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Es hatten sich damals einige Waaden zusammengetan, um sich einen Motor in eines ihrer Boote einzubauen, und im Herbst 1914 mussten es noch mehrere tun, eben weil ein großer Teil der Fischer beim Militär war. Bis in den Herbst hinein wurden die Fänge nach Wall gekauft und verkauft, bis die Schleswig-Holsteinische Fischhandels-Gesellschaft die Zwangsabgabe der angelandeten Fische aller Art nach Pfundmaß einführte.

Bei allen Fischereiarten wurden überall Abnahmestellen eingerichtet. Die Hauptzentrale der gesamten Fischhandels-Gesellschaft legte für alle Fischarten einen festen Preis fest. Privatverkauf der Anlandungen wurde streng bestraft. Bis 1914, also vor Ausbruch des Krieges, wurde das gesamte Fischwark – Blankfisch wie Hering, Sielen, Sprotten – alles nach Wall (80 Stück) gehandelt. Die angelandeten Fische wurden vom Ausland in Wagons oder von Dänemark mit Beltbooten nach Eckernförde auf den Markt geliefert und dort zu Auktionspreisen verkauft.

Die Auktion von Fischen aller Art wurde in Eckernförde erst nach 1900 eingeführt. Vorher verkauften die Fischer ihre Fänge selbst – an Räuchereibesitzer oder andere Fischhändler. Die Hauptfischauktionäre hatten jeweils eine bestimmte Anzahl Fischer, die ihre Fänge bei ihnen ablieferten. Diese Auktionäre versuchten dann, bei der Auktion einen guten Preis bei den Räuchereien zu erzielen – je nach Güte der Ware.

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Die Hauptfischauktionäre waren fortan für hiesige Fischarten wie Heringe, Sielen und Sprotten zuständig, die auch aus Apenrade, Sonderburg, Flensburg, Langballigau, Maasholm und weiteren Orten vom Schleigebiet stammten – und mit Wagons oder Booten bei uns auf dem Fischmarkt verkauft wurden.

Hopp & Rehse, Heinr. Wiedemann, Fr. Ohlsen und Desler (der auch eine Räucherei hier hatte – ein gebürtiger Maasholmer) versteigerten auch die Fische aus dem Schleigebiet. Deslers Hauptgebiet war Maasholm. Die anderen drei Auktionäre hatten ihre festen Fischerkunden. Alle mussten aber auch für viele Tausend Fischkisten mit 40–50 Pfund Inhalt sorgen.

Für die ausländischen Fische, die hier in Eckernförde auf den Markt kamen, waren Heinr. Neumann, Armmann (auch Räuchereibesitzer), F. W. Haß und ein weiterer zuständig. Die Auktionszeiten auf dem Fischmarkt waren morgens um 8 Uhr, um 11 Uhr und nachmittags um 16 Uhr.

Eckernförde war auch der größte Standort für Fischindustrie und Räuchereien in ganz Deutschland – bis einige Jahre nach dem Krieg 1914–18. Ab Mitte der 1920er Jahre ging die hiesige Fischerei immer weiter zurück, ebenso einige Räuchereien, da an der Nordsee in allen Anrainerstaaten die große Fischerei wieder aufgenommen wurde.

Alle Fischarten der Nordsee hatten sich während der Kriegsjahre stark entwickelt, weil die Fischerei insgesamt durch den Krieg sehr eingeschränkt war. Die westliche Ostsee dagegen war stark belastet, unter anderem durch eine großflächige Vernichtungsfischerei auf Plattfisch. Dazu kam die moderne Entwicklung der Fischerei, insbesondere durch das plötzliche Aufkommen der Ringwaadenfischerei – mit etwa 50 im Einsatz in der Lübecker Bucht vor Travemünde und der Eckernförder Förde. Meiner Meinung nach führte das zu einer Überfischung der Bestände – obwohl die Handwaadenfischerei in Eckernförde nach den Kriegsjahren noch große Jahresanlandungen erzielte. Doch von Jahr zu Jahr wurde es schlechter, bis gegen Ende der 1920er Jahre die Handwaadenfischerei ganz eingestellt wurde.

Eine über viele hundert Jahre betriebene Fischerei kam zu ihrem Ende. Der große Bericht über die Waadenfischerei in Eckernförde zeigt ihre Entwicklung und Veränderung – und wie sich durch die große Waadenfischerei mit Ringwaaden auch die Fischindustrie mit ihren Räuchereien derart entwickeln konnte.

Der Versand der hergestellten Waren ging über ganz Deutschland hinaus. Aber auch die Räuchereien mussten sich nach dem Krieg 1914–18 stark verringern, da sich die großen Fischereihäfen an der Nordsee zu Zentren der Industrie entwickelten. Aus Eckernförde wurden sogar mehrere Räucherknechte als Räuchermeister dorthin geholt.

Die Waadenfischerei war eine Saisonfischerei von September bis Ende April. Neben der Waade kam auch eine große Stellnetzfischerei auf Goldbutt, Heringe und Sprotten hinzu. Dafür gab es spezielle Boote – die sogenannten Quasen – mit einem Bünn, um Plattfische wie Dorsch und Aale lebendig zu halten. Quasen wurden nach der Jahreswende als große volleingedeckte mit Motoren eingerüstet.

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In der Waadensaison im Herbst 1910 waren zehn weitere Waaden mit einem Motor ausgerüstet – insgesamt nun 15. Während bei den ersten fünf Waaden das Aussetzen der Netze problemlos lief, kam es bei einigen der zehn neuen Motorboote beim Auslegen der Waade dazu, dass sich das Netzgarn in der Schiffsschraube verfing. Es war nicht leicht, es wieder herauszubekommen, und es passierte beinahe täglich bei einem oder mehreren.

Um das zu verhindern, ließen sich einige der Betroffenen einen Korb aus Blech anfertigen, den sie vor dem Auslegen der Waade am Achtersteven als Schutz befestigten. Doch bei einigen brachte der Korb nichts – die Schraube holte auch durch das Blechgitter ihren Tribut, und das war noch schlimmer als ohne Korb.

Die Unglücklichen erkundigten sich nun bei ihren Kollegen, bei denen so etwas nie vorgekommen war. So wurden die Körbe wieder an Land geworfen – und das Problem mit dem Netz in der Schraube war vorbei.