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Die Geschichte der Fischerei in Eckernförde bis 1930

Friedrich Daniel verfasste die folgenden Ausführungen 1983 anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Eckernförder Fischervereins. Nach späteren Angaben meines Vaters bestand damals angeblich kein Interesse seitens des Vereins oder anderer Stellen an dieser Niederschrift. Die Originale wurden meines Wissens später von meinem Vater der Heimatgemeinschaft Eckernförde übergeben und dürften sich noch dort befinden. Da ich diese Fassung aus teilweise unvollständigen Entwurfsunterlagen zusammengestellt habe, können Abweichungen von den ursprünglichen Handschriften möglich sein.

Überblick über die historische Entwicklung

Zur geschichtlichen Entwicklung der Fischerei in Eckernförde wurden in der Vergangenheit mehrere Abhandlungen, wissenschaftliche Untersuchungen und andere Publikationen veröffentlicht. Besonders in den Heimatbüchern des Kreises Eckernförde (alte Ausgaben) und den Jahrbüchern der Heimatgemeinschaft findet sich viel Wissenswertes über die Fischerei und die damit verbundenen Gewerbe. Es ist daher möglich, dass die folgenden Ausführungen Wiederholungen enthalten. Dieser Bericht soll jedoch keine Zusammenfassung bereits Bekanntem sein. Vielmehr wird die Entwicklung der Fischerei aus der Perspektive eines Beteiligten geschildert, der am Jungfernstieg geboren wurde, dort aufwuchs und noch heute in Eckernförde lebt.

Ich war selbständiger Fischermeister und gehörte über Jahrzehnte dem Berufsstand der Fischer an. Meine Vorfahren waren ebenfalls über Generationen Fischer. Diese Niederschrift basiert größtenteils auf meinen Tagebuchaufzeichnungen sowie auf Erzählungen von Eckernförder Altfischern aus den 1920er-Jahren. Es handelt sich also überwiegend um eigene Erlebnisse und Berichte von Augenzeugen.

Frühentwicklung der Fischerei bis zum Mittelalter

Bereits in Urzeiten war der Fischfang neben der Jagd eine der Hauptnahrungsquellen der Menschen. Daher ist es nicht überraschend, dass die ersten Ansiedlungen häufig in der Nähe von Gewässern entstanden, um den „Segen des Meeres“ – bestehend aus Fischen, Muscheln und Schalentieren – zu nutzen.

Auch im Raum Eckernförde weisen vorgeschichtliche Funde, wie die Muschelhaufen unterhalb von Carlshöhe am Windebyer Noor, auf die Nutzung der Gewässer zur Nahrungssicherung hin. Dies deutet auf einen Grund für die Ansiedlung in dieser Region. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass das Noor bis in die Neuzeit kein eigenständiger See war, sondern ein Teil der Eckernförder Bucht. Erst durch Sandablagerungen vor etwa 2000 Jahren wurde das Noor abgeschnürt, wodurch die Halbinsel Alt-Eckernförde entstand. Der heutige Süßwassersee entstand erst Mitte des 19. Jahrhunderts durch den Bau eines Dammes.

Leider ist über die frühen Besiedlungen dieser Halbinsel und damit über die Gründerzeit Eckernfördes kaum etwas bekannt, da entsprechende Dokumente vermutlich bei der Niederbrennung der Stadt 1416 im Zuge des Rückzugs von König Erich von Pommern vernichtet wurden. Die erste erhaltene Urkunde mit einem Hinweis auf Eckernförde stammt aus dem Jahr 1197, in der „Godescalcus de Ekerenvorde“ erwähnt wird. Es bleibt daher der Fantasie überlassen, wie unsere Vorfahren Fischfang und Fischverarbeitung betrieben. Sicher ist jedoch, dass Fischerei und Seefahrt in den ersten Jahrhunderten der Ansiedlung eine bedeutende Rolle spielten. Im Mittelalter war das Fischereigewerbe vermutlich bereits von großer Bedeutung für die Stadt. So wird 1587 die „Fischerstrasse“ („vysche stratten“) als Straßenname erwähnt. Zu dieser Zeit dürfte man sich auch mit der gewerbsmäßigen Verarbeitung von Fischen beschäftigt haben. Es ist anzunehmen, dass ein überregionaler Handel mit Fischprodukten – haltbar gemacht durch Salzen, Trocknen und vermutlich Räuchern – bestand.

Die Fischerei im Mittelalter

Die Hauptfanggebiete im 16. Jahrhundert waren das heutige Noor, der Hafen und der Bereich vor dem Weststrand (vom Hafen bis etwa Aschau). Aufgrund der Fangplätze vor dem Strand gab es bereits Mitte des 16. Jahrhunderts Streitigkeiten mit den umliegenden Adeligen über die Strandnutzung durch die Fischer. Um 1554 wurde dieser Streit beigelegt, indem den Fischern gegen eine Abgabe die Strandnutzung gestattet wurde. Diese Abgabe, der sogenannte „Mattfisch“, bestand darin, dass jeder 20. gefangene Fisch (vor allem Dorsch, Butt und Aal) an den jeweiligen Strandherrn abgeliefert werden musste. Um 1600 schlossen sich etwa 20 Fischer dieser Vereinbarung an und leisteten den „Mattfischeid“, der jährlich vor dem Rat der Stadt erneuert wurde. Fischer, die den Strand nicht nutzten, waren von dieser Abgabe befreit.

Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 bestanden die Gutsherren von Windeby und Marienthal auf ihren Rechten und stellten entsprechende Schilder am Strand auf. Auch vor Gut Noer galten bis zu diesem Zeitpunkt Strandrechte. Wenn Waadenfischer das Gebiet vor Noer befischten, forderte der Fischer von Noer oft einen Tribut an Fischen für das fürstliche Gut. Bei Nichterfüllung drohte eine Anzeige beim Fischereiamt, das den Fischer mit einer Geldbuße belegte. Nach Kriegsende 1918 hörte man nichts mehr vom „Mattfisch“.

Als Fanggeräte wurden im Mittelalter neben Stellnetzen, Reusen und Angeln auch die Waade eingesetzt. Die Waade war ein Zugnetz, das von zwei Booten genutzt wurde. Es wurde im Fanggebiet ausgesetzt und von den Booten zum Strand gezogen. Über Fangergebnisse oder Zusammenschlüsse der Fischer (z. B. Zünfte) ist bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts nichts bekannt. Das die Fischerei und auch die Fischverarbeitung bereits Anfang des 18. Jahrhunderts der Reglementierung und Rechtsprechung der Obrigkeit (Magistrat, Bürgermeister) unterlagen, beweisen einige Protokollauszüge aus dieser Zeit, die ich während meiner Tatigkeit als 2. Vorsitzender des Eckernförder Fischerei-Vereines zusammen mit anderen Unterlagen in der alten Bundeslade des Vereins vorfand. Ich habe mir damals Abschriften dieser Unterlagen gefertigt, da ich sie doch für bedeutend fur die Entwicklungsgeschichte des Fischereiwesens in Eckernförde fand.

Als sonstige Unterlagen waren u.a. in der Lade eine Bedankungsurkunde von Furst Bismarck uber die Namensgebung der marinierten Heringe (Bismarckheringe) sowie Unterlagen uber die Grönland- fahrten von Flensburger Robbenfischern zu finden. Ich weiß nicht, ob diese Unterlagen noch vorhan- den sind.

Die Protokollauszuge entstammen offentsichtlich einer amtlichen Verhandlungsniederschrift (Stadt- protokoll ?) zwischen Vertretern der Fischräucherer, der Fischer und der Stadt. In diesem Zusam- menhang sei darauf hingewiesen, dass die Verbindung des Fischereigewerbes zur städtischen Ob- rigkeit noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts sehr eng gewesen ist. Zeitweilig war der Bürger- meister der Amtspatron und nahm in dieser Eigenschaft persönlich an den Versammlungen des Fi- schereivereines teil oder ließ sich entsprechend vertreten. Das Protokoll wurde stets vom jeweiligen Stadtschreiber geführt. Dieses dauerte bis zum Beginn des Krieges 1914 an. Der letzte Schriftführer war, soweit mir bekannt ist, der Stadtsekretär Mumm. Ebenfalls wurden städtische Verfügungen teil- weise eigenschriftlich vom Bürgermeister oder vom Stadtschreiber in das Vereinsprotokoll niederge- legt.

Ich möchte den Inhalt der vorgefundenen Protokollauszüge den Interessierten im Originaltext ab- schriftlich zur Kenntnis geben. Leider waren einige Stellen unleserlich, so daß Worte fehlen. Diese Stellen sind mit einem Fragezeichen versehen.

Die Niederschrift fängt mit Seite No 354 mitten in einem Absatz an (es fehlen die Absätze 1 und 2)und hat folgenden Wortlaut:

- 'mehr an Wall den Verkäufern zu bieten, zu geben, oder durch Geschenkt und Gabe versuchen und sonstens die Heringe zu kriegen oder an sich zu bringen.'

3ti) Behalten die genannten Heringsräucherer wegen hierselbst gefangenen Heringe und Breitlinge (Anmerkung - Sprotten) die Freiheit, die sie vor diesem gehabt, womöglich solche nach Gefallen zu kaufen und zu verkaufen, jedoch mit der ausdrücklich beorderten Einschränkung und bei der in No2 (Anternminier) der Strafe bei solcher Verkaufung, allemal wegen solche nach Hamburg und weiter gehen, die vor allen gesetzliche taxe zu beachten und genauestens zu befolgen.'

4ti) In Ansetzung der Garn-Heringe soll die ordentliche Verteilung und Conjunation beliebte Taxe in No1 angeführt, strikte beobachtet werden, und zwar bei vier Mark Kurant Bruche vor jedesmaligen Contracention, auch allenhalb Verdopplung derselben.

5ti) Bleibt es wegen der in Wall fortgegebenen Auftrag, gelte als ?. Einteils bei dem alten Herkommen, dass solcher nämlich allzeit ferner bezahlt, sonst aber weiter nicht öffentlich oder heimlich gegeben werden soll und wie im übrigen.

