war. Es kam ein Boot, welches wir schon länger beobachteten, von der Fehmarn-Küste auf uns zulief und bei uns längsseits ging. Es war Ernst Plambeck aus Laboe. Er sprach mit uns über den Fang und setzte mit nach Westen zu aus. Bei diesem Drift sahen wir, dass Kruse und Föh immer weiter von uns abkamen. Es war, als wenn die Boote nach Hause liefen, denn bald waren sie außer Sicht. Um 8 Uhr holten wir auf, mit einem Fang von 34 Stieg. Wir wollten ausscheiden und nach Hause laufen, da kam Plambeck auf uns zu fragte nach unserem Fang. Er hatte 28 Stieg eingezählt. Er fragte, ob wir nicht noch einen Drift mit ihm nach Osten machen wollten, der Mond stand klar am Himmel und es wurde wohl noch einen guten Fang geben.

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Plambeck lief etwas von uns ab und setzte nach Osten zu aus. Wir beratschlagten, ob wir nach Osten oder noch einen Drift machen wollten, wir einigten uns auf einen Drift nach Westen, setzten sogleich aus, als wir unsere Scherrbretter über Bord hatten, überschlug sich beim Ablaufen des Drahtes von der Trommel eine Bucht vom Draht über den Trommelrand, wodurch der Stopper eingerastet wurde. Unser Boot wurde in der Fahrt abgestoppt. Wir koppelten vom Motor die Schraube aus und versuchten, den Draht wieder klar zu bekommen. Es dauerte über 20 Minuten, ehe wir es geschafft hatten. Wir hievten unseren Schleppdraht ein, merkten, dass unser Scherrbrett, wovon der Draht unklar geworden war, sich in den Grund eingeschnitten hatte. Ein Geschehen, wobei meistens das Scherrbrett beim Versuch, es aus den Mudgrund herauszubekommen, verloren ging oder beschädigt wurde. Wir hievten das andere Brett ein und holten somit Leinen und die Zeese an Bord, versuchten mit der Wischenleine, die zum Brett im Grund führte, langsam in entgegengesetzter Richtung, wie es in den Grund gegangen war, herauszuziehen, aber es kam nicht aus dem Mudgrund raus. Wir wollten auch nicht mit Gewalt das Brett herausholen. Es konnte passieren, das Brett zu verlieren, wenn die Leine oder auch der Draht abriss.

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Die Uhr war schon nach 22:00 Uhr, zwei Stunden hatten wir versucht, unser Brett herauszubekommen, ohne Erfolg. In dieser Zeit hätten wir schon beim Millionviertel sein können, wenn wir nicht noch mal ausgesetzt hätten. Da die Strömung sehr hart nach Westen setzte, fierten wir Wischenleine und Draht zusammen langsam ein, bis unser Boot davor lag. Wir machten erst mal Abendbrot und beratschlagten, was wir weiter unternehmen konnten. Da unser Boot durch den Strom steif in Draht und Leine lag, wollten wir es mit langsamem Rückwärtsgang des Motors versuchen, etwas mehr Druck auf das Brett im Grund zu bekommen. Endlich, um eben nach 23:00 Uhr, sah ich, da ich vorne auf der Kajütenkappe an Deck saß, mein Vater und Mumm waren in der Kajüte, dass Draht wie Leine langsam näherkamen und wir rückwärts über den Achtersteven trieben. Ich machte beide darauf aufmerksam. Als sie an Deck waren, holten wir Draht und Leinen ein, unser Brett war voll von Schlamm aber unbeschädigt.

Um 23:30 Uhr traten wir die Heimreise an, über 4 Stunden später als Kreuz-Kruse und Theodor Föh. Um eben nach 7:00 Uhr morgens kamen wir in Eckernförde an, mit einem Fang von 265 Stieg. Kreutz hatte, wie Kameraden erzählten, 223 Stieg gehabt und Föh 100 Stieg.

Der alte Fritz Frank erzählte uns, dass Kreutz schon gesagt hatte, dass wir einen noch größeren Fang mitbrächten. Seit gestern waren die Butt um 10 Pfennig teurer geworden.

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Den Fang von uns, den wir löschten belief sich auf 2.968 Pfund Goldbutt. Es war ein ganz großer Fang. Wir teilten unsere Essbutt und gingen anschließend nach Hause, wollten um halb 10 wieder an Bord sein, um Brennstoff zu übernehmen, und was sonst noch zu machen sei.

Nachmittags um 17:00 Uhr waren wir wieder am Hafen. So beschlossen wir, um 20:30 Uhr wieder auf Fangfahrt zu gehen. 3 Boote hatten noch mehr klargemacht mit zum Fehmarnbelt zu fahren.

Um 21:00 Uhr liefen wir aus, es waren immerhin 45 Seemeilen, die wir mit Ost-Nordost-Kurs ablaufen mussten, ehe wir am Fangplatz waren. Die Witterung war sehr gut, flauer Süd 1-2, blanker Vollmond. Rechneten gegen Morgen wieder mit Nebel.

Um 5:30 Uhr loteten wir 33 Meter Wassertiefe. Wir liefen noch ungefähr 10 Minuten weiter und hatten 24 Meter am Lot. So setzten wir nach Ost-Nordost unser Geschirr aus. Es war, wie erwartet, sehr neblig. Höchstens 200-300 Meter Sicht. Andere Booten hatten wir noch nicht gesehen.

Bei anderthalb Stunden Fischzeit holten wir unser Geschirr auf mit einem Fang von 28 Stieg. Wir setzten über denselben Kurs noch mal aus. Nach einer guten Stunde holten wir wieder auf mit einem Fang von 32 Stieg. Der Nebel lichtete sich etwas mehr auf. Die Sicht lag bei 1.000 Metern. Es war Totenstille. Ab und zu kam die Sonne mal durch. Das ganze Wasser war mit gelbem Entenflock verdeckt; wo wir durchfischten, blieb eine Bootsspur nach. Von unseren Kameraden hatten wir immer

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noch nichts gesehen. Es war doch schon nach 9:00 Uhr. Nach einer guten Stunde holten wir mit einem Fang von 33 Stieg auf. Wir setzten nach Osten zu wieder aus und sahen nach 5 Minuten an Backbord ungefähr 200-300 Meter ab unser Weedt. Jetzt hatten wir einen Anhaltspunkt. Es wurde sehr warm, als die Sonne richtig durchkam. Nach 10 Minuten wurde es klar, wenn das Land auch nicht zu sehen war .E s kamen 4 Boote weit im Westen in Sicht. Zwei Boote standen im Süden von uns, es schien, als liefen sie auf uns zu.

