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die_geschichte_der_fischerei_in_eckernfoerde_bis_1930 [2025/05/20 15:01] – martin | die_geschichte_der_fischerei_in_eckernfoerde_bis_1930 [2025/05/28 13:31] (current) – martin | ||
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==== Frühentwicklung der Fischerei bis zum Mittelalter ==== | ==== Frühentwicklung der Fischerei bis zum Mittelalter ==== | ||
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Bereits in Urzeiten war der Fischfang neben der Jagd eine der Hauptnahrungsquellen der Menschen. Daher ist es nicht überraschend, | Bereits in Urzeiten war der Fischfang neben der Jagd eine der Hauptnahrungsquellen der Menschen. Daher ist es nicht überraschend, | ||
Auch im Raum Eckernförde weisen vorgeschichtliche Funde, wie die Muschelhaufen unterhalb von Carlshöhe am Windebyer Noor, auf die Nutzung der Gewässer zur Nahrungssicherung hin. Dies deutet auf einen Grund für die Ansiedlung in dieser Region. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass das Noor bis in die Neuzeit kein eigenständiger See war, sondern ein Teil der Eckernförder Bucht. Erst durch Sandablagerungen vor etwa 2000 Jahren wurde das Noor abgeschnürt, | Auch im Raum Eckernförde weisen vorgeschichtliche Funde, wie die Muschelhaufen unterhalb von Carlshöhe am Windebyer Noor, auf die Nutzung der Gewässer zur Nahrungssicherung hin. Dies deutet auf einen Grund für die Ansiedlung in dieser Region. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass das Noor bis in die Neuzeit kein eigenständiger See war, sondern ein Teil der Eckernförder Bucht. Erst durch Sandablagerungen vor etwa 2000 Jahren wurde das Noor abgeschnürt, | ||
- | Leider ist über die frühen Besiedlungen dieser Halbinsel und damit über die Gründerzeit Eckernfördes kaum etwas bekannt, da entsprechende Dokumente vermutlich bei der Niederbrennung der Stadt 1416 im Zuge des Rückzugs von König Erich von Pommern vernichtet wurden. Die erste erhaltene Urkunde mit einem Hinweis auf Eckernförde stammt aus dem Jahr 1197, in der „Godescalcus de Ekerenvorde“ erwähnt wird. Es bleibt daher der Fantasie überlassen, | + | Leider ist über die frühen Besiedlungen dieser Halbinsel und damit über die Gründerzeit Eckernfördes kaum etwas bekannt, da entsprechende Dokumente vermutlich bei der Niederbrennung der Stadt 1416 im Zuge des Rückzugs von König Erich von Pommern vernichtet wurden. Die erste erhaltene Urkunde mit einem Hinweis auf Eckernförde stammt aus dem Jahr 1197, in der „Godescalcus de Ekerenvorde“ erwähnt wird. Es bleibt daher der Fantasie überlassen, |
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+ | Im Mittelalter war das Fischereigewerbe vermutlich bereits von großer Bedeutung für die Stadt. So wird 1587 die „Fischerstraße“ („vysche stratten“) als Straßenname erwähnt. Zu dieser Zeit dürfte man sich auch mit der gewerbsmäßigen Verarbeitung von Fischen beschäftigt haben. Es ist anzunehmen, dass ein überregionaler Handel mit Fischprodukten – haltbar gemacht durch Salzen, Trocknen und vermutlich Räuchern – bestand. | ||
==== Die Fischerei im Mittelalter ==== | ==== Die Fischerei im Mittelalter ==== | ||
- | Die Hauptfanggebiete im 16. Jahrhundert waren das heutige Noor, der Hafen und der Bereich vor dem Weststrand (vom Hafen bis etwa Aschau). Aufgrund der Fangplätze vor dem Strand gab es bereits Mitte des 16. Jahrhunderts Streitigkeiten mit den umliegenden Adeligen über die Strandnutzung durch die Fischer. Um 1554 wurde dieser Streit beigelegt, indem den Fischern gegen eine Abgabe die Strandnutzung gestattet wurde. Diese Abgabe, der sogenannte „Mattfisch“, | + | Die Hauptfanggebiete im 16. Jahrhundert waren das heutige Noor, der Hafen und der Bereich vor dem Weststrand (vom Hafen bis etwa Aschau). Aufgrund der Fangplätze vor dem Strand gab es bereits Mitte des 16. Jahrhunderts Streitigkeiten mit den umliegenden Adeligen über die Strandnutzung durch die Fischer. Um 1554 wurde dieser Streit beigelegt, indem den Fischern gegen eine Abgabe die Strandnutzung gestattet wurde. Diese Abgabe, der sogenannte „Mattfisch“, |
- | Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 bestanden die Gutsherren von Windeby und Marienthal auf ihren Rechten und stellten entsprechende Schilder am Strand auf. Auch vor Gut Noer galten bis zu diesem Zeitpunkt Strandrechte. Wenn Waadenfischer das Gebiet vor Noer befischten, forderte der Fischer von Noer oft einen Tribut an Fischen für das fürstliche Gut. Bei Nichterfüllung drohte eine Anzeige beim Fischereiamt, | + | Um 1600 schlossen sich etwa 20 Fischer dieser Vereinbarung an und leisteten den „Mattfischeid“, |
- | Als Fanggeräte wurden im Mittelalter neben Stellnetzen, | + | +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ |
- | 18. Jahrhunderts der Reglementierung und Rechtsprechung der Obrigkeit (Magistrat, Bürgermeister) | + | |
