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betrachtungen_zur_entwicklung_der_fischerei_in_eckernfoerde [2025/05/13 22:32] martinbetrachtungen_zur_entwicklung_der_fischerei_in_eckernfoerde [2025/05/14 06:00] (current) martin
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 ==== Betrachtungen zur Entwicklung der Fischerei in Eckernförde ==== ==== Betrachtungen zur Entwicklung der Fischerei in Eckernförde ====
 == Aus Anlass des 150-jährigen Jubiläums des 1. Eckernförder Fischereivereins, der im Jahre 1833 gegründet wurde == == Aus Anlass des 150-jährigen Jubiläums des 1. Eckernförder Fischereivereins, der im Jahre 1833 gegründet wurde ==
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 +{{:zeitung:150_jahre_fischereiverein.jpg?200|}}
  
 === Einleitung:=== === Einleitung:===
 Über die geschichtliche Entwicklung des Fischereiwesens in Eckernförde sind in der Vergangenheit verschiedene Abhandlungen, wissenschaftliche Untersuchungen und dergleichen mehr veröffentlicht worden. Besonders in den Heimatbüchern des Kreises Eckernförde und den Jahrbüchern der Heimatgemeinschaft sind diese Dinge nachzulesen. Über die geschichtliche Entwicklung des Fischereiwesens in Eckernförde sind in der Vergangenheit verschiedene Abhandlungen, wissenschaftliche Untersuchungen und dergleichen mehr veröffentlicht worden. Besonders in den Heimatbüchern des Kreises Eckernförde und den Jahrbüchern der Heimatgemeinschaft sind diese Dinge nachzulesen.
  
-Es ist daher nicht auszuschließen, dass in meinen folgenden Ausführungen Wiederholungen enthalten sind. Dennoch soll dieser Bericht keine Zusammenfassung von bereits Bekanntem darstellen. Er soll vielmehr dazu dienen, den Werdegang des Eckernförder Fischereigewerbes aus der Sicht eines Beteiligten, der jahrzehntelang dem Berufsstand der Fischer angehörte, zu schildern.\\ \\ +Es ist daher nicht auszuschließen, dass in meinen folgenden Ausführungen Wiederholungen enthalten sind. Dennoch soll dieser Bericht keine Zusammenfassung von bereits Bekanntem darstellen. Er soll vielmehr dazu dienen, den Werdegang des Eckernförder Fischereigewerbes aus der Sicht eines Beteiligten, der jahrzehntelang dem Berufsstand der Fischer angehörte, zu schildern.
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 Bereits für die Urbevölkerung ist der Fischfang neben der Jagd eine der Hauptnahrungsquellen gewesen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die ersten Ansiedlungen vielfach in der Nähe von Gewässern erfolgten, um den „Segen des Meeres“, bestehend aus Fischen, Muscheln und Schalentiere, zu nutzen. Bereits für die Urbevölkerung ist der Fischfang neben der Jagd eine der Hauptnahrungsquellen gewesen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die ersten Ansiedlungen vielfach in der Nähe von Gewässern erfolgten, um den „Segen des Meeres“, bestehend aus Fischen, Muscheln und Schalentiere, zu nutzen.
  
-Auch im Gebiet um Eckernförde deuten vorgeschichtliche Funde, z. B. die Muschelhaufen in der Gegend des Windebyer Noores, auf die Nutzung der Gewässer für die Ernährung hin. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen auf, dass die Eckernförder Bucht etwa in den Jahren 4060 bis 2000 v. Chr. die heutige Grundform erhalten hat. Hierbei war das Windebyer Noor noch ein in voller Breite offener Bestandteil der Bucht.+Auch im Gebiet um Eckernförde deuten vorgeschichtliche Funde, z. B. die Muschelhaufen in der Gegend des Windebyer Noores, auf die Nutzung der Gewässer für die Ernährung hin. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen auf, dass die Eckernförder Bucht etwa in den Jahren 4060 bis 2000 v. Chr. die heutige Grundform erhalten hat. Hierbei war das Windebyer Noor noch ein in voller Breite offener Bestandteil der Bucht.
  
 Erst in der Zeit bis etwa vor 2000 Jahren hat sich durch Sandablagerungen die Abschnürung des Noores und damit die Begründung der Halbinsel Alt-Eckernförde ergeben. Das eigentliche Noor als Süßwassersee ist erst durch die Errichtung eines Dammes Mitte des vorigen Jahrhunderts entstanden (siehe hierzu auch die Abhandlungen im Heimatbuch des Kreises Eckernförde – Ed. I/II v. 1972). Erst in der Zeit bis etwa vor 2000 Jahren hat sich durch Sandablagerungen die Abschnürung des Noores und damit die Begründung der Halbinsel Alt-Eckernförde ergeben. Das eigentliche Noor als Süßwassersee ist erst durch die Errichtung eines Dammes Mitte des vorigen Jahrhunderts entstanden (siehe hierzu auch die Abhandlungen im Heimatbuch des Kreises Eckernförde – Ed. I/II v. 1972).
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 Als sonstige Unterlagen waren u. a. eine Bedankungsurkunde vom Fürst Bismarck über die Namensgebung der marinierten Heringe (Bismarckheringe) sowie Unterlagen über die Grönlandfahrten von Flensburger Robbenfischern zu finden. Als sonstige Unterlagen waren u. a. eine Bedankungsurkunde vom Fürst Bismarck über die Namensgebung der marinierten Heringe (Bismarckheringe) sowie Unterlagen über die Grönlandfahrten von Flensburger Robbenfischern zu finden.
  