Um eben nach 12:00 Uhr holten wir auf mit einem Fang von 31 Stieg. Wir setzten gleich nach Westen wieder aus. Die beiden Boote, die alle auf uns zu kamen, waren 2 Laboer. Friedrich Voß und Johannes Paulsen. Voß kam noch bei uns längsseits und sprach mit uns. Er sagte, das Plambeck 20 Zentner gehabt hatte. Er war erst um 3:30 Uhr in Laboe angekommen. Sie hatten gerade ablegen wollen zur Howachter Bucht. Er sagte, dass sie dann nach Markelsdorf zugelaufen waren und von dort hierher. Plambeck hatte schon gesagt, dass ihr jedenfalls auf dem Fangplatz anzutreffen seien würdet. Fr. Voß fragte, was wir heute gefischt hätten. Mein Vater sagte, dass es gut 150 Stieg seien, die wir in der Bünn hätten. Unsere Eckernförder Mackers waren einen Drift westlicher von uns. Es waren fünf Boote.

Den Drift nach Westen hatten wir 355 Stieg. Hatten gute 10 Minuten an unserem Weedt vorbeigefischt. Wir setzten gleich nach Osten wieder aus. Dieser Drift

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brachte 33 Stieg. Von dort aus machten wir noch 2 Drifts nach Westen zu. Ein Drift mit 36 Stieg und den nächsten mit 31 Stieg. Um 19:30 Uhr abends liefen wir dann auf West zu Süden nach Hause zu. Wir hatten einen Fang von 259 Stieg in der Bünn. Nach einer halben Stunde beobachteten wir, das uns drei Boote folgten. Um eben nach 4:00 Uhr liefen wir in Eckernförde ein. Nach einer guten halben Stunde, es war wieder sehr neblig, die ganze Nacht war klarer Mondschein gewesen.

Die Boote, die nach uns einliefen, waren Kreutz, Föh, Friedrich Rolfs etwas später lief die „Hertha” ein. Heinrich Mohr war nicht mit zurückgekommen, er wollte jedenfalls den nächsten Tag zufischen. Wir lieferten 2.867 Pfund Goldbutt ab. Kreutz hatte 250 Pfund, Föh 1.830 Pfund, Rolfs 2.100 Pfund und die „Hertha” hatte 1.950 Pfund. Nach diesen Ergebnissen mussten sich auf dem Fanggebiet über eine große Fläche eine Menge Butt angesammelt haben. Nach dem Löschen gingen wir mit unseren Essbut nach Hause, wollten in einer Stunde wieder an Bord sein, um Brennstoff zu übernehmen und vor allem unsere Zeese nachzusehen. Danach beschlossen wir, gleich um 20:30 Uhr abends wieder mobil an Bord zu sein.

Es wollten noch mehrere kleine Boote zurüsten und mit auf Fang zum Fehmarnbelt fahren. Das Wetter war bisher alle Tage still und spiegelblanke See. Es waren Sommertage mit 25-29°C gewesen. Wenn auch in den Morgenstunden dicker Nebel war, so war doch über Tag bis Mitternacht meistens klare Luft mit Mondschein.

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Am 7.9.19 waren wir um 20:30 Uhr an Bord. Eben vor neun liefen ein Boot nach dem anderen aus. Es waren 9 Boote. Der Mond kam gerade auf, der ganz flaue Südwind machte sich eben bemerkbar. Um 3 Uhr Nachts waren wir noch auf dem Millionviertel. Da wollte unser Motor nicht mehr und fing plötzlich an zu stottern und zu qualmen. Wir stoppten den Motor ab. Mein Vater sagte, jedenfalls sei etwas mit der Düse unklar und der Glühkopf verkohlt. Den Glühkopf mussten wir losschrauben und abnehmen. Es war keine leichte Sache, da er glühend rot war. Der Reservekopf wurde mit einer neuen Packung klar gemacht. Die Düse wurde ausgewechselt. Nach einer halben Stunde wärmten wir den Motor wieder an. Es war ein ziemlicher Nebel aufgekommen, um viertel vor 4 setzten wir unsere Fahrt fort. Bei halb 7 herum lotten wir 24½ Meter Wassertiefe. Danach mussten wir ja auf dem Fangplatz sein. Wir setzten unser Geschirr aus. Als wir ungefähr 10 Minuten gefischt hatten, merkten wir, dass unser Schleppdraht immer tiefer zeigte. Wir loteten 30½ Meter Wassertiefe. Wir waren zu früh angefangen, hätten mindestens eine Viertelstunde weiter laufen sollen. Hoffentlich ging es gut. Wir loteten immer wieder bei 30 Meter. Mein Vater hatte eine Hand an den Drähten umfühlen zu können, wen unser Geschirr haken sollte.

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Nach einer Stunde loteten wie 27 Meter und holten auf. Dieser Drift auf dem tiefen Wasser brachte einen sehr guten Fang von 42 Stieg Goldbutt. So viel hatten wir die letzen Tage hier nie gehabt. Es stellte sich für uns die Frage: Sollten wir nach Osten, oder auf Gegenkurs aussetzen, von den anderen Booten war nichts zu hören und zu sehen, obgleich der Nebel sich etwas lichtete und bei 500-600 Meter Sicht war. wir wollten es riskieren, nach Westen auszusetzen. Ich lotete 26½ Meter Wassertiefe. Nach einer Viertelstunde 30 Meter und nach einer halben Stunde wurde der Wasserstand etwas weniger. Als wir eine Stunde gefischt hatten, holten wir auf, denn unser Geschirr war bereits zusammengewandert. Beim Aufholen loteten wir knapp 24 Meter. Es musste ein großer Fang oder ein Stein im Netz sein, denn die Zeese ließ sich nur schwer aufholen. Es waren nur Butt im Netz. Wir übernahmen sie in acht Quästen. Als wir den letzten Quast aufnahmen, kam aus dem Nebel ein Boot auf uns zugelaufen. Es war Karl Rehbehn mit Karl Jarmer und August Kässler, der vorne am Steg stand und uns fragte, ob sie hier auf dem Fangplatz seien. So fragten sie nach unserem Fang und wo die anderen Boote seien. Sie machten Augen, als wir sagte, dass wir diesen Drift 65 Stieg Butt eingezählt hatten, von den anderen Booten aber nichts gesehen hatten. Die müssten alle einen Drift östlicher sein, den hier wo wir jetzt sind, seien wir noch nicht gewesen. Sie sollten man ruhig mit uns nach Osten zu aussetzen.

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Sie waren aber doch der Meinung, mehr nach den anderen Booten zu laufen.