- | unterlagen, beweisen einige Protokollauszüge aus dieser Zeit, die ich während meiner Tatigkeit als | + | |
- | 2. Vorsitzender des Eckernförder Fischerei-Vereines zusammen mit anderen Unterlagen in der alten | + | |
- | Bundeslade des Vereins vorfand. Ich habe mir damals Abschriften dieser Unterlagen gefertigt, da ich | + | |
- | sie doch für bedeutend fur die Entwicklungsgeschichte des Fischereiwesens in Eckernförde fand. | + | |
- | Als sonstige Unterlagen waren u.a. in der Lade eine Bedankungsurkunde | + | Als Fanggeräte wurden im Mittelalter neben Stellnetzen, |
- | die Namensgebung | + | |
- | fahrten von Flensburger Robbenfischern zu finden. Ich weiß nicht, ob diese Unterlagen noch vorhan- | + | |
- | den sind. | + | |
- | Die Protokollauszuge entstammen offentsichtlich einer amtlichen Verhandlungsniederschrift (Stadt- | + | Dass die Fischerei |
- | protokoll ?) zwischen Vertretern der Fischräucherer, | + | |
- | menhang sei darauf hingewiesen, | + | |
- | rigkeit noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts | + | |
- | meister | + | |
- | schereivereines teil oder ließ sich entsprechend vertreten. Das Protokoll wurde stets vom jeweiligen | + | |
- | Stadtschreiber geführt. Dieses dauerte bis zum Beginn | + | |
- | war, soweit | + | |
- | weise eigenschriftlich vom Bürgermeister oder vom Stadtschreiber | + | |
- | legt. | + | |
- | Ich möchte den Inhalt | + | Als sonstige Unterlagen waren u.a. in der Lade eine Bedankungsurkunde von Fürst Bismarck über die Namensgebung der marinierten Heringe (Bismarckheringe) sowie Unterlagen über die Grönlandfahrten von Flensburger Robbenfischern zu finden. Ich weiß nicht, ob diese Unterlagen noch vorhanden |
- | schriftlich zur Kenntnis geben. Leider waren einige Stellen unleserlich, so daß Worte fehlen. Diese | + | |
- | Stellen | + | |
- | Die Niederschrift fängt mit Seite No 354 mitten in einem Absatz an (es fehlen die Absätze 1 und 2)und hat folgenden Wortlaut: | + | Die Protokollauszüge entstammen offensichtlich einer amtlichen Verhandlungsniederschrift |
- | - 'mehr an Wall den Verkäufern zu bieten, zu geben, | + | Ich möchte |
- | sonstens die Heringe zu kriegen oder an sich zu bringen.' | + | |
- | 3ti) Behalten die genannten Heringsräucherer wegen hierselbst gefangenen Heringe und Breitlinge | + | - ‚mehr an Wall den Verkäufern zu bieten, zu geben, oder durch Geschenkt |
- | (Anmerkung | + | |
- | kaufen und zu verkaufen, jedoch mit der ausdrücklich beorderten Einschränkung | + | |
- | (Anternminier) der Strafe bei solcher Verkaufung, allemal wegen solche nach Hamburg | + | |
- | gehen, | + | |
- | 4ti) In Ansetzung der Garn-Heringe soll die ordentliche Verteilung | + | 3ti) Behalten |
- | No1 angeführt, strikte beobachtet werden, und zwar bei vier Mark Kurant Bruche vor jedesmaligen | + | |
- | Contracention, auch allenhalb Verdopplung derselben. | + | |
- | 5ti) Bleibt es wegen der in Wall fortgegebenen Auftrag, gelte als ?. Einteils bei dem alten Herkommen, | + | 4ti) In Ansetzung |
- | dass solcher nämlich allzeit ferner bezahlt, sonst aber weiter nicht öffentlich oder heimlich gegeben | + | |
- | werden | + | |
- | 6ti) Die von Euren Hochedlen Magistrat dieser Stadt in Ansetzung | + | 5ti) Bleibt es wegen der in Wall fortgegebenen Auftrag, gelte als ?. Einteils bei dem alten Herkommen, dass solcher |
- | mende Heringe und Breitlinge unterm 6ten November 1743 ergangene Verfügung | + | |
- | verbleibt und derselben von deren Transigenten auf einiger Art und Weise ?? nicht entgegen gehan- | + | |
- | delt werden darf, hingegen war die hier immer beliebet und und überhaupt, oder einer anderen ver- | + | |
- | trakt um und zu aller Zeit, von deren Transegentibus und deren Erben oder derjenigen welcher künftig | + | |
- | die Heringsraucherei anzufangen gedenken und beginnen, auf das pünktlichste beobachtet und | + | |
- | nachgelobet | + | |
- | unterschrieben werden soll, so hoffen und bitten dieselben Euren Hochedlen Stadt-Obrigkeit hierdurch | + | |
- | gehorsamst anderen gültigen Approbation dieses Vergleichs unter anderen dahin mitzuteilen, dass | + | |
- | der solcher, | + | |
- | Vorteil gerechnet, den Inhalt derselben strikte befolgt, die etwa verwirkende Bruche, von deren kö- | + | |
- | niglichen | + | 6ti) Die von Euren Hochedlen Magistrat dieser Stadt in Ansetzung der zum verkauft allhier ankommende Heringe und Breitlinge unterm 6ten November 1743 ergangene Verfügung in ihren Valeur verbleibt und derselben von deren Transigenten auf einiger Art und Weise ?? nicht entgegen gehandelt werden darf, hingegen war die hier immer beliebet und und überhaupt, oder einer anderen vertrakt um und zu aller Zeit, von deren Transegentibus und deren Erben oder derjenigen welcher künftig die Heringsraucherei anzufangen gdenken und beginnen, auf das pünktlichste beobachtet und nachgelobet ?. Von letzteren und deren consorten allemal von deren Anfängen ihrer Räucherei mit unterschrieben werden soll, so hoffen und bitten dieselben Euren Hochedlen Stadt-Obrigkeit hierdurch gehorsamst anderen gültigen Approbation dieses Vergleichs unter anderen dahin mitzuteilen, |