-Die Protokollauszüge entstammen offensichtlich einem amtlichen Verhandlungsprotokoll (Stadtprotokoll?) zwischen Vertretern der Fischräucherer, der Fischer und der Stadt. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass die Verbindung des Fischereigewerbes zur städtischen Obrigkeit noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts sehr eng gewesen ist. Zeitweilig war der Bürgermeister der Amtspatron und nahm in dieser Eigenschaft persönlich an den Versammlungen des Fischereivereins teil oder ließ sich entsprechend vertreten. Das Protokoll wurde stets vom jeweiligen Stadtschreiber geführt. Dieses dauerte bis zum Beginn des Krieges 1914 an. Der letzte Schriftführer war, soweit mir bekannt ist, der Stadtssekretär Mumm. Ebenfalls wurden städtische Verfügungen teilweise eigenhändig vom Bürgermeister oder vom Stadtschreiber in das Vereinsprotokoll niedergelegt.+Die Protokollauszüge entstammen offensichtlich einem amtlichen Verhandlungsprotokoll (Stadtprotokoll?) zwischen Vertretern der Fischräucherer, der Fischer und der Stadt. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass die Verbindung des Fischereigewerbes zur städtischen Obrigkeit noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts sehr eng gewesen ist. Zeitweilig war der Bürgermeister der Amtspatron und nahm in dieser Eigenschaft persönlich an den Versammlungen des Fischereivereins teil oder ließ sich entsprechend vertreten. Das Protokoll wurde stets vom jeweiligen Stadtschreiber geführt. Dieses dauerte bis zum Beginn des Krieges 1914 an. Der letzte Schriftführer war, soweit mir bekannt ist, der Stadtsekretär Mumm. Ebenfalls wurden städtische Verfügungen teilweise eigenhändig vom Bürgermeister oder vom Stadtschreiber in das Vereinsprotokoll niedergelegt.
  
 Ich möchte den Inhalt der vorgefundenen Protokollauszüge den Interessierten im Originaltext abschriftlich zur Kenntnis geben. Leider waren einige Stellen unleserlich, sodass Worte fehlen. Diese Stellen sind mit einem Fragezeichen versehen. Ich möchte den Inhalt der vorgefundenen Protokollauszüge den Interessierten im Originaltext abschriftlich zur Kenntnis geben. Leider waren einige Stellen unleserlich, sodass Worte fehlen. Diese Stellen sind mit einem Fragezeichen versehen.
  