Wir setzten gleich wieder aus, auf dem halben Drift wurde es plötzlich hell, so bekamen wir eins nach dem anderen die Boote in Sicht. Sie waren 1½-2 Drifts östlicher als wir. Als es über Land aufklarte, stellten wir fest, dass wir noch im Windsgraben waren. Unseren Drift ließen wir etwas länger gehen und holten auf 27 Meter unser Geschirr auf, mit einem Fang von 38 Stieg. Wir hatten aber im Unterblatt ein Loch von einen Faden Länge. Mussten doch irgendwo gehakt haben. Wir nähten das Loch zusammen, liefen etwas Nord ab und setzten nochmals nach Ost-Nordost aus, so kamen wir den anderen Booten, etwas näher. Dieser Drift brachte 34 Stieg, gelotet hatten wir 24½ Meter. Wir setzten auf Gegenkurs aus, dem tieferen Wasser zu. Denn dort lagen nach unseren Fängen doch noch mehr Butt als auf den 24 Metern. Der Drift brachte 38 Stieg, so setzen wir nochmals nach Westen zu, loteten bei 30 Meter und einmal 32 Meter und dann wieder 24 Meter. Nach 1¼ Stunden holten wir auf mit einem Fang von 46 Stieg. Unser Fang belief sich über 270 Stieg. Um 16:30 Uhr liefen wir von hier nach Hause. Wir hätten noch ein paar Drifts mehr machen können, aber wir hatten einen großen Fang in der Bünn und wir brauchten ja auch nicht immer die letzten zu sein. Um eben nach 0:00 Uhr liefen wir im Hafen ein, nach dem Löschen von 3.000 Pfund Butt gingen wir um 2:00 Uhr nach Hause und wollten um 20:30 Uhr am Hafen sein, Essbutt teilen, Brennstoff übernehmen und das Geschirr zu übernehmen.

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Morgens am Hafen erfuhren wir, wie groß die Fänge von den anderen Booten waren. Heinrich Mohr, der einen Tag mehr gefischt hatte, hatte 2.260 Pfund abgeliefert. Die andern 9 Boote, die mit uns ihre Tour gemacht hatten, hatten Fänge von gut 1.000-2.300 Pfund. Dann die kleinere Boote, die Fänge bei 1.000 Pfund herum hatten. Die kleinen Boote hatten doch beim Schleppen den Durchsatz wie die größeren Boote. So wurde ihr leichtes Geschirr durch die stets dort laufende starke Strömung auf dem tiefen Wasser beeinflusst. Tagsüber Totenstille und sehr warm und vom frühen Morgen um 10:00-11:00 Uhr starker Nebel. Am Tag, als Hermann Mohr zugefischt hatte, hatten noch 5 Bote aus Laboe dort mit gefischt.

Am 9.9.19 um 21:00 Uhr liefen wir wieder zum Fangplatz aus mit 5 weiteren Booten. Die kleinen Boote wollten einen Tag abwarten. Um 5:30 Uhr, es war nicht so neblig wie sonst die Tage mit einer Sicht von 1.000 Metern, setzten wir etwas östlicher aus, nach unserem Weedt zu. Von den anderen Booten konnten wir drei ausmachen. Nach 20 Minuten sichteten wir an Backbord in 300 Metern ein Weedt. Es musste unser sein. So ließen wir den Drift von hier ab noch eine Stunde gehen. Der Drift brachte 35 Stieg. Wir liefen noch etwas östlicher aus, so dass wir auf unser Weedt zufischen konnten. Nach einer guten Stunde bekamen wir es in Sicht. Diesen Drift bekamen wir 4 Boote zu sehen, die südlich von uns fischten. Es war etwas nebliger geworden, als wenn es eine Nebelbank war, denn nach Norden zu konnten wir Laaland ausmachen.

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Wir fischten auf unser Weedt zu, wollten es aufnehmen. Es hatte schon über eine Woche dort gestanden. Eine Viertelstunde später holten wir auf, mit einem Fang von 36 Stieg. Dann setzten wir auf Gegenkurs wieder aus. In dieser Zeit wurde es innerhalb von 10 Minuten plötzlich hell. Die vier Boote unserer Kameraden fischten nach Westen zu. Der Drift nach Osten brachte 33 Stieg. Der nächste Drift nach Westen 34 Stieg, wieder ein Drift nach Osten 36 Stieg, dann machten wir noch zwei Drifts nach Westen zu. Einer mit 38 Stieg und der letzte Drift brachte 32 Stieg, um eben nach 7 liefen wir nach Hause ab, mit einem Fang von gut 240 Stieg. Es schien, als wenn sich die anderen Booten auch auf den Marsch nach Hause machten. Es war ein herrliches Wetter. Spiegelblanke See und durch den Sonnenuntergang sah das ganze Wasser aus wie glitzerndes Gold.

Um 3:00 Uhr morgens liefen wir in Eckernförde ein, löschten einen Fang von 2.694 Pfund, als nächstes Boot lief Kreuz-Kruse ein. Die hatten 225 Stieg. Dann kam Friedrich Rolfs mit 220 Stieg. Die nächsten Boote waren später gekommen, als wir schon nach Hause gegangen waren. Wie wir am Morgen hörten, hatten diese Boote 130-210 Stieg Butt gefangen. Wir teilten unsere Essbutt, mein Vater blieb an Bord. Er überholte unsere Zeese, die hatte doch ziemlich gelitten in den Touren mit den großen Fängen. Nachdem wir wieder am Hafen waren, nahmen wir Rohöl, Schmieröl und einen Sack mit Brikett an Bord. Mein Vater sagte, dass wir eine neue Zeese klarmachen müssten, denn mit dieser, die wir immer gebraucht hätten, sei nichts mehr los. Die Einstellmaschen seien zu mürbe. Von diese Zeesen hatten wir aber glücklicherweise drei Stück an Bord. Es waren ganz neue Flissenzeesen von 50 mm Maschenweite. Aber die Einstellmaschen waren aus kümmerlichem Netzgarn. Ich sagte, wir haben noch eine von den langen und weiten Fehmarnzeesen mit dem dicken Steert von 55 mm Maschenweite auf den Boden, die könnten wir doch mit an Bord nehmen. Mein Vater wie auch Fiete Mumm waren beide der Ansicht, dass diese Zeese einfach zu weit sei für die Butt, die wir hier fingen, aber bringe sie mal mit runter.