6ti) Die von Euren Hochedlen Magistrat dieser Stadt in Ansetzung der zum verkauft allhier ankom- mende Heringe und Breitlinge unterm 6ten November 1743 ergangene Verfügung in ihren Valeur verbleibt und derselben von deren Transigenten auf einiger Art und Weise ?? nicht entgegen gehan- delt werden darf, hingegen war die hier immer beliebet und und überhaupt, oder einer anderen ver- trakt um und zu aller Zeit, von deren Transegentibus und deren Erben oder derjenigen welcher künftig die Heringsraucherei anzufangen gedenken und beginnen, auf das pünktlichste beobachtet und nachgelobet ?. Von letzteren und deren consorten allemal von deren Anfängen ihrer Räucherei mit unterschrieben werden soll, so hoffen und bitten dieselben Euren Hochedlen Stadt-Obrigkeit hierdurch gehorsamst anderen gültigen Approbation dieses Vergleichs unter anderen dahin mitzuteilen, dass der solcher, sowohl der Commune als deren Heringsräucherer augenscheinlich zum Nutzen und Vorteil gerechnet, den Inhalt derselben strikte befolgt, die etwa verwirkende Bruche, von deren kö-

niglichen Stadtvogt zur Berechnung losigiert und denjenigen welcher dieser Verfügung sich mit zu unterwerfen, nicht sofort entschliessen sollte, die Räuchereien der Hering und Breitling gelagert und ihrer damit einigen Handel zu treiben, ferner nicht erstattet und zugestanden werden soll.'

Wir Betroffenen haben diesen Vergleich bei Verpfändung unserer Güter, und die ferner sich einfin- denen Herings-Räucherer gleichfalls bei selbiger Verbindung eigenhändigt unterschrieben.

Jetzo ist solcher Geschehen, Eckernförde, den 26ten Oktober Anno 1766.

(Unterschriften) Frantz Krantz, Daniel Hinrichsen, Elisabeth Meyeren, Friedrich Hinkelmann, Catarina Margaretha Pe- tersen (mit gefuhrter Hand) Frantz Hinrich Daniel,4 Nic.A.E. Schlotmann, Thomas Jurgen Moller, Friedrich Detlef Julius Kock.

Auf Seite 356 Copie No8/1780 wird weiter ausgeführt:

Wenn die hiesigen Bürger und Heringsräucherer Jürgen Dietrich Kock, Friedr. Detlef Julius Kock sich mittels einer wieder die Bürger und Fischer Michael Scheller und Lorenz Thomsen et Consorten un- term 26ten Oktober vorigen Jahres eingegangene Vorstellung darüber beschwert daß die Beklagten in ihren Revieren ihre Garn aussetzten und sie mithin in ihren Besitzen stolperten, letzere die Fischer aber ihnen die augenblicklichen Besitze der benannten Reviere und besonders des Zuges um Stee- nacker streitig machten, über diese Sache 'abs-que omistapsitte-judica' zu untersuchen erachtet, und die strittigen Fangplätze nicht nur auseinander zu reissen, sondern auch fürs künftige, ein fester Re- gulativ ausfindig zu machen, wo nach beide Kläger und Beklagte sich zu richten. Als hat derselbigen von dieser Streitsache nicht nur ein sondern behufs einer zu machenden Regu- lativ eine hinlängliche Kenntnis zu erhalten, zu vorliegende male nicht nur die Heringsräucherer sondern auch die Fischer mündlich vernommen und allendlich nach vielen langen gewordenen Be- muhungen nach strenger anordnung möglichst sowohl der Ersteren als Letzteren sich zur Vermei- dung nachdrücklicher Entscheidung genau zu erhalten, antworteten sie, diesen zu folgen wollen.

Die Waadenfischer die ihre beikommende Neuen-Zuge, Steenacker mit einbegriffen als namentlich.

1. By de Kuhle 2. De Keteltog 3. Luchs-Kuhle 4. Deeptog 5. Schaar 6. Bektog 7. Fuhlbek 8. Kronsort 9. Steenacker

So wie bisher im Besitze derselben gewesen und solche bisher bezogen haben, nach wie vor unein- geschrankt behalten, es sollen die Fischer ihm mit ihren Fischernetzen im geringsten nicht hinderlich sein.'

Weiteres fehlt leider von den Niederschriften.

An den vorstehenden Ausführungen ist bemerkenswert, daß es also schon vor mehr als 200 Jahren eine Regelung und Einteilung der Wadenfischerei auf Sprotten und Heringe gab.

Zu den vorgenannten Waadenzügen ist es vielleicht doch von Interesse, wo sie sich befanden. Erstaunlich ist, dass sie bis zum Ende der Waadenfischerei etwa Anfang der dreissiger Jahre ihre Namen und Standorte behielten. Merkwürdig in der vorstehenden Aufzahlung ist, dass der Zug 'Steenacker' als letztes genannt wird, obwohl er zwischen 'Keteltog' und 'Luchskuhle' lag. Es ist an- zunehmen, dass dieser Zug erst später eingeführt wurde.

Lage der benannten Waadenzüge:

Der Zug 'By de Kuhle' war bis 1914 (wurde damals aufgegeben wegen Behinderung der Hafenein- fahrt) von der Brückenhake (jetziger Molenanfang) bis zum alten Steinwellenbrecher. Ausgesetzt wurde die Waade in Richtung Logenhaus (ehemals Krull's Hotel). Bei der Mole ist die alte 1936 ent- standene Mole gemeint.