-Die Niederschrift fängt mit Seite No 354 an mit folgendem Wortlaut:   +Die Niederschrift fängt mit Seite Nr. 354 an mit folgendem Wortlaut:   
-  * "mehr an Wall dem Verkäufern zu bieten, zu geben, oder durch Geschenkt und Gabe versuchen und sonstens die Heringe zu kriegen oder an sich zu bringen.  +mehr an Wall dem Verkäufern zu bieten, zu geben, oder durch Geschenkt und Gabe versuchen und sonstens die Heringe zu kriegen oder an sich zu bringen.“   
-  * "3tens behalten die genannten Heringsräucherer wegen hierselbst gefangenen Heringe und Breitlinge (Ammerkung – Sprotten) die Freiheit, die sie vor diesem gehabt, womöglich solche nach Gefallen zu kauten und zu verkaufen, jedoch mit der ausdrücklich beorderten Einschränkung und bei der in No2 (Anternminier) der Strafe bei solcher Verkaufung, allemal wegen solche nach Hamburg und welter gehen, die vor allen gesetzliche taxe zu beachten und genauestens zu befolgen."   +3tens behalten die genannten Heringsräucherer wegen hierselbst gefangenen Heringe und Breitlinge (Anmerkung – Sprotten) die Freiheit, die sie vor diesem gehabt, womöglich solche nach Gefallen zu kaufen und zu verkaufen, jedoch mit der ausdrücklich beorderten Einschränkung und bei der in No 2 (Anternminier) der Strafe bei solcher Verkaufung, allemal wegen solche nach Hamburg und weiter gehen, die vor allen gesetzliche Taxe zu beachten und genauestens zu befolgen. 
-  * "4tens in Ansetzung der Garn-Heringe soll die ordentliche Verteilung und Conjugation beliebte Taxe in Not angeführt, strikte beobachtet werden, und zwar bei vier Mark Kurant Bruche vor jedesmaligen Contracention, auch allenhalb Verdopplung derselben."   + 
-  * "5tens Bleibt es wegen der in Wall fortgegebenen Auftrag, gelte als ?. Einfalls bei dem halten herkommen, dass solcher namlich allzeit fernerbezahlt, sonst abet weiter nicht öffentlich oder heimlich gegeben werden soll und wie im übrigen."+4tens in Ansetzung der Garn-Heringe soll die ordentliche Verteilung und Conjugation beliebte Taxe in Not angeführt, strikte beobachtet werden, und zwar bei vier Mark Kurant Bruche vor jedesmaligen Contravention, auch allenhalb Verdopplung derselben. 
 +   
 +5tens bleibt es wegen der in Wall fortgegebenen Auftrag, gelte als ?. Einfalls bei dem halten herkommen, dass solcher nämlich allzeit ferner bezahlt, sonst aber weiter nicht öffentlich oder heimlich gegeben werden soll und wie im Übrigen.“ 
 +„6tens die von Eurem hochedlen Magistrat dieser Stadt in Ansetzung der zum Verkauf allhier ankommende Heringe und Breitlinge unterm 6ten November 1745 ergangene Verfügung in ihren Valeur verbleibt und derselben von deren Transigenten auf einiger Art und Weise ?? nicht entgegen gehandelt werden darf, hingegen war die hier immer beliebet und und überhaupt, oder einer anderen vertragt um und zu aller Zeit, von deren Transigentibus und deren Erben oder derjenigen welcher künftig die Heringsräucherei anzufangen gedenken und beginnen, auf das pünktlichste beobachtet und nachgelobet ?. Von letzteren deren ? dieses allemal von deren Anfängen ihrer Räucherei mit unterschrieben werden soll, so hoffen und bitten dieselben Euren hochedlen Stadt-Obrigkeit hierdurch gehorsamst anderen gültigen Approbation dieses Vergleichs unter anderen dahin mitzuteilen, dass der solcher, sowohl der Commune als deren Heringsräucherer augenscheinlich zum Nutzen und Vorteil gerechnet, den Inhalt derselben strikte befolgt, die etwa verwirkende Brache, von deren königlichen Stadtvogt zur Berechnung losigiret und denjenigen welcher dieser Verfügung sich mit zu unterwerfen, nicht sofort entschließen sollte, die Räuchereien der Hering und Breitling gelagert und ihrer damit einigen Handel zu treiben, ferner nicht erstattet und zugestanden werden soll. 
 + 
 +Wir Betroffenen haben diesen Vergleich bei Verpfändung unserer Güter, und die ferner sich einfindenden Herings-Räucherer gleichfalls bei selbiger Verbindung eigenhändig unterschrieben. Jetzo ist solcher geschehen, Eckernförde, den 26ten Oktober Anno 1766. (Unterschriften) Frantz Krantz, Daniel Hinrichsen, Elisabeth Meyeren, Friedrich Hinkelmann, Catarina Margaretha Petersen (mit geführter Hand) Frantz Hinrich Daniel, Nic. A. E. Schlotmann, Thomas Jürgen Holler, Friedrich Detlef Julius Kock.“ 
 + 
 +Auf Seite 356 Copie No. 8/1780 wird weiter ausgeführt: „Wenn die hiesigen Bürger und Heringsräucherer Jürgen Dietrich Kock, Friedr. Detlef Julius Kock sich mittels einer wieder die Bürger und Fischer Michael Scheller und Lorenz Thomsen et Consorten unterm 26ten Oktober vorigen Jahres eingegangene Vorstellung darüber beschwert, dass die Beklagten in ihren Revieren ihre Garn aussetzen und sie mithin in ihren Besitzen stolperten, letztere die Fischer aber ihnen die augenblicklichen Besitze der benannten Reviere und besonders des Zuges um Steenacker streitig machten, über diese Sache ‚abs-que omistapsitte-judica‘ zu untersuchen erachtet, und die strittigen Fangplätze nicht nur auseinanderzureißen, sondern auch fürs künftige, ein fester Regulativ ausfindig zu machen, wonach beide Kläger und Beklagte sich zu richten. 
 + 
 +Als hat derselbigen von dieser Streitsache nicht nur ein sondern behufs einer zu machenden Regulativ eine hinlängliche Kenntnis zu erhalten, zu vorliegende Male nicht nur die Heringsräucherer sondern auch die Fischer mündlich vernommen und allendlich nach vielen langen gewordenen Bemühungen nach strenger Anordnung möglichst sowohl der Ersteren als Letzteren nicht zur Vermeidung nachdrücklicher Entscheidung genau zu erhalten, antworten sie, diesen zu folgen wollen. 
 + 
 +Die Waadenzüge, die ihre beikommenden Neuen-Züge, Steenacker mit einbegriffen, als namentlich: 
 +1. By de Kuhle 
 +2. De Keteltogg 
 +3. Luchskuhle 
 +4. Deeptog 
 +5. Schaar 
 +6. Bektog 
 +7. Fulbek 
 +8. Kronsort 
 +9. Steenacker 
 + 
 +So wie bisher im Besitze derselben gewesen und solche bisher bezogen haben, nach wie vor uneingeschränkt behalten, es sollen die Fischer mit ihren Fischernetzen im Geringsten nicht hinderlich sein. Weiteres fehlt leider von den Niederschriften. 
 + 
 +Zu den vorgenannten Waadenzügen eine Bemerkung, wo sie sich befanden. Erstaunlich ist, dass sie bis zum Ende der Waadenfischerei etwa Anfang der dreißiger Jahre (1930 ff.) ihre Namen und Standorte behielten. Merkwürdig in der vorstehenden Aufzählung ist, dass der Zug ‚Steenacker‘ als letzter genannt wird, obwohl er zwischen ‚Keteltog‘ und ‚Luchskuhle‘ lag. Es ist anzunehmen, dass dieser Zug erst später eingeführt wurde. 
 + 
 +Lage der benannten Waadenzüge: Der Zug ‚By de Kuhle‘ war bis 1914 (wurde damals aufgegeben wegen Behinderung der Hafeneinfahrt) von der Brückenhake (jetziger Hafenanfang) bis zum alten Steinwellenbrecher. Ausgesetzt wurde die Waade in Richtung Logenhaus (ehemals Krull’s Hotel). Bei der Mole ist die alte 1936 entstandene Mole gemeint. Der Zug ‚De Keteltog‘ war unterhalb des früheren Holzlagers von Timm südlich von der heute noch stehenden Mole bis etwa zum heutigen Gasthaus ‚Aurora‘. Der nächste Zug ‚Steenacker‘ war bis zum Platz, an dem heute die Firmen Langefeldt und Hofacker Anlieger sind. Hieran schloss sich der Zug ‚Luchs-Kuhle‘ an, der etwa bis zum Strandzugang beim heutigen Ruderclub ging. Dies war nördlich der Seebadeanstalt vom Fischer Lorenz Neumann. Dieser Waadenzug konnte auch südlicher ausgesetzt werden. Der nächste Zug war der ‚Deeptog‘ unterhalb der Mitte von Exer. Dieser Waadenzug wurde später aufgegeben, wahrscheinlich um mehr Platz für die weiteren Züge zu haben. Es folgte der Zug ‚Schaar‘, etwa unterhalb der heutigen Gastwirtschaft ‚Kiek in de See‘ und etwas nördlich von einem Anlegesteg von Christoph Marquardt. 