11.0.19

Es wollten wieder einige der kleinen Boote mit auf die Tour. Die um 21:00 Uhr zum fünften Mal zum Fangplatz Windsgraben-Fehmarnbelt ging. Bei dieser Tour wurde es schon eben nach Mitternacht neblig. Wir hatten Bülkfeuerschiff erst vor einer guten halben Stunde passiert. Es war mit einmal außer Sicht, weil auch der Mond im Nebel verschwunden war. Um 5:30 Uhr loteten wir 29 Meter Wassertiefe. Von unseren Kameraden war nichts zu sehen und zu hören. Wir beratschlagten, ob wir es riskieren sollten, hier auszusetzen, oder noch etwas weiterlaufen sollten. Nach der Karte mussten wir etwas nördlicher laufen. Wir loteten 25 Meter, setzten von hier aus nach Ost-Nordost aus. Es war knüppeldicker Nebel. Wir loteten mehrmals 25, 24½ und 24 Meter. Wir fischten 1½ Stunden auf unserem Kurs. Der Drift brachte 38 Stieg. Als diese Butt eingezählt waren, setzten wir auf Gegenkurs aus. Nach knapp anderthalb Stunden wurden wir fest, loteten 21½ Meter und harten Grund. Mein Vater sagte gleich: „Wir sind zu dicht ans Öjel ?

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herangekommen”, doch unsere Leine, die hakte, ging leicht los. Wir hatten in dem Drift 41 Stieg Butt und zum ersten Mal 2 große Steinbutt von 7 und 8 Pfund mit, wovon der eine beim Einholen der Zeese noch im Unterblatt lag. Wir sagten untereinander, dass hier am harten Grund ja Steinbutt liegen mussten, wir liefen von hier aus etwas nach Süden, denn beim Aufholen merkten wir, dass die Strömung sehr hart nach Nord-Nordwest setzte, das war dann auch die Ursache, dass wir zum Öjet ? versetzt waren. Wir loteten 27 Meter und setzten nach Ost-Nordost aus. Wollten es riskieren, hatten ja auch die vorletzte Tor auf 30 Meter gefischt. Es ging alles gut. Wir hatten am Lot nun zwischen 26 und 30 Meter Wassertiefe. Nach 1¼ Stunden holten wir über 25 Metern auf, mit einem Fang von 48 Stieg. Danach lagen auf dem tiefen Wasser doch einige Butt mehr, nach dem Einzählen des Fanges setzten wir auf Gegenkurs aus, wollten bei einer Stunde aufholen. Dieser Drift brachte 45 Stieg. Wir setzten danach nach Osten zu aus, holten bei einer Stunde ein. Der Drift brachte nur 25 Stieg, denn das Unterblatt unser Zeese war total zerrissen. Also mussten wir, da viel Rost zu sehen war, an irgendwas gehakt haben. Nach dem Fang musste es auf dem halben Drift geschehen sein. Wir steckten wieder die alte gebrauchte Zeese vor und setzten nochmals nach Osten aus, fischten 1½ Stunden auf diesem Kurs. Als wir eine Stunde gefischt hatten, war es uns, als wenn wir an Steuerbord einen Motor hörten. Zu sehen war nichts. Der Drift brachte 37 Stieg. Nach dem Einzählen der Butt setzten wir nach Westen zu aus. Wir fischten anderthalb Stunden, holten auf 25 Meter einen Fang von 36 Stieg auf. Da es immer noch dick vor Nebel war, schieden wir aus und liefen um 18:30 Uhr nach Hause ab.

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Wir hatten wieder einen großen Fang in der Bünn. Es waren 269 Stieg. Als wir eine gute Stunde auf unserem Kurs gelaufen waren, wurde es plötzlich hell. Wir konnten die gesamte Probsteier Küste ausmachen. Die Sonne ging wieder so golden unter wie die Touren zuvor. Meine Macker meinten, dass es hier den ganzen Tag klar gewesen sei und der Nebel nur über dem Belt gelegen habe.

So bei halb 3:30 Uhr liefen wir im Hafen ein, löschten unseren Fang von 2.950 Pfund. Eine Stunde später lief Kreuz-Kruse ein. Kreutz kam zu uns hin und sprach mit uns, sie hätten den ganzen Tag weder ein Boot gehört noch gesehen. Wir sagten, dass wir einmal meinten einen Motor gehört zu haben. Es war nachmittags um 16:30 Uhr. Wir erzählten, dass wir einmal festgeworden waren und ein Drift unser ganzes Unterblatt zerrissen habe. Kreutz fragte, was wir gefangen hätten. „An die 270 Stieg”, sagten wir. Sei hätten gut 250 Stieg gehabt. Wir fragten nach den anderen Booten. Kreutz sagte: „Davon liegen mehrere im Hafen, die sind jedenfalls, als der Nebel beim Feuerschiff einsetzte, umgekehrt. Als wir mit dem Löschen fertig waren, wurde es wieder neblig.

Wir gingen alle drei für ein paar Stunden zur Koje. Um eben nach 7 Uhr teilten wir unsere Essbutt, verkauften die beiden Steinbutt. Es waren 16 Pfund. Gingen dann nach Hause und wollten in einer Stunde wieder unten sein. Dann Brennstoff übernehmen und die Zeesen heilmachen.

Die Boote Hermann Mohr und Friedrich Rolfs waren gestern Abend zum Fangplatz gefahren. Am 13.9.19 um 21:00 Uhr sollte es wieder losgehen. Wir machten mit Kreuz-Kruse zusammen noch 5 weitere Fahrten zu diesem Fangplatz gemacht, die alle mit einem Tagesfang von 250-265 Stieg zufriedenstellend ausfielen. Und jeder Tag mit derselben Witterung, wie sie in den ausführliche Berichten der ersten 5 Touren geschildert ist. Die Touren waren am 13.9., 15.9., 17.9, 19.9. und am 21.9. Wir machten zusammen unsere letzte Tour zum Fangplatz. Nach einem Gewitter, welches eben nach Mitternacht einsetzte, kam der Wetterumschwung, nach dem Gewitter hielt der steife Südwind an. Wir liefen mit beiden Booten trotzdem zum Fangplatz hin, hofften, dass der Wind noch wieder abflaute. Als Tag wurde, fing es auch noch zu Nieseln an, um 6:00 Uhr setzten wir auf 24½ Meter beide nach Ost-Nordost aus. Kreutz war ungefähr 100 Meter nördlicher von uns. Der Wind hatte bei Tagwerden noch etwas zugenommen. Nach einer guten Stunde holten wir auf. Kreutz hatte schon vorher aufgeholt und setzt schon wieder nach Westen aus. Wir hatten einen Fang von 32 Stieg. Wir liefen etwas östlicher, setzten dann auch auf Gegenkurs aus. Im Großsegel hatten wir 1 Reff eingesteckt. Sollte der Wind noch mehr zunehmen, wären wir darauf vorbereitet. Von Marienleuchte kamen 3 Boote unter Segel auf uns zugelaufen. Wie wir feststellten, waren es

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die Travemünder Blöcker, Peter Jordan und Klatt. Die drei Boote setzten alle nach Westen zu aus, holten bei einer Stunde auf und fischen dann wieder auf Gegenkurs.