- | unterwerfen, | + | |
- | ihrer damit einigen Handel zu treiben, ferner nicht erstattet und zugestanden werden soll.' | + | |
- | Wir Betroffenen haben diesen Vergleich bei Verpfändung unserer Güter, und die ferner sich einfin- | + | Wir Betroffenen haben diesen Vergleich bei Verpfändung unserer Güter, und die ferner sich einfindenen |
- | denen Herings-Räucherer gleichfalls bei selbiger Verbindung eigenhändigt unterschrieben. | + | |
Jetzo ist solcher Geschehen, Eckernförde, | Jetzo ist solcher Geschehen, Eckernförde, | ||
(Unterschriften) | (Unterschriften) | ||
- | Frantz Krantz, Daniel Hinrichsen, Elisabeth Meyeren, Friedrich Hinkelmann, Catarina Margaretha | + | Frantz Krantz, Daniel Hinrichsen, Elisabeth Meyeren, Friedrich Hinkelmann, Catarina Margaretha |
- | tersen | + | |
- | Friedrich Detlef Julius Kock. | + | |
- | Auf Seite 356 Copie No8/1780 wird weiter ausgeführt: | + | Auf Seite 356 Copie Nr. 8/1780 wird weiter ausgeführt: |
- | Wenn die hiesigen Bürger und Heringsräucherer Jürgen Dietrich Kock, Friedr. Detlef Julius Kock sich | + | Wenn die hiesigen Bürger und Heringsräucherer Jürgen Dietrich Kock, Friedr. Detlef Julius Kock sich mittels einer wieder die Bürger und Fischer Michael Scheller und Lorenz Thomsen et Consorten |
- | mittels einer wieder die Bürger und Fischer Michael Scheller und Lorenz Thomsen et Consorten | + | |
- | term 26ten Oktober vorigen Jahres eingegangene Vorstellung darüber beschwert daß die Beklagten | + | Als hat derselbigen von dieser Streitsache nicht nur ein sondern behufs einer zu machenden |
- | in ihren Revieren ihre Garn aussetzten und sie mithin in ihren Besitzen stolperten, letzere die Fischer | + | |
- | aber ihnen die augenblicklichen Besitze der benannten Reviere und besonders des Zuges um Stee- | + | |
- | nacker | + | |
- | die strittigen Fangplätze nicht nur auseinander zu reissen, sondern auch fürs künftige, ein fester | + | |
- | gulativ | + | |
- | Als hat derselbigen von dieser Streitsache nicht nur ein sondern behufs einer zu machenden | + | |
- | lativ eine hinlängliche Kenntnis zu erhalten, zu vorliegende male nicht nur die Heringsräucherer | + | |
- | sondern auch die Fischer mündlich vernommen und allendlich nach vielen langen gewordenen | + | |
- | muhungen | + | |
- | dung nachdrücklicher Entscheidung genau zu erhalten, antworteten sie, diesen zu folgen wollen. | + | |
Die Waadenfischer die ihre beikommende Neuen-Zuge, Steenacker mit einbegriffen als namentlich. | Die Waadenfischer die ihre beikommende Neuen-Zuge, Steenacker mit einbegriffen als namentlich. | ||
- | 1. By de Kuhle 2. De Keteltog 3. Luchs-Kuhle 4. Deeptog 5. Schaar 6. Bektog 7. Fuhlbek 8. Kronsort | + | 1. By de Kuhle |
+ | 2. De Keteltog | ||
+ | 3. Luchs-Kuhle | ||
+ | 4. Deeptog | ||
+ | 5. Schaar | ||
+ | 6. Bektog | ||
+ | 7. Fuhlbek | ||
+ | 8. Kronsort | ||
9. Steenacker | 9. Steenacker | ||
- | So wie bisher im Besitze derselben gewesen und solche bisher bezogen haben, nach wie vor unein- | + | So wie bisher im Besitze derselben gewesen und solche bisher bezogen haben, nach wie vor uneingeschränkt |
- | geschrankt | + | |
- | sein.' | + | |
Weiteres fehlt leider von den Niederschriften. | Weiteres fehlt leider von den Niederschriften. | ||
- | An den vorstehenden Ausführungen ist bemerkenswert, | + | An den vorstehenden Ausführungen ist bemerkenswert, |
- | eine Regelung und Einteilung der Wadenfischerei auf Sprotten und Heringe gab. | + | |
- | Zu den vorgenannten Waadenzügen ist es vielleicht doch von Interesse, wo sie sich befanden. | + | Zu den vorgenannten Waadenzügen ist es vielleicht doch von Interesse, wo sie sich befanden. Erstaunlich ist, dass sie bis zum Ende der Waadenfischerei etwa Anfang der dreißiger |
- | Erstaunlich ist, dass sie bis zum Ende der Waadenfischerei etwa Anfang der dreissiger | + | |
- | 'Steenacker' | + | |
- | zunehmen, dass dieser Zug erst später eingeführt wurde. | + | |
Lage der benannten Waadenzüge: | Lage der benannten Waadenzüge: | ||
- | Der Zug 'By de Kuhle' | + | Der Zug ‚By de Kuhle‘ war bis 1914 (wurde damals aufgegeben wegen Behinderung der Hafeneinfahrt) von der Brückenhake (jetziger Molenanfang) bis zum alten Steinwellenbrecher. Ausgesetzt wurde die Waade in Richtung Logenhaus (ehemals Krull’s Hotel). Bei der Mole ist die alte 1936 entstandene |
- | fahrt) von der Brückenhake (jetziger Molenanfang) bis zum alten Steinwellenbrecher. Ausgesetzt | + | |
- | wurde die Waade in Richtung Logenhaus (ehemals Krull's Hotel). Bei der Mole ist die alte 1936 ent- | + | |
- | standene | + | |
- | Der Zug 'De Keteltog' | + | Der Zug ‚De Keteltog‘ war unterhalb des früheren Holzlagers von Timm südlich von der heute noch stehenden Mole bis etwa zur heutigen Gastwirtschaft |