Der Zug 'De Keteltog' war unterhalb des früheren Holzlagers von Timm südlich von der heute noch stehenden Mole bis etwa zur heutigen Gastwirtschaft 'Aurora'.

4 hierbei handelt es sich dem Vernehmen nach um einen Bruder meiner Vorfahren In direkter Linie, welche zumeist den Vornamen 'Fritz oder Friedrich' führten

Der nächste Zug “Steenacker' war bis zum Platz, an dem heute die Firmen Langefeldt und Hofacker Anlieger sind.

Hieran schloss sich der Zug 'Luchs-Kuhle' an, der etwa bis zum Strandzugang beim heutigen Ru- derclub ging. Dies war nördlich der Seebadeanstalt vom Fischer Lorenz Neumann. Dieser Waadenzug konnte auch südlicher ausgesetzt werden.

Der nächste Zug war der 'Deeptog' unterhalb der Mitte vom Exer. Dieser Waadenzug wurde später aufgegeben, wahrscheinlich um mehr Platz fur die weiteren Zuge zu haben.

Es folgte der Zug 'Schaar', etwa unterhalb der heutigen Gastwirtschaft 'Kiek in de See' und etwas nördlich vom einem Anlegesteg von Christoph Marquardt.

Dann kam der 'Bektog', der seinen Namen von dem etwas nördlich vom alten Schlachthof (heutiges Wellenbad) auslaufenden Bach hatte und meisten nur mit 'Bek' benannt wurde. Spater hinzugekom- men sind in diesem Bereich die Zuge 'Neubek', 'Hot' und 'Mütz'.

Der weiter im Protokoll benannte Zug “Fuhlbek' war auf der nördlichen Strandseite am 'Ort' (etwa heutiger Segelhafen) und der Zug 'Kronsort' befand sich auf der Südseite vor Kronsort in der Nahe von Aschau.

Mit der Ausweitung der Fangplätze entlang der Bucht entstanden in den Folgejahren weitere Waa- denzuge, hiervon 73 auf der Nordseite und 64 an der Südseite. Zur Waadenfischerei werde ich an anderer Stelle noch weitere Ausführungen machen.

Die vorgenannten Protokollauszüge beweisen, daß es zu dieser Zeit bereits 9 Fischräuchereien in Eckernförde gab, die auch das Privileg zur Waadenfischerei hatten. Die Rechte aus diesem Privileg nahmen sie auch wahr, wie der Streitfall aus 1780 gegen die besagten Kleinfischer beweist. Gerade über den Fangplatz 'Steenacker' hat es auch in den späteren Jahren immer wieder Streitigkeiten zwischen den Waadfischern und den Kleinfischern gegeben. Der Fangplatz wurde dann später durch die Provinzialregierung den Kleinfischern zugesprochen.

Es ergibt sich auch aus den Aufzeichnungen, dass es zu dieser Zeit auch unter den Fischräucherern und den Fischern schwarze Schafe gegeben hat, die sich nicht an die Bestimmungen der Stadt rich- teten und eine Art Schwarzhandel betrieben. Es ist hierdurch ebenfalls erwiesen, daß die Fischwaren bis Hamburg und darüber hinaus verkauft worden sind.

An dieser Stelle noch einige Ausführungen zur Fischverarbeitung in der damaligen Zeit. Aus ent- sprechenden Unterlagen ist zu entnehmen, daß auch im Seehandel des 17. und 18. Jahrhunderts viele Salzheringe als auch Räucherware von Eckernförde aus ihren Weg nach ausserhalb fanden. Hieraus ist zu schliessen, dass hinsichtlich des Räucherverfahrens anders als heute verarbeitet wurde, denn nach der heutigen Räucherart hätten die Fische die langen Transportwege nicht überstanden.

In diesem Zusammenhang erzählte mir Anfang der 20er-Jahre Joh.v.Soosen, zu der Zeit ein alter Eckernförder Fischer und Räucherer, einiges über die Fischräuchereien und den Versand von Frisch- fisch und Räucherware in Eckernförde aus der selbsterlebten Zeit um 1870, also bevor die Eisenbahn existierte. Hiernach wurden die vielen in Eckernförde angelandeten Fische, grüne Heringe, Dorsch oder Plattfi- sche, wie geräucherte Ware mit Pferdefuhrwerken aus Hamburg und anderen Städten abgeholt bzw. mit Eckernförder Fuhrwerken nach anderen Orten gebracht. Als dann die Eisenbahn bis Kiel ging, sind diese Waren per Fuhrwerk nach Kiel gebracht und von dort weiterbefördert worden. Wie Soosen sagte, ist danach die Kundschaft für alle Räuchereien rapide angestiegen. Besonders die geräucherten Sprotten galten als Delikatesse und der Versand nahm in diesem Be- reich ein grossen Umfang an. Da als Versandort Kiel galt, entstand bekanntlich der Begriff 'Kieler Sprotten' der noch heute als Markenbegriff seine Gultigkeit hat. Joh.v.Soosen berichtete auch von den 'Karnern'. Hierbei handelte es sich um einen besonders hart geräuchertern Hering, der als Dauerware haltbar war und besonders von den Bauern in der Schlei- gegend, die nebenher den Heringsfang betrieben, hergestellt wurde. Die Abnehmer dieser Heringe sowie von gedorrten und gesalzenen Heringen waren zum grossen Teil Händler aus Thüringen, Sachsen, Bayern und aus Kartnen in Österreich. im Volksmund 'Kaerners' oder 'Karner' genannt.In jedem Frühjahr kamen diese Händler mit ihren von 2 bis 3 Pferden gezogenen Karren in unser Gebiet, um Erzeugnisse ihrer Heimat zu verkaufen. Sie wurden im Volksmund 'Kaerners' oder 'Karner' ge- nannt. Auf dem Rückweg erstanden sie dafür Produkte des Nordens. Hlerzu gehörten vor allem auch die haltbar geräucherlen Heringe, die sie verhaltnismassig billlg erstanden, sich jedoch durch die vielen Zolle unterwegs ver- teuerten. Dem Vernehmen nach soll der Hering jedoch daheim nicht mehr