 + 
 +Dann kam der Bektog, der seinen Namen von dem etwas nördlich vom alten Schlachthof (heutiges Wellenbad) auslaufenden Bach hatte und meistens nur mit ‚Bek‘ benannt wurde. Später hinzugekommen sind in diesem Bereich die Züge ‚Neubek‘, ‚Hut‘ und ‚Mütze‘. Der weiter im Protokoll benannte Zug ‚Fuhlbek‘ war auf der nördlichen Strandseite am ‚Ort‘ (etwa heutiger Segelhafen) und der Zug ‚Kronsort‘ befand sich auf der Südseite vor Kronsort (in der Nähe von Aschau). Mit der Ausweitung der Fangplätze entlang der Bucht entstanden in den Folgejahren weitere Waadenzüge, hiervon 73 auf der Nordseite und 64 an der Südseite. Auf die Waadenfischerei werde ich an anderer Stelle noch weitere Ausführungen machen. 
 + 
 +Die vorgenannten Protokollauszüge beweisen, dass es zu dieser Zeit bereits 9 Fischräuchereien in Eckernförde gab, die auch das Privileg zur Waadenfischerei hatten. Die Rechte aus diesem Privileg nahmen sie auch wahr, wie der Streitfall aus 1780 gegen die besagten Kleinfischer beweist. Gerade über den Fangplatz ‚Steenacker‘ hat es auch in den späteren Jahren immer wieder Streitigkeiten zwischen den Waadfischern und den Kleinfischern gegeben. Der Fangplatz wurde dann später durch die Provinzialregierung den Kleinfischern zugesprochen. 
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 +Es ergibt sich auch aus den Aufzeichnungen, dass es zu dieser Zeit auch unter den Fischräucherern und den Fischern schwarze Schafe gegeben hat, die sich nicht an die Bestimmungen der Stadt richteten und eine Art Schwarzhandel betrieben. Es ist hierdurch ebenfalls erwiesen, dass die Fischwaren bis Hamburg und darüber hinaus verkauft wurden. 
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 +An dieser Stelle noch einige Ausführungen zur Fischverarbeitung. Aus entsprechenden Unterlagen ist zu entnehmen, dass auch im Seehandel des 17. und 18. Jahrhunderts viele Salzheringe als auch Räucherware von Eckernförde aus ihren Weg nach außerhalb fanden. Hieraus ist zu schließen, dass hinsichtlich des Räucherverfahrens anders als heute verarbeitet wurde, denn nach der heutigen Räucherart hätten die Fische die langen Transportwege nicht überstanden. 
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 +In diesem Zusammenhang erzählte mir Anfang der 20er-Jahre Joh. v. Soosen, zu der Zeit ein alter Eckernförder Fischer und Räucherer, einiges über den Fischversand von Eckernförde, bevor die Eisenbahn existierte. Hiernach wurden die vielen in Eckernförde angelandeten Fische, grüne Heringe, Dorsch oder Plattfische, wie geräucherte Ware mit Pferdefuhrwerken aus Hamburg und anderen Städten abgeholt bzw. mit Eckernförder Fuhrwerken nach anderen Orten gebracht. Als dann die Eisenbahn bis Kiel ging, sind diese Waren per Fuhrwerk nach Kiel gebracht und von dort weiterbefördert worden. Wie Soosen sagte, ist danach die Kundschaft für alle Räuchereien rapide angestiegen. Besonders die geräucherten Sprotten galten als Delikatesse und der Versand nahm in diesem Bereich einen großen Umfang an. Da als Versandort Kiel galt, entstand der Begriff „Kieler Sprotten“, der noch heute als Markenbegriff seine Gültigkeit hat. 
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 +Joh. v. Soosen erzählte auch von den „Karnern“, von denen er in jungen Jahren viel gehört hatte. Hierbei handelte es sich um einen besonders hart geräucherten Hering, der als Dauerware haltbar war und besonders von den Bauern in der Schleigegend hergestellt wurde. Die Abnehmer dieser Heringe sowie von gedörrten und gesalzenen Heringen waren zum großen Teil Händler aus Thüringen, Sachsen und anderen Südlanden. Diese Leute wurden im Volksmund „Kaerners“ oder „Karner“ genannt. In jedem Frühjahr kamen diese Händler mit ihren von 2 bis 3 Pferden gezogenen Karren in unser Gebiet, um Erzeugnisse ihrer Heimat zu verkaufen. Für den Rückweg erstanden sie dafür Produkte des Nordens. Hierzu gehörten vor allem auch die haltbar geräucherten Heringe, die sie verhältnismäßig billig erstanden, sich jedoch durch die vielen Zölle unterwegs verteuerten, dem Vernehmen nach soll der Hering jedoch daheim nicht mehr als 4 p (Schilling) gekostet haben, sodass sich u. a. die Frauen an den Spinnrädern diese Heringe kauften. 
 + 
 +Der Name „Karner“ für Heringe ist sicherlich hieraus entstanden und galt für Heringe, die im Frühjahr zunächst leicht gesalzen und solange geräuchert wurden, bis sie dunkelbraun und hart waren wie Holz. Die so geräucherten Heringe waren sehr schmackhaft und konnten als Dauerware die wochenlangen Reisen bis zum Verzehr überstehen. Von einigen Räuchereien in Eckernförde wurden „Karner“ bis zum Krieg 1914/18 und in Kappeln auch noch später als Dauerware hergestellt. Es ist anzunehmen, dass die Heringe bereits im 17. Jahrhundert so geräuchert worden sind, da der Begriff „Karner“ zu dieser Zeit bereits auftaucht. Sonst hätten die Heringe, wie bereits gesagt, die langen Transportwege nicht überstanden. 
 + 
 +Auch Joh. v. Soosen berichtete von den „Karnern“, die nach seinen Angaben Händler aus Kärnten in Österreich waren und die Räucherheringe aufkauften. Nach seinen Angaben hat v. Soosen, der vormals Besitzer von 2 Waaden war und nach dem Verkauf als Räuchermeister in Eckernförde und später in Kappeln gearbeitet hat, in Kappeln bei der Räucherei Fr. Föh jedes Frühjahr noch mehrere Jahre lang die dieser Zeit reichhaltigen Schleiheringe zu „Karners“ geräuchert. Diese wurden jedoch nicht mehr mit Fuhrwerken abgeholt, sondern mit der Post oder als Eilgut mit der Bahn in den Süden versandt. 
 + 
 +In Eckernförde war dem Vernehmen nach der 1716 in Eckernförde geborene Fischer Fredrich Hinkelmann der erste, der sich für das Räuchern von Fischen besondere Raucherkammern baute und somit die erste echte Räucherei in Eckernförde begründete. Vorher wurden die Fische zumeist von den Fischern über dem offenen Herd oder im Schornstein geräuchert. Diese Verfahren wurden noch lange von Fischern, die ihren eigenen Fang räucherten und verkauften, angewendet. 
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 +Kehren wir nun wieder zurück zur Fischerei und den Fangmethoden. Durch die Zunahme der Bevölkerung vergrößerte sich zwangsläufig auch der Bedarf an Nahrungsmitteln und damit auch am Fisch. Mit verschiedenen Netzarten und der Ausweitung der Fanggründe vom Noor und Hafengebiet zu den weiteren Küstenstreifen der Bucht trug man der erhöhten Nachfrage Rechnung. Wie bereits erwähnt, wurden neue Waadenzüge gebildet. Diese Waadenzüge wurden entsprechend ihrer Lage benannt und unterstanden den Bestimmungen der Stadt bzw. dem königlichen Stadtvogt und später der Provinzialregierung.
  