- | stehenden Mole bis etwa zur heutigen Gastwirtschaft | + | |
- | 4 hierbei | + | 4 Hierbei |
- | zumeist den Vornamen | + | |
- | Der nächste Zug "Steenacker' | + | Der nächste Zug ‚Steenacker‘ war bis zum Platz, an dem heute die Firmen Langefeldt und Hofacker Anlieger sind. |
- | Anlieger sind. | + | |
- | Hieran schloss sich der Zug 'Luchs-Kuhle' | + | Hieran schloss sich der Zug ‚Luchs-Kuhle‘ an, der etwa bis zum Strandzugang beim heutigen |
- | derclub | + | |
- | konnte auch südlicher ausgesetzt werden. | + | |
- | Der nächste Zug war der 'Deeptog' | + | Der nächste Zug war der ‚Deeptog‘ unterhalb der Mitte vom Exer. Dieser Waadenzug wurde später aufgegeben, wahrscheinlich um mehr Platz für die weiteren |
- | aufgegeben, wahrscheinlich um mehr Platz fur die weiteren | + | |
- | Es folgte der Zug 'Schaar', etwa unterhalb der heutigen Gastwirtschaft | + | Es folgte der Zug ‚Schaar‘, etwa unterhalb der heutigen Gastwirtschaft |
- | nördlich | + | |
- | Dann kam der 'Bektog', der seinen Namen von dem etwas nördlich vom alten Schlachthof (heutiges | + | Dann kam der ‚Bektog‘, der seinen Namen von dem etwas nördlich vom alten Schlachthof (heutiges Wellenbad) auslaufenden Bach hatte und meistens |
- | Wellenbad) auslaufenden Bach hatte und meisten | + | |
- | men sind in diesem Bereich die Zuge 'Neubek', ' | + | |
- | Der weiter im Protokoll benannte Zug "Fuhlbek' | + | Der weiter im Protokoll benannte Zug ‚Fuhlbek‘ war auf der nördlichen Strandseite am ‚Ort‘ (etwa heutiger Segelhafen) und der Zug ‚Kronsort‘ befand sich auf der Südseite vor Kronsort in der Nähe von Aschau. |
- | heutiger Segelhafen) und der Zug 'Kronsort' | + | |
- | von Aschau. | + | |
- | Mit der Ausweitung der Fangplätze entlang der Bucht entstanden in den Folgejahren weitere | + | Mit der Ausweitung der Fangplätze entlang der Bucht entstanden in den Folgejahren weitere |
- | denzuge, hiervon 73 auf der Nordseite und 64 an der Südseite. Zur Waadenfischerei werde ich an | + | |
- | anderer Stelle noch weitere Ausführungen machen. | + | |
- | Die vorgenannten Protokollauszüge beweisen, | + | Die vorgenannten Protokollauszüge beweisen, |
- | Eckernförde gab, die auch das Privileg zur Waadenfischerei hatten. Die Rechte aus diesem Privileg | + | |
- | nahmen sie auch wahr, wie der Streitfall aus 1780 gegen die besagten Kleinfischer beweist. Gerade | + | |
- | über den Fangplatz | + | |
- | zwischen den Waadfischern und den Kleinfischern gegeben. Der Fangplatz wurde dann später durch | + | |
- | die Provinzialregierung den Kleinfischern zugesprochen. | + | |
- | Es ergibt sich auch aus den Aufzeichnungen, | + | Es ergibt sich auch aus den Aufzeichnungen, |
- | und den Fischern schwarze Schafe gegeben hat, die sich nicht an die Bestimmungen der Stadt rich- | + | |
- | teten und eine Art Schwarzhandel betrieben. Es ist hierdurch ebenfalls erwiesen, | + | |
- | bis Hamburg und darüber hinaus verkauft worden sind. | + | |
- | An dieser Stelle noch einige Ausführungen zur Fischverarbeitung in der damaligen Zeit. Aus ent- | + | An dieser Stelle noch einige Ausführungen zur Fischverarbeitung in der damaligen Zeit. Aus entsprechenden |
- | sprechenden | + | |
- | Salzheringe | + | |
- | ist zu schliessen, dass hinsichtlich des Räucherverfahrens anders als heute verarbeitet wurde, denn | + | |
- | nach der heutigen Räucherart hätten die Fische die langen Transportwege nicht überstanden. | + | |
- | In diesem Zusammenhang erzählte mir Anfang der 20er-Jahre Joh.v.Soosen, | + | In diesem Zusammenhang erzählte mir Anfang der 20er-Jahre Joh. v. Soosen, zu der Zeit ein alter Eckernförder Fischer und Räucherer, einiges über die Fischräuchereien und den Versand von Frischfisch |
- | Eckernförder Fischer und Räucherer, einiges über die Fischräuchereien und den Versand von Frisch- | + | |
- | fisch und Räucherware in Eckernförde aus der selbsterlebten Zeit um 1870, also bevor die Eisenbahn | + | |
- | existierte. | + | |
- | Hiernach wurden die vielen in Eckernförde angelandeten Fische, grüne Heringe, Dorsch oder Plattfi- | + | |
- | sche, wie geräucherte Ware mit Pferdefuhrwerken aus Hamburg und anderen Städten abgeholt bzw. | + | |
- | mit Eckernförder Fuhrwerken nach anderen Orten gebracht. Als dann die Eisenbahn bis Kiel ging, sind | + | |
- | diese Waren per Fuhrwerk nach Kiel gebracht und von dort weiterbefördert worden. Wie Soosen | + | |
- | sagte, ist danach die Kundschaft für alle Räuchereien rapide angestiegen. | + | |
- | Besonders die geräucherten Sprotten galten als Delikatesse und der Versand nahm in diesem Be- | + | |
- | reich ein grossen Umfang an. Da als Versandort Kiel galt, entstand bekanntlich der Begriff ' | + | |
- | Sprotten' | + | |
- | Joh.v.Soosen berichtete auch von den ' | + | |
- | geräuchertern Hering, der als Dauerware haltbar war und besonders von den Bauern in der Schlei- | + | |