Wir ließen den Drift anderthalb Stunden gehen, mit einem Fang von 48 Stieg Butt, die etwas größer waren als die Butt der sonstigen Fangtage. Wir loteten 27 Meter, waren aber einen ganzen Drift östlicher als die Touren vorher, danach standen wir südlicher von den 24 Metern Wasserstand. Wie machten unser Weedt als Anhaltspunkt klar. Und zwar mit einer zusätzlichen Boje, die den Druck der Stömung abfangen sollte. Erst setzten wir die Boje aus, an der Boje befestigten wir mit einer Leine von 8 Metern unser Weedt. Ohne die Boje würde unterschneiden durch den Strom. Dann setzten wir nach Ost-Nordost aus. Kreutz fischte nördlicher als wir und war beim Aufholen an die 1.000 Meter westlich von uns. Wir fischten anderthalb Stunden nach Ost-Nordost, der Drift brachte 42 Stieg. Nachdem wir unseren Fang in der Bünn hatten, setzten wir auf Westsüdwestkurs aus. Als wir knapp eine Stunde gefischt hatten, wanderten unsere Schleppleinen mehr und mehr zusammen. So wollten wir aufholen. Als wir den Spring ? lösten, sprangen unsere Bretter auf einmal weit auseinander. Wir Wussten, dass etwas gerissen war. Unser Weedt stand etwa 300-400 Meter von uns ab. Als wir unsere Wischenleine aufholten, ging es so leicht, dass wir sagten, unsere Zeese sei abgerissen. Und tatsächlich war es so: wir holen nur den Hamen mit den beiden Bögen von unsere Zeese auf, wo nirgends zu sehen war, dass es irgendwo gehakt hatte. Das ganze Netzgarn war rundherum wie mit einem Messer an den Einstellmaschen abgescherrt.

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Nur am Bogen, wo die Nähte von Unter und Oberblatt zusammengenäht waren, war an einem Bogen ein halber Meter und am anderen Bogen ¾ Meter vom Netzgarn hängengeblieben ?. Mein Vater hatte sich, als die Schleppleinen auseinandergingen, so gut es ging, da nach Fehmarn ganz gute Sicht war, eine Landmarke genommen. Ehe wir aber eine neue Zeese vorgesteckt hatten und wieder klar zum Aussetzen waren, hatten Wind und Strom uns weit nach Westen versetzt. Wir liefen zu unserem Weedt zurück und setzten nach Ost-Nordost aus, wie wir es beim Drift nach dem Aussetzen des Weedts getan hatten. Als wir eine Viertelstunde gefischt hatten, sagte mein Vater: „Jetzt wandert die Petersdorfer Kirche glatt an das Gebüsch ran, die ich mir als Landmarke nahm, als es passierte.” Nach gut 5 Minuten gingen unsere Schleppleinen ganz plötzlich zusammen. Ich rief: „Dass ist unsre Zeese - oder das Objekt, an dem wir unsere Zeese verloren haben!” Als wir unsere Bretter einhievten sahen wir es weiß schimmern. Und Tatsächlich hakte unsere Zeese auf einem unserer Scherrbretter. Alles war weiß von Butt, wovon eine Menge nun bei uns herumschwammen. Es war eine harte Arbeit, das Netzgarn vom Brett klarzubekommen. Ein ungeheurer Druck saß darauf. Mein Vater nahm die Lotleine, legte den Tampen der Leine über das Netzgarn, welch es am Brett festsaß. Er knotete den Tampen am Lot mit fest, und fierte das Lot an beiden Leinen etwas weg, ging dann mit den Leinen nach achtern, holte die Leinen steif, schäkelte einen großen Schäkel über die Leinen, die nach unten führten, und so schnürte sich die Leine mit dem Lot über der Zeese zusammen. so konnte er einen ganzen Teil der Zeese zu uns heranholen, damit wurde der Zug auf dem Brett weniger, so dass wir das Netzgarn davon abklaren konnten und die Zeese freibekamen. Es waren noch über 4 Quäste an Butt in der Zeese, wir zählten 45 Stieg Butt in die Bünn, danach musste ein Riesenfang im Netz gewesen sein, dass durch den Druck der Fahrt und denn großen Fang in der Zeese die Maschen einfach so abgescherrt sind. Als wir unser Geschirr an Bord hatten, war in der Zeese, womit wir eine Viertelstunde gefischt hatten, 8 Stieg Butt drin. Bei diesem Theater war über eine Stunde vergangen. Wir liefen auf unser Weedt zu. Es war gut gewesen, dass wir es ausgesetzt hatten. Sonst hätten wir keinen Anhalt gehabt.

Wir setzten wieder nach Osten zu aus und sprachen darüber, dass wir unsere Zeese gleich wieder mit bekommen hatten. Mein Vater klagte schon vor 2 Touren über die mürben Einstellmaschen, dass es damit nicht mehr ginge. Den Drift ließen wir eine Stunde gehen. Er brachte 38 Stieg. Wir liefen etwas Ost-Nordost und setzten dann auf Gegenkurs aus. Als wir eine Dreiviertelstunde gefischt hatten, wanderten die Leinen wieder zusammen. Wir machten unser Segel dicht und wollten aufholen, da war es schon wieder geschehen: Die Scherrbretter klafften plötzlich weit auseinander. Als wir die Leinen einholten, war nichts mehr dran. Der ganze Rahmen von Unterdele, Oberdelle und beide Bögen unbeschädigt, nur das Netzgarn war rundherum von der Zeese abgescherrt, wie beim ersten Mal. Bis auf ein paar Faden Netzgarn am vordersten Bogen mit einem Stück Naht der beiden Zeesenblätter und einem Stück vorne von der eingenähten Ecke. Hier saßen noch 5 Butt in der Ecke. Es war uns unerklärlich, wie es angehen konnte. Wir hatten doch mit dieser Zeese alleine auf diesem Fangplatz 7 Touren mit großen Fängen gemacht. Freilich war ja jede Tour windstilles Wetter gewesen. Also musste es wohl daran liegen, dass die Segelkraft bei großen Fängen im Netz so viel Druck erzeugt, dass das Netzgarn es nicht mehr verkraften konnte. Es mussten mit den Drifts nach Westen große Mengen an Butt in der Zeese gewesen sein, es war einfach ein Rätsel.