als 2 p(schilling) gekostet haben, sodass sich u.a. die Frauen an den Spinnrädern diese Heringe kauften. Der Name 'Karner' ist sicherlich hieraus entstanden und gall nur für Heringe, die im Frühjahr zunachst leicht gesalzen und solange geräuchert wurden, bis sie dunkelbraun und hart waren wie Holz. Die so geräucherten Heringe waren sehr schmackhaft und konnten als Dauerware die wochen- lange Reisen bis zum Verzehr überstehen. Nach seinen Angaben hat v.Soosen, der vorher Besitzer von 2 Waaden war und nach dem Verkauf als Räuchermeister in Eckernförde und später in Kappeln gearbeitet hat, in Kappeln bei der Räucherei Fr.Föh jedes Frühjahr noch mehrere Jahre lang die zu dieser Zeit reichhaltigen Schleiheringe zu 'Karners' geräuchert. Diese wurden jedoch nicht mehr mit Fuhrwerken abgeholt, sondern mit der Post oder als Eilgut mit der Bahn in den Süden versandt. Rei- sen bis zum Verzehr überstehen. Heute wird ein ähnlich verarbeiteter Hering teilweise noch als so- genannter Lachshering angeboten. Von einigen Rauchereien in Eckernförde wurden 'Karner' bis zum Krieg 1914/18 und in Kappeln auch noch spater als Dauerware hergestellt. Es ist anzunehmen, dass die Heringe bereits im 17. Jahrhun- dert so geräuchert worden sind, da der Begriff 'Karner' zu dieser Zeit bereits auftaucht. Sonst hätten die Heringe, wie bereits gesagt, die langen Transportwege nicht uberstanden.

In Eckernförde war dem Vernehmen nach der 1716 in Eckernförde geborene Fischer Friedrich Hinkel- mann, der erste, der sich fur das Räuchern von Fischen besondere Räucherkammern baute und somit die erste echte Fischräucherei in Eckernförde begründete. Vorher wurden die Fische zumeist von den Fischern uber den offenen Herd oder im Schornstein geräuchert. Diese Verfahren wurde noch lange von Fischern, die ihren eigenen Fang räucherten und verkauften, angewendet.

Aus der Geschichte der Fischverarbeitung und insbesonders über das Gewerbe der Fischräuchereien läßt sich sicherlich auch maNCH Interessantes berichten, aber ich möchte nun wieder zum eigentli- chen Thema, die Fischerei und die Fangmethoden, zurückkommen.

Die Fischerei ab dem 19. Jahrhundert

Durch die Zunahme der Bevölkerung vergrösserte sich zwangslaufig auch der Bedarf an Nahrungs- mitteln und damit auch an Fisch. Mit verbesserten Netzarten und Ausweitung der Fanggründe vom Noor und Hafengebiet zu den weiteren Küstenstreifen der Bucht trug man der erhöhten Nachfrage Rechnung. Wie bereits erwähnt, wurden neue Waadenzüge gebildet. Diese Waadenzüge wurden ent- sprechend ihrer Lage benannt und unterlagen den Bestimmungen der Stadt bzw. unterstanden dem königlichen Stadtvogt und später der Provinzialregierung. Die Waadenzüge wurden den Waadfischern durch die Behörden mit den entsprechenden Privilegien und Pflichten zugewiesen. Verstöße hierge- gen wurden mit Strafen bzw. Bußen geahndet. Die alten Bestimmungen fur die Waadenfischerei sind im Prinzip bis zum Ende der Waadenfischerei um etwa 1930 als Grundlage fur die Fischereiverord- nungen gültig geblieben.

Mit dem Wachsen der Fischerei und der damit verbunden Ausweitung der Fanggründe ausserhalb der Innenförde und Verlagerung auf Wassertiefen vonltg bis /g Metern wurden auch die Waadnetze ver- größert. Die Flügel (Waadenarme) erhielten eine Länge bis zu 115 m und die Staufigkeit der Flügel wurde bis zu 14m Tiefe erweitert und der Hamen ebenso vergrößert. Somit wurden die Waaden der größeren Wassertiefe und den hierdurch veränderten Strömungsverhältnissen angepasst. Es bestan- den zuletzt 144 von der Provinzialregierung in Schleswig anerkannte Waadenzüge in der Eckernförder Bucht, die in der Zeit vom 1. September bis Ende April den Waadenfischern vorbehalten waren. In dieser Zeit durften diese Fanggrümde also im Prinzip nicht von anderen Fischern, besonders Stell- netzfischern genutzt werden.