- | gegend, die nebenher den Heringsfang betrieben, hergestellt wurde. Die Abnehmer dieser Heringe | + | |
- | sowie von gedorrten und gesalzenen Heringen waren zum grossen Teil Händler aus Thüringen, | + | |
- | Sachsen, Bayern und aus Kartnen in Österreich. im Volksmund ' | + | |
- | jedem Frühjahr kamen diese Händler mit ihren von 2 bis 3 Pferden gezogenen Karren in unser Gebiet, | + | |
- | um Erzeugnisse ihrer Heimat zu verkaufen. Sie wurden im Volksmund ' | + | |
- | nannt. Auf dem Rückweg erstanden sie dafür Produkte des Nordens. Hlerzu gehörten vor allem auch | + | |
- | die haltbar geräucherlen Heringe, die sie verhaltnismassig billlg erstanden, sich jedoch durch die | + | |
- | vielen Zolle unterwegs ver- teuerten. Dem Vernehmen nach soll der Hering jedoch daheim nicht mehr | + | |
- | als 2 p(schilling) gekostet haben, sodass sich u.a. die Frauen an den Spinnrädern diese Heringe | + | Hiernach wurden die vielen in Eckernförde angelandeten Fische, grüne |
- | kauften. Der Name ' | + | |
- | zunachst leicht gesalzen und solange geräuchert wurden, bis sie dunkelbraun und hart waren wie | + | |
- | Holz. Die so geräucherten Heringe waren sehr schmackhaft | + | |
- | lange Reisen bis zum Verzehr überstehen. Nach seinen Angaben hat v.Soosen, der vorher Besitzer | + | |
- | von 2 Waaden war und nach dem Verkauf als Räuchermeister in Eckernförde und später in Kappeln | + | |
- | gearbeitet hat, in Kappeln bei der Räucherei Fr.Föh jedes Frühjahr noch mehrere Jahre lang die zu | + | |
- | dieser Zeit reichhaltigen Schleiheringe zu ' | + | |
- | Fuhrwerken abgeholt, sondern mit der Post oder als Eilgut mit der Bahn in den Süden versandt. Rei- | + | |
- | sen bis zum Verzehr überstehen. Heute wird ein ähnlich verarbeiteter Hering teilweise noch als so- | + | |
- | genannter Lachshering angeboten. | + | |
- | Von einigen Rauchereien in Eckernförde wurden ' | + | |
- | noch spater als Dauerware hergestellt. Es ist anzunehmen, dass die Heringe bereits im 17. Jahrhun- | + | |
- | dert so geräuchert | + | |
- | die Heringe, wie bereits gesagt, die langen Transportwege nicht uberstanden. | + | |
- | In Eckernförde war dem Vernehmen nach der 1716 in Eckernförde geborene Fischer Friedrich Hinkel- | + | Besonders die geräucherten Sprotten galten als Delikatesse und der Versand nahm in diesem Bereich einen großen Umfang an. Da als Versandort Kiel galt, entstand bekanntlich |
- | mann, der erste, der sich fur das Räuchern von Fischen besondere Räucherkammern baute und somit | + | |
- | die erste echte Fischräucherei in Eckernförde begründete. Vorher wurden die Fische zumeist von den | + | |
- | Fischern uber den offenen Herd oder im Schornstein geräuchert. Diese Verfahren wurde noch lange | + | |
- | von Fischern, die ihren eigenen Fang räucherten und verkauften, angewendet. | + | |
- | Aus der Geschichte | + | Joh. v. Soosen berichtete auch von den ‚Karnern‘. Hierbei handelte es sich um einen besonders hart geräucherten Hering, |
- | läßt sich sicherlich auch maNCH Interessantes berichten, aber ich möchte nun wieder | + | |
- | chen Thema, die Fischerei | + | |
- | ===Die Fischerei ab dem 19. Jahrhundert=== | + | Nach seinen Angaben hat v. Soosen, der vorher Besitzer von 2 Waaden war und nach dem Verkauf als Räuchermeister in Eckernförde und später in Kappeln gearbeitet hat, in Kappeln bei der Räucherei Fr. Föh jedes Frühjahr noch mehrere Jahre lang die zu dieser Zeit reichhaltigen Schleiheringe zu ‚Karners‘ geräuchert. Diese wurden jedoch nicht mehr mit Fuhrwerken abgeholt, sondern mit der Post oder als Eilgut mit der Bahn in den Süden versandt. Reisen bis zum Verzehr überstehen. Heute wird ein ähnlich verarbeiteter Hering teilweise noch als sogenannter Lachshering angeboten. |
- | Durch die Zunahme der Bevölkerung vergrösserte sich zwangslaufig auch der Bedarf an Nahrungs- | + | Von einigen Räuchereien in Eckernförde wurden ‚Karner‘ bis zum Krieg 1914/ |
- | mitteln | + | |
- | Noor und Hafengebiet | + | |
- | Rechnung. Wie bereits | + | |
- | sprechend ihrer Lage benannt und unterlagen den Bestimmungen der Stadt bzw. unterstanden dem | + | |
- | königlichen Stadtvogt und später der Provinzialregierung. Die Waadenzüge wurden den Waadfischern | + | |
- | durch die Behörden mit den entsprechenden Privilegien und Pflichten zugewiesen. Verstöße hierge- | + | |
- | gen wurden mit Strafen bzw. Bußen geahndet. Die alten Bestimmungen fur die Waadenfischerei sind | + | |
- | im Prinzip bis zum Ende der Waadenfischerei um etwa 1930 als Grundlage fur die Fischereiverord- | + | |
- | nungen gültig geblieben. | + | |
- | Mit dem Wachsen | + | In Eckernförde war dem Vernehmen nach der 1716 in Eckernförde geborene Fischer Friedrich Hinkelmann |
- | Innenförde | + | |
- | größert. Die Flügel (Waadenarme) erhielten eine Länge bis zu 115 m und die Staufigkeit der Flügel | + | |
- | wurde bis zu 14m Tiefe erweitert und der Hamen ebenso vergrößert. Somit wurden die Waaden der | + | |