 +Die Waadenzüge wurden den Waadfischern durch die Behörden mit den entsprechenden Privilegien und Pflichten zugewiesen. Verstöße hiergegen wurden mit Strafen bzw. Bußen geahndet. Die alten Bestimmungen für die Waadenfischerei sind im Prinzip bis zum Ende der Waadenfischerei von 1920 bis 1930 als Grundlage für die Fischereiverordnungen gültig geblieben.
  
-"6tens die von Eurem hochedlen Magistrat dieser Stadt in Ansetzung der +Mit dem Wachsen der Fischerei und der damit verbundenen Ausweitung der Fanggründe außerhalb der Innenförde und Verlagerung auf Wassertiefen von 8 bis 10 Metern wurden auch die Waadnetze vergrößert. Die Flügel (Waadenarme) erhielten eine Länge bis zu 115 m, und die Tiefe der Flügel wurde bis zu 14 m erweitertAuch der Hamen wurde vergrößert. Somit wurden die Waaden der größeren Wassertiefe und den hierdurch veränderten Strömungsverhältnissen angepasstEbenso wurden die Bestimmungen den Erfordernissen der Zeit angepasstWie bereits ausgeführt, bestanden zuletzt 144 von der Provinzialregierung in Schleswig anerkannte Waadenzüge in der Eckernförder Bucht, die in der Zeit vom 1September bis Ende April den Waadenfischern vorbehalten waren.
-zum Verkauf allhier ankonmende Heringe und Breitlinge unterm 6ten +
-November 1745 ergangene Vefügung in ihren Valeur verbleibt und der¬ +
-selben von derenn Transigenten auf einiger Art und Weise ?? nicht ent¬ +
-gegen gehandelt warden darf, hingegen war die hier immer beliebet und +
-und überhaupt, oder einer anderen vertrakt um und zu aller Zeitvon +
-deren  Transegentibus und deren Erben oder derjenigen welcher künftig +
-die Heringsräucherei anzufangen gedenken und beginnen, auf das punkt- +
-lichste beobachtet und nachgelobet ?Von letzteren deren ? dieses +
-allemal von deren Anfängen ihrer Räucherei mit unterschrieben werden +
-soll, so hoffen und bitten dieselben Euren Hochedlen Stadt-Obrigkeit +
-hierdurch gehorsamst anderen gültigen Approbation dieses Vergleichs +
-unter anderen dahin mitzuteilen, dass der solcher, sowohl der Commune +
-als deren Heringsräucherer augenscheinlich zum Nutzen und Vorteil ge¬ +
-rechnet, den Inhalt derselben strikte befolgt, die etwa verwirkende +
-Brache, von deren königlichen Stadtvogt zur Berechnung losigiret und +
-denjenigen welcher dieser Verfügung sich mit zu unterwerfen, nicht +
-sofort entschließen sollte, die Räuchereien der Hering und Breitling +
-gelagert und ihrer damit einigen Handel zu treiben, ferner nicht er¬ +
-stattet und zugestanden werden soll. +
-Wir Betroffenen haben diesen Vergleich bei Verpfändung unserer Güter, +
-und die ferner sich einfindenen Herings-Räucherer gleichfalls bei sel¬ +
-biger Verbindung eigenhändigt unterschrieben. +
-Jetzo ist solcher geschehen, Eckernförde, den 26ten Oktober Anno 1766. +
-(Unterschriften) +
-Frantz Krantz, Daniel Hinrichsen, Elisabeth Meyeren, +
-Friedrich Hinkelmann, Catarina Margaretha Petersen (mit geführter Hand) +
-Frantz Hinrich Daniel, Nic.A.E. Schlotmann, Thomas Jürgen Holler, +
-Friedrich Detlet Julius Kock." +
-Auf Seite 356 Copie No8/1780 wird weiter ausgeführt+
-"Wenn die hiesigen Bürger und Heringsräucherer Jürgen Dietrich Kock, +
-Friedr. Detlef Julius Kock sich mittels einer wieder die Bürger und +
-Fischer Michael Scheller und Lorenz Thomsen et Consorten unterm +
-26ten Oktober vorigen Jahres eingegangene Vorstellung darüber be- +
-schwert, dass die Beklagten in ihren Revieren ihre Garn aussetzen +
-und sie mithin in ihren Besitzen stolpertenletzere die Fischer aber +
-ihnen die augenblicklichen Besitze der benannten Reviere und besonders +
-des Zuges um Steenacker streitig machten, über diese Sache 'abs-que +
-omistapsitte-judica' zu untersuchen erachtet, und die strittigen Fang- +
-plätze nicht nur Auseinander zu reissen, sondern auch fürs künftige, +
-ein fester Regulativ ausfindig zu machen, wo nach beide Kläger und Be¬ +
-klagte sich zu richten. +
-Als hat dergelbigen von dieser Streitsache nicht nur ein sondern behufs +
-einer zu machenden Regulativ eine hinlängliche Kenntnis zu erhalten, +
-zu vorliegende Male nicht nur die Heringsräucherer sondern auch die +
-Fischer mündlich vernommen und allendlich naen vielen langen gewordenen +
-Bemühungen nach strenger Anordnung möglichst sowohl der Ersteren als +
-Letzteren nich zur Vermeidung nachdrücklicher Entscheidung genau zu +
-erhalten, antworten sie, diesen zu folgen wollen.+
  