Wir hatten nur noch eine dieser Flissenzeesen an Bord, die noch nicht gebraucht war, und dann die große Zeese mit 55 mm Maschenweite aus Baumwolle. Ich sagte: lass uns nun diese vorstecken. Mein Vater und Mumm waren anderer Meinung, so steckten wir die Flissenzeese vor. Wir liefen auf unser Weedt zu und setzten nach Osten aus. Bei all dem hatten wir gar nicht bemerkt, dass jetzt vier Traveboote da waren. Peter Kelling war auch noch gekommen. Peter Jordan kam auf uns zu. Er fragte, was wir fingen. Wir sagten 4 Zentner im Drift und dass wir eben unsere zweite Zeese verloren hatten, jedes Mal kurz vor dem Aufholen. Er sagte, nach Westen zu hätten wie immer 1-2 Zentner mehr im Netz als nach Osten zu. Er fragte, ob wir hier schon länger gefischt hätten. Wir sagten, es sei unsere zehnte Reise hierher und wir hätten jede Tour 26-30 Zentner angelandet. Er meinte, dann hätten sie viel verpasst. Wir fischten eine gute Stunde. Der Drift brachte 32 Stieg. Dieses Mal hatten wir nicht das Glück, die verlorene Zeese

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wiederzubekommen. Die Zeese war jedenfalls zu leicht gewesen. Merkwürdig war, dass die Butt heute mit jedem Drift etwas größer waren als sonst. Wir berieten, ob wir Ausscheiden wollten. Es war, als graute uns, noch einen Drift zu machen, der nach Westen ging, dann setzten wir doch wieder aus. Hatten vorher noch ein paar Ketten angebracht. Uns fiel auf, dass der eine Travemünder der hinter uns nach Osten fischte, nach kurzer Zeit wieder aufholte, aber noch nicht wieder ausgesetzt, sondern weit nach Norden abgetrieben war. Er musste etwas mit seinem Motor haben. Eine halbe Stunde später sahen wir ihn vom Fangplatz nach Marienleuchte zulaufen. Es mussten die Gebrüder Klatt sein.

Wir beobachteten bei diesem Drift unsere Schleppleinen ganz genau. Sobald sie enger wurden, wollten wir aufholen. Der Wind hatte noch etwas zugenommen. Es war bald kein Wetter mehr, unser Weedt stand wohl noch 200 Meter an Backbord voraus, als mein Vater plötzlich den Spring loswarf und den Motor auskoppelte. Er sagte, es sei wieder dasselbe. Wir holten missmutig unser Geschirr auf. Unsere Wischenleine ging vorne noch steif aufzuholen. Ich sagte ein paar Mal, bei mir ist es, als wenn etwas zerreißt. Als wir die Hahnepoten hatten, sage ich: „Bei mir ist nichts mehr dran, aber vorne geht es noch steif.” Wir sahen unsere Zeese weiß von Butt, und dass sie nur noch am Bogen mit wenigen Maschen festsaß

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Mein Vater wollte etwas im Wind dampfen, damit die Kraft etwas locker wurde. Aber es war zu spät. Das letzte, was noch von der Zeese gehalten war, war abgerissen und die Zeese versank mit dem gesamten Buttfang. Wir machten noch unseren Drachen klar, versuchten noch eine halbe Stunde lang die Zeese zu finden, hatten unser Segel an Deck gefiert, aber es war nichts zu machen. Die dritte Zeese war heute verloren gegangen mit einem großen Fang drin. Wir liefen unser Weedt an, holten es ein. Wir sagten: wer weiß, wann wir hier wieder herkommen. Die gute Wetterlage ist vorbei. Wir setzten das Segel und liefen nach Hause mit einem Kurs, der ein Stück höher lag als sonst. Mein Vater rechnete damit, dass der Wind mehr nach Westen drehen würde. Kreuz-Kruse mussten schon ausgeschieden sein. Sie waren nicht mehr zu sehen. Wir hatten bei unserer Wühlerei da gar nicht mehr drauf geachtet. Wir hatten trotz allem Pech. Immerhin noch 240 Stieg Butt in der Bünn. Hätten wir die Zeesen mit dem Fang nicht verloren, wäre es wohl unser größter Fangtag gewesen auf diesem Revier. Aber wie Fiete Mumm sagte: „Uns Herrgott stüürt de Bööm, dat se ni in de Heben waß.” Als wir nach vier Stunden die Probsteiküste näherkommen sahen, schralte der Wind auf Südwesten zu. So kam es uns gut zupass, dass wir unseren Kurs etwas höher beigelegt hatten. Um Mitternacht liefen wir bei uns im Hafen ein. Kreutz war noch bei und löschte seinen Fang. Sie waren vor einer Dreiviertelstunde eingelaufen.

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Sie hätten 260 Stieg gefischt. Wir erzählten, wie es uns ergangen sei und zeigten ihm die drei leeren Rahmen der Zeesen. Er sagte: „Wie kann das nur möglich sein? Da müssen ja eine Menge Butt dringewesen sein!”

Wir löschten trotzdem noch 2950 Pfund. Die Butt waren diese Tour tatsächlich größer als die Touren zuvor. Kreuz-Kruse hatten mit ihren 260 Stieg nicht mehr Gewicht abgeliefert als wir. Um 8:30 Uhr wollten wir am nächsten Morgen wieder an Bord sein. Mein Vater ging nach Hause, Mumm und ich legten uns in die Kojen.

Am nächsten Morgen hatte sich schon herumgesprochen, was uns passiert war. Alle Kameraden kamen an Bord und besichtigten, was von den Zeesen übriggeblieben war. An den Rahmen der drei Zeesen konnte keiner irgendeine Beschädigung feststellen. Ebenso, dass die drei Zeesen alle gleichsam von Unterdelle bis Oberdelle sowie am Bogen abgescherrt waren. Doch beim kräftigen Ziehen an den dicken Einstellmaschen waren alle Maschen mürbe. Man konnte diese Maschen so abreißen, das feine weitere Netzgarn war stark. Hiervon waren die Maschen nicht zu sprengen der zu zerreißen.