- | größeren Wassertiefe und den hierdurch veränderten Strömungsverhältnissen angepasst. Es bestan- | + | |
- | den zuletzt 144 von der Provinzialregierung in Schleswig anerkannte Waadenzüge in der Eckernförder | + | |
- | Bucht, die in der Zeit vom 1. September bis Ende April den Waadenfischern vorbehalten waren. In | + | |
- | dieser Zeit durften diese Fanggrümde also im Prinzip nicht von anderen Fischern, besonders Stell- | + | |
- | netzfischern genutzt werden. | + | |
- | Durch die sich Ende der 20-er Jahre rapide verschlechterten Fangergebnisse, | + | Aus der Geschichte |
- | Preisverfall, | + | |
- | mehr boten. Hierbei ist zu berücksichtigen, | + | |
- | aufwendige Art der Fischerei handelte. Hinzukam, daß die Waadenbesitzer immer älter wurden und | + | |
- | nur noch beschrankt selbst tatig waren. | + | |
- | Fur die über Jahrhunderte alte Waadenfischerei, die um 1900 herum ihren Höhepunkt mit 72 Waaden | + | |
- | erreichte | + | |
- | ein bitteres sowie trauriges Ende. Hiermit verschwand auch der Anblick der riesigen zum Trocknen | + | |
- | aufgehangenen Netze, | + | |
- | auf der Fischerkoppel bestimmten. | + | |
- | Im 2. Weltkrieg sind nochmal 3 Waaden im Betrieb gewesen, die sich auch rentierten aber dann auch | + | === Die Fischerei ab dem 19. Jahrhundert === |
- | plötzlich wieder zu Ende gingen. Dasselbe Schicksal erlebte die um 1918 eingeführte Ringwaadenfi- | + | |
- | scherei gegen Ende der 20er-Jahre. Diese lebte 1950 mit 3 Ringwaaden erneut auf und erzielte fur | + | Durch die Zunahme |
- | eine kurze Periode | + | |
- | Flscherei auch endgültig | + | |
- | Die bereits erwähnte Ausweitung | + | Mit dem Wachsen |
- | Gründung des Fischerei-Vereines. Im Jahr 1831 stellten mehrere Waaden-und Kleinfischer beim Ma- | + | |
- | gistrat der Stadt einen Antrag um Zulassung für die Gründung eines Vereines. Hauptgrund war vor | + | |
- | allen Dingen, daß hierdurch eine bessere Regelung für die Verteilung | + | |
- | eine Art Berufsvertretung | + | |
- | keit wahrgenommen | + | |
- | Im Jahr 1833 wurde der Verein gegründet. Grundungsmitglieder waren 37 Waaden-und Kleinfischer. | + | Durch die sich Ende der 20er Jahre rapide verschlechterten Fangergebnisse, |
- | Zu dieser Zeit sind 9 Handwaaden in Betrieb gewesen. Da diese Waaden noch verhaltnismäßig klein | + | |
- | waren, kann man pro Wade mit einer Besatzung von 4 Mann rechnen. Im Jahre 1842 waren 12 Waa- | + | |
- | den in Betrieb, die sich immer noch nur auf die vorgenannten 9 Waadenzüge in Stadtnähe be- | + | |
- | schrankten. Im weiteren Verlauf kamen weitere Waaden hinzu und es wurden entsprechend die | + | |
- | Waadenzüge erweitert. Mit der Vergrößerung rung der Waaden stieg die Zahl der Besatzung auf 6 | + | |
- | bis 8 Mann pro Waade. 1850 waren 16 Waaden im Verein registriert und auch andere Fischer konnten | + | |
- | die Mitgliedschaft erwerben. 1856 waren bereits 54 Fischer Mitglied des Vereines. Zu dieser Zeit | + | |
- | wurde eine eigene Kranken-und Witwenunterstützungskasse gegründet, die noch bis zur Währungs- | + | |
- | reform | + | |
- | Satzung, die 30 Artikel umfasste | + | |
- | 11). Im Jahr 1880 erklärten 170 Fischer ihre Mitgliedschaft im Verein. | + | |
- | Wie auch heute noch allgemein festzustellen ist, je größer der Verein, umso mehr Schwierigkeiten | + | Für die über Jahrhunderte alte Waadenfischerei, |
- | Verein. Dieser Grundsatz galt auch damals für den Fischerei-Verein. Es hat zu dieser Zeit oft Streit | + | |
- | gegeben zwischen den Mitgliedern, vor allen Dingen wohl zwischen Waadbesitzern | + | |
- | 1887 entzweite sich der Verein und die Waadbesitzer gründeten einen eigenen Verein. 98 Mitglieder | + | |
- | traten | + | |
- | Fischer, die in beiden Vereinen Mitglied waren. Der verbleibende Kleinfischerverein ist als rechtlicher | + | |
- | Nachfolger des 1833 gegründeten Vereins anzusehen, da er die größere Zahl der Mitglieder aufwies, | + | |
- | die bis 1896 auf 220 anstiegen.5 Die Anzahl | + | |
- | alle 144 Waadenzüge der Bucht in Anspruch genommen wurden. Diese Züge wurden vom Verein | + | |
- | jährlich für die Fangsaison an die Waaden neu vergeben. | + | |
- | Nach einer Statistik des Oberfischmeisteramtes gab es 1894 in Eckernförde 250 Berufsfischer und | + | Im Zweiten Weltkrieg |
- | uber 100 Nebenerwerbs- oder Gelegenheitsfischer. Letzere | + | |
- | Baugewerbe tatig und gingen | + | |
- | arbeiten konnten. Viele von ihnen hatte eigene Boote und entsprechende Netze. Um die Jahrhun- | + | |
- | dertwende | + | |
- | faktor in der Stadt dar. In der Waadensaison waren zu dieser Zeit 72 Waaden | + | |
- | trieb. Rechnet man pro Boot 3 - 4 Mann Besatzung, so waren alleine in diesem Zweig ca. 550 Mann | + | |
- | beschäftigt. Daneben gab es dann noch die Fischer, welche mit ihren Booten oder Quasen die Fi- | + | |
- | scherei mit Stellnetzen | + | |