-Die Waadenzüge die ihre beikommende Neuen-ZügeSteenacker mit  +Durch die sich Ende der 20er-Jahre rapide verschlechternden Fangergebnisseaber auch durch den Preisverfallging diese Art der Fischerei zu Endeda sie den Fischern keine ausreichende Existenz mehr botFür die über Jahrhunderte alte Waadenfischerei, die um 1900 herum ihren Höhepunkt mit 72 Waaden erreichte und noch im Ersten Weltkrieg und danach mit 50 Waaden bestehen blieb, war es eine Tragödie und ein bitteres sowie trauriges Ende.
-einbegriffen als namentlich: +
-1. By de Kuhle 4. Deeptog 7. Fulbek +
-2. De Keteltogg 5. Schaar 8.Kronsort +
-3. Luchskuhle 6. Bektog 9. Steenacker +
-So wie bisher Im Besitze derselben gewesen und solche bisher bezogen +
-haben, nach wie vor uneingeschränkt behalten, es sollen die Fischer +
-mit inren Fischernetzen im geringsten nicht hinderlich sein. +
-Weiteres fehlt leider von den Niederschriften. +
-Zu den vorgenannten Waadenzugen eine Bemerkungwo sie sich befanden. +
-Erstaunlich istdass sie bis zum Ende der Waadenfischerei etwa Anfang +
-der dreissiger jahre (1930 ff) ihre Namen und Standorte behielten. +
-Merkwürdig in der vorstehenden Aufzählung ist, dass der Zug 'Steenacker +
-als letzter genannt wird, obwonl er zwischen 'Keteltog' und 'Luchskuhle +
-lag. Es ist anzunehmen, dass dieser Zug erst spater eingeführt wurde. +
-Lage der benannten Waadenzüge: +
-Der Zug 'By de Kuhle' war bis 1914 (wurde damals aufgegeben wegen Be¬ +
-hinderung der Hafeneinfahrt) von der Brueckenhake (jetziger Hafenanfang) +
-bis zum alten SteinwellenbrecherAusgesetzt wurde die Waade in +
-Richtung Logenhaus ehemals Krull's Hotel). Bei der Mole ist die alte +
-1936 entstandene Mole gemeint. +
-Der Zug 'De Keteltog' war unternalb des früheren Holzlagers von Timm +
-südlich von der heute noch stehenden Mole bis etwa zum heutigen Gast¬ +
-wirtschaft 'Aurora'+
-Der naechste Zug 'Steenacker' war bis zum Platzan dem heute die Firmen +
-Langefeldt und Hofacker Anlieger sind. +
-Hieran schloss sich der Zug 'Luchs-Kuhle' ander etwa bis zum Strand¬ +
-zugang beim heutigen Ruderclub ging. Dies war nördlich der Seebadean¬ +
-stalt vom Fischer Lorenz Neumann. Dieser Waadenzug konnte auch südlicher +
-ausgesetzt werden. +
-Der naähste Zug war der 'Deeptog' unterhalb der Mitte von Exer. Dieser +
-Waadenzug wurde später aufgegeben, wahrscheinlich um mehr Platz für die +
-weiteren Züge zu haben. +
-Es folgte der Zug 'Schaar', etwa unterhalb der heutigen Gastwirtschaft +
-'Kiek in de See' und atwas nördlich von einem Anlegesteg von Chrisroph +
-Marquardt.+
  