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Die Reisen zum Fehmarnbelt waren erstmal wegen des Wettersturzes vorbei. Wir alle hatten es auch nötig, uns mal auszuruhen. Die 10 Reisen dorthin waren doch für alle eine ziemliche Strapaze gewesen. Der Südwest stürmte mehrere Tage mit Windstärken 6-7. Hatten auch genug zu tun, um neue Zeesen zu machen und an der einen Zeesee aus starkem Flissengarn neue Maschen anzuknoten. Wir sprachen mehrmals über die große Masse an Goldbutt, die sich auf diesem großen Fanggebiet abgelagert hatte, sogar auf verschiedenen Wassertiefen, und dass 20 Tage lang mehrere Boote dort gefischt hatten. Ich sprach mit meinen Mackers über die Buttmassen. Ich fragte, ob es angehen könne, dass es dieselben Butt waren wie im vorigen Jahr, als ich bei Thies und Lietz an Bord war, die nur 2 Seemeilen nördlicher gelegen hatten. Ob es die kleinen in in großen Mengen vorhandenen Butt sein könnten, wovon die Gebrüder Rissen aus Apenrade diese kleinen, untermaßigen Butt als Schweinefutter fischten. Konnten diese Butt in einem Jahr so schnell herangewachsen, dass sie so schnell ein Stieggewicht von 11-12 Pfund angenommen hatten? Oder waren es die kleineren Buttrassen von den nördlichen Fanggründen bis zum Millionviertel, die von dort nach Osten zugewandert sind und sich schon eine ganze Zeit abgelagert hatten, und wo sie nun auf diesem Fangplatz in 20 Fischtagen, wo das Tagesfangergebnis stets dasselbe war, gestört wurden und sich weiter auf dem Weg nach Osten zu begaben.

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Das Merkwürdige war, dass bei den täglichen großen Fängen in den einzelnen Drifts vereinzelt untermaßige Butt dazwischen waren. Wir htten dort die ganze Zeit mit den 50mm-Maschen gefischt und hatten in den übergenommenen Quästen von über einem Zentner nur 8-10 Stück der kleinen Butt dazwischen.

Als sich nach 5 Tagen der aus Westen kommende Sturm ausgetobt hatte, besserte sich das Wetter und wir machten uns wieder seeklar für eine Reise zum Fehmarnbelt. Wollten es noch mal versuchen auf dem ergiebigen Fangplatz, ob noch etwas zu fangen sei.

Am 29.9. setzten wir bei stillem Wetter und klarer Sicht um 6 Uhr auf 24 Metern nach Ost-Nordost aus. Als wir die Landmarken von der Petersdorfer Kirche über den Merkelsdorfer Feuerturm hatten. Bei einer Stunde holten wir mit Spannung auf. Es war wie gewöhnlich vorauszusehen eine Enttäuschnung. Knapp 2 Stieg kleine Butt waren im Netz. Trotzdem liefen wir südlicher und setzten auf 27 Metern nach Ost-Nordost aus. Diesmal auch nur 2-3 Stieg kleine Butt. Wir machten noch 2 weitere Drifts nach Osten zu, bis wir die Burger Kirche über Puttgarden hatten, wo wir dann auch gleich an der Steingrundkante fest wurden. Beide Drifts brachten auch nur 2-3 Stieg kleine Butt. Das war die Bestätigung, dass die Goldbutt von hier irgendwohin gewandert waren. Nur wohin? Das war die Frage.

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Wir hatten die letzten beiden Drifts nach Fehmarn zu im Belt drei Boote ausgemacht, die nach Meinung von meinem Vater beim langen Heinrich fischten. Das war eine große Spierentonne. Auf diese Boote liefen wir zu, es waren die Travemünder Blöcker, Johannsen und Jordan. Wir sprachen mit Blöcker, fragten, ob hier was zu fangen sei.

Er sagte: sehr wenig. Er hätte zwei mal 3 Stieg im Drift gehabt. Butt, die 13-14 Pfund das Stieg wögen. Blöcker sagte, dass sie gestern schon auf dem Fangplatz, wo wir am letzten Tag vorm Sturm gefischt hatten, es versucht hatten, bei sehr ruppigem Wetter, und nur 2 Stieg im Drift gehabt hätten. Wir sagten, dass wir heute da 5 Drifts mit 2-3 Stieg kleinen Butt gemacht hätten. Wir wüssten nicht, wo die große Masse an Butt, die dort 20 Tage gelagert hatte, wohl abgeblieben sei. Die könnten sich ja nicht einfach so aufgelöst haben. Wir sagten, dass wir dort 10 Reisen mit einem Tagesfang von 2.000-2.400 Pfund pro Tag gemacht und bis zu 10 Boote dort gefischt hätten. Dann hätten sie ja viel verpasst, sagte der alte Blöcker. Wir fragten, ob auf der anderen Seite von Fehmarn nichts zu fischen sei. Blöcker sagte: ihr könnt uns glauben, wenn auf der Seite was zu fangen wäre, wären wir nicht hier. Wir erzählten, dass wir in den letzten Tagen 3 neue Flissenzeesen jedes Mal vor dem Aufholen verloren und immer nur den unbeschädigten Rahmen übergeholt hätten. Die erste Zeese hätten wir beim nächsten Drift auf einem unserer Scherrbretter wiederbekommen mit noch 4 Zentnern Butt drin, aber die beiden anderen Zeesen seien verloren. Blöcker sagte, dass die Gebrüder Klatt eine solche Zeese auf einem ihrer Scherrbretter mitgehabt hätten, auch mit noch über 4 Zentnern Butt drin. Es sei eine schwere Arbeit gewesen von über einer Stunde, ehe sie die Zeese vom Brett freibekommen und an Bord bekommen hätten. Sie seien so fertig gewesen, dass sie gleich nach Hause gelaufen seien. Wir sagten, dass wir auch solche Schwierigkeiten mit unser wiedergefundenen Zeese gehabt hätten. Es sei ja man gut, dass sie die Zeese mit all den Butt drin gefunden hätten, sonst hätten die Butt im Netz ja elendig umkommen müssen. Wir sagten, beim letzten Drift hätten wir sogar eine ganz neue noch nicht gebrauchte Zeese verloren, die wir an einem Ende noch aufholten, bis wir im dicht am Boot hatten und die letzten Maschen, die noch hielten, plötzlich abrissen. Nach einer halbe Stunde suchten wir mit dem Drachen, aber die Suche war vergebens.

Blöcker erzählte, dass sie Anfang August mit mehreren Booten 3 Tage 7-8 Zentner der großen Butt im Dahmer Loch (wo wir im vorigen Jahr ein paar mal die großen Fänge machten) gehabt hätten, aber die Butt seien mit einmal verschwunden gewesen. Ein paar Tage hätten sie mit allen Booten die ganze Gegend abgesucht, aber nirgends die großen Butt wieder angetroffen.