- | Besatzung je Boot notwendig, so daß nochmals an die 100 Mann in der Fischerei | + | |
- | man noch die große Anzahl der Arbeitskräfte in der Fischverarbeitung hinzu, kann man den enormen | + | |
- | Wirtschaftsfaktor für die Stadt bemessen, die zu dieser Zeit ca. 5500 Einwohner hatte. In guten Fang- | + | |
- | saisonen waren auch ein Teil der Kieler Fischer in Eckernförde tätigt. | + | |
- | In diesem Zusammenhang taucht natürlich die Frage auf, wieso von dieser großen Zeit der Fischerei | + | Die bereits erwähnte Ausweitung |
- | so gut wie nichts nachgeblieben ist. Zu dieser Zeit war der Fischer allein auf sein Können, seinen | + | |
- | Fleiß und seine Kenntnisse über Wind, Wasser und das Fischverhalten angewiesen. Für schlechte | + | |
- | Wetterperioden und insbesonders für Eiswinter hatte er selbst Vorsorge für sich, seine Familienan- | + | |
- | gehörigen | + | |
- | dergleichen seitens | + | |
- | völkerungszahl bedeutenniedriger als heute war und der Preis ausschließlich von Angebot und | + | |
- | Nachfrage bestimmt wurde, ist man nachherein doch sehr verwundert über den Abfall dieses tradi- | + | |
- | tionsreichen Gewerbes. Es soll hier jedoch nicht verkannt | + | |
- | rung mit höheren Betriebskosten und der Übergang zu radikaleren Fangmethoden, | + | |
- | sichtslose ' | + | |
- | (Die Zahlenangaben enstammen den Vereinsprotokollen) | + | Im Jahr 1833 wurde der Verein gegründet. Gründungsmitglieder waren 37 Waaden- und Kleinfischer. Zu dieser Zeit waren 9 Handwaaden in Betrieb. Da diese Waaden noch verhältnismäßig klein waren, kann man pro Waade mit einer Besatzung von 4 Mann rechnen. Im Jahre 1842 waren 12 Waaden in Betrieb, die sich immer noch nur auf die vorgenannten 9 Waadenzüge in Stadtnähe beschränkten. Im weiteren Verlauf kamen weitere Waaden hinzu und es wurden entsprechend die Waadenzüge erweitert. Mit der Vergrößerung der Waaden stieg die Zahl der Besatzung auf 6 bis 8 Mann pro Waade. 1850 waren 16 Waaden im Verein registriert und auch andere Fischer konnten die Mitgliedschaft erwerben. 1856 waren bereits 54 Fischer Mitglied des Vereines. Zu dieser Zeit wurde eine eigene Kranken- und Witwenunterstützungskasse gegründet, die noch bis zur Währungsreform im Juni 1948 entsprechende Zahlungen leistete. 70 Mitglieder beschlossen 1860 eine neue Satzung, die 30 Artikel umfasste, und 1865 stimmten 65 Fischer für eine Änderung der Satzung |
- | direkte Ernährung und für die Fischmehlfabriken, große Auswirkungen gehabt haben. Der Fischer | + | Wie auch heute noch allgemein festzustellen ist, je größer der Verein, umso mehr Schwierigkeiten im Verein. Dieser Grundsatz galt auch damals für den Fischerei-Verein. Es hat zu dieser |
- | selbst | + | |
- | Die große Zunahme des Fischereigewerbes ab etwa 1860 an ist wohl auch darauf zuruckzuführen, daß | + | |
- | ab 1862 mechanisch hergestellte Netze als Rohware aus Schottland eingeführt wurden | + | |
- | Markt kamen. Ab 1873 wurden auch in Deutschland Netze aller Art mechanisch, d.h. fabrikmäßig | + | |
- | hergestellt. Vorher musste | + | |
- | milie oder die Netze wurden | + | |
- | mit der Herstellung von Netzen | + | |
- | In diesem Zusammenhang möchte ich einen kurzen Bericht aus eigener Erinnerung einfügen. | + | Nach einer Statistik des Oberfischmeisteramtes gab es 1894 in Eckernförde 250 Berufsfischer und über 100 Nebenerwerbs- oder Gelegenheitsfischer. Letztere waren zum großen Teil hauptberuflich im Baugewerbe tätig und gingen der Fischerei in den Wintermonaten nach, wenn sie im Hauptberuf nicht arbeiten konnten. Viele von ihnen hatten eigene Boote und entsprechende Netze. Um die Jahrhundertwende erlebte |
- | Am Jungfernstieg, wo heute das Gebaude | + | |
- | Geschwister Lorenzen (Bruder mit 2 Schwestern, | + | |
- | die Fischer geknotet haben. Sie hatten sich vor allen Dingen darauf spezialisiert, | + | |
- | gestellten Buttstellnetze mit einer verstärkten Sohlmasche (Umknotenmasche) | + | |
- | geschah pro Buttnetz | + | |
- | Vater dort gewesen, wenn er Buttnetze zum Umknoten hinbrachte. Jedesmal lagen da eine ganze | + | |
- | Menge von Netzen, jeweils | + | |
- | waren. Aber auch fur die Waadennetze, und zwar fur die Unter- und Obertücher (als Tücher wurden | + | |
- | die langen Netzbahnen genannt) haben die Lorenzen' | + | |
- | maschen geknotet. Als später | + | |
- | für diese Familie | + | |
- | kisten fur die Räuchereien begonnen. Auch dieses war eine typische Tatigkeit in Zusammenhang mit | + | |
- | der Eckernförder Fischerei, die heute leider auch in Vergessenheit geraten ist. | + | |
- | Ich möchte meinen Bericht nun zunächst | + | In diesem Zusammenhang taucht natürlich die Frage auf, wieso von dieser großen Zeit der Fischerei |
- | fisch befasste | + | |
- | gab es dann noch den einfachen Butt, auch Plaaten genannt. | + | Die große Zunahme des Fischereigewerbes ab etwa 1860 ist wohl auch darauf zurückzuführen, |