Durch die sich Ende der 20-er Jahre rapide verschlechterten Fangergebnisse, aber auch durch den Preisverfall, ging diese Art der Fischerei zu Ende, da sie den Fischern keine ausreichende Existens mehr boten. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß es sich um eine sehr personalstarke und im Material aufwendige Art der Fischerei handelte. Hinzukam, daß die Waadenbesitzer immer älter wurden und nur noch beschrankt selbst tatig waren. Fur die über Jahrhunderte alte Waadenfischerei, die um 1900 herum ihren Höhepunkt mit 72 Waaden erreichte und noch im ersten Weltkrieg und danach mit 50 Waaden bestehen blieb, eine Tragödie und ein bitteres sowie trauriges Ende. Hiermit verschwand auch der Anblick der riesigen zum Trocknen aufgehangenen Netze, die das Stadtbild am Exer, am Strand und am Jungfernstieg sowie in Borby auf der Fischerkoppel bestimmten.

Im 2. Weltkrieg sind nochmal 3 Waaden im Betrieb gewesen, die sich auch rentierten aber dann auch plötzlich wieder zu Ende gingen. Dasselbe Schicksal erlebte die um 1918 eingeführte Ringwaadenfi-

scherei gegen Ende der 20er-Jahre. Diese lebte 1950 mit 3 Ringwaaden erneut auf und erzielte fur eine kurze Periode auch gute Erfolge. Nach einem letzten großen Fang der 3 Ringwaaden ging diese Flscherei auch endgültig zu Ende.

Die bereits erwähnte Ausweitung der Fischerei zu Beginn des 19. Jahrhunderts führte auch zur Gründung des Fischerei-Vereines. Im Jahr 1831 stellten mehrere Waaden-und Kleinfischer beim Ma- gistrat der Stadt einen Antrag um Zulassung für die Gründung eines Vereines. Hauptgrund war vor allen Dingen, daß hierdurch eine bessere Regelung für die Verteilung der Fangplätze erreicht und eine Art Berufsvertretung der Waadenfischer in etwa nach Art der Zünfte auch gegenüber der Obrig- keit wahrgenommen werden sollte.

Im Jahr 1833 wurde der Verein gegründet. Grundungsmitglieder waren 37 Waaden-und Kleinfischer. Zu dieser Zeit sind 9 Handwaaden in Betrieb gewesen. Da diese Waaden noch verhaltnismäßig klein waren, kann man pro Wade mit einer Besatzung von 4 Mann rechnen. Im Jahre 1842 waren 12 Waa- den in Betrieb, die sich immer noch nur auf die vorgenannten 9 Waadenzüge in Stadtnähe be- schrankten. Im weiteren Verlauf kamen weitere Waaden hinzu und es wurden entsprechend die Waadenzüge erweitert. Mit der Vergrößerung rung der Waaden stieg die Zahl der Besatzung auf 6 bis 8 Mann pro Waade. 1850 waren 16 Waaden im Verein registriert und auch andere Fischer konnten die Mitgliedschaft erwerben. 1856 waren bereits 54 Fischer Mitglied des Vereines. Zu dieser Zeit wurde eine eigene Kranken-und Witwenunterstützungskasse gegründet, die noch bis zur Währungs- reform im Juni 1948 entsprechende Zahlungen leistete. 70 Mitglieder beschlossen 1860 eine neue Satzung, die 30 Artikel umfasste und 1865 stimmten 65 Fischer für eine Änderung der Satzung (Artikel 11). Im Jahr 1880 erklärten 170 Fischer ihre Mitgliedschaft im Verein.

Wie auch heute noch allgemein festzustellen ist, je größer der Verein, umso mehr Schwierigkeiten im Verein. Dieser Grundsatz galt auch damals für den Fischerei-Verein. Es hat zu dieser Zeit oft Streit gegeben zwischen den Mitgliedern, vor allen Dingen wohl zwischen Waadbesitzern und Kleinfischern. 1887 entzweite sich der Verein und die Waadbesitzer gründeten einen eigenen Verein. 98 Mitglieder traten zum neuen Verein über, während 150 Mitglieder im alten Verein verblieben. Es gab aber auch Fischer, die in beiden Vereinen Mitglied waren. Der verbleibende Kleinfischerverein ist als rechtlicher Nachfolger des 1833 gegründeten Vereins anzusehen, da er die größere Zahl der Mitglieder aufwies, die bis 1896 auf 220 anstiegen.5 Die Anzahl der Waaden betrug 1890 59 Stück, so daß zu dieser Zeit alle 144 Waadenzüge der Bucht in Anspruch genommen wurden. Diese Züge wurden vom Verein jährlich für die Fangsaison an die Waaden neu vergeben.