-dann kan der Bektogder seinen Namen von dem etwas nördlich vom +Im Zweiten Weltkrieg sind noch einmal 3 Waaden im Betrieb gewesendie sich auch rentierten, aber dann ebenfalls plötzlich wieder zugingenDasselbe Schicksal erlebte die um 1918 eingeführte Ringwaadenfischerei gegen Ende der 20er-JahreDiese lebte 1950 mit 3 Ringwaaden erneut auf und erzielte für eine kurze Periode auch gute ErfolgeNach einem letzten großen Fang der 3 Ringwaaden ging diese Fischerei auch endgültig zu Ende
-alten Schlachthof (heutiges Wellenbad) auslaufenden Bach hatte und +\\ \\ 
-meistens nur mit 'Bek' benannt wurdeSpäter hinzugekommen sins in die- +//**Der folgende Text war in demselben Dokumentscheint aber nicht dazuzugehören:** 
-sem Bereich die Züge 'Neubek', 'Hut' und 'Mütze.+// 
-Der weiter in Protokoll benannte Zug "Fuhlbek' war auf der nördlichen +\\ \\ 
-Strandsete am 'Ort' (etwa heutiger Segelhafen) und der Zug 'Kronsort' +Booten in BetriebRechnet man pro Boot 3–4 Mann Besatzung, so waren alleine in diesem Zweig ca. 500 Mann beschäftigt. Daneben gab es dann noch die Fischerwelche mit ihren Booten oder Quasen die Fischerei mit Stellnetzen auf HeringSprotten und Butt betrieben. Auch hier waren in der Regel 3 Mann Besatzung je Boot notwendigso dass nochmals an die 100 Mann in der Fischerei tätig warenRechnet man noch die große Anzahl der Arbeitskräfte in der Fischverarbeitung hinzukann man den enormen Wirtschaftsfaktor für die Stadt bemessen, die zu dieser Zeit ca. 5500 Einwohner hatte. In guten Fangsaisonen waren auch ein Teil der Kieler Fischer in Eckernförde tätig.
-befand sich auf der Südseite vor Kronsort (in der Nähe von Aschau). +
-Mit der Ausweitung der Fangplätze entlang der Bucht entstanden in den +
-Folgejahren weitere Waadenzüge, hiervon 73 auf der Nordseite und 64 an +
-der SüdseiteAuf die Waadenfischerei werde ich an anderer Stelle +
-noch weitere Ausführungen machen. +
-Die vorgenannten Protokollauszüge beweisen, dass es zu dieser Zeit +
-bereits 9 Fischräuchereien in Eckernförde gabdie auch das Privileg +
-zur Waadenfischereihatten. Die Rechte aus diesem Privileg nahmen +
-sie auch wahr, wie der Streitfall aus 1780 gegen die besagten Klein¬ +
-Fischer beweist, Gerade über den Fangplatz 'Steenacker' hat es auch +
-in den späteren Jahren immer wieder Streitigkeiten zwischen den +
-Waadfischern und den Kleinfischern gegebenDer Fangplatz wurde dann +
-später durch die Provinzialregierung den Kleinfischern zugesprochen. +
-Es ergibt sich auch aus den Aufzeichnungendass es zu dieser Zeit +
-auch unter den Fischräucherern und den Fischern schwarze Schafe ge¬ +
-geben hatdie sich nicht an die Bestinmungen der Stadt richteten +
-und eine Art Schwarzhandel betrieben. Es ist hierdurch ebenfalls er¬ +
-wiesen, dass die Fischwaren bis Hampurg und darüber hinaus verkauft +
-wurden. +
-An dieser Steile noch einige Ausführungen zur Fischverarbeitung. Aus +
-entsprechen Unterlagen ist zu entnehmendass auch im Seehandel des +
-17. und i8. Jahrhunderts viele Salzheringe ais auch Räucherware von +
-Eckernförde aus ihren Weg nach ausserhalb fanden. Hieraus ist zu +
-schliessendass hinsichtlich des Räucherverfahrens anders als heute +
-verarbeitet wurde, denn nach der heutigen Räucherart hätten die Fische +
-die langen Transportwege nicht überstanden. In diesem Zusammenhang er¬ +
-zaehlte mir Anfang der 20er-Jahre Joh. v. Soosen, zu der Zeit ein alter +
-Eckernforder Fischer und Räucherer einiges uber den Fischversand von +
-Eckernförde, bevor die Eisenbahn existierte. Hiernach wurden die vielen +
-in Eckernförde angelandeten Fische, grüne Heringe, Dorsch oder Platt¬ +
-fische, wie geräucherte ware mit Pferdefuhrwerken aus Hamburg und ande¬ +
-ren Städten abgeholt bzw, mit Eckernförder Fuhrwerken nach anderen Orten +
-gebrachtAls dann die Eisenbahn bis Kiel ging, sind diese Waren per +
-Fuhrwerk nach Kiel gebracht und von dort weiterbefördert worden. Wie +
-Soosen sagte, ist danach die Kundschaft für alle Räuchereien rapide +
-angestiegen. besonders die geräucherten Sprotten galten als Delikatesse+
  