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Wir sagten, dass wir mal nach Laaland rüber wollten, nur um dort noch mal gucken, ob die Butt dorthin nach Land zu gewandert sind. Wenn nicht, wollten wir westwärts nach Hause zu auf den verschiedenen Fangplätzen fischen.

Um 15:00 Uhr setzten wir auf 10 Faden Wassertiefe aus, als wir den Nakskover Zuckerfabrikschornstein ein Stück auf dem südlichen Gehölz hatten. Auf diese Fanggründe hatte mein Vater all die Jahre, als er beim Küstenschutz war, gute Fänge an Gold- und Struffbutt erzielt. Auf diesem Gebiet liegt der ganze Meeresgrund voll von ganz kleinen blauen Muschel-Kolonien, deshalb machte mein Vater vorm Aussetzen auch etwas Blei von der Unterdelle der Zeese ab. Als wir eine Stunde gefischt hatten, holten wir auf mit 2 Stieg Goldbutt und 2 Stieg Struffbutt. Von hier liefen wir zum Fangplatz im Großen Belt „Der Feuerturm am Fakkebjerg” hin. Wir machten hier noch einen Drift vorm Dunkelwerden, der brachte nur einen Stieg der großen Butt. Dann liefen wir unter Land und gingen unter dem Feuerturm von Kielsmoor vor Anker.

Des Abends sprachen wir noch über die großen Fänge, wo sie hingewandert sein konnten. Mein Vater sagte, wahscheinlich über den steinigen Grund, der mit ein paar befischbaren Löchern mit weichem Grund zwischen Marienleuchte und Rödby auf Laaland liegt.

Niemand von uns hatte damals daran gedacht, dass diese großen Fangergebnisse unsere letzten gewesen sein sollten mit unserem großen Fahrzeug.

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Meine Meinung war, wenn es man nicht doch die Butt gewesen waren, die im vorigen Jahr 1918 in großen Massen auf dem Muschelgrund nach Laaland zu lagen, und nach Süden auf dem tieferen Wasser gelandet sind und auf dieser großen Fläche sich verteilt hätten, wo jedenfalls auch gut Nahrung vorhanden und sich in Ruhe ohne Störung dort weiterentwickelten. Mein Vater wie Fiete Mumm meinten auch, es könne gut angehen, denn die Fanggebiete lägen ja man 2-3 Seemeilen voneinander ab. Es könnten aber auch auf diesem Fanggebiet ja schon immer sich größere von Mengen an Butt aufgehalten haben. Mein Vater sagte, er hätte 1917 zum letzten Mal auf diesem Gebiet gefischt und er glaube nicht, dass danach noch jemand auf diesem Gebiet gewesen sei.

Dienstagmorgen, der 30.9.1919

Es war Windstill und ein klarer Herbstmorgen. Wir warteten noch eine Zeit, um zu sehen. Nach welchem Fangplatz die Bagenkoper Fischerboote zuliefen. Vier Boote kamen an uns vorbei und liefen in den Belt ein. Drei der Boote zum Millionviertel, zwei blieben südlich von Gulstav-Flach und vier Boote fuhren zur Veisnitzer Rinne. Es war ein Zeichen, dass nirgendwo etwas zu fangen sei, wenn die Boote so verteilt zu verschiedenen Fangplätzen liefen. Wir entschlossen uns, mit zur Veisnitzer Rinne zu laufen. Von dort konnten wir ja noch auf anderweitigen Fangplätze nach Norden zufischen.

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Die Bagenkoper setzten in der tiefen Rinne aus. Wir machten dasselbe, doch so, dass wir frei von den Dänen lagen und loteten uns auf 26-27 Meter. Bei zwei Stunden holten wir auf, mit einem Fang von 4½ Stieg guten Goldbutt, 1 Steinbutt von 5 Pfund, 30 Pfund große Platen. Wir setzten auf demselben Kurs nochmals aus, so dass wir etwas weniger Wasser bekamen, nach zwei Stunden wurde aufgeholt mit einem Fang von 6½ Stieg Goldbutt, 2 Steinbutt von 3 und 3½ Pfund und 40 Pfund Platen. Die Dänen holten auch auf, setzten danach wieder aus und fischten sich entlang der Rinne wieder hoch.

Wir hatten nach Südosten wieder ausgesetzt, holten bei anderthalb Stunden auf mit einem Fang von 7½ Stieg Goldbutt, einem Steinbutt zu 2½ Pfund und 35 Pfund Platen. Setzten gleich auf Gegenkurs aus und fischten zwei Stunden. Der Drift brachte gut 8 Stieg. Ein Steinbutt von 4 Pfund und 40 Pfund Platen. Setzten nochmals nach Westen zu aus, fischten zwei Stunden mit einem Ergebnis von 9 Stieg Goldbutt, 2 Steinbutt 3-6 Pfund und 45 pfund Platen. Den augenblicklichen Fangverhältnisse nach war es ein guter Fang, von hier aus liefen wir nach Hause, hatten uns doch noch 35 Stieg Butt, 40 Pfund Steinbutt und 190 Pfund Platen zusammengefischt. Von dem Tag zuvor hatten wir uns mit den Struffbutt 19 Stieg zusammenebracht für die nächste Tour wussten wir, wo es hinging. So machten wir uns ab, nichts zu erzählen, wo wir heute gefischt hatten.

Um 22:00 Uhr liefen wir im Hafen ein und löschen 410 Pfund großen Butt, 262 Mittelbutt, 23 Pfund Struffbutt, 31 Pfund Steinbutt und 245 Pfund Platen. Wollten um 8:00 Uhr morgens wieder an Bord sein.

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Man hatte unseren Fang schon verladen, als wir am nächsten Morgen am Hafen waren. Wir teilten unsere Essbutt. Mumm und ich gingen damit nach Hause, mein Vater blieb an Bord. Am nächsten Morgen sprachen wir mit einigen Kameraden. Wir sprachen mit dem Travemünder Blöcker, der uns erzählte, dass die Gebrüder Klatt am dem Tag, wo wir unsere Zeesen verloren hätten, eine von den Zeesen auf dem Scherrbrett gehabt hätten mit noch 5 Zentnern Butt darin.

Wir fragten Blöcker, wie es östlich von Fehmarn mit der Buttfischerei aussähe. Er erklärte, dass dort nirgends etwas zu fangen sei.

Wir machten noch ein paar Touren zur Veisnitzer Rinne, eine mit 36 Stieg eine mit 32 Stieg und eine Tour mit 31 Stieg Goldbutt. Hier mussten wir nachmittags ausscheiden, wegen eines stürmischen Südost, der 6 Tage lang anhielt.

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