Nach einer Statistik des Oberfischmeisteramtes gab es 1894 in Eckernförde 250 Berufsfischer und uber 100 Nebenerwerbs- oder Gelegenheitsfischer. Letzere waren zum großen Teil hauptberuflich im Baugewerbe tatig und gingen der Fischerei in den Wintermonaten nach, wenn sie im Hauptberuf nicht arbeiten konnten. Viele von ihnen hatte eigene Boote und entsprechende Netze. Um die Jahrhun- dertwende erlebte die Eckernförder Fischerei ihre beste Zeit und stellte einen wichtigen Wirtschafts- faktor in der Stadt dar. In der Waadensaison waren zu dieser Zeit 72 Waaden mit 144 Booten in Be- trieb. Rechnet man pro Boot 3 - 4 Mann Besatzung, so waren alleine in diesem Zweig ca. 550 Mann beschäftigt. Daneben gab es dann noch die Fischer, welche mit ihren Booten oder Quasen die Fi- scherei mit Stellnetzen auf Hering, Sprotten und Butt betrieben. Auch hier waren in der Regel 3 Mann Besatzung je Boot notwendig, so daß nochmals an die 100 Mann in der Fischerei tatig waren. Rechnet man noch die große Anzahl der Arbeitskräfte in der Fischverarbeitung hinzu, kann man den enormen Wirtschaftsfaktor für die Stadt bemessen, die zu dieser Zeit ca. 5500 Einwohner hatte. In guten Fang- saisonen waren auch ein Teil der Kieler Fischer in Eckernförde tätigt.

In diesem Zusammenhang taucht natürlich die Frage auf, wieso von dieser großen Zeit der Fischerei so gut wie nichts nachgeblieben ist. Zu dieser Zeit war der Fischer allein auf sein Können, seinen Fleiß und seine Kenntnisse über Wind, Wasser und das Fischverhalten angewiesen. Für schlechte Wetterperioden und insbesonders für Eiswinter hatte er selbst Vorsorge für sich, seine Familienan- gehörigen und teilweise auch für seine Besatzung zu treffen. Subventionen, Beihilfen, Darlehen und dergleichen seitens der öffentlichen Hand waren unbekannt. Berücksichtigt man ferner, daß die Be- völkerungszahl bedeutenniedriger als heute war und der Preis ausschließlich von Angebot und Nachfrage bestimmt wurde, ist man nachherein doch sehr verwundert über den Abfall dieses tradi- tionsreichen Gewerbes. Es soll hier jedoch nicht verkannt werden, daß die zunehmende Technisie- rung mit höheren Betriebskosten und der Übergang zu radikaleren Fangmethoden, z.B. die rück- sichtslose 'Gammelfischerei', d.h die radikale Abfischung der Fischbrut in den Kriegen für die

(Die Zahlenangaben enstammen den Vereinsprotokollen)

direkte Ernährung und für die Fischmehlfabriken, große Auswirkungen gehabt haben. Der Fischer selbst hat also ein gutes Stück Mitverantwortung bei dieser Entwicklung mitzutragen. Die große Zunahme des Fischereigewerbes ab etwa 1860 an ist wohl auch darauf zuruckzuführen, daß ab 1862 mechanisch hergestellte Netze als Rohware aus Schottland eingeführt wurden und auf den Markt kamen. Ab 1873 wurden auch in Deutschland Netze aller Art mechanisch, d.h. fabrikmäßig hergestellt. Vorher musste der Fischer seine Netze selbst knoten. Dies geschah meistens in der Fa- milie oder die Netze wurden zum Knoten in Auftrag gegeben. Es gab mehrere Einwohner, die sich mit der Herstellung von Netzen in allen Maschenweiten beschäftigten.

In diesem Zusammenhang möchte ich einen kurzen Bericht aus eigener Erinnerung einfügen. Am Jungfernstieg, wo heute das Gebaude von Johs. Manss(Klempnermeister) steht, wohnten die Geschwister Lorenzen (Bruder mit 2 Schwestern, die noch nach 1910 viele Netze und Netzbahnen fur die Fischer geknotet haben. Sie hatten sich vor allen Dingen darauf spezialisiert, die maschinell her- gestellten Buttstellnetze mit einer verstärkten Sohlmasche (Umknotenmasche) zu versehen. Dieses geschah pro Buttnetz mit einer Lange von 70 m je oben und unten. Ich bin ein paar mal mit meinem Vater dort gewesen, wenn er Buttnetze zum Umknoten hinbrachte. Jedesmal lagen da eine ganze Menge von Netzen, jeweils mit Namen des zugehörenden Fischers versehen, die noch zu bearbeiten waren. Aber auch fur die Waadennetze, und zwar fur die Unter- und Obertücher (als Tücher wurden die langen Netzbahnen genannt) haben die Lorenzen's eine große Menge der erforderlichen Sohl- maschen geknotet. Als später die Fabriken dazu übergingen, die Netze endgültig fertigzustellen, ging für diese Familie die Tätigkeit zu Ende. Sie haben danach mit der Herstellung (Nagelung) von Fisch- kisten fur die Räuchereien begonnen. Auch dieses war eine typische Tatigkeit in Zusammenhang mit der Eckernförder Fischerei, die heute leider auch in Vergessenheit geraten ist.

Ich möchte meinen Bericht nun zunächst der Fischerei auf Plattfisch zuwenden. Der Fang von Platt- fisch befasste sich im wesentlichen mit dem Goldbutt und später auch von Strufbutt. Als Nebenfang gab es dann noch den einfachen Butt, auch Plaaten genannt.