-und der Versand nahm in diesem Bereich einen großen Umfang an. Da als +Die große Zunahme des Fischereigewerbes ab etwa 1860 an ist wohl auch darauf zurückzuführendass ab 1862 mechanisch hergestellte Netze als Rohware aus Schottland eingeführt wurden und auf den Markt kamen. Ab 1873 wurden auch in Deutschland Netze aller Art mechanischdhfabrikmäßig hergestelltVorher musste der Fischer seine Netze selbst knotenDies geschah meistens in der Familie oder die Netze wurden zum Knoten in Auftrag gegeben. Es gab mehrere Einwohner, die sich mit der Herstellung von Netzen in allen Maschenweiten beschäftigten.
-Versandort Kiel galt, entstand der Begriff "Kieler Sprotten" +
-der noch heute als Markenbegriff seine Gültigkeit hat. Joh. v. Soosen +
-erzählte auch von den "Karnern"von denen er in jungen Jahren viel ge- +
-hört hatte. Hierbei handelte es sicn um einen besonders hart geräucher¬ +
-ten Hering, der als Dauerware haltbar war und besonderson den Bauern +
-in der Schleigegend hergestellt wurde. Die Abnehmer dieser Heringe +
-sowie von gedorrten und gesalzenen Heringen waren zum grossen Teil +
-Händler aus Thüringen, Sachsen und anderen Südlandern. Diese Leute wur¬ +
-den im Volksmund 'Kaerners' oder 'Karner' genannt. In jedem Frühjahr +
-kamen diese Händler mit ihren von 2 bis 3 Pferden gezogenen Karren +
-in unser Gebiet, um Errzeugnisse ihrer Heimat zu verkaufenFür den +
-Rückweg erstanden sie dafür Frodukte des Nordens. Hierzu gehörten vor +
-allem auch die haltbar geräucherten Heringedie sie verhaltnismässig +
-billig erstanden, sich jedoch durch die vielen Zölle unterwegs ver¬ +
-teuerten, dem Vernehmen nach soll der Hering jedoch dahein nicht +
-mehr als 4 p (schilling) gekostet haben, sodass sich u.adie Frauen +
-an den Spinnrädern diese Heringe kauftenDer Nane 'Karner' fuer +
-Heringe ist sicherlich hieraus entstanden und galt für Heringe, die +
-im Frühjahr zunachst leicht gesalzen und solange geräuchert wurden, +
-bis sie dunkelbraun und hart waren wie HolzDie so geräucherten +
-Heringe waren sehr schmackhaft und konnten als Dauerware die wochen¬ +
-langen Reisen bis zum Verzehr überstehen. Von einigen Räuchereien in +
-Eckernförde wurden 'Karner' bis zum krieg 1914/18 und in Kappeln +
-auch noch spater als Dauerware hergestellt. Es ist anzunehmendass +
-die neringe bereits im 17. Jahrhundert so geräuchert worden sind, +
-da der Begriff 'Karner' zu dieser Zeit bereits auftaucht. Sonst +
-hätten die Heringe, wie bereits gesagt, die langen Transportwege +
-nicht überstanden. Auch Jon.v.Soosen berichtete von den 'Karnern' +
-die nach seinen Angaben Händler aus Kaernten in Österreich waren +
-und die Räucherheringe aufkauften. Nach seinen Angaben hat v.Soosen, +
-der vorner Besitzer von 2 Waaden war und nach dem Verkauf als Räucher¬ +
-meister in Eckernforde und spater in Kappeln gearbeitet hat, in Kappeln +
-bei der Räucherei Fr. Föh jedes Frühjahr noch mehrere Jahre lang die +
-dieser Zeit reichhaltigen Schleiheringe zu 'Karners' geräuchert. +
-Diese wurden jedoch nicht mehr mit Fuhrwerken abgeholt, sondern mit +
-der Post oder als Eilgut mit der Bahn in den Süden versandt. +
-In Eckernförde war den Vernehmen nach der 1716 in Eckernförde geborene +
-Fischer Fredrich Hinkelmann, der erste, der sich für das Räuchern +
-on Fischen besondere Raucherkammern baute und somit die erste echte +
-Räucherei in Eckernförde begründete. Vorher wurden die Fische +
-zumeist von den Fischern über den offenen Herd oder im Schornstein +
-geräuchert. Diese Verfahren wurde noch, lange von Fischern, die ihren +
-eigenen Fang räucherten und verkauften, angewendet.+
  
 +In diesem Zusammenhang möchte ich einen kurzen Bericht aus eigener Erinnerung eintragen. Am Jungfernstieg, wo heute das Gebäude von Johs. Hanss (Klempnermeister) steht, wohnten die Geschwister Lorenzen (Bruder mit zwei Schwestern), die noch nach 1910 viele Netze und Netzbahnen für die Fischer geknotet haben. Sie hatten sich vor allen Dingen darauf spezialisiert, die maschinell hergestellten Buttstellnetze mit einer verstärkten Sohlmasche (Umknotenmasche) zu versehen. Dies geschah je Buttnetz mit einer Länge von 70 m je oben und unten. Ich bin ein paar Mal mit meinem Vater dort gewesen, wenn er Buttnetze zum Umknoten hinbrachte. Jedes Mal lagen da eine ganze Menge von Netzen, jeweils mit Namen des zugehörigen Fischers versehen, die noch zu bearbeiten waren.
  
 +Aber auch für die Waadennetze, und zwar für die Unter- und Obertücher (als „Tücher“ wurden die langen Netzbahnen genannt), haben die Lorenzens eine große Menge der erforderlichen Sohlmaschen geknotet. Als später die Fabriken dazu übergingen, die Netze endgültig fertigzustellen, ging für diese Familie die Tätigkeit zu Ende. Sie haben danach mit der Herstellung (Nagelung) von Fischkisten für die Räuchereien begonnen. Auch dies war eine typische Tätigkeit in Zusammenhang mit der Eckernförder Fischerei, die heute leider auch in Vergessenheit geraten ist.
  
 +Ich möchte meinen Bericht nun zunächst der Fischerei auf Flattisch zuwenden. Der Fang von Plattisch befasste sich im Wesentlichen mit dem Goldbutt.
  
  

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