+ | |||
+ | In diesem Zusammenhang möchte ich einen kurzen Bericht aus eigener Erinnerung einfügen. | ||
- | Die Anzahl der Boote für die Goldbuttfischerei, auch Quasen genannt, ist ab 1860 ständig gestiegen. | + | Am Jungfernstieg, wo heute das Gebäude von Johs. Manss ?????? |
- | Dieses war eine Bestätigung | + | |
- | (auf Platt Quatschen genannt) waren speziell für diesen Zweck gebaute Fischerboote. Bis etwa 1910 | + | |
- | waren es zumeist reine Segelschiffe. Auch die später | + | |
- | Quaasen | + | |
- | vore und nach achtern durch wasserdichte Schotten begrenzt wurde. Zwischen diesen Schotten lag | + | |
- | der Bünn, welcher je nach Größe mit einem oder zwei weitere Schotts unterteilt war. Nach oben war | + | |
- | der Bünn mit einem 2 - 2 1/2 Zoll dickes Bünndeck | + | |
- | sem Dammdeck | + | |
- | waaserdichten Aufbau vorhanden. Im Bünnbereich wurden in den Außenplanken unterhalb | + | |
- | serlinie 3/4 bis 1-zöllige Löcher gebohrt. Dadurch war der Bünn direkt mit dem Seewasser verbunden | + | |
- | und durch die Fahrt des Bootes laufend mit frischem Seewasser versorgt. | + | |
- | Der Bünn hat den Zweck, die gefangenen Plattfische (Goldbutt, Struffbutt, Steibutt | + | Ich möchte meinen Bericht nun zunächst der Fischerei auf Plattfisch zuwenden. |
- | lebend an den Markt zu bringen. Zu dieser Zeit, gab es noch nicht die Eiskonservierung an Bord und | + | |
- | tote Fische waren nicht abzusetzen. In den jeweiligen Küstenhäfen halt die Fischhändler ebenfalls | + | |
- | schwimmende große Fischkisten im Wasser verankert, um den lebend angelandeten Fisch ebenfalls | + | |
- | bis zum Verkauf lebendig zu erhalten. Wie gesagt, tote Fische | + | |
- | konnte noch bis in die zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts so gut wie nicht verkauft werden. Selbst | + | |
- | am damals großen Kieler Fischmarkt war der Handel sehr sensibel und bestand trotz der späteren | + | |
- | Konservierung mit Eis (z.B. bei den Fischdampfern) auf lebende Kutterware. | + | |
- | Der Plattfischfang | + | Die Anzahl der Boote für die Goldbuttfischerei, |
- | oder Treibnetzen | + | |
- | angelandete Fisch wurde zum Teil direkt an den Verbraucher | + | |
- | Stück) verkauft oder ging lebend an den Fischhandel und an die Räuchereien. Der Struffbutt galt da- | + | |
- | mals und ist auch heute noch gekocht mit Petersilien-Soße aus dem Fischwasser eine Delikatesse, | + | |
- | die zudem wegen des hohen Eiweißgehaltes | + | |
- | war. Die meisten großen Goldbutt, welche bis zum ersten Weltkrieg in Eckernförde angelandet wur- | + | |
- | den, kauften die Fischräuchereien zum Räuchern. Für einige Räuchereien, | + | |
- | siert hatten, | + | |
- | Fang mit der Waade auf Hering und Sprotten | + | |
- | tember verboten | + | |
- | den Bedarf der vielen Räuchereien nicht decken. | + | |
- | Im Zeitraum von 1890 bis 1894 wurden nach vorliegenden Aufzeichnungen | + | Der Bünn hat den Zweck, die gefangenen Plattfische |
- | größten Golbuttfänge | + | |
- | erst recht danach | + | |
- | gel-Quasen mit der Buttnetzfischerei (Treibnetze) aber auch mehrere Buttwaaden beteiligt gewesen. | + | |
- | In diesem Zusammenhang hat mir der Fischer Joh. Föh (mein Schwiegervater), der damals bei Fr. | + | |
- | Ohlsen | + | |
- | (von Fr. Ohlsen) und einer ersten Motorquase, die dem Fischer Margenberg gehörte, erzählt. Hierbei | + | |
- | wurden die Buttwaaden von den Quasen aus mit einer Jolle ausgesetzt | + | |
- | winde eingeholt. Durch die Motorkraft waren diese Quasen weniger vom Wind abhängig, wie die | + | |
- | Seglquasen und konnten daher zumeist schneller | + | |
- | die Goldbuttanlandungen in Eckernförde sehr abgenommen. Dieses kam daher, daß ein großer Teil | + | |
- | der Quasen ihre Fänge nunmehr an den damals wachsenden Kieler Seefischmarkt brachten, das sie | + | |
- | hier bedeutend bessere Preise erzielten, als bei dem Überangebot in Eckernförde. | + | |
+ | Der Plattfischfang war in den Sommermonaten die Hauptfischerei. Sie wurde überwiegend mit Stell- oder Treibnetzen (Takel) betrieben. Es gab jedoch auch mehrere Buttwaaden in Eckernförde. Der angelandete Fisch wurde zum Teil direkt an den Verbraucher zu Stieg (20 Stück) oder in Halvstieg (10 Stück) verkauft oder ging lebend an den Fischhandel und an die Räuchereien. Der Struffbutt galt damals und ist auch heute noch gekocht mit Petersilien-Soße aus dem Fischwasser eine Delikatesse, | ||
+ | Im Zeitraum von 1890 bis 1894 wurden nach vorliegenden Aufzeichnungen (Fischereiaufsicht) die größten Goldbuttfänge und Anlandungen in Eckernförde verzeichnet. Solche Mengen sind vorher und erst recht danach nicht wieder erzielt worden. An diesen großen Goldbuttfängen waren an die 50 Segel-Quasen mit der Buttnetzfischerei (Treibnetze) aber auch mehrere Buttwaaden beteiligt gewesen. In diesem Zusammenhang hat mir der Fischer Joh. Föh (mein Schwiegervater), |