Die Anzahl der Boote für die Goldbuttfischerei, auch Quasen genannt, ist ab 1860 ständig gestiegen. Dieses war eine Bestätigung für die Bedeutung dieses Fischereizweiges in Eckernförde. Die Quasen (auf Platt Quatschen genannt) waren speziell für diesen Zweck gebaute Fischerboote. Bis etwa 1910 waren es zumeist reine Segelschiffe. Auch die später mit einem Motor (bis zu 12 PS) ausgerüsteten Quaasen waren in erster Linie Segelschiffe. Sie hatten mittschiffs einen Bünn eingebaut, der nach vore und nach achtern durch wasserdichte Schotten begrenzt wurde. Zwischen diesen Schotten lag der Bünn, welcher je nach Größe mit einem oder zwei weitere Schotts unterteilt war. Nach oben war der Bünn mit einem 2 - 2 1/2 Zoll dickes Bünndeck (das sogenannte Dammdeck) abgegrenzt. In die- sem Dammdeck war in Längsrichtung eine Öffnung in ca 50 - 60 cm Breite mit einem Kastenähnlichen waaserdichten Aufbau vorhanden. Im Bünnbereich wurden in den Außenplanken unterhalb der Was- serlinie 3/4 bis 1-zöllige Löcher gebohrt. Dadurch war der Bünn direkt mit dem Seewasser verbunden und durch die Fahrt des Bootes laufend mit frischem Seewasser versorgt.

Der Bünn hat den Zweck, die gefangenen Plattfische (Goldbutt, Struffbutt, Steibutt und auch Dorsche lebend an den Markt zu bringen. Zu dieser Zeit, gab es noch nicht die Eiskonservierung an Bord und tote Fische waren nicht abzusetzen. In den jeweiligen Küstenhäfen halt die Fischhändler ebenfalls schwimmende große Fischkisten im Wasser verankert, um den lebend angelandeten Fisch ebenfalls bis zum Verkauf lebendig zu erhalten. Wie gesagt, tote Fische auch an Bord geschlachtete Ware konnte noch bis in die zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts so gut wie nicht verkauft werden. Selbst am damals großen Kieler Fischmarkt war der Handel sehr sensibel und bestand trotz der späteren Konservierung mit Eis (z.B. bei den Fischdampfern) auf lebende Kutterware.

Der Plattfischfang war in den Sommermonaten die Hauptfischerei. Sie wurde überwiegend mit Stell- oder Treibnetzen (Takel) betrieben. Es gab jedoch auch mehrere Buttwaaden in Eckernförde. Der angelandete Fisch wurde zum Teil direkt an den Verbraucher zu Stieg (20 Stück) oder in Halvstieg (10 Stück) verkauft oder ging lebend an den Fischhandel und an die Räuchereien. Der Struffbutt galt da- mals und ist auch heute noch gekocht mit Petersilien-Soße aus dem Fischwasser eine Delikatesse, die zudem wegen des hohen Eiweißgehaltes und dem allgemein doch fetlarmen Fleisch sehr gesund war. Die meisten großen Goldbutt, welche bis zum ersten Weltkrieg in Eckernförde angelandet wur- den, kauften die Fischräuchereien zum Räuchern. Für einige Räuchereien, die sich hierauf speziali- siert hatten, war dieses das Hauptgeschäft, das zum Teil auch im Winter durchgeführt wurde. Der Fang mit der Waade auf Hering und Sprotten war außerdem in der Zeit vom 1. Mai bis zum 1. Sep- tember verboten und die mit den Treib- und Stellnetzen gefangenen Sprotten und Heringe konnten den Bedarf der vielen Räuchereien nicht decken.

Im Zeitraum von 1890 bis 1894 wurden nach vorliegenden Aufzeichnungen (Fischereiaufsicht) die größten Golbuttfänge und Anlandungen in Eckernförde verzeichnet. Solche Mengen sind vorher und erst recht danach nicht wieder erzielt worden. An diesen großen Goldbuttfängen sind an die 50 Se- gel-Quasen mit der Buttnetzfischerei (Treibnetze) aber auch mehrere Buttwaaden beteiligt gewesen. In diesem Zusammenhang hat mir der Fischer Joh. Föh (mein Schwiegervater), der damals bei Fr. Ohlsen an Bord war, von der Waadenfischerei kurz vor der Jahrhundertwende mit einer Dampfquase (von Fr. Ohlsen) und einer ersten Motorquase, die dem Fischer Margenberg gehörte, erzählt. Hierbei wurden die Buttwaaden von den Quasen aus mit einer Jolle ausgesetzt und danach mit der Motor- winde eingeholt. Durch die Motorkraft waren diese Quasen weniger vom Wind abhängig, wie die Seglquasen und konnten daher zumeist schneller mit ihren Fängen am Markt sein. Nach 1895 haben die Goldbuttanlandungen in Eckernförde sehr abgenommen. Dieses kam daher, daß ein großer Teil der Quasen ihre Fänge nunmehr an den damals wachsenden Kieler Seefischmarkt brachten, das sie hier bedeutend bessere Preise erzielten, als bei dem Überangebot in Eckernförde